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Ausbildung abgebrochen - Studium zu schwer - am Scheideweg

N

netsky

Gast
Hallo,

ich kann nicht schlafen, da mich meine Gedanken quälen. Darum möchte ich Euch meine Geschichte erzählen, und, das meine ich todernst, ich bin Euch für jeden, wirklich, jeden Tipp dankbar. Nur bitte spart Euch Kommentare wie "selbst schuld" etc, das ist mir Alles wohlbekannt.

2010 habe ich mein Abitur gemacht, in einem Vorort von Dresden. Leistungskurse waren Deutsch und Geschichte, Durchschnittsnote 3,0. Meine Stärken lagen klar in den Geisteswissenschaften und Englisch, Schwächen hatte ich dagegen (wie sollte es anders sein) in Mathe und Physik. Na ja, jedenfalls war ich nach meinem Abitur relativ planlos, wollte nur so schnell wie es geht ausziehen, und hab mich in Dresden bei einem deutschlandweit sehr bekannten Telekommunikationsunternehmen als Kaufmann für Dialogmarketing beworben, weil ich "mit Menschen sprechen und umgehen" wollte. Ich zog also nach Dresden in eine Wohnung, begann die Ausbildung, und recht schnell trat meine Ernüchterung ein. Die Gepflogenheiten in einem "Call Center" widersprachen nicht nur meinen Vorstellungen von Loyalität und Respekt (ich möchte darauf nicht näher eingehen, kann aber sagen, dass tatsächlich in der Aufgabe war, Leuten etwas auf subtile und infantile Art und Weise "anzudrehen"), zu dem war das Klima für mich sehr rau und schroff. Die Berufsschule bereitete mir auch keinen Spaß, ich war maßlos unterfordert. Hinzu kam die Tatsache, dass die Berufsschule in Chemnitz war, und man jeden Tag pendeln musste. Soweit, so schlecht.
Ich beschloss, die Ausbildung zum Sommer hin abzubrechen, da ich es einfach nicht mehr aushielt. Begünstigende Faktoren für diese, im Nachhinein, viel zu überhastete Entscheidung waren auch einige persönliche Rückschläge im familiären Bereich und in der Liebe. Ich wollte studieren. Also zog ich im Juni diesen Jahres wieder nach Hause in den besagten Vorort und jobbte den Sommer über in einem Supermarkt. Ich beschloss, in Leipzig Jura (Staatsexamen) zu studieren, weil ich eine Herausforderung wollte, und weil mich die Justiz schon immer faszinierte. Nun bin ich seit knapp zwei Monaten hier - und ich resigniere. Der Stoff ist jetzt schon wahnsinnig komplex, und ich bin sehr besorgt. Zwar lerne ich jeden Tag, doch es ist einfach verdammt komplex und ich begehe weiterhin Fehler. Die Motivation verlässt mich. Ich habe furchtbare Angst vor dem weiteren Verlauf des Studiums, denn es wird ab dem 3. Semester nur noch schlimmer. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Das Eine war mir zu leicht, das Andere ist mir zu schwer.

Wie soll es denn nun weitergehen? Was, wenn ich bspw. im 6. Semester durchfalle? Dann bin ich 22 und habe nichts, außer 'nem Durchschnitts-Abitur, einer abgebrochenen Ausbildung und ein nicht geschafftes Studium.
Darum bin ich auf die Idee gekommen, vielleicht nächstes Jahr eine neue Ausbildung zu beginnen und das Studium zu "pausieren". Das Gute an Jura ist, dass man sich bereits absolvierte Semester gut anrechnen lassen kann (so habe ich hier zumindest die Erfahrung gemacht), weswegen ich nicht für umsonst studiert hätte. Aber was soll ich tun?
Ich bin weder faul, noch dumm. Ich WILL arbeiten, und auf keinen Fall eines Tages von Hartz 4 leben müssen. Darum möchte ich etwas tun, um dieser beschissenen Situation zu entfliehen. Es gibt einige Berufe, die ich mir vorstellen könnte. Der Justiz treu bleiben wäre natürlich top. Vielleicht als Justizvollzugsbeamter. Ansonsten kann ich mir auch in der Verwaltung einiges Vorstellen, so zum Beispiel eine Tätigkeit als Arbeitsvermittler bei der AfG (um gerade Leuten, denen es wie mir jetzt geht, zu helfen). Ebenfalls im Frage kämen Berufe, die mit Medien zu tun haben, oder der Bereich der Bürokommunikation.
Aber das ist Alles noch zu wirr. Ich weiß ja selbst nicht, wohin mit mir. Was auch immer ich als nächstes mache, falls ich etwas bekomme (habe höllische Angst vor der Vorstellung, dass das auch nicht klappt), möchte ich ewig machen. Auch möchte ich nicht unbedingt weg aus Leipzig, bin ja gerade erst hier her gezogen. Ich möchte, trotz aller jugendlichen Polemik, die mir ohne Frage inne wohnt, endlich ein Mal sesshaft werden. Etwas für die Zukunft finden und machen. Ich will etwas AUS MIR machen! Bisher habe ich offenbar einfach nur die falschen Entscheidungen getroffen.

Was neben der abgebrochenen Ausbildung und dem etwaigen abgebrochenen Studium (im Lebenslauf) für mich spricht, ist die Beurteilung von meinem Ausbildungsbetrieb, der "sehr gut" ausgefallen ist, sowie viel soziales Engagement (Ehrenamtliche Schülernachhilfe, Abizeitung, ehrenamtliche Mitarbeit beim Radiosender der Universität , soziale Schulprojekte...). Mehr fällt mir aber auch nicht ein, ehrlich gesagt.

Was meint Ihr? Was wäre der klügste, nächstmögliche Schritt? Alles auf eine Karte setzen und mit Jura weitermachen? Falls nein, was dann? Ich bin dankbar für jede Antwort, jeden Rat, jeden Gedanken...

Und ach ja: Es tat mir ungemein gut, das Alles mal loswerden zu können.
 

Alouette

Mitglied
Hallo natsky,
Kauffrau für Dialogmarkting mit Abi? Ei ei! Kein Wunder, dass du unterfordert warst.
in der Tat scheint alles ein bisschen wirr zu sein im Moment. Informier dich mal über die verschiedenen Ausbildungen: Bei Kauffrau für Bürokommunikation wirst du vermutlich auch unterfordert fühlen!

Zunächst mal, ein Studium im öffentlichen Dienst ist nicht schlecht, gerade wenn du mit dem Gedanken spielst, später noch Jura zu machen.
Da gibt es das Studium der Arbeitsagentur, das du erwähnt hast : http://www.arbeitsagentur.de/nn_453756/Navigation/zentral/Unternehmen/Ausbildung/Ausbildungsarten/Duales-Studium/Duales-Studium-Nav.htmlhttp://www.arbeitsagentur.de/nn_272...ung/Allgemein/B-A-Arbeitsmarktmanagement.html
In der Justiz gibt es den Justizvollzugsdienst und auch das Studium der Rechtspflege. Allerdings würde ich dir von letzterem abraten, wenn dir das Jurastudium zu schwer ist, denn Rechtspflege gilt schwieriger als die ersten Monate des univeristären Jurastudiums.
Auch würde ich dir den kommunalen gehobenen Dienst ans Herz legen (also bei der Stadt arbeiten), wenn du Berührungspunkte mit Jura behalten willst.

Und nun zu den Ausbildungen: kaufmännische hochwertige Ausbildungen sind in erster Linie (neben Banken-, Versicherungskaufleuten usw)
1. Industriekauffrau/mann
2. Groß- und Handelskauffrau/mann
vielleicht noch Kaumann für Spedition und Logistik.
Oft landet man damit auf einem Sachbearbeiterposten (der je nach Unternehmen und Aufgabe herausfordernd ist)
Bürokaufleute und Kauffrau/mann für Bürokommunikation machen wenige Leute mit Abi. Oft ist am Ende eine Stelle als Sekretärin drin. Als Bürokauffmann vielleicht auch noch möglich, Sachbearbeiter zu werden.
Das will ich dir nicht als Fakten verkaufen, aber das ist die Erfahrung, die ich habe.

Ich an deiner Stelle würde zweigeisig fahren, mach weiter mit dem Jurastudium und bewirb dich parallel. Vielleicht klappt es nicht mit der Ausbildung (gerade duale Studiengänge im ÖD sind sehr begehrt und werden z.T mit Leuen von nem 1,er Abi durchgefürt), dann hast du dein Studium. Oder aber du merkst, es gefällt dir doch.
Nur Mut! Dein Studium hat ja gerade erst angefangen, und du musst dich dran gewöhnen, Student zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gast

Gast
@ netsky:

Zuerst einmal zu Deinem Studium:
Ich würde es mir wirklich gut überlegen, ob Du wirklich mit Jura weitermachen willst. Es ist nicht leicht und wird in Zukunft auch nicht leichter. Und zu allem Überfluss warten am Ende die beiden Staatsexamina, die wirklich alles andere als leicht sind (man könnte sogar sagen: bockschwer). Und selbst wenn es im Studium gut laufen sollte: Über das Ergebnis in den Examina sagt das nichts aus, dh. Du bangst bis zum Ende, was für eine Note beworbenDu bekommst. Und mit zwei "Vieren" - sowohl wirst Du ja mittlerweile mitbekommen haben - fängt das große Zittern an, auch wenn man nicht automatisch arbeitslos ist.
Ich würde mich an Deiner Stelle fragen, ob Dich Jura wirklich so sehr interessiert so dass Du bereit bist, diesen langen "Leidensweg" (ist leider so) bis zum Ende - dh. bis zum Bestehen des 2. Staatsexamen - zu gehen. Das dauert im bundesdeutschen Durchschnitt 8 Jahre, also kannst Du Dir ja ausrechnen, wie alt Du dann sein wirst. Wenn da noch Verzögerungen auftreten, weil Du langsamer bist oder im Examen durchfällst, kommst Du leicht auf 10 Jahre. Also überlege gut, ob Du das willst! Wenn Du mit Ende 20 dann feststellst, dass Du es doch nicht willst, hast Du ein sehr großes Problem!
Der Hintergrund meiner "Panikmache" ist, dass ich selber Volljurist bin und leider einige Bekannte aus der Studienzeit habe, die für Jura einfach nicht geeignet sind, aber es nicht wahrhaben wollen/wollten und sich über Jahre richtig gequält haben und zT psychische Probleme bekommen haben. Ein Extremfall zB hat erst nach 7 Jahren endlich erkannt, dass es die falsche Wahl war und studiert jetzt was anderes (die Zeit in Jura war natürlich völlig verschenkt, er in den 7 Jahren keinen Abschluss gemacht).

Hast Du denn mal darüber nachgedacht, was anderes zu studieren? Gerade heute mit dem Bachelor/Master-System gibt es ja unzählige Studiengänge/Fächerkombinationen, bei denen Du sicher fündig wirst. Du könntest dann ja auch Fächer mit juristischen Inhalten wählen. Wenn Du gut mit Kindern/Jugendlichen umgehen kannst, würde ich mal über Lehrer (für das Gymnasium) nachdenken. Das "Preis-Leistungsverhältnis" ist unschlagbar! Du verdienst dann A13 und damit genauso viel wie wenn Du als Volljurist in der Verwaltung arbeitest! Du hast ja geschrieben, dass Du gerne mit Menschen umgehen willst. Du könntest auch über "Berufsschullehrer"/Wirtschaftspädagoge nachdenken, dann müsstest Du Dich nachher nicht mit Kindern rumschlagen, sondern könntest Auszubildende unterrichten. Das könntest Du auch dann noch machen, wenn Du erst eine kaufmännische Ausbildung absolviert hast.


Zu Deinen Ausbildungswünschen:
Ich schließe mich Alouette an. Ich würde mich zB mal nach den angesprochenen "höherwertigen kaufmännischen Ausbildungen" umsehen. Industriekaufmann oder Groß- und Einzelhandelskaufmann sind Ausbildungen, bei denen Du Dich sicher nicht unterfordert fühlen wirst. Ob sich das mit Deiner angesprochenen Matheschwäche verträgt, weiß ich aber nicht.
Was den öD angeht: Da könnte Deine Abinote ein Ausschlusskriterium sein, aber das muss nicht zwingend so sein. Da kannst Du Dich bewerben, aber es kann sein, dass viele Deiner Bewerbungen direkt zurückkommen. Der Andrang ist einfach recht groß (ich habe vor meinem Studium auch eine Ausbildung im gehobenen Dienst gemacht und da haben sich über 1800 Leute für 14 Stellen beworben).
 

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