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Arbeit

I

IridiumSword

Gast
Guten Abend ihr da draußen :)

Bin in meinen Mittzwanzigern und habe massive Probleme mit dem Thema Arbeit. In meinem gesamten Leben habe ich noch nie gearbeitet, u.a. weil ich massive Angst vor allem habe was damit zusammenhängt und zum Perfektionismus neige. Das liegt vor allem an meiner mangelnden Belastbarkeit und fehlendem Selbstvertrauen (schon in der Schule hatte ich schlechte Zensuren obwohl ich nicht komplett auf den Kopf gefallen bin, denke ich), aber auch weil meine sozialen Fähigkeiten unfassbar defizitär sind, Telefonieren und Gespräche mit Fremden sind für mich zum Beispiel ein Graus. Mit Ach und Krach habe ich dennoch Abitur machen können, aber das bedeutet mir nur wenig.

Eine Ausbildung oder einen Uniabschluss habe ich natürlich nicht. Ich habe vor vielen Jahren angefangen ein Fach zu studieren welches mich aber nicht interessiert hat, außerdem hatte ich Probleme mit der Struktur eines Studiums. Allgemein musste ich feststellen, dass es keinen Bereich gibt der mich interessiert.
Das Jobcenter hat mir eine spezielle Maßnahme für solche Menschen wie mich vorgeschlagen (nicht gezwungen, Sanktionen hatte ich nie), die ich an einem bestimmten Punkt abgebrochen habe. Ich habe einen Nervenzusammenbruch erlitten weil ich eine Bewerbung schreiben sollte. Eine fiktive wohlgemerkt, nur als Übung. Und ab dem Punkt wusste ich: Das wird nie etwas.

Aktuell lebe ich von Grundsicherung (wegen eines med. Gutachten welches mich als nicht arbeitsfähig einstuft hat mich das JC "rausgeworfen"), was gewissermaßen in Ordnung aber auf Dauer auch nicht wirklich befriedigend ist. Zum Glück bin ich ein Mensch der materiell eher anspruchslos ist, also wenig Wert auf Moneten legt, aber für's Ego ist es nicht angenehm zu wissen dass man anderen Menschen auf der Tasche liegt und gar nichts zur Gesellschaft beitragen kann. Kurz: Ich bin unglücklich, aber alle Versuche etwas zu ändern haben mein Leid nur verstärkt.
Der soziale Druck bei dem Thema ist nicht zu unterschätzen, gerade von Freunden und Familie kommt oft die gut gemeinte Rückmeldung, "dass ich junger Mensch etwas aus mir machen solle". Und das ist mein größtes Problem, wie komme ich mit mir selbst besser klar? Ich kann nichts dafür wer ich bin, deshalb möchte ich mich selbst akzeptieren können.

Ich lese fast überall im Internet nur von Menschen die es geschafft haben ein glückliches Leben zu beginnen, aber nie von Leuten die auf keinen grünen Zweig kommen. Vielleicht kann mein kleiner Beitrag etwas dazu beitragen dies zu ändern und möglicherweise ein Stigma zu brechen. Für Fehler entschuldige ich mich im Voraus, ist schon spät :D

Gibt es noch andere Leute wie mich oder bin ich einfach verrückt?
 
Hallo IridiumSword,

schau mal hier: Arbeit. Hier findest du was du suchst.
G

Gelöscht 117620

Gast
Deine Probleme sind gar nicht mal so ungewöhnlich - aber dagegen kann man etwas tun. Wie sah oder sieht es denn mit einer Psychotherapie oder Klinikaufenthalt bei dir aus?
 

Werniman

Mitglied
Auch wenn ich dir keine Tips geben kann, wie du vorgehen solltest, so möchte ich dir zumindest sagen, dass du längst nicht so allein mit deinen Problemen bist, wie du vielleicht glaubst.

Das liegt vor allem an meiner mangelnden Belastbarkeit und fehlendem Selbstvertrauen (schon in der Schule hatte ich schlechte Zensuren obwohl ich nicht komplett auf den Kopf gefallen bin, denke ich), aber auch weil meine sozialen Fähigkeiten unfassbar defizitär sind, Telefonieren und Gespräche mit Fremden sind für mich zum Beispiel ein Graus. Mit Ach und Krach habe ich dennoch Abitur machen können, aber das bedeutet mir nur wenig.
Kommt mir doch sehr bekannt vor, war bei mir in der Schule so ähnlich. Obwohl ich nicht auf den Kopf gefallen bin, stand ich mit der Schule zumindest in den letzten 3 Jahren meiner Schulzeit immer aufs Kriegsfuß. Das lag wohl auch daran, dass ich ganz schön unterfordert war und daher gerne andere Sachen gemacht habe, wenn ich mit den gestellten Aufgaben eher fertig war. Es kommt bei Lehrern halt nicht sonderlich gut an, wenn man dann unbeteiligt zum Fenster rauskuckt oder gar ein Buch liest, während man wartet, dass die anderen Mitschüler fertig werden. Und das schlug sich auch in den Noten nieder, was bei mir einen gewissen Denkzettel hinterließ: "Streng dich nicht an, es wird eh nicht honoriert, sondern sogar bestraft!". Von daher habe ich heute eine gewisse "Maximal Dienst nach Plan!"-Einstellung.

Telefonieren und Gespräche mit Fremden sind etwas, was mir auch nicht sonderlich liegt. Und das, obwohl ich sogar mal 2 Jahre in einem Callcenter gearbeitet habe. Eigentlich sollte man erwarten, dass man dabei die Hemmung, mit Fremden zu sprechen, verliert, aber es wurde eher sogar schlimmer. Ich war kürzlich in einer psychosomatischen Klinik und hab es dort wieder gemerkt, dass ich mind. 2 Wochen brauche, bevor ich mit einem Fremden mehr als nur 1-2 Sätze belanglosen Smalltalk führe.

Das Jobcenter hat mir eine spezielle Maßnahme für solche Menschen wie mich vorgeschlagen (nicht gezwungen, Sanktionen hatte ich nie), die ich an einem bestimmten Punkt abgebrochen habe. Ich habe einen Nervenzusammenbruch erlitten weil ich eine Bewerbung schreiben sollte. Eine fiktive wohlgemerkt, nur als Übung. Und ab dem Punkt wusste ich: Das wird nie etwas.
Oha, mein Beileid, denn solche Maßnahmen zur Berufsfindung kenne ich auch, Sowas hab ich vor vielen Jahren mal machen müssen. Mit dem Ergebnis, dass ich für genau den Berufszweig geeignet sei, für den ich schon ewig eine Umschulung haben und die mir das Jobcenter nicht zahlen wollte. Meist kommt bei solchen Maßnahmen aber "zufällig" der Beruf als Ergebnis raus, bei dem das Jobcenter gerade Jobpotential sieht. Will sagen: wenn beispielsweise gerade viele freie Stellen als Altenpfleger zu vergeben sind, "diagnostizieren" solche Berufsfindungsmaßnahmen "zufällig" immer eine Eignung zum Altenpfleger usw. . Will sagen: diese Kurse sind absolut sinnfrei, weil sie mit Eignungsfeststellung meist nicht viel zu tun haben, sondern das rauskommen soll, was das JC gerne hätte. Ein Gefälligkeitsgutachten also.
Auch die Sache mit den Bewerbungen kenne ich nur zu gut. Gerade wenn es einem psychisch nicht sonderlich gut geht, fällt einem das Verfassen eines Anschreibens besonders schwer, wie ich finde. Zumindest mir geht es so. Man soll sich im Anschreiben selbst loben, obwohl man sich eigentlich selbst gar nicht ausstehen kann. Und das bringt man unbewusst auch in so einem Anschreiben rüber, ob man will oder nicht. Inzwischen habe ich von einem erfahrenen Bewerbungscoach ein "Musteranschreiben" für meinen Berufszweig auf den Leib geschneidert gekriegt, mit dem ich zumindest halbwegs leben kann, auch wenn das noch immer sehr nach "sich selbst über den grünen Klee loben" klingt.

Kurz: Ich bin unglücklich, aber alle Versuche etwas zu ändern haben mein Leid nur verstärkt.
Auch das kommt mir sehr bekannt vor. Wenn man das ständig erlebt, kommt irgendwann der Gedanke in einem hoch, dass man wohl am Besten fährt, wenn man in den Tag hinein lebt und nichts von seinem Leben und seinen Mitmenschen erwartet. Ich bin auch gerade auf Jobsuche und seitdem ich so verfahre, machen mir auch Absagen nach Vorstellungsgesprächen weit weniger aus als früher. Kurz gesagt: Ab einem gewissen Punkt muss man sich einfach eine "Scheißegal-Einstellung" zulegen. Laut meiner Psychologin sollte man den Spieß sogar umdrehen und von der Bittsteller-Einstellung wegkommen, sondern zeigen, dass man selbst in einem Vorstellungsgespräch ein gleichberechtigter Teilnehmer ist. Sprich: nicht ständig den Forderungen der Firmen nachrennen, sondern auch Forderungen stellen, weil das Selbstbewusstsein demonstriert. Und das kann bei der Jobsuche durchaus hilfreich sein. Leute hatte ich bislang noch keine Möglichkeit, das auch mal in der Praxis zu testen, ob das tatsächlich funktioniert.


Ich lese fast überall im Internet nur von Menschen, die es geschafft haben ein glückliches Leben zu beginnen, aber nie von Leuten die auf keinen grünen Zweig kommen.
Ich glaube, du liest vielleicht die falschen Seiten. Von was für Leuten man liest, kommt sehr auf die Quellen an. In einem Erwerbslosenforum oder in einem für Beziehungsprobleme wirst du die selbsternannten Looser im Leben eher finden als in einem Forum, wo es um Leute geht, die viel Kohle an der Börse gemacht haben. In gewisser Weise zeugt ja auch der Name dieses Forums hier (Hilferuf) davon, dass es sich eher an Leute richtet, die das eine oder andere Problem haben.

Gibt es noch andere Leute wie mich
Hier schreibt dir einer. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Geißblatt67

Sehr aktives Mitglied
Hast du denn von deinen Eltern keine Unterstützung?

Ich habe selbst zwei Kinder, eins studiert, das andere macht gerade Abi. Und ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass man als Eltern jahrelang zuschaut, wenn das Kind nichts tut und offensichtlich Probleme mit dem Leben im Allgemeinen hat.

Es wurde ja schon gefragt - wie sieht es mit Therapie aus?
 
G

Gelöscht 117262

Gast
kann dich sehr gut verstehen.
Ich kann beruflich auch nicht wirklich Fuß fassen.
Und setzt mich leider auch sehr unter Druck.
Dadurch mache ich dann leider noch mehr Fehler.
Aber oft sind es dann auch Arbeitsplätze die mir überhaupt nicht liegen und die ich nur angenommen habe um überhaupt etwas zu haben.
Das ist wahrscheinlich dann auch das Problem.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Hallo IridiumSword,

ich glaube du bist kein Einzelschicksal und einigen von uns geht es ähnlich oder sie wären unter anderen Umständen in einer ähnlichen Lage.
Ich bin relativ behütet aufgewachsen und hatte eigentlich immer Hemmungen und Ängst im Umgang mit anderen Menschen. Auch im Beruf war es für mich stets eine große Hürde wenn ich z.B. ans Telefon sollte. Ich habe mich überfordert gefühlt und meist auch den Namen des Anrufenden vergessen.

Es ist vielleicht ein blöder Tipp, aber mach irgendwas. Selbst wenn du nur Zeitungen austrägst oder was ehrenamtliches machst. Was dir fehlt ist Selbstsicherheit und Erfahrung.

Das fehlt übrigens vielen. Viele wirken nur nach außen selbstsicher. Ich kenne 50 Jährige, die Familie, einen guten Job, lange Erfahrung und alles haben was man sich wünschen kann, aber selbst mir gegenüber schnell unsicher werden.

Und wenn dir was nicht liegt, überlege dir dafür Lösungen. Ich schreibe beim telefonieren inzwischen fast immer mit, notiere mir Name und punktuell den Inhalt. So nehme ich mir auch den Druck mir alles merken zu müssen.
Wichtig ist nur, dass es etwas ist, was du willst. Ich glaube die Wahrscheinlichkeit, dass dir ein Dritter wie das Jobcenter eine Arbeit vermittelt ist gering.

Was willst du? Was sind deine Stärken und Hobbies? Denke mal nicht im Muster deiner Defizite sondern deiner Stärken.
Wenn ich mir heute was überlegen würde, käme ich auf die Idee vielleicht was mit Pflanzen zu machen, weil ich meinen Garten liebe. Oder was im Finanzbereich, weil immer schon gerne mathematisch geknobelt und Dinge perfektioniert habe.

Mach das nicht weil deine Familie oder Freunde das wollen. Dein Text klingt nach "Ich kann nix und jeder will dass ich was tue". Es ist doch erstmal egal, was Andere wollen. Was zählt bist du!

Ein Problem was ich übrigens auch habe, dass man sich nur durch die Wahrnehmung anderer beurteilt und dann Dinge tut, nur weil Andere sie von einem erwarten. Daran scheitern viele irgendwann, weil das "Leben für Andere" dich vollkommen fertig macht und unter Druck setzt.

Ich wünsche dir alles Gute!
 
G

Gelöscht 117262

Gast
Ich glaube man muss auch langsam anfangen.
Nichts machen was einen total überfordert und unter Druck setzt.
Ich habe vor allem Probleme wenn ich etwas machen muss was mir nicht lieg.
Dann werde ich auch sehr nervös und unsicher.
Aber es stimmt schon.
Viele wirken nur nach außen so selbstsicher ( sind es dann aber gar nicht).
 
I

IridiumSword

Gast
Vielen Dank für eure Antworten, da fühle ich mich erleichtert dass ich anscheinend nicht alleine bin. Und ich finde es klasse dass ihr einem Fremden so lange Texte schreibt :)

Therapien wurden mir durchaus nahegelegt, aber ich halte mich für einen hoffnungslosen Fall, ich wüsste nicht was man in meinem Fall machen sollte. Wegen einer anderen Geschichte war ich einmal bei einer Psychiaterin und das möchte ich nie mehr erleben. Außerdem habe ich Angst vor Medizinern jeder Coleur, mir wird schon übel wenn ich eine Praxis auch nur betrete, ganz schlimm sind Krankenhäuser. Termine machen klappt alleine auch nie.

Ich würde von mir behaupten auch nicht wirklich etwas zu können, Hobbies außer dem täglichen Surfen und Daddeln am Computer habe ich keine. Dokus schaue ich gerne und oft, aber das bringt nichts. In welchem Job kann es mir helfen zu wissen wie viele Kernreaktoren es in der VR China gibt? Richtig, in keinem einzigen.
Für Sport, Musizieren und Kunst bin ich auch nur schwer zu begeistern bzw. gar nicht, das habe ich als Kind gemerkt. Damit ist eine Orientierung ebenfalls schwer, so mancher Mensch wollte mir das auch nicht glauben. Bis sie mich dann näher kennengelernt haben.

Weil nach Unterstützung durch meine Eltern gefragt wurde: Sie lieben mich, können aber nichts tun außer mir gut zureden. Gelegentlich bekomme ich einen Zwanni zugesteckt damit ich mir hochwertigere Lebensmittel kaufe, aber sie können keine Entscheidungen für mich treffen. Zukunft konnten sie mir auch keine aufzeigen, da kann ich ihnen aber keinen Vorwurf machen, es sind auch keine perfekten Menschen.

Ich würde mich eher als einen Menschen einschätzen der mit dem Kopf arbeitet als mit den Händen. Mein Körper ist mir eher eine Last, durch einen Unfall kann ich auch keine schweren Tätigkeiten mehr ausüben. Habe ohnehin zwei linke Hände gehabt.
 
G

Gelöscht 117620

Gast
Therapien wurden mir durchaus nahegelegt, aber ich halte mich für einen hoffnungslosen Fall, ich wüsste nicht was man in meinem Fall machen sollte. Wegen einer anderen Geschichte war ich einmal bei einer Psychiaterin und das möchte ich nie mehr erleben. Außerdem habe ich Angst vor Medizinern jeder Coleur, mir wird schon übel wenn ich eine Praxis auch nur betrete, ganz schlimm sind Krankenhäuser. Termine machen klappt alleine auch nie.
Therapie ist nicht bei einem Psychiater sondern bei einem psychologischen Psychotherapeuten. Und "hoffnungslose Fälle" gibt es nicht! Natürlich wirst du dich auch durch Therapie nicht um 180 Grad drehen - das ist auch gar nicht das Ziel - aber du wirst lernen, dein Denken und Verhalten zu überprüfen und anzupassen.
 

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