H
Helen_2out3
Gast
Hallo zusammen,
vor sechs Jahren habe ich einen Mann im Internet kennengelernt und hatte seitdem über Jahre ganz merkwürdigen Liebeskummer wegen ihm (merkwürdig halt, weil ich ihn all die Jahre nicht in Echt kannte, wir nur geschrieben haben). Ich war damals 15, also noch mitten in der Pubertät, und war allgemein keine gute Zeit für mich. Und ich habe viele meiner Probleme auf diese merkwürdige Verliebtheit projiziert und dachte, er könne sie lösen, wenn er nur wollte. Wollte er zwar nicht, aber ich habe ihm dennoch mehr erzählt als irgendjemandem sonst in der Zeit. Vieles zwar nicht explizit, dafür haben wir in Metaphern und Rätseln kommuniziert, wir haben kaum etwas davon je wirklich ausgesprochen, war alles nur implizit, aber ich hatte dadurch immer das Gefühl, dass wir uns auf irgendeiner Ebene sehr tiefgehend verstehen würden. Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, warum ich über all die Jahre nie ganz von ihm losgekommen bin, ich weiß es nicht. Heute bin ich 21 (er damals 18, heute 24). Über die Zeit haben wir zwar eine Art Online-Freundschaft aufgebaut, aber jedes Mal, wenn ich etwas in die Richtung davon gesagt habe, dass ich ihn mag, hat er sich darüber lustig gemacht oder es einfach ignoriert. Und zeitweise ist er auch ohne ein weiteres Wort über mehrere Monate verschwunden. Beides hat mich immer ziemlich fertig gemacht.
Wir haben uns vor ungefähr zwei Monaten das erste Mal in Echt getroffen, wir haben was getrunken und irgendwann habe ich ihn geküsst. War auch alles super, er hat mich zurückgeküsst und alles. Und mir dann erzählt, dass das sein erster Kuss gewesen sei. Und ich dachte: „Ui.“ Und am nächsten Morgen habe ich angefangen zu weinen.
Wir wohnen mehrere Zugstunden voneinander entfernt, so weit, dass sich ein Treffen für einen Tag nicht lohnt, außerdem liegt auch eine Grenze dazwischen, was momentan mit den Corona-Regelungen die Sache nicht einfacher macht. Wir haben uns also erst einen Monat darauf wiedergesehen, diesmal für vier Tage. Wir haben Spiele mit seiner Familie gespielt und miteinander geschlafen, was für uns beide das erste Mal war. Mittlerweile sind wir mehr oder weniger zusammen, außer dass ich ihm nicht bestätigen kann, dass ich seine Freundin bin, und es ist auch klar, dass wir uns wiedersehen werden.
Was ist jetzt das Problem? Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass es tausende gibt. Ich kann nicht mehr aufhören, über alles nachzudenken, aber ich werde immer nur noch verwirrter, weiß nicht, was ich will, und schon gar nicht, was ich tun soll. Aber ich möchte drei Punkte ansprechen, die für mich am schlimmsten sind und bei denen ich am wenigsten weiter weiß:
Ich kann schon sehen, dass es irgendwann enden muss, ich weiß nicht genau, warum, aber ich kann keine Zukunft sehen. Andererseits kann ich auch nicht sehen, wie es jemals enden sollte. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, jemals jemanden zu finden, der näher an das herankommt, was ich suche, aber dennoch entspricht er nicht dem Ideal und ich bin ja so ein Alles-oder-nichts-Typ, war schon immer mein Problem, dass ich mit nichts zufrieden bin, was nicht perfekt ist, und es dann einfach ganz aufgebe. Er dagegen scheint sich vollkommen sicher zu sein. Und zwar viel zu schnell. Schon kurz nach unserem ersten Treffen hatten wir etabliert, dass wir ineinander verliebt sind, aber dann hat er plötzlich auch behauptet, dass er mich liebe, und das konnte ich nicht erwidern. Und er hat mir von all seinen Problemen (Studiumsunterbruch, Depressionen, kein Kontakt mehr zu Freunden, Ängste vor der Welt allgemein etc.) erzählt und gemeint, dass er deswegen nicht wisse, ob er irgendwann für eine Familie sorgen könne, aber wenn ich ihm dabei helfe, würde vielleicht irgendwann noch etwas aus ihm. Dann die Andeutung, dass er mir ja noch ein Kind versprochen habe, was auf einen blöden Witz von vor ein paar Jahren zurückgeht, aber diesmal war es eben ernst gemeint. Und das alles innerhalb eines Monats nach unserem ersten Treffen. Hilfe? Und ich kann mir das eben alles noch nicht vorstellen und frage mich deswegen, ob das ein Zeichen dafür ist, dass etwas nicht stimmt, oder ob er einfach viel zu schnell damit ist. Mittlerweile sollte ich mir allerdings zumindest sicher sein, ob ich mit ihm zusammen sein will, und er hat auch mehrmals gefragt, hat sogar seiner Oma von mir erzählt und ihr gesagt, dass er hofft, dass ich seine Freundin werde, aber was bringt er seine Oma mit ins Spiel?
Was ich sagen will: Ich weiß es einfach nicht. Ich will ihm keine Sicherheit geben, die ich ihm nicht geben kann. Ich kann ihm weder sagen, dass ich ihn liebe (was ich wahrscheinlich tue) noch dass wir zusammen sind, weil ich doch schon das Ende sehe und es wäre grausam, ihn weiter an der Nase herumzuführen, wenn ich das jetzt schon weiß. Der einzig logische Schluss daraus wäre, es jetzt sofort zu beenden, bevor ich noch mehr Schaden anrichte, aber … das will ich doch gar nicht. Was rede ich davon, das zu beenden, wie komme ich darauf, das will ich doch gar nicht?
Ich habe auch unglaublich starke Stimmungsschwankungen, manchmal bin ich unglaublich traurig, manchmal denke ich darüber nach, wie ich ihn wieder loswerden soll, und am nächsten Tag kann ich nichts anderes, als verliebt daran zu denken, was passieren könnte, wenn wir uns das nächste Mal wieder sehen.
Gibt sehr viele Gründe für meine Verwirrtheit, aber die Ausführungen würden zu weit gehen und dennoch nicht alles vollkommen erklären, aber das ist das Fazit.
Kommen wir zu einem ziemlich profanen Punkt, der aber dennoch relevant zu sein scheint, weil ich öfters darüber nachdenke. Und zwar finde ihn subjektiv attraktiv, aber objektiv betrachtet sieht er nicht wirklich gut aus. Ich glaube, früher sah er sogar ziemlich gut aus, aber er hat sich eine ziemliche Plauze zugelegt und das Doppelkinn steht ihm einfach nicht. Plus noch zwei andere Punkte. Das hört sich jetzt gemein an und grundsätzlich wäre es mir egal, denn wie gesagt, subjektiv finde ich ihn sehr attraktiv, aber aus zwei Gründen ist es das nicht:
1. Meine Reputation ist mir nicht gleichgültig. Ich hatte noch nie einen festen Freund, ergo meiner Familie und Freunden auch noch nie einen vorgestellt, heißt, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder kriege ich niemanden ab oder bin eben sehr wählerisch. Da ich selber eigentlich ganz hübsch bin (kann schlecht einschätzen, wie hübsch tatsächlich, Lob ist ja schnell ausgesprochen und selten ehrlich; bin auf jeden Fall nicht hässlich), wurde immer eher Letzteres suggeriert, meine sozialen Probleme zeigen sich dort nicht in ihrer Gänze. Ich möchte es also gerne dabei belassen, auch wenn das nicht vollkommen wahr ist, wenn ich ihn jetzt aber mitbringe und als meinen Freund vorstelle, dann … tja. Wirkt es, als hätte ich das Erstbeste genommen, was ich bekommen habe. Und das will ich nicht. Sie werden nicht sehen, dass das nicht wahr ist, denn sie werden nicht sehen können, was ich in ihm sehe. Ich könnte mich natürlich einfach überwinden, das ist nicht unmöglich, aber er würde eben merken, dass es mir dennoch unangenehm ist. Und das sollte er auf keinen Fall merken. Aber das ist eben auch noch ein Hindernis, habe eben auch deswegen Hemmungen, offiziell mit ihm zusammenzukommen, weil ich ihn dann meinen Eltern vorstellen müsste, weil man das eben so macht. Und dann werde ich mir die ausgesprochenen und unausgesprochenen Meinungen meiner Eltern anhören und das kann ich einfach nicht, zumal ich ja selber noch so unsicher bin, das würde Leute in unsere Beziehung reinlassen, die dort nichts zu suchen haben. Zumal es ja nicht nur das Aussehen wäre, er ist auch sonst äußerst seltsam, das finde ich natürlich charmant, deswegen habe ich mich in ihn verliebt, aber die meisten Leute eben nicht.
2. Er sagt mir ständig, wie schön ich sei, und ich kann das nicht zurückgeben. Beziehungsweise, mein Kopf sagt halt: „Ja, ohne das Doppelkinn…“ Er hatte auch, vor allem früher, diesen Narzissmus, über den er sich zwar auf charmante Art immer etwas lustig gemacht hat, aber der dennoch ernst gemeint war, halt dass er so gut aussieht und so tolle Haare habe und so weiter. Jetzt steht das aber immer noch irgendwie im Raum und wartet darauf, dass ich das bestätige oder widerspreche.
Und damit kommen wir zum letzten Punkt, der für mich am allerschlimmsten ist: Ich habe unglaubliche Angst, ihn zu verletzen. Ich weiß, dass meine Unentschlossenheit schon objektiv betrachtet nicht sonderlich sympathisch ist, so sollte man sich nicht verhalten, aber wie gesagt, ich weiß nicht, was ich machen soll. Er sagt zwar, dass alles gut ist, aber es kann ihm doch nicht gleichgültig sein, wenn ich ihm nicht sagen kann, dass ich ihn auch liebe? Aber bei ihm kommt dazu, dass er zu diesem merkwürdigen Narzissmus ein unglaublich fragiles Selbstbewusstsein hat. Und das ist keine psychologische Analyse meinerseits, das sagt er selber. Er hat mich sogar mehrmals gefragt, ob ich ihn überhaupt mag. Und er fragt immer mal wieder, ob er nicht alles falsch macht. Und ich soll ihm sagen, dass alles gut sei. Ich mag ihn natürlich, aber ich kann ihm nicht sagen, dass er nichts falsch macht, oder dass alles gut sei, weil er durchaus Tendenzen hat, mich zu verletzen, direkt oder indirekt, aber immer unabsichtlich, und wenn es mir schlecht geht, hat es in letzter Zeit immer etwas mit ihm zu tun, darauf bin ich vorher nicht eingegangen, weil es zu weit führen würde, aber ich habe unglaubliche Angst, etwas davon anzusprechen, weil … er sagt, dass er deswegen sogar in Therapie ist. Weil er Angst hat, Menschen zu veletzen und so. Und das einer der Gründe ist, warum er keinen Kontakt mehr zu seinen Freunden hat. Wie kann ich ihm sagen, dass seine Ängste, bei denen er versucht sich klar zu machen, dass sie irrational sind, eigentlich real sind, weil ich psychologisch einen an der Waffel habe und mich jeder Scheiß verletzt und ich ihn am liebsten als Bösewicht sehen würde, obwohl er das nicht ist?
(…)
vor sechs Jahren habe ich einen Mann im Internet kennengelernt und hatte seitdem über Jahre ganz merkwürdigen Liebeskummer wegen ihm (merkwürdig halt, weil ich ihn all die Jahre nicht in Echt kannte, wir nur geschrieben haben). Ich war damals 15, also noch mitten in der Pubertät, und war allgemein keine gute Zeit für mich. Und ich habe viele meiner Probleme auf diese merkwürdige Verliebtheit projiziert und dachte, er könne sie lösen, wenn er nur wollte. Wollte er zwar nicht, aber ich habe ihm dennoch mehr erzählt als irgendjemandem sonst in der Zeit. Vieles zwar nicht explizit, dafür haben wir in Metaphern und Rätseln kommuniziert, wir haben kaum etwas davon je wirklich ausgesprochen, war alles nur implizit, aber ich hatte dadurch immer das Gefühl, dass wir uns auf irgendeiner Ebene sehr tiefgehend verstehen würden. Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, warum ich über all die Jahre nie ganz von ihm losgekommen bin, ich weiß es nicht. Heute bin ich 21 (er damals 18, heute 24). Über die Zeit haben wir zwar eine Art Online-Freundschaft aufgebaut, aber jedes Mal, wenn ich etwas in die Richtung davon gesagt habe, dass ich ihn mag, hat er sich darüber lustig gemacht oder es einfach ignoriert. Und zeitweise ist er auch ohne ein weiteres Wort über mehrere Monate verschwunden. Beides hat mich immer ziemlich fertig gemacht.
Wir haben uns vor ungefähr zwei Monaten das erste Mal in Echt getroffen, wir haben was getrunken und irgendwann habe ich ihn geküsst. War auch alles super, er hat mich zurückgeküsst und alles. Und mir dann erzählt, dass das sein erster Kuss gewesen sei. Und ich dachte: „Ui.“ Und am nächsten Morgen habe ich angefangen zu weinen.
Wir wohnen mehrere Zugstunden voneinander entfernt, so weit, dass sich ein Treffen für einen Tag nicht lohnt, außerdem liegt auch eine Grenze dazwischen, was momentan mit den Corona-Regelungen die Sache nicht einfacher macht. Wir haben uns also erst einen Monat darauf wiedergesehen, diesmal für vier Tage. Wir haben Spiele mit seiner Familie gespielt und miteinander geschlafen, was für uns beide das erste Mal war. Mittlerweile sind wir mehr oder weniger zusammen, außer dass ich ihm nicht bestätigen kann, dass ich seine Freundin bin, und es ist auch klar, dass wir uns wiedersehen werden.
Was ist jetzt das Problem? Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass es tausende gibt. Ich kann nicht mehr aufhören, über alles nachzudenken, aber ich werde immer nur noch verwirrter, weiß nicht, was ich will, und schon gar nicht, was ich tun soll. Aber ich möchte drei Punkte ansprechen, die für mich am schlimmsten sind und bei denen ich am wenigsten weiter weiß:
Ich kann schon sehen, dass es irgendwann enden muss, ich weiß nicht genau, warum, aber ich kann keine Zukunft sehen. Andererseits kann ich auch nicht sehen, wie es jemals enden sollte. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, jemals jemanden zu finden, der näher an das herankommt, was ich suche, aber dennoch entspricht er nicht dem Ideal und ich bin ja so ein Alles-oder-nichts-Typ, war schon immer mein Problem, dass ich mit nichts zufrieden bin, was nicht perfekt ist, und es dann einfach ganz aufgebe. Er dagegen scheint sich vollkommen sicher zu sein. Und zwar viel zu schnell. Schon kurz nach unserem ersten Treffen hatten wir etabliert, dass wir ineinander verliebt sind, aber dann hat er plötzlich auch behauptet, dass er mich liebe, und das konnte ich nicht erwidern. Und er hat mir von all seinen Problemen (Studiumsunterbruch, Depressionen, kein Kontakt mehr zu Freunden, Ängste vor der Welt allgemein etc.) erzählt und gemeint, dass er deswegen nicht wisse, ob er irgendwann für eine Familie sorgen könne, aber wenn ich ihm dabei helfe, würde vielleicht irgendwann noch etwas aus ihm. Dann die Andeutung, dass er mir ja noch ein Kind versprochen habe, was auf einen blöden Witz von vor ein paar Jahren zurückgeht, aber diesmal war es eben ernst gemeint. Und das alles innerhalb eines Monats nach unserem ersten Treffen. Hilfe? Und ich kann mir das eben alles noch nicht vorstellen und frage mich deswegen, ob das ein Zeichen dafür ist, dass etwas nicht stimmt, oder ob er einfach viel zu schnell damit ist. Mittlerweile sollte ich mir allerdings zumindest sicher sein, ob ich mit ihm zusammen sein will, und er hat auch mehrmals gefragt, hat sogar seiner Oma von mir erzählt und ihr gesagt, dass er hofft, dass ich seine Freundin werde, aber was bringt er seine Oma mit ins Spiel?
Was ich sagen will: Ich weiß es einfach nicht. Ich will ihm keine Sicherheit geben, die ich ihm nicht geben kann. Ich kann ihm weder sagen, dass ich ihn liebe (was ich wahrscheinlich tue) noch dass wir zusammen sind, weil ich doch schon das Ende sehe und es wäre grausam, ihn weiter an der Nase herumzuführen, wenn ich das jetzt schon weiß. Der einzig logische Schluss daraus wäre, es jetzt sofort zu beenden, bevor ich noch mehr Schaden anrichte, aber … das will ich doch gar nicht. Was rede ich davon, das zu beenden, wie komme ich darauf, das will ich doch gar nicht?
Ich habe auch unglaublich starke Stimmungsschwankungen, manchmal bin ich unglaublich traurig, manchmal denke ich darüber nach, wie ich ihn wieder loswerden soll, und am nächsten Tag kann ich nichts anderes, als verliebt daran zu denken, was passieren könnte, wenn wir uns das nächste Mal wieder sehen.
Gibt sehr viele Gründe für meine Verwirrtheit, aber die Ausführungen würden zu weit gehen und dennoch nicht alles vollkommen erklären, aber das ist das Fazit.
Kommen wir zu einem ziemlich profanen Punkt, der aber dennoch relevant zu sein scheint, weil ich öfters darüber nachdenke. Und zwar finde ihn subjektiv attraktiv, aber objektiv betrachtet sieht er nicht wirklich gut aus. Ich glaube, früher sah er sogar ziemlich gut aus, aber er hat sich eine ziemliche Plauze zugelegt und das Doppelkinn steht ihm einfach nicht. Plus noch zwei andere Punkte. Das hört sich jetzt gemein an und grundsätzlich wäre es mir egal, denn wie gesagt, subjektiv finde ich ihn sehr attraktiv, aber aus zwei Gründen ist es das nicht:
1. Meine Reputation ist mir nicht gleichgültig. Ich hatte noch nie einen festen Freund, ergo meiner Familie und Freunden auch noch nie einen vorgestellt, heißt, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder kriege ich niemanden ab oder bin eben sehr wählerisch. Da ich selber eigentlich ganz hübsch bin (kann schlecht einschätzen, wie hübsch tatsächlich, Lob ist ja schnell ausgesprochen und selten ehrlich; bin auf jeden Fall nicht hässlich), wurde immer eher Letzteres suggeriert, meine sozialen Probleme zeigen sich dort nicht in ihrer Gänze. Ich möchte es also gerne dabei belassen, auch wenn das nicht vollkommen wahr ist, wenn ich ihn jetzt aber mitbringe und als meinen Freund vorstelle, dann … tja. Wirkt es, als hätte ich das Erstbeste genommen, was ich bekommen habe. Und das will ich nicht. Sie werden nicht sehen, dass das nicht wahr ist, denn sie werden nicht sehen können, was ich in ihm sehe. Ich könnte mich natürlich einfach überwinden, das ist nicht unmöglich, aber er würde eben merken, dass es mir dennoch unangenehm ist. Und das sollte er auf keinen Fall merken. Aber das ist eben auch noch ein Hindernis, habe eben auch deswegen Hemmungen, offiziell mit ihm zusammenzukommen, weil ich ihn dann meinen Eltern vorstellen müsste, weil man das eben so macht. Und dann werde ich mir die ausgesprochenen und unausgesprochenen Meinungen meiner Eltern anhören und das kann ich einfach nicht, zumal ich ja selber noch so unsicher bin, das würde Leute in unsere Beziehung reinlassen, die dort nichts zu suchen haben. Zumal es ja nicht nur das Aussehen wäre, er ist auch sonst äußerst seltsam, das finde ich natürlich charmant, deswegen habe ich mich in ihn verliebt, aber die meisten Leute eben nicht.
2. Er sagt mir ständig, wie schön ich sei, und ich kann das nicht zurückgeben. Beziehungsweise, mein Kopf sagt halt: „Ja, ohne das Doppelkinn…“ Er hatte auch, vor allem früher, diesen Narzissmus, über den er sich zwar auf charmante Art immer etwas lustig gemacht hat, aber der dennoch ernst gemeint war, halt dass er so gut aussieht und so tolle Haare habe und so weiter. Jetzt steht das aber immer noch irgendwie im Raum und wartet darauf, dass ich das bestätige oder widerspreche.
Und damit kommen wir zum letzten Punkt, der für mich am allerschlimmsten ist: Ich habe unglaubliche Angst, ihn zu verletzen. Ich weiß, dass meine Unentschlossenheit schon objektiv betrachtet nicht sonderlich sympathisch ist, so sollte man sich nicht verhalten, aber wie gesagt, ich weiß nicht, was ich machen soll. Er sagt zwar, dass alles gut ist, aber es kann ihm doch nicht gleichgültig sein, wenn ich ihm nicht sagen kann, dass ich ihn auch liebe? Aber bei ihm kommt dazu, dass er zu diesem merkwürdigen Narzissmus ein unglaublich fragiles Selbstbewusstsein hat. Und das ist keine psychologische Analyse meinerseits, das sagt er selber. Er hat mich sogar mehrmals gefragt, ob ich ihn überhaupt mag. Und er fragt immer mal wieder, ob er nicht alles falsch macht. Und ich soll ihm sagen, dass alles gut sei. Ich mag ihn natürlich, aber ich kann ihm nicht sagen, dass er nichts falsch macht, oder dass alles gut sei, weil er durchaus Tendenzen hat, mich zu verletzen, direkt oder indirekt, aber immer unabsichtlich, und wenn es mir schlecht geht, hat es in letzter Zeit immer etwas mit ihm zu tun, darauf bin ich vorher nicht eingegangen, weil es zu weit führen würde, aber ich habe unglaubliche Angst, etwas davon anzusprechen, weil … er sagt, dass er deswegen sogar in Therapie ist. Weil er Angst hat, Menschen zu veletzen und so. Und das einer der Gründe ist, warum er keinen Kontakt mehr zu seinen Freunden hat. Wie kann ich ihm sagen, dass seine Ängste, bei denen er versucht sich klar zu machen, dass sie irrational sind, eigentlich real sind, weil ich psychologisch einen an der Waffel habe und mich jeder Scheiß verletzt und ich ihn am liebsten als Bösewicht sehen würde, obwohl er das nicht ist?
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