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Australienreise oder Ausbildung?

teco

Mitglied
Hallo liebe Community,

ich bin 20 Jahre alt, männlich und habe eine Entscheidung zu treffen, die mich sehr beschäftigt und beinahe in die Verzweiflung treibt. Vor einem JAhr habe ich Abitur gemacht, wollte intuutiv Medizin studieren, was aber notentechnisch nicht geklappt hat. Nun habe ich eine Ausbildung ergattert. Wenn ich diese in 3 Jahren abschließe, kann ich sicher Medizin studieren. Medizinische Themen interessieren mich sehr. Vorallem Psychiatrie, Toxikologie, Ernährungsmedizin, Mikrobiologie, Genetik etc. Und die Ausbildung ist auch im Laborbereich.

Mein Problem ist jedoch ein anderes. In der Schule habe ich mich für ganz andere, medizinferne Themen interessiert, die in mir auch eine tiefe Leidenschaft erzeugt haben.Vor allem Philosophie, Politik, Diskuission über metaphysische Themen, Geschichte, Erdkunde, gesellschacftliche Probleme, Vereinte Nationen etc, Umweltprobleme, schreiben von Kommentaren und langen Texten, lesen und vieles mehr. Ich verspüre eine tiefe Betrübung, wenn ich darüber nachdenke, dass mit der Medizin der Zugang zu diesem Themen sehr kurz kommen wird.


Dabei ist mir klar geworden, wie wenig ich mich selbst kenne. Und deshalb ist mir die Idee gekommen, ein Jahr nach Australien zu fliegen. Fern von den Erwartungen meiner Familie, von all den gesellschaftlichen Normen und dem Druck. EInfach nur ich alleine und Work / Travel. Dabei gibt es aber einige Probleme:

-Ich habe wenig Geld (weniger als 5000€ erspartes.) reicht gerade so für Hin und Rückflügticket.
- Mein Medizinwunsch, den ich solange verfolgt habe und wofür ich viel Fleiß investiert habe wäre damit erstmal matt
- Die Ausbildung, die bezahlt wird, hätte ich nicht mehr
- ich kenne mich überhaupt nicht aus
- Es ist unberechenbar mit wenig Geld so weit weg zu gehen

Warum Australien? Weil ich richtig Bock darauf habe.

Dachte, ich könnte nach diesem Work und Travel dann Philosphie studieren oder Politikwissenschaften, dann ein Volontariat bei einem Nachrichtensender und Investigativjournalist werden. Über Klimawandel schreiben und andere gesellschafliche Probleme. Vielleicht dann in die Politik. Das erscheint mir aber so fern und surreal. Gleichzeitig weiß ich aber, dass man seine Träume verfolgen muss, egal wie verrückt sie scheinen.

Ich kann mich nicht entscheiden. Entweder der sichere, bezahlte weg über Ausbildung, nach der Ausbildung mit mehr Geld vllt. nach Australien, dann zurück Medizin studieren, evt. eine sichere Zukunft, oder all das hinschmeißen, einfach all in gehen und nach Australien, was auch mein familiäres Umfeld erschüttern würde und danach von vorne anfangen? Den Schritt wagen, Politikwissenschaften/philisohie studieren und vielleicht erreiche ich mein Traum? Ich weiß nicht. Man hört ja, wie viele es studieren und wie schwer es sein kann, da einen themennahen und spannenden Beruf zu finden

Meine Mutter sagte zu mir ein Sprichwort. Verteile deine Eier lieber auf mehrere Körbe. Denn wenn ein Korb fällt, gehen nicht alle kaputt

Das würde dann eher für Medizin sprechen. Ich gehe diesen Weg, werde Mediziner und beschäftige mich in meiner freien Zeit mit den anderen Themen, gehe vielleicht in die Poltiik, gründe meinen eigenen Blog und schaffe vielleicht den Quereinstieg in die Medien. Dann habe ich beides. Oder sollte ich doch all in gehen?

Entscheide ich mich für Australien erfüllt mich ein Gefühl der Vollkommenheit. DAs ich etwas durchgestzt habe, was NUR ICH will und ein Gefühl der Kompromisslosigkeit. Aber auch ein großes Gefühl der Angst. Entscheide ich mich für Medizin erkommt ein Gefühl der Leere über mich, dass ich einen Kompromiss eingegangen bin und meinen WAHREN Träumen nicht gefolgt bin. Zu Gunsten der Sicherheit (natürlich interessiere ich mich auch für Medizin, aber trotzdem ergerift mich dieses Gefühl)

Es ist ein Konflikt zwischen 100% Leidenschaft und Gefühlsdrang und 70% Leidenschaft und Sicherheit

Danke für das Lesen. Ich freue mich, wenn mir jemand behilfich sein kann.

Grüße
 

Fireandwater

Mitglied
Ich verstehe dich total, weil ich auch mal in der Situation war.

Aber ehrlich gesagt war ich spontan für Ausbildung. Nach Australien kannst du auch später noch oder mal eine kürzere Reise während dem Urlaub. Nur nachdem was du dir alles erarbeitet hast, würde ich echt dazu tendieren erstmal die Ausbildung zu machen, weil so wie ich das verstehe kriegst du diese Chance vielleicht in einem Jahr nicht?

Sowas kann einem auch helfen sich selbst weiterzuentwickeln und kennenzulernen. Und wer weiß, vielleicht merkst du sowieso dass es dir keinen Spaß macht oder du brichst ab oder was auch immer...oder eben nicht, du hast genug Geld für Australien und kannst danach noch vor dem Studium umherreisen
 
G

Gelöscht 77808

Gast
Hallo Teco.

Ich versuche mich mal an einer Antwort, mit der ich hoffentlich nicht völlig daneben liege.

Zunächst glaube ich persönlich daran, dass man im Elternhaus eine „Grundausstattung“ für das Leben bekommt, die sich an den vermittelten Werten und auch Kenntnissen der Eltern orientiert.
Vielleicht gehört dazu unter anderem Intelligenz oder Strebsamkeit, Leistungsbereitschaft, Disziplin.
Derartiges - denke ich – gehört als unbedingtes Muss zu einem Medizinstudium, das ich als hochgradig theorielastig bezeichnen würde, so dass es eine richtig große Mühe macht, sich diese Kenntnisse anzueignen.
Dein Abi hast Du - wie Du schreibst- nicht mit Null Komma abgeschlossen, so dass ich vermute, dass Du etwas zu spät den Grundstein für später legen wolltest, was so aber nicht mehr geklappt hat.

Nun hast Du aber immerhin eine deutliche Interessenslage. Es käme nun darauf an, ob sich diesbezüglich auch eine Bewertung ergeben hat, die aktenkundig ist.
Nur damit würdest Du in dem Bereich weiter kommen.
Ich vermute allerdings, dass die Interessensgebiete dermaßen breit gestreut und vielfältig waren, dass Du in keinem der Themen ein deutliches Wissen aufbauen konntest, das Dich von anderen abhebt.
Ein grosses Allgemeinwissen kann man so natürlich nicht abstreiten, es ist aber eben Allgemeinwissen, und Spezialwissen kann man vermutlich nur in einem der Bereiche aufbauen, wenn denn ein Leben dazu überhaupt reicht.
Aber auch, wer sich bereits vor Beginn der Berufsausbildung mit anspruchvollen Themen wie klimatologische Zusammenhänge, gesellschaftliche internationale Entwicklung, Wandel und Tendenzen beschäftigt, der wird es doch ( von der zur Verfügung stehenden Restzeit her) schwer haben, im Hier und Jetzt angesichts simpler perrönlicher Problemstellungen wie Mietrecht, Kindesunterhalt, Immobilienrecht und Bankenrecht zu einer Lösung zu kommen – oder nicht?


Aktuell frage ich mich – wie Du – was man daraus machen kann.
Beginnst Du die medizinische Ausbildung, so kann es sein, dass Du doch etwas unterfordert bist und sie schleifen lässt– oder sie sehr gut abschließt.
Damit bist Du aber nicht auf einem aussergewöhnlichen level. Und es fehlt Dir noch etwas, was erreicht werden könnte.
Nutzt Du die Zeit als Wartesemester, so können immerhin Teile der Ausbildung anrechenbar sein.
Schlecht ist allerdings, dass Du in einer Ausbildung nicht hoch geistig gefordert bist und – vielleicht – das Lernen verlernst.
Begegnen kannst Du dem, indem Du Dich in Deiner Freizeit bereits so weit voraus bildest, dass es Dir nutzt, und Du Prioritäten später anders legen kannst.

Solltest Du dabei tatsächlich Deine Interessenslage intensiv vermissen, so kriegst Du das Studium eh nicht hin, da Du abgelenkt bist. Du hättest den Kopf nicht frei.

Ein Auslandsjahr, insbesondere in Australien ( max: 30 J), wird Dich in Bezug auf soziale Kompetenz und Entscheidungsfreudigkeit erheblich weiter bringen und kommt wohl Deiner Interessenslage eher nah, je nachdem, wie Du den Aufenthalt damit verknüpfst.

Ich weiss zwar, dass die Zeit endlich ist, in der man so etwas erleben kann. Man muss sich aber auch fragen, ob man sie sich leisten kann und will, und ob man sie beruflich vermarkten kann.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Jolina87

Aktives Mitglied
Du schmeißt hier 2-3 Mögliche Berufliche Ziele in den Raum die sich nicht wirklich vereinbaren lassen. Medizin, Politik usw.

Ich hätte die BEfürchtung das du dich jetzt auf etwas einschießt weil es Sinvoll ist und dann wieder umschwänkst weil dich was anderes doch mehr reizt. MAn sollte vor einer Ausbildung oder einem Studium schon recht überzeugt sein das das was ist was man die nächsten Jahre machen will.

Ein Jahr ist nicht viel Zeit und wenn du das Jahr auch noch in doppeter hinsicht für lebenserfahrung und eine Festigung des Berufswunsches in eine Richtung nutzt ist es sogar sehr Sinvoll.
 
G

Gelöscht 71014

Gast
Vielleicht sollte man -zur Lösungsfindung- anmerken, dass sehr viele dieser Work-and-Traveler in deinem Alter von dem Elternhaus bezuschusst werden.
Das W-a-T sieht nur besser im Lebenslauf aus, auch wenn es oftmals nur ein Rumgammeln bei schönem Wetter mit gelegentlicher Feldarbeit war.
Solltest du also kein Unterstützung von daheim erwarten können, streiche den Plan und verlagere ihn auf ein späteres Sabbat-Jahr.

Deine Interessenfelder sind weit gestreut, ich persönlich mag sowas, weil ich auch so bin. Ich habe erst eine normale, kaufmännische Ausbildung gemacht, dann ein paar Jahre -auch branchenfremd- gearbeitet und dann nochmal das studiert, was mich dann noch interessiert hat - meistens als Fernweiterbildung bzw. später als Fernstudium.

Das könntest du auch als Überlegung mit einbeziehen: eins nach dem anderen.
 
hallo :) !

ich würde eindeutig die medizinische ausbildung machen. es ist auch von allen 3 sachen die du aufzählst (medizin, politik und australien) das sinnvollste wie ich finde weil man damit menschen am ehesten helfen kann.

eventuell kannst du ja auch irgendwann mal einen billigeren urlaub nach australien zwischendurch machen?
 

teco

Mitglied
Liebe Freunde,

ich danke euch vom Herzen für eure ehrlichen Antworten. Vor allem du, Bodenschatz, hast mir sehr aus der Seele gesprochen. Ich verspüre einen tiefen inneren Pathos. Ich spüre wie sehr die Flamme des Freischaffenden in mir erstickt, je mehr ich mich für die vorgegeben Raster der Medizin annähere. Vielleicht ist diese Entscheidung der Zwiespalt meines Lebens. Hier entscheidet sich, was mir wirklich wichtig ist. Das innere Feuer, das mich durch die Schule weg lange begleitet hat, oder die Zwänge der Gesellschaft, die elterliche Vernunft, gepaart mit, vielleicht eingebildetem Interesse. Auf popülärwissenschaftlichem Niveau? Ja, ich presse mein Herz aus und lasse meinem emotionalen Fluss freien Lauf. Ich muss gegen einen riesigen Widerstand kämpfen. Gesellschaftlich, elterlich. Welchen Weg soll ich wählen? Muss ich nicht auf mein Herz hören? Vielleicht ist das Freischaffende, kreative es, das mich am Leben erhält. Lösche ich es aus, lösche ich gleichermaßen mich aus. Geld, Karriere. Kann das alles sein? Habe ich den Mut verloren, das zu tun, was ich liebe? Hatte ich den Mut je?

Ich weiß, was ich tun muss, aber es erscheint mir so surreal, so fern. Ich fühle mich manchmal wie der Protagonist bei Hermann Hesse, Unterm Rad, Joseph Giebenrath. Ja, ich will flüchten, wie er. Von all den künstlichen Erwartungen unserer Eltern, der Gesellschaft, der Welt. Einfach in das Urvertrauen der Natur zurückkehren, in das Urvertrauen in mir. Eins mit allem, eins im Sein. Ich will nicht mehr ein Leben schauspielern, das ich nicht will. Aber mich fesselt die Pflicht zu meiner Familie, dem Gehorsam, den ich (un)willentlich obliege. Die Erwartungen. Meine Eltern lieben mich, waren immer für mich da, aber sie drücken ihre Schablone auf mich und ich muss mich dieser fügen. Ich will nicht, ich ersticke, ich habe keinen Platz, ich will einfach nur weg. Was ist der Mensch?

Lange konnte ich nicht mehr so mein Herz in Worte projizieren. Das Rationale, das sich nach Ende meiner Schulzeit in mein Herz eingeschlichen hat, hat mich gebändigt. Aber es ist zu zornig, zu besinnt nach Freiheit, um in diesen Fesseln zu verharren. Ich will frei sein, mit meinen Flügeln all diesem entfliehen. Wann kann ich sie endlich schwingen? Wird man mich gehen lassen? Oder muss ich verschwinden? Ich könnte weinen....

Into the Wild... ein Film, der mein Leben verändert hat. Es war Zufall darauf gestoßen zu sein. Ein Junge, begierig nach Freiheit. Beste Noten hatte er vorzuweisen. Harvard, Jura, das war sein aussichtsreiches Ziel... oder das seiner Eltern? ER wollte nicht. ER wollte weg. ER wollte fliehen. Ja, fliehen. Auch ich will fliehen. Sein Geld, Kreditkarte, alles, er verbrannte es. Er ließ von Daheim los. Entfloh in die weiten der unberührten Natur, wunderhaft, folgte der Stimme seines Herzens in die Weiten der Wüste und Tiefen der Wälder. Mit einem Lächeln im Gesicht ging er fort, erfroren war sein Körper in der Kälte Alaskas. Doch der Tod nahm ihn in Freiheit. Besser als in Gefangenschaft???

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist mein Leben, ich will es leben, aber man lässt mich nicht. Gefangen in Freiheit. Ein Käfig ohne Gitter. Ein flügelloser Vogel. Ich will eine Welt ohne Geld, ohne Zwang, Verpflichtungen. Nur Freiheit, Leidenschaft. Aber wir sind gefesselt an die künstlichen Ausgeburten unserer Gesellschaft. Scheinbare Ideale, die sich mit dem Tod wieder in Luft auflösen.

Vielleicht sind wir dazu verdammt?

Ich schwelge in meinen Idealen, wieder abgetaucht in meine innere Welt. Vielleicht darf sie nur in mir sein. Vielleicht ist dieses Impulsive nicht wahr... vielleicht sollte ich doch Rational sein???? Gibt es Platz für mich???? Gibt es Geld für einen Träumer???? Bezahlt man mich als in sich flüchtenden Dichter???? Ich will auf den Mars, in die tiefen des Alls und einfach alles los lassen. Meine Maske fallen lassen, keine Maske, nichts, niemand, alles.

Tränen ranken sich in meinen Augen, zurückgehalten von der Schwere der gesellschaftlichen Vernunft, Rationalität und Zwänge. Ich gehe einen Weg von Tausenden, Millionen, jeden, aber nicht meinen. SO WILL ICH NICHT STERBEEEEN!!!!!!!!!!!!
 

teco

Mitglied
Gott, verleihe meinem Pathos Ausdruck, in einer ausdruckslosen Zeit. Es ist alles so fiktiv, unreal. Was ist das sein? Was ist unsere Aufgabe? Warum bin ich hier? Wie finde ich meine Bestimmung? Meinen Mut?

Wer kann den Schiller in mir zähmen? Oder sollte ich ihn lassen? Leben lassen? Sein lassen? Träume ich? Nein, ich bin.
Rationalität. Das ist unsere Welt. Fiktion, das ist meine. Aber hat sie eine Existenzberechtigung?

Ich will einfach sein in mir, die Zeit bleibt stehen, ich denke, also bin ich, ich will lieben, leben, sein. Alles, nur nicht gehorchen, alles nur nicht die Ketten auferlegen, die uns auferlegt werden. Krank, Krankheit, krank bin ich. Pathologien, die mein Herz in Eisen tränken. Floskeln, Verse ohne Ausdruck, durcheinander, was passiert gerade? Mein Herz strömt aus. Ein Tropfen hat genügt. Ich kann es nicht stoppen, das Rationale konnte seine Fesseln nicht halten........

Groß ist meine Flamme. Wird sie erstickt werden? Durch die Gesellschaft oder durch mich?

Das Erhabene
Das Sein
Pathos
Leiden
Immerwährende, universelle Wahrheit
Das Nichts
Das Alles
Was wären wir, wenn alles zeitlos wäre
Zwanglos
Nur das Sein
Nur wir
Stopp
Die Zeilen müssen ein Ende haben
hilferuf
 

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