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Beziehung und Freunde vs. Emetophobie

Finael

Neues Mitglied
Auch wenn der Titel auf etwas anderes deutet geht es hier um ein Problem welches sich in meinem Kopf abspielt, dessen ich aber nicht Herr werden kann. Ich habe lange überlegt wie und ob ich das hier so offen schreiben soll. Da bislang nichts Wirkung gezeigt hat möchte ich auf diesem Wege einmal mein Glück versuchen und mir dazu auch ein paar Meinungen einholen.

Vorab möchte ich mich gleich für jeden ernsten Beitrag zu diesem Thema bedanken und selbstverständlich auch über ernst gemeinte Antworten auf unten gestellte Fragen freuen. Folgende Schilderungen sind nicht dramatisiert sondern stellt hoffentlich möglichst nah das dar, was mir passiert und welche Eindrücke ich dabei habe.


Ich bin junger Mann mitte zwanzig und fühle mich derzeit in meiner Haut alles andere als wohl. Ich habe Emetophobie (Angst vor dem Erbrechen) und dadurch bedingt unheimliche Schwierigkeiten auf Reisen oder Ausflüge die über längere Zeiträume gehen, da ich sobald ich ausgehe in der Regel nichts essen kann und diese Angst tritt inzwischen auch zu anderen Anlässen als Restaurantbesuchen auf, z.B. In der Innenstadt oder im Kino. Ich habe zwar spürbar Hunger und weiß, dass ich essen muss und dennoch stellt sich das Sättigungsgefühl bereits nach 1-2 Bissen oder schon vordem Servieren bei mir ein. Jeden weiteren Bissen muss ich mit ja schon fast Ekel hinunterwürgen. Das löst dann bei mir Übelkeit aus und kostet mich unheimlich viel Kraft und Überwindung. Bislang war es mir immer sehr peinlich mein Essen oftmals fast in einem Stück zurückzugeben wie ich es bekommen habe. Ich habe das immer versucht herunterzuspielen oder Ausflüchte zu suchen, aber abgesehen von schmerzenden Sprüchen von Kollegen und Freunden die einem dann immer damit aufziehen ruft das auch den ein oder anderen Küchenchef auf dem Plan, der dann daraus ein mortz Drama macht. Erklärt mal einem Küchenchef vor dem ganzen Lokal, warum ihr einen Vollen Teller zurückgeben müsst und dass ihr nichts anderes statt dessen haben wollt (spricht zwar für das Lokal aber in dem Moment alles andere als das was man gebrauchen kann). Inzwischen macht mir das nahezu jeden Trip der über nicht klar absehbare Zeiträume verläuft zur absoluten Tortur, nicht selten hungere ich auch mal einen dreiviertel Tag. Ich muss ja schließlich immer fürchten, dass ich mal kein Essen mitnehmen kann und dann der Blutzuckerspiegel irgendwann lebewohl sagt. Inzwischen kann ich darüber offener auch mit "Bekannten" sprechen, was mich zumindest vor dem ein oder anderen vielleicht gut gemeinten aber verletzenden Spruch bewahrt. Die meisten meiner Kollegen, Klassenkameraden und Freunde wissen davon auch wenn ich das viel lieber komplett für mich behalten will. Dennoch wird man angeschaut als hätte man Lepra und ich habe auch ein Bisschen den Eindruck, dass ich deswegen ausgegrenzt werde weil sie mich nicht quälen wollen oder sich eben mit solchen Problemen nicht beschäftigen wollen. Zudem leidet darunter sehr mein Selbstvertrauen und für meinen Job ist es sicher auch nicht zuträglich wenn man in der Öffentlichkeit nichts essen kann.


Was mir aber seit längerem an der Seele frisst und mich langsam aber sicher aufzuzehren droht ist, dass es auf diesem Wege unmöglich scheint in einer Beziehung zu sein. Ich falle schließlich permanent negativ durch oben beschriebenes Problem auf und bin dahingehend eine Belastung die nicht jeder bereits ist sich ans Bein zu ketten. Essen gehen, Festivals oder Urlaube sind für mich ja ebenfalls schlichtweg problematisch oder gar nicht möglich.Ein Date bei dem ihr der Frau beim Essen zuseht ist natürlich für beide Beteiligte nicht gerade prickelnd – abgesehen davon verabredet sich ja niemand zum Essen wenn er vorab schon was gegessen hat.
Klar es gibt auch andere Dinge die man unternehmen kann, aber es ist einfach organisatorisch schier unmöglich den Tag komplett ohne eine Mahlzeit in der Öffentlichkeit.Und ganz ehrlich ich kann nicht mehr auf Dates gehen mit dem zwanghaften Ziel das Essen permanent zu umschiffen. Schließlich hat ja in dem Moment jemand anderes als ich selbst meine volle Aufmerksamkeit verdient. Spätestens wenn man den Eltern vorgestellt wird kommt man ja schlecht drum herum auch mal zum Essen zu bleiben.Wer will denn mit nem Mann zusammen sein, mit dem man nicht mal nen schönen Tagesausflug hin bekommt ohne immer nach und nach was nebenbei vom Straßenstand zu kaufen? Es ist ja nicht mal nen "zum hier essen" bei Fastfoodläden möglich.


Ich habe inzwischen schon 3 Psychologen besucht und auch Hypnose probiert. Der erste hat mir nach der ersten Sitzung Antidepressiva gebe wollen (ohne mich darauf hinzuweisen dass ich dann kein Auto mehr fahren dürfte..) der zweite hat mich unwissend den ursprünglichen Wunschberuf wegen angeblichem Verdacht auf Magersucht verbaut und der dritte hat mich gleich als Magersüchtig abgestempelt und wollte mich dahingehend behandeln. Ist ja nicht so als hätte ich mich nicht bereits mit meinen Problemen ausreichend auseinandergesetzt um festzustellen dass ich nicht magersüchtig bin. Ich habe zwar Untergewicht aber esse daheim und auch sonst wenn ich alleine bin immer ausreichend und mit Genuss. Die Hypnose hat nicht richtig funktioniert, ich war ziemlich enttäuscht dass das so gar nichts bei rum gekommen ist auch wenn die mich mehrmals komplett weg gebeamt haben. Nun ja dass ich inzwischen durchaus eine Depression habe wird vermutlich stimmen, aber ich glaube nicht dass das die konkrete Ursache abgesehen von der Emetophobie für meine Probleme ist. Dass mir Pillen (Antidepressiva)da mein Leben wieder in vermeintlich "normale" Bahnen lenken fällt mir auch schwer zu glauben. Ich weiß nicht so recht was ich machen soll, ich bin schließlich offenbar nicht an der richtigen Adresse und habe in diese Leute auch irgendwie das Vertrauen verloren.


Fakt ist ich möchte so nicht weitermachen weil ich das auf lange Sicht nicht verkrafte und fühle mich inzwischen fürchterlich einsam dadurch dass auch der Freundeskreis immer mehr schrumpft.





Ich würde mir abgesehen vonRatschlägen und Rückmeldungen vor allem auch Antworten auf folgendeFragen wünschen:


Wie seht ihr Frauen das:
  • Wäre das für euch grundsätzlich ein Problem mit jemandem den ihr noch nicht so gut kennt trotz oben genannter Problemen in einer Beziehung zu sein?
  • Würdet ihr so jemandem trotzdem eine Chance geben und darüber hinweg sehen, auch wenn nicht absehbar ist ob sich da jemals Besserung ergibt?




Was kann man gegen diese Probleme machen, wie wurdet ihr dahingehend beraten und behandelt?


Was hat euch geholfen? (die Situationgezielt zu trainieren, also in Lokale essen zu gehen funktioniertbei mir bislang nicht)
 
G

gast

Gast
Hallo lieber Finael,
da du noch keine Antworten bekommen hast, dachte ich mir ich schreib dir mal, für den Fall das dein Problem noch aktuell ist.
Ich hab selber Emetophobie, kann also vermutlich nicht ganz objektiv sein.

Ich möchte gleich auf deine spezifischen Fragen eingehen.

Ob es ein Problem wäre eine Beziehung betreffend:
Wie gesagt leide ich selber daran, also hab ich hier absolutes Verständniss. Ebenfalls führe ich eine Beziehung, in der es kein großes Problem darstellt. Man möchte den Partner ja möglichst unterstützen und ihm zur Seite stehen.
Es gibt sicher Frauen die das anders sehen, aber grundsätzlich sehe ich- mit dem richtigen Partner- kein Problem darin.
Abgesehen davon könnte ich mir vorstellen das eine Partnerin dir Kraft geben und eventuell sobald die richtige Vertrauensbasis gegeben ist mit dir üben könnte. Mein Partner hat mir dahingehend echt geholfen.

Zweite Frage, ob wir so jemandem eine Chance geben würden.
Junge: du bist nicht deine Krankheit. Wenn man jemanden mag, stellt sowas kein Hinderniss da.
Manche Leute haben körperliche Erkrankungen, wir haben halt eine Phobie. Aber das heißt nicht das wir keine Qualitäten haben. Also ja- ich denke viele würden dir "trotzdem" eine Chance geben.

Was kann man gegen diese Probleme machen, wie wurdet ihr dahingehend beraten und behandelt?
Du warst beim Psychologen, oder? Psychologen sind ja grundsätzlich mehr Forscher als Berater. Was du brauchen würdest wäre vermutlich eher ein Psychotherapeut, im Idealfall einen der auf Ängste und spezifische Phobien spezialisiert ist.
Ich bin momentan nicht in therapeutischer Behandlung, aber nehme Antidepressiva, die mir zumindestens soweit helfen, dass ich die Kraft habe, mich mit mir auseinanderzusetzten. Demnächst werde ich allerdings in eine Klinik kommen.

Was hat euch geholfen? (die Situationgezielt zu trainieren, also in Lokale essen zu gehen funktioniertbei mir bislang nicht)
Klein anfangen und steigern. In Restaurants esse ich nach wie vor sehr ungerne... Als meine stark emetophobische Phase angefangen hat, konnte ich generell nicht wirklich viel essen. Allerdings hab ich auch ein etwas anderes Problem. Ich kann sehr schlecht in geschlossenen Räumen, überhaupt mit anderen zusammen essen. Also hab ich mir immer ein Brot geholt und draußen gegessen.
Hast du schon mal versucht alleine, also nicht mit Freunden, irgendwo draußen zu essen? Hat das funktioniert?
Ansonsten würde ich generell mich nicht gleich den größten Angstsituationen aussetzen sondern ganz klein anfangen. Also zuerst eine Kleinigkeit mit nach draußen nehmen und überhaupt nur draußen essen, dann in leicht bewohnten Gegenden und das halt immer steigern.

Wie geht es dir mittlerweile? Bist du in Behandlung? Hat sich was verändert/verbessert?

Falls eine Reaktion auf meine Antwort kommt, schreibe ich dir gerne nochmehr :)

Liebe Grüße,
Anne
 

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