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Antidepressiva nehmen um zu funktionieren?

AnjamitVicky

Aktives Mitglied
Am Freitag Abend saß ich mit ehemaligen Arbeitskollegen zusammen auf einen Kaffee.
Wir unterhielten uns über dieses und jenes und irgendwann ging es zum Thema Krankheiten.
Dabei kam dann raus, dass 3 meiner 9 ehemaligen Kolleginnen Antidepressiva nehmen, um überhaupt arbeiten zu können.
Es ist so, dass mir das in letzter Zeit bei Freunden verstärkt auffällt. Ich gehe auf die 40 zu und finde es mittlerweile erschreckend wie viele Menschen Psychopharmaka einnehmen, um zu funktionieren.
Mittlerweile komme ich immer mehr zu der Erkenntnis, dass das nicht an den Menschen liegt, sondern dass unsere Gesellschaft krank ist.
Es kann doch nicht sein, dass sich so viele Menschen mit Tabletten voll pumpen, um arbeiten zu können? Das war doch früher nie so.
Oftmals sind es Menschen, bei denen man denkt, bei denen läuft alles super. In Wahrheit ist die Dunkelziffer sicher noch viel höher. Es redet nur keiner darüber.

Ist euch das auch mal aufgefallen? Ich finde es bedenklich?
Das ist doch eine kranke Zeit, oder nicht? Und keiner traut sich darüber zu reden.
 
Richtig erkannt. Es trauen sich schon Leute darüber zu reden, das Forum ist voll davon.
Warum dauern Termine beim Therapeuten so lange? Gleicher Grund.

Diese Gesellschaft ist an ihrer Basis kaputt und bröselt zunehmend weiter auseinander.
Ob man das noch stoppen kann oder will?

Es geht nur noch um Konkurrenz, der Beste sein, funktionieren.
Eben noch einen Bericht gesehen, dass Abiturienten Ritalin nehmen damit ihre Zeiugnisse besser werden.
Ärzte die sich selbst bedienen damit sie ihre ewig langen Schichten durchstehen und wieder andere nehmen illegale Drogen ums überhaupt auszuhalten.
 
Mittlerweile komme ich immer mehr zu der Erkenntnis, dass das nicht an den Menschen liegt, sondern dass unsere Gesellschaft krank ist.

Sehe ich auch so. Egal ob Ernährung, Verhalten und Konditionierungen, Gesundheit, Tierleid... Ich finde leider schon länger nicht mehr in die "Normalität" der Gesellschaft zurück. Ich will es auch gar nicht. Hab keinen Bock auf die typischen westlichen Zivilisationskrankheiten und den Lifestyle generell.
 
Ich meinte das eher auf die Arbeitswelt bezogen mit dem drüber reden. Hab von meinen ehemaligen Arbeitskollegen auch erfahren, dass sie Angst haben auf der Arbeit darüber zu reden.
 
Nicht nur die Finanzielle Situation ist [....].
Die soziale Situation gerät zunehmend in Schieflage.

Es gibt keine Gemeinschaft mehr, keine soziale Sicherheit.
Der frühere Schutz der Famile exisitert fast nicht mehr weils schon dauernd weniger Familen gibt.
Man hat den Eindruck Alleinerziehnd ist das neue Individuell.
Braucht man sich ja nur hier durchs Forum zu lesen. Trennung hier, Betrug da, Untreue, Vertrauensverlust.
Persönliche denke ich das die Ehe immer mehr als Sicherheitskonzept denn als Liebeskonzept gedacht war. Klar isses Murks wenn man beim falschen landet, aber man war wenigstens gezwungen Lösungen zu erarbeiten weil alles andere nicht geduldet wurde. Heute wirft man den Partner einfach weg wenn einem irgendwas nicht passt. Kompromisse? Verantwortung? Treue? Nur so lange es einem persönlich nützlich ist. Scheidungsquote bei fast 50% und die Themen hier im Forum reichen für einen Überblick.

Freunde? Schwierig. Zunehmend verteilen sich Schulfreunde nach überallhin wegen Job, Studium oder Freundin. Arbeitskollegen macht man besser auch nciht zu Freunden, wer weiß was die beim Chef erzählen wenn die nächste Entlassungswelle droht, lieber nichts persönliches preisgeben was einen angreifbar macht.
Soziale kontakte über Internet, zunehmend beliebt. Aber ersetzt ein Chatfreund gemeinsame Aktivitäten? Nähe? Vertrauen? Meistens nicht.

Der eigene hart erarbeitete Status ist in permanenter Gefahr, Ehe von heut auf morgen zu ende, Job von heute auf morgen weg. Es ist kein Wunder das bei soetwas Stress und Angstsymptome zunehmen. Und die sind auch therapeutoisch nicht in den Griff zu bekommen. Das Problem ist ja nicht durch den Patient so.

Religion ist schon länger obsolet, schaffte aber in derVergangenheit ebenfalls eine Gemeinschaft und einen halt, eine Orientierung. Christliche Nächstenliebe und so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meinte das eher auf die Arbeitswelt bezogen mit dem drüber reden. Hab von meinen ehemaligen Arbeitskollegen auch erfahren, dass sie Angst haben auf der Arbeit darüber zu reden.

Ist ja auch kein wunder, Depressive haben mit die höchsten Krankheitstage pro Jahr. Wenns dann wieder "Einsparungen" gibt sind das natürlich Kandidaten die man als erster loshaben will. Also immer schön funktionieren, der Job ist zwar Mist aber man lebt ja schließlich davon und könnte den auch noch verlieren.
Oder man wird zur Zielscheibe von kollegen die einen brauchen um ihren eigenen Frust abzulassen. "Du mit deinen Depressionen arbeitest ja eh nur halbe Kraft was wir dann für dich mitübernehmen dürfen".
 
Das ist erschreckend, verwundert angesichts des Arbeitsmarktes und der "Leistungsgesellschaft" allerdings nicht wirklich. Die Leute werden schon in der Schule auf ständigen Konkurrenzkampf konditioniert und im Grunde ist die Arbeitswelt - von wenigen Ausnahmen abgesehen - absolut nicht an menschlichen Bedürfnissen ausgerichtet. Die Wirtschaft ist ja längst heilig und der Mensch hat der Wirtschaft bzw. ein paar Reichen zu dienen - nicht umgekehrt. Er soll also möglichst funktionieren, konsumieren und ansonsten die Klappe halten.

Zudem bröseln die neoliberalen Märchen vom Wohlstand durch Bildung, Leistung etc. mehr und mehr auf und die Menschen werden auch im Privatleben an "Erfolgen" gemessen: Neben dem tollen Job zur Selbsterfüllung braucht es natürlich auch den tollen Partner, die schlauen Kinder und die perfekte Familienidylle, weil das natürlich auch in asozialen Medien so präsentiert wird. Wieder also Konkurrenzmodus und selbst der Burnout muss noch mit einer Instagram-Story aufbereitet werden.

Außerdem stelle ich, wie hier schon angesprochen, eine zunehmende "wirtschaftliche" Orientierung auch im Privatleben fest: Sobald Partner und Freunde nicht mehr passen, wird ausgetauscht, anstatt Probleme zu erörtern. Die Online-Bestellung schickt man ja auch zurück und bewertet fleißig. Zudem bleibt man an sich eher in seinen kleinen Grüppchen, so bieder war es wohl nicht einmal vor 100 Jahren. Vertrauen und Loyalität gelten als "unflexibel". Heute ist man hier und morgen dort, weil das eben total angesagt ist. Soziale Bindungen sind austauschbar bzw. werden flüchtiger, weil auch Verantwortungsbewusstsein heute für viele ein Fremdwort ist.

Und so wird der Mensch am Ende zwischen den künstlichen Bedürfnissen anderer zerrieben, entfremdet sich immer mehr von sich selbst und funktioniert nur noch mit Psychopharmaka, obwohl wir doch angeblich in der besten aller möglichen Welten leben und es uns noch nie so gut wie heute ging. Willkommen im Spätkapitalismus.
 
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