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Bedrängung an der Supermarktkasse

janine605

Mitglied
Das Folgende hat sich am Dienstag (4. März 25) um ca. 12:00 Uhr in einer Lidl-Filiale zugetragen.

Kurz zu meiner persönlichen Situation: Ich bin berufstätige Mutter von zwei kleinen Kindern. Offiziell ist die Erledigung des Wocheneinkaufs unserer vierköpfigen Familie gar nicht meine Aufgabe, sondern die meines Mannes, weil ich unter der Woche extrem wenig Zeit habe. Es fällt mir richtig schwer ein Zeitfenster von ein bis zwei Stunden innerhalb der Woche mal zu finden, was das mit dem Einkaufen rein passen könnte. Das Problem ist, dass bei meinem Mann ständig irgendwelche beruflichen Termine dazwischenkommen, weshalb der große Wocheneinkauf dann doch wieder an mir hängen bleibt. Hinzu kommt, dass ich eine starke Pollenallergien habe und mich in einer Präphase der Entwicklung eines Diabetes‘ befinde. D.h. dass es mehrere Gründe in meinem Leben gibt, weshalb für mich Ernährung eine riesige Rolle spielt. Meine Woche ist so strukturiert, dass ich mir mein ganzes Essen für das Wochenende bereits donnerstags oder freitags zubereite, je nach dem, wie es von den Terminen her passt. Das bedeutet, dass der große Wocheneinkauf in jedem Fall an den Tagen von Montag bis Mittwoch statt gefunden haben muss, damit das Gemüse für Donnerstag bzw. Freitag zum Essen zubereiten noch frisch ist.



Da war also mein Dienstag zur Mittagszeit. Ich hatte es irgendwie geschafft mein Home-Office früher zu beenden, um unseren großen Wocheneinkauf zu erledigen. Der Einkaufswagen war voll gepackt bis oben hin. Ich war in Zeitnot, da ich zu einer gewissen Uhrzeit unsere Kinder aus der KiTa abholen muss. Das Kassenband bei Lidl war zu der Mittagszeit leer, als ich an der Kasse ankam. Ich fange an unsere Einkäufe aufs Band zu legen. Nach ca. 20 Sekunden bemerkte ich, dass gefühlt drei Leute bereits schon ihr Zeug aufs Band legten, während ich erst etwa einen halben Meter von dem Band besetzte. Mit einem kurzen Blick in unseren Einkaufswagen sagte ich zu der Frau hinter mir, dass ich mehr Platz auf dem Band bräuchte. Daraufhin schob die Dame hinter mir ihr Zeug wieder nach hinten. Ich konnte sie und die anderen Personen hinter mir nicht vorlassen, da ich selbst unter dem Zeitdruck mit der Abholzeit meiner Kinder stand. Die junge Kassiererin bemerkte, den Vorfall. Also sie bemerkte, dass ich quasi von hinten bedrängt wurde, weil die Leute einfach anfingen ihr Zeug aufs Band zu legen, ohne dass ich mit unseren Sachen fertig war. Die Kassiererin war die Sorte Mensch, die sich selbst am liebsten reden hört. Auf jeden Fall zog sie die Frau hinter mir mit ihren fünf Sachen vor meinen Einkauf vor. Ich vermute sie tat das, damit ich auf dem Band wieder mehr Platz habe. Diese Geste fand ich offen gestanden auch nicht so schlimm, weil ich ja eh noch Zeit fürs aufs Band legen brauchte. Das Problem ist nur, dass ich dadurch trotzdem nicht mehr Platz auf dem Band für all unsere Einkäufe hatte, weil der Mensch hinter dieser Frau ja auch schon sein Zeug platziert hatte. Das heißt, ich war an dieser Supermarktkasse wirklich maximal gestresst, und zwar zusätzlich zu dem ganzen Alltagsstress, den ich sowieso schon in unserem Familiengewusel habe. Das Ende vom Lied war, dass ich unser Zeug auf dem Band stapeln musste. Selbstverständlich ist mir bei der Aktion die Hälfte runtergefallen. Ich war wirklich geladen, voller Wut. Zuerst war ich sauer auf die Kassiererin, weil sie sich nicht richtig für mich eingesetzt hatte. Danach war ich wütend auf die Leute, die einfach hinter mir ihr Zeug drauf legten, obwohl ich mit Unserem noch gar nicht fertig war. Als ich aus dem Lidl raus kam, kam ich mir buchstäblich maximal diskriminiert als Mutter vor. Das Erste, was ich dachte, war: Wenn ich jetzt ein Ü60-Mann mit einer Riesenplautze gewesen wäre, wäre das bestimmt nicht passiert. Ihn hätte man gewiss nicht von hinten an der Supermarktkasse bedrängt. Ich bin eine kleine asiatisch aussehende Frau und sehe für Außenstehende bestimmt 20 Jahre jünger aus, also wie Anfang 20. Meistens denken auch die Leute, dass ich kein deutsch kann, obwohl ich in Deutschland geboren wurde und einen deutschen Vater habe. Mein Vater, mit dem ich früher immer einkaufen war, brachte mir bei, dass man seine Sachen erst auf das Kassenband legt, wenn die Person vor uns fertig ist. Ich bin ein Kinder der 80er Jahre. Mir scheint, dass das heutzutage nicht mehr so ist. Heute sind alle zu sehr mit sich selbst oder ihrem Smartphone beschäftigt, auch an der Supermarktkasse. Deswegen wird auch null Rücksicht genommen auf die Person, die vor einem steht. Dieser ganze Vorfall liegt nun schon seit über einer Woche zurück und er arbeitet immer noch in mir. Zugegeben: Ich bin auch eine HSP, also eine hochsensible Person und ich brauche ziemlich lange, um solche Vorfälle zu verarbeiten. Deswegen schreibe ich gerade auch diesen Text hier, weil ich den Vorfall loslassen muss. Gestern musste ich wieder unseren Wocheneinkauf erledigen. Ich hatte richtig Angst davor, dass ich mich gar nicht erst traute zur Mittagszeit hinzugehen. Offen gestanden wollte ich diesen Lidl-Laden auch gar nicht mehr betreten, sondern zukünftig unsere Wocheneinkäufe zum Beispiel ausschließlich bei REWE tätigen, der direkt daneben ist und wo die Kundschaft gewiss auch eine andere ist. Nichtsdestotrotz bin ich dann vor Arbeitsbeginn dennoch zu Lidl, also um 08:30 Uhr. Dieses Mal hatte ich mehr Glück an der Kasse, weil die leer war.

Ich weiß noch immer nicht, was jetzt meine Konsequenzen aus diesem Vorfall sind:

  • Zukünftig nicht mehr um die Mittagszeit einkaufen zu gehen, sondern immer um 8 Uhr früh?
  • Gar nicht mehr zu Lidl zu gehen, sondern nur noch zu REWE?
  • Der Lidl-Filialleitung Bescheid geben, dass die bitte ihre Kassierer oder Kassiererinnen entsprechend sensibilisieren?
  • Irgendwie die Kassen umbauen lassen, damit Situationen der Bedrängung von hinten gar nicht erst entstehen können?
  • Das nächste Mal GANZ laut rufen: „Ich brauche noch mehr Platz auf dem Kassenband.“, sodass man es bis in die hinterste Lidl-Ecke hört? à Das wäre überhaupt nicht meine Art.
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das wirklich ein furchtbares Einkaufserlebnis war. Ich habe soviel Stress in meinem Leben. Da möchte ich wenigstens die Sachen bei Lidl mal in Ruhe aufs Band legen können. Ich habe über den Vorfall mit meinem Mann gesprochen und er sagte: „Wir sind hier nicht auf dem Amt.“ Er meinte das im Scherz zu mir. Er konnte meine Gefühlslage zwar vewrstehen, sagte aber auch, dass er sich um den Vorfall vermutlich gar keine Gedanken mehr im Nachgang machen würde. Vielleicht ist das der kleiner, aber feine Unterschied zwischen einem HSP und einer nicht hochsensiblen Person? Das Letztere hat mich dann wirklich fertig gemacht. Ich habe an dem Vorfall wirklich noch zu knabbern und mein Mann ist in der Lage das einfach so wegzuwischen. Ich finde das unfair. Habt ihr Meinungen oder Äußerungen zu dem Thema? Seht ihr das auch so, dass unsere Gesellschaft rücksichtsloser geworden ist? Ich finde das so schade, weil das ist ja die Gesellschaft und die Welt, in die ich unsere Kinder hinein geboren habe. Mich macht das alles so traurig. Ich habe das Gefühl, dass das Beste, was ich für meine Kinder tun kann, ist, sie mit unheimlich viel Resilienz und Selbstwert auszustatten. Denn sie werden das brauchen in so einer rücksichtslosen Gesellschaft.
 
Aus meiner Sicht ist das kein gesellschaftliches Problem, sondern ein persönliches.

Ja, es gibt unhöfliche Menschen, die man in ihre Schranken weisen muss. Und das muss man selbst tun, das tut niemand für einen - vor allem nicht bei solchen Alltagskonflikten. Man darf andere Erwartungen haben, wenn es sich um eine klare Bedrohung und um eine hilflose Person handelt.

Deinen hochgradigen Stress durch die Umstände, dass Du Mutter bist, all das ist von außen nicht sichtbar - also hier gar keine Diskriminierung möglich.

Nun kenne ich mich mit HSP nicht aus. Für mich klingt es nach Überlastung und nach ungerechter Aufgabenverteilung plus unglücklicher Organisation. An diesen Punkten würde ich drehen - Orga ändern, weniger arbeiten, Aufgabenverteilung überdenken.

Und zwei Kinder machen Arbeit, ja und können anstrengend sein, aber irgendwie klingt Deine Schilderung dramatischer als es aus meiner Sicht üblich ist. Und das muss ja an irgendetwas liegen.
 
Ich bin auch eine HSP, aber empfinde diesen Wall of Text dennoch als völlig unverhältnismäßig.
Ich weiß noch immer nicht, was jetzt meine Konsequenzen aus diesem Vorfall sind.
Weiterhin deinen Mann den Einkauf erledigen lassen, wenn ihr das ja ohnehin schon für euch so geregelt habt.

Und wenn du doch irgendwann nochmal für ihn einspringen musst, dann nutze den Bestellservice von Rewe. Da musst du dir nichtmal mehr Gedanken darüber machen, ob dir das Klientel dort eher zusagt, sondern bestellst alles von zuhause aus und holst es, fertig gepackt, nur noch ab.
Ich habe das Gefühl, dass das Beste, was ich für meine Kinder tun kann, ist, sie mit unheimlich viel Resilienz und Selbstwert auszustatten.
Das ist richtig. Dafür musst du aber bei dir selbst anfangen.
 
Das ist kein Gesellschaftsproblem. Du hast in dem Beitrag lang und breit erklärt, was bei dir das Problem beim Organisieren eines Einkaufs ist, was für die Situation maximal irrelevant ist und diese Bedrängung hat keine gesellschaftliche Relevanz. Du machst dir von Anfang an extremen Stress und bist unter Zeitdruck. Es hat auch nichts mit Diskriminierung als Mutter zu tun.

Du redest dann auch gleich die Kassiererin schlecht, obwohl du die gar nicht so gut kennst, oder? Es muss niemand sensibilisiert werden, du bist anscheinend für einen Einkauf in einem DIscounter nicht gemacht.

Für dich ist ein furchtbares Erlebnis, aber dir fehlt da einfach die Gelassenheit, mit alltäglichen Situationen umzugehen. Du bist nicht die einzige, die mittags einkauft und ich finde es maximal nervig, wenn ich in der Mittagspause auf der Arbeit kurz einkaufen möchte und dann natürlich einige ihren Großeinkauf machen wollen. Wenn du das zu anderen Zeiten machen könntest, dann mach das doch.

Die Situation im Lidl an der Kasse, die du beschreibst, ist banal und alltäglich. Ja, es nervt, wenn man nur in paar Einkäufe hat und dann jemand das Kassenband so belegt, wie du das getan hast, nämlich nicht von vorne beginnend, sondern du blockierst quasi das ganze Band für die anderen Kunden hinter dir.

Am besten (...) würde ich tatsächlich sagen, lass die Einkäufe deinen Mann machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

du hast dich verkehrt hin gestellt. Wenn ich derartige Einkaufsladungen aufs Band lege, stelle ich mich selbst Richtung Kasse und lasse den Wagen hinter mir (also Richtung Band) stehen. Damit blockiere ich quasi die gesamte Gasse, sodass niemand überhaupt hinter mir am Band stehen kann.

So sehen alle Leute sofort, dass noch einiges im Wagen ist, während ich auflade. Können sich ja dann an eine andere Kasse anstellen.

Nur so als Tipp 😉 ansonsten gilt wie immer: Nicht aufregen, nur wundern 🙄

LG,
SFX
 
Das Folgende hat sich am Dienstag (4. März 25) um ca. 12:00 Uhr in einer Lidl-Filiale zugetragen.

Kurz zu meiner persönlichen Situation: Ich bin berufstätige Mutter von zwei kleinen Kindern. Offiziell ist die Erledigung des Wocheneinkaufs unserer vierköpfigen Familie gar nicht meine Aufgabe, sondern die meines Mannes, weil ich unter der Woche extrem wenig Zeit habe. Es fällt mir richtig schwer ein Zeitfenster von ein bis zwei Stunden innerhalb der Woche mal zu finden, was das mit dem Einkaufen rein passen könnte. Das Problem ist, dass bei meinem Mann ständig irgendwelche beruflichen Termine dazwischenkommen, weshalb der große Wocheneinkauf dann doch wieder an mir hängen bleibt. Hinzu kommt, dass ich eine starke Pollenallergien habe und mich in einer Präphase der Entwicklung eines Diabetes‘ befinde. D.h. dass es mehrere Gründe in meinem Leben gibt, weshalb für mich Ernährung eine riesige Rolle spielt. Meine Woche ist so strukturiert, dass ich mir mein ganzes Essen für das Wochenende bereits donnerstags oder freitags zubereite, je nach dem, wie es von den Terminen her passt. Das bedeutet, dass der große Wocheneinkauf in jedem Fall an den Tagen von Montag bis Mittwoch statt gefunden haben muss, damit das Gemüse für Donnerstag bzw. Freitag zum Essen zubereiten noch frisch ist.



Da war also mein Dienstag zur Mittagszeit. Ich hatte es irgendwie geschafft mein Home-Office früher zu beenden, um unseren großen Wocheneinkauf zu erledigen. Der Einkaufswagen war voll gepackt bis oben hin. Ich war in Zeitnot, da ich zu einer gewissen Uhrzeit unsere Kinder aus der KiTa abholen muss. Das Kassenband bei Lidl war zu der Mittagszeit leer, als ich an der Kasse ankam. Ich fange an unsere Einkäufe aufs Band zu legen. Nach ca. 20 Sekunden bemerkte ich, dass gefühlt drei Leute bereits schon ihr Zeug aufs Band legten, während ich erst etwa einen halben Meter von dem Band besetzte. Mit einem kurzen Blick in unseren Einkaufswagen sagte ich zu der Frau hinter mir, dass ich mehr Platz auf dem Band bräuchte. Daraufhin schob die Dame hinter mir ihr Zeug wieder nach hinten. Ich konnte sie und die anderen Personen hinter mir nicht vorlassen, da ich selbst unter dem Zeitdruck mit der Abholzeit meiner Kinder stand. Die junge Kassiererin bemerkte, den Vorfall. Also sie bemerkte, dass ich quasi von hinten bedrängt wurde, weil die Leute einfach anfingen ihr Zeug aufs Band zu legen, ohne dass ich mit unseren Sachen fertig war. Die Kassiererin war die Sorte Mensch, die sich selbst am liebsten reden hört. Auf jeden Fall zog sie die Frau hinter mir mit ihren fünf Sachen vor meinen Einkauf vor. Ich vermute sie tat das, damit ich auf dem Band wieder mehr Platz habe. Diese Geste fand ich offen gestanden auch nicht so schlimm, weil ich ja eh noch Zeit fürs aufs Band legen brauchte. Das Problem ist nur, dass ich dadurch trotzdem nicht mehr Platz auf dem Band für all unsere Einkäufe hatte, weil der Mensch hinter dieser Frau ja auch schon sein Zeug platziert hatte. Das heißt, ich war an dieser Supermarktkasse wirklich maximal gestresst, und zwar zusätzlich zu dem ganzen Alltagsstress, den ich sowieso schon in unserem Familiengewusel habe. Das Ende vom Lied war, dass ich unser Zeug auf dem Band stapeln musste. Selbstverständlich ist mir bei der Aktion die Hälfte runtergefallen. Ich war wirklich geladen, voller Wut. Zuerst war ich sauer auf die Kassiererin, weil sie sich nicht richtig für mich eingesetzt hatte. Danach war ich wütend auf die Leute, die einfach hinter mir ihr Zeug drauf legten, obwohl ich mit Unserem noch gar nicht fertig war. Als ich aus dem Lidl raus kam, kam ich mir buchstäblich maximal diskriminiert als Mutter vor. Das Erste, was ich dachte, war: Wenn ich jetzt ein Ü60-Mann mit einer Riesenplautze gewesen wäre, wäre das bestimmt nicht passiert. Ihn hätte man gewiss nicht von hinten an der Supermarktkasse bedrängt. Ich bin eine kleine asiatisch aussehende Frau und sehe für Außenstehende bestimmt 20 Jahre jünger aus, also wie Anfang 20. Meistens denken auch die Leute, dass ich kein deutsch kann, obwohl ich in Deutschland geboren wurde und einen deutschen Vater habe. Mein Vater, mit dem ich früher immer einkaufen war, brachte mir bei, dass man seine Sachen erst auf das Kassenband legt, wenn die Person vor uns fertig ist. Ich bin ein Kinder der 80er Jahre. Mir scheint, dass das heutzutage nicht mehr so ist. Heute sind alle zu sehr mit sich selbst oder ihrem Smartphone beschäftigt, auch an der Supermarktkasse. Deswegen wird auch null Rücksicht genommen auf die Person, die vor einem steht. Dieser ganze Vorfall liegt nun schon seit über einer Woche zurück und er arbeitet immer noch in mir. Zugegeben: Ich bin auch eine HSP, also eine hochsensible Person und ich brauche ziemlich lange, um solche Vorfälle zu verarbeiten. Deswegen schreibe ich gerade auch diesen Text hier, weil ich den Vorfall loslassen muss. Gestern musste ich wieder unseren Wocheneinkauf erledigen. Ich hatte richtig Angst davor, dass ich mich gar nicht erst traute zur Mittagszeit hinzugehen. Offen gestanden wollte ich diesen Lidl-Laden auch gar nicht mehr betreten, sondern zukünftig unsere Wocheneinkäufe zum Beispiel ausschließlich bei REWE tätigen, der direkt daneben ist und wo die Kundschaft gewiss auch eine andere ist. Nichtsdestotrotz bin ich dann vor Arbeitsbeginn dennoch zu Lidl, also um 08:30 Uhr. Dieses Mal hatte ich mehr Glück an der Kasse, weil die leer war.

Ich weiß noch immer nicht, was jetzt meine Konsequenzen aus diesem Vorfall sind:

  • Zukünftig nicht mehr um die Mittagszeit einkaufen zu gehen, sondern immer um 8 Uhr früh?
  • Gar nicht mehr zu Lidl zu gehen, sondern nur noch zu REWE?
  • Der Lidl-Filialleitung Bescheid geben, dass die bitte ihre Kassierer oder Kassiererinnen entsprechend sensibilisieren?
  • Irgendwie die Kassen umbauen lassen, damit Situationen der Bedrängung von hinten gar nicht erst entstehen können?
  • Das nächste Mal GANZ laut rufen: „Ich brauche noch mehr Platz auf dem Kassenband.“, sodass man es bis in die hinterste Lidl-Ecke hört? à Das wäre überhaupt nicht meine Art.
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das wirklich ein furchtbares Einkaufserlebnis war. Ich habe soviel Stress in meinem Leben. Da möchte ich wenigstens die Sachen bei Lidl mal in Ruhe aufs Band legen können. Ich habe über den Vorfall mit meinem Mann gesprochen und er sagte: „Wir sind hier nicht auf dem Amt.“ Er meinte das im Scherz zu mir. Er konnte meine Gefühlslage zwar vewrstehen, sagte aber auch, dass er sich um den Vorfall vermutlich gar keine Gedanken mehr im Nachgang machen würde. Vielleicht ist das der kleiner, aber feine Unterschied zwischen einem HSP und einer nicht hochsensiblen Person? Das Letztere hat mich dann wirklich fertig gemacht. Ich habe an dem Vorfall wirklich noch zu knabbern und mein Mann ist in der Lage das einfach so wegzuwischen. Ich finde das unfair. Habt ihr Meinungen oder Äußerungen zu dem Thema? Seht ihr das auch so, dass unsere Gesellschaft rücksichtsloser geworden ist? Ich finde das so schade, weil das ist ja die Gesellschaft und die Welt, in die ich unsere Kinder hinein geboren habe. Mich macht das alles so traurig. Ich habe das Gefühl, dass das Beste, was ich für meine Kinder tun kann, ist, sie mit unheimlich viel Resilienz und Selbstwert auszustatten. Denn sie werden das brauchen in so einer rücksichtslosen Gesellschaft.
Ich dachte bei der Überschrift, Du wärest unsittlich berührt worden, wie es mir schon mal am Kassenband passiert ist (Hand am Po). Ich finde Deine Erregung völlig unverhältnismäßig.
Lerne, cool zu bleiben.
 
Hey Du,

es tut mir leid, dass es dir mit dem Erlebnis so schlecht geht und es dir immer noch stark nachhängt. Ich kenne es von mir auch, dass mich Situationen viel stärker beschäftigen als die Menschen um mich herum und ich finde, das ist ein sehr schmerzhaftes Gefühl, wenn die eigene Überforderung mit einer Situation nicht verstanden wird.
Gleichzeitig tue ich mich mit deinen Schilderungen auch etwas schwer. Nach meinem Gefühl suchst du die Verantwortung für die Situation stark im außen. Es ist definitiv so, dass Discounter auf Schnelligkeit aufgebaut sind und das für viele Menschen ein Problem darstellt. Aber das ist die "Grundessenz" von Discountern, kein persönliches Fehlverhalten von Kassiererin oder anderen Kunden. Ich denke auch, dass die anderen rücksichtsvoller mit dir hätten umgehen können, verstehe aber auch, dass ein riesiger Einkauf vor einem ziemlich stressen kann, wenn man selbst nur einige Teile hat, gerade in der Zeit der Mittagspause.
Von "Bedrängung" zu reden finde ich auch etwas hart, ich finde legitim, dass du dich bedrängt gefühlt hast, aber von außen drauf geschaut, erscheint mir der Begriff als Beschreibung für das Verhalten der anderen Kund*innen alss zu hart.

Ich glaube, es ist wichtig, dass du sowohl die äußeren Umstände (ein auf Schnelligkeit und Effizienz aufgebautes System) als auch deine Verantwortung an der Situation siehst (Stress von Zuhause mitgebracht, schnelle Überforderung, wenig Verständnis für die Bedürfnisse der anderen Beteiligten) und ggf. wirklich die Schlüsse daraus ziehst, zu anderen Zeiten einzukaufen, Lieferservice nutzen, etc.

Alles Gute!🙂
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe hier auch eine Überforderung mit einer ganz gewöhnlichen Alltagssituation. Allerdings würde ich nicht empfehlen, einen Lieferdienst zu bemühen oder andere einkaufen zu lassen. Ich würde dazu raten, viel regelmäßiger einkaufen zu gehen, auch für Kleinigkeiten, einfach damit du dich an die Situation gewöhnst und besser damit umgehen kannst.
Millionen Menschen kaufen in Deutschland jeden Tag im Supermarkt ein und alle diese Leute haben Jobs, Familie, Kinder und Verpflichtungen. Es ist im Grunde nichts dabei.
Generell ist es natürlich ein guter Tipp, einkaufen zu gehen, wenn nicht so viel los ist. Unter der Woche zur Feierabendzeit ist es immer voll, Samstags mittags auch. Wenn du flexibel bist, könntest du z.B. direkt morgens um 9 Uhr hingehen, da ist vieles entspannter. Und zwischendrin auch einfach für 2 Liter Milch und ein Brot in den Supermarkt gehen, wenn kein Zeitdruck besteht.
Du wirst sehen, du gewöhnst dich mit der Zeit daran. Man kann auch mit den anderen Leuten in der Schlange kommunizieren, wenn es eng wird. Ein nettes Wort, ein Lächeln und schon sind alle viel entspannter.
 
REWE liefert.
Wenn der wöchentliche Einkauf dich überfordert, mutze diese Möglichkeit.
Daraus eine Gesellschaftsschelte zu zimmern, will mir nicht recht einleuchten.
Den letzten Punkt sehe ich genauso.
@TE das Ganze ist vielleicht nervig und die Situation war stressig, aber auch kein Drama. Für deine Zeitnot, Gesundheit etc. haben nicht andere die Verantwortung zu tragen. Wenn ich keinen Platz für meinen Einkauf habe, bitte ich Platz zu machen oder stapele. Problem gelöst.
Es bringt dir, deiner Gesundheit und Organisation nichts, wenn du dich daran abarbeitest und Schuldige suchst. Schau dir deine Situation genau an und finde Möglichkeiten sie zu verbessern.
 

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