Mobbing ist ein sehr komplexes Thema, dummerweise gehen die meisten Diskussionen immer nur nach Schema F: Mobber sind böse und schuld, die Opfer sind toll und gut, alle fühlen sich toll dabei, auch wenn sich nichts dabei ändert, ein bisschen Empörung hier und da, alle fühlen sich moralisch erhaben und gut und das wars.
Was ist Mobbing überhaupt?
Ursprünglich kam der Begriff aus dem Tierreich, wo zb. Gänse sich gegen Fressfeinde oder sonstige fremde Tiere verteidigten, bevor das ganze dann auf menschliche Verhaltensweisen übertragen wurde.
Nach heutigen Stand wird Mobbing nach Wikipedia wie folgt definiert:
Umgangssprachlich ausgedrückt bedeutet Mobbing, dass jemand – zumeist in der Schule oder am Arbeitsplatz – fortgesetzt geärgert, schikaniert, blamiert, in passiver Form als Kontaktverweigerung mehrheitlich gemieden oder in sonstiger Weise
asozial behandelt und in seiner
Würde verletzt wird. Eine allgemein anerkannte Definition gibt es nicht. Die meisten Forscher betonen laut Christoph Seydl folgende Gesichtspunkte:
- Verhaltensmuster: Mobbing bezieht sich auf ein Verhaltensmuster und nicht auf eine einzelne Handlung. Die Handlungsweisen sind systematisch, das heißt, sie wiederholen sich ständig.
- Negative Handlungen: Mobbingverhalten kann verbal (zum Beispiel Beschimpfung), nonverbal (zum Beispiel Vorenthalten von Informationen) oder physisch (zum Beispiel Verprügeln) sein. Solche Handlungen gelten üblicherweise als feindselig, aggressiv, destruktiv und unethisch.
- Ungleiche Machtverhältnisse: Die Beteiligten haben unterschiedliche Einflussmöglichkeiten auf die jeweilige Situation. Eine Person ist einer anderen Person unter- beziehungsweise überlegen. Dazu ist kein Rangunterschied nötig. Eine Ungleichheit kann durch die bloße Anzahl bedingt sein: Viele Personen gegen eine Person.
- Opfer: Im Handlungsverlauf bildet sich ein Opfer heraus, das infolge ungleicher Machtverhältnisse Schwierigkeiten hat, sich zu verteidigen.[9]
Dan Olweus betrachtet dagegen auch einzelne schikanöse Vorfälle als Mobbing, wenn diese sehr schwerwiegend sind.
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So, jetzt komme ich zu meiner Ansicht: Ich sage ganz deutlich, dass sämtliche Anti-Mobbing Kampagnen bis heute für die Tonne sind. Und zwar aus mehreren Gründen:
1) Die oben beschriebene Schwarz Weiß Unterteilung in Mobber = böse und Gemobbte = gut, brechen das Mobbing nicht auf, sondern verfestigen diese. Das Opfer wird in seiner Passivität und Opferhaltung nur bestärkt, anstatt endlich sich durchzusetzen.
2) Die einseitige Betrachtung auf die Opfer verstärken das Problem zusätzlich, denn oft sind es Dinge wie soziale Ungeschicktheit, Ängstlichkeit und andere unangemessene Verhaltensweisen, die das Mobbing begünstigen. Es sollte mehr darauf geschaut werden Opfer charakterlich zu stärken und ihnen die soziale Fertigkeiten mit auf dem Weg zu geben sich zu einen besser in die Gruppendynamiken einzufügen und zu anderen sich bei Spannung innerhalb der Gruppe zu wehr zu setzen.
3) Der Umgang mit dem Tätertypus ist meist eher naiv bis unrealistisch. Dem Mobber zu belehren versuchen, von wegen dass das Opfer sich voll schlecht fühlt und man sich doch auch so furchtbar fühlen würde, wird dem Mobber überwiegend noch mehr dazu anstacheln fester draufzuhauen. Auch ist der Ansicht, dass Mobber ja nur "ganz arm unsicher und charakterschwach" seien, eher der verzweifelte Versuch das Opfer zu erhöhen, anstatt sich ernsthaft damit auseinander zu setzen was einem Mobber wirklich dazu antreibt jmd. fertig zu machen. Die meisten ehemalige Mobber sowie die Statements ehemaliger Mobber hatten vorwiegend ein normales Selbstwertgefühl, stattdessen spielten eher jugendliches Dominanzgebaren. Langeweile ("Oh wie lustig, dass er sich aufregt, hihih!") sowie angeborener Sadismus eine weitaus größere Rolle, die dann ansprangen wenn sich ein passendes Opfer zeigte. Da wäre es besser wiederum dem Opfer genau das zu vermitteln und entsprechende Strategien im Sinne "kenne deinen Feind" auf dem Weg zu geben, um den Mobber schnell zu entwaffnen.
4) Die meisten Standardtipps verschlimmern oft nur das Problem. Nehmen wir mal den Tipp "zum Lehrer gehen": Mal ehrlich? Wann hat ein Lehrer es je geschafft das Mobbing konsequent zu unterbinden? Durch Gespräche? *lach* Zu meiner Jugendzeit haben sich die Mobber über solch eine Kuschelpädogogik a la "Wir diskutieren alles zu tode" nur lautstark lustig darüber gemacht. Vor Lehrer machten sie halbernste Entschuldigungen doch bis zu nächsten Pause wurde weitergemacht wie bisher. Selbst die Lehrer, die engagiert waren und versuchten was zu verändern, haben es nicht geschafft. Eben weil gerade Jugendliche automatisch gegen alles aufbegehren, was eine Autoritätsperson an sie heranträgt. Ganz zu schweigen davon, dass zum Lehrer rennen bei Jugendlichen eher als charakterschwach und armselig gilt und noch mehr Grund zum Mobben war.