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Beginn einer Therapie

N

Nieselregen

Gast
Hallo,

ich bin neu in diesem Forum. Um genau zu sein, habe ich es vor ein paar Stunden erst entdeckt und habe dann ein wenig in den Beiträgen gestöbert.

Ich habe den Eindruck gewonnen, das sich hier viele tolle Menschen an den Diskussionen beteiligen und auch wirklich versuchen Hilfestellung zu leisten. Deshalb habe ich mich nun hier auch angemeldet.

Meinen ersten Beitrag schreibe ich nun unter dem Thema "Lichtblicke" und das aus gutem Grund, denn in meinem Leben gibt es wieder einen Lichtblick und vielleicht kann ich ein paar Leuten hier Mut machen, ebenfalls die Initiative zu ergreifen und nicht vor ihren Problemen davonzulaufen, bzw. nicht alles in sich hinein zu fressen.

Damit ihr überhaupt wisst um was es bei mir eigentlich geht, schreibe ich mal ein bißchen was über mich.

Vor ca. 10 Jahren habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen. Auf das wie möchte ich hier gar nicht eingehen, denn ich denke, das hat hier an dieser Stelle nichts zu suchen. Tatsache ist, es hat nicht geklappt. Ich habe überlebt und habe den Fehler gemacht, dieses Ereignis jahrelang in mich hinein zu fressen. Vor meiner Familie und meiner damaligen Freundin habe ich es geheim gehalten. Nur ein Freund hat gemerkt, das mit mir etwas nicht stimmt, aber ihm wollte ich mich auch nicht anvertrauen. Ich hatte das so geplant, das ich keine anderen Leute in mitleidenschaft gezogen hätte. Einen Abschiedsbrief oder ähnliches gab es auch nicht. Von daher konnte ich es geheim halten. In den letzten Jahren bin ich dann immer unsicherer geworden und ich hatte so gut wie kein Selbstvertrauen mehr. Ich habe mich immer mehr zurück gezogen und fast alle sozialen Kontakte abgebrochen. Im Gegenzug habe ich all meine Energie voll auf meine Arbeit konzentriert. Privat habe ich niemanden an mich heran gelassen. Das hat einige Jahre ganz gut funktioniert. Na ja, gut war es nicht, aber ich hatte mich mit der Situation arrangiert.

Vor kurzem habe ich dann eher zufällig erfahren, das ein ehemaliger Arbeitskollege nach einem gescheiterten suizidversuch in eine Klinik eingewiesen wurde. Fataler Weise hat er es auf die gleiche Art versucht, wie ich damals. Damit konnte ich dann absolut nicht umgehen. Ich stand selbst bei der Arbeit total neben mir und habe die einfachsten Dinge nicht mehr auf die Reihe gebracht. Denn plötzlich waren alle Gefühle und alle Erinnerungen die ich so viele Jahre verdrängt hatte wieder da.

Wie gesagt habe ich fast alle sozialen Kontakte in den letzten Jahren abgebrochen. Aber in dieser Situation hatte ich doch noch eine Person der ich vertrauen konnte und diesmal habe ich nicht abgeblockt, sondern ich habe mit ihr über meine Probleme geredet. Ich stand kurz vor dem totalen Zusammenbruch. Ich hätte am liebsten alles weggeworfen und es noch einmal versucht. Zum Glück hatte ich in dieser Situation eine gute Freundin, die wirklich für mich da war. Sie hat es ernst genommen, hat zugehört und hat mich nun letztendlich dazu gebracht, mich meinen Problemen zu stellen und mit einer Therapie zu beginnen. Auch das war ein großer Schritt für mich, der mir zudem unglaublich schwer gefallen ist. Sie hat mich begleitet, als ich den ersten Gesprächsthermin vereinbart habe. Alleine hätte ich nicht die Kraft gehabt, diesen Schritt wirklich zu gehen.

Bisher hatte ich nur die Vorgespräche, aber ich hatte das Glück, auch gleich an eine sehr gute Psychologin zu geraten. In den Vorgesprächen habe ich nun schon gemerkt, das es mir unglaublich gut tut, mir den Ballast von der Seele zu reden. Zudem hat diese Psychologin in den ersten Stunden schon eine völlig andere Sichtweise bewußt gemacht.

Ich habe trotzdem noch starke Gefühls und Stimmungsschwankungen, aber ich kann damit zumindest einigermaßen umgehen und mein Leben kommt mir nicht mehr total sinnlos vor. Ich habe ebenfalls gemerkt, das es wichtigere Dinge als die Arbeit gibt. Das soll nicht bedeuten, das ich meine Arbeit nicht mehr wichtig nehme. Ganz im Gegenteil. Meine Arbeit hat für mich nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Aber ich möchte eben auch wieder bewußt leben und ich möchte nicht, das sich meine Leben wie in den letzten 10 Jahren nur um meine Arbeit dreht. Es gibt so vieles, wofür es sich zu leben lohnt und so vieles das ich noch erreichen möchte, so vieles nachdem ich mich sehne und von dem ich träume. Jetzt wird mir das eben wieder bewußt. Ich hatte mich die lezten Jahre nur versteckt und ich habe mir und den Menschen in meinem Umfeld damit keinen Gefallen getan. Auch wenn ich mir das immer wieder eingeredet habe. Ich habe das Gefühl, die letzten Jahre verschenkt zu haben. 10 Jahre einfach weggeworfen... und wofür?

Deshalb an dieser Stelle mein Rat an einige hier im Forum, die sich mutlos fühlen und für die das Leben den Sinn verloren hat:

Man darf vor seinen Problemen nicht davon laufen, sondern man muß sich damit auseinandersetzen. Sein Leben zu beenden ist vielleicht ein vermeindlich bequemer Weg und wenn man sich wirklich verzweifelt fühlt, erscheint diese Möglichkeit als äußterst verlockend. Aber es gibt noch einen anderen Weg.

Manchmal lohnt es sich den steinigen Weg zu gehen. Auch wenn das bedeutet, das man sich vor anderen Leuten in gewisser Weise blosstellen muß. Das war zumindest mein größtes Problem. Ich wollte mich niemandem anvertrauen, weil ich mich geschämt habe. Ich weiß nicht, ob ich genug Kraft habe um alles in den Griff zu bekommen. Ich weiß nicht ob ich stark genug bin, wenn ich wieder in eine Situation komme, in der mich die Zweifel auffressen. Aber ich habe mir fest vorgenommen zu kämpfen und vor allem endlich wieder bewußt zu leben!

Sven
 

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