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Anonyme Alkoholiker (AA)/ Emotions Anonymous (EA)

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Hey ihr,

hat jemand mit den im Titel genannten Gruppen Erfahrungen, bzw. hat sich damit schon intensiver beschäftigt?

Sie sind ja eine gewisse Größe in der Selbsthilfe, in der ich auch aktiv bin. Allerdings laufe ich mit einem großen Sack an Vorurteilen herum, da ich die Leitsätze/12 Schritte (kopiere ich in den ersten Kommentar, die EA Schritte sind fast gleich, nur ohne Bezug zu Alkohol) ganz, ganz schrecklich finde.
Für mich ist damit ein ganz unschönes Menschenbild (Charakterfehler, Mängel, etc.) verbunden & ich kann irgendwie nicht nachvollziehen, wieso man sich in der heutigen Zeit so selbst betrachtet. Außerdem bin ich nicht gläubig und empfinde die Sätze als sehr missionierend

Ein Vorteil haben die Gruppen auf jeden Fall, es gibt sie in vielen Städten & Ländern & sie funktionieren immer ungefähr gleich. Das heißt, man hat nach einem Umzug schnell einen Anknüpfungspunkt, andere Selbsthilfegruppen sind meist wesentlich individueller, je nach Konzept & Leitung. Außerdem muss man sich meines Wissens nach nicht anmelden, kann einfach hingehen.

Ich habe mich kürzlich mit jemandem unterhalten, der EA Gruppen besucht und er meinte, dass es tatsächlich so sei dass vor jedem Treffen gemeinsam die Leitsätze aufgesaugt werden. Er selbst sei nicht gläubig, finde die Sätze auch kritisch, aber ihm gefällt das Konzept so gut, dass er das in Kauf nimmt. Das besondere an den Gruppen sei, dass sich nicht aufeinander bezogen werde.
Ratschläge sind in SHG ja eh nicht so gerne gesehen, aber dort sei es wirklich so, dass jeder Wortbeitrag für sich steht, kein "das was du erzählst, erinnert mich an Situation xy in meinem Leben" o.ä. Das fand ich auch erstmal befremdlich, weil ich in Gruppen recht bezogen kommuniziere. Aber nach der Unterhaltung machte es in meinem Kopf schon Sinn, denn manchmal tut es gut, etwas auszusprechen, dort zu lassen, was einfach für sich steht, gerade wenn es sehr düstere Gedanken sind.

Vielleicht werde ich irgendwann mal eine EA Gruppe besuchen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Aber erstmal interessiert mich, ob jemand von euch Erfahrungen damit hat?
 
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Die Zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker
1. Schritt
Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern konnten.
2. Schritt
Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.
3. Schritt
Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes – wie wir Ihn verstanden – anzuvertrauen.
4. Schritt
Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.
5. Schritt
Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.
6. Schritt
Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.
7. Schritt
Demütig baten wir Ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen.
8. Schritt
Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten und wurden willig,
ihn bei allen wieder gutzumachen.
9. Schritt
Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut – wo immer es möglich war –,
es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt.
10. Schritt
Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.
11. Schritt
Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott – wie wir Ihn verstanden – zu vertiefen.
Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.
12. Schritt

Nachdem wir durch diese Schritte ein spirituelles Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an Alkoholiker weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.

Quelle: www.anonyme-alkoholiker.de
Anonyme Alkoholiker im deutschsprachigen Raum
 
Klingt ja alles schön und gut, aber gerade bei Depression finde ich so paradox, dann gemeinsam von einem "Charakterfehler" zu sprechen.

Naja, ich glaube ich werde ein paar Mal zu Gruppen gehen und dann hier berichten, ob ich manches besser verstehen/ einordnen kann.

Ein Vorteil ist auf jeden Fall, grade in Großstädten, dass man theoretisch an jedem Tag zu so einer Gruppe gehen kann. Das stelle ich mir in einer Krise schon hilfreich vor. Andere Gruppen sind teilweise nur alle 1-2 Wochen.


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Ich kenne die EA-Gruppen. Man kann Gott außen vor lassen. Wenn man mit Religion nichts zu tun hat, kann man trotzdem in die Gruppen kommen. Für die Gründer der Gruppen (1935 war die Gründung von AA) war der Bezug zu Gott wichtig. Seit dem Jahr 1935 wurde an den Regeln (die 10 Schritte) nichts mehr geändert und sie können von daher nicht mehr in unsere Zeit passen. Es muss sich aber keiner daran halten. Es sind nur Anleitungen. An wen oder was du glaubst oder gar nichts glaubst ist auch in Ordnung. Hilfreich war für mich:

Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben - das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins, die Wonne des Wachsens,
die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Das Heute jedoch - recht gelebt -
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück und das Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum achte gut auf diesen Tag. (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)

Das wurde jedesmal in der Gruppe zum Schluss vorgelesen.

Die Meetings folgen einem bestimmten Ablauf. Es gibt eine Vorstellungsrunde: Ich bin XY und ich bin z. B. Alkoholiker oder emotional abhängig etc.. Jeder, der etwas sagen möchte, z. B wie es ihm geht, kann das sagen. Dann gibt es die Themenrunde, jeder kann ein Thema nennen, über das er gerne sprechen würde, die anderen können dazu sagen, was sie darüber denken. Es wird nicht diskutiert, du redest nur über dich selber.

Also, ich war eine zeitlang da und mir ist es unglaublich auf den Senkel gegangen, dass die Leute nur über Probleme reden, immer und immer wieder. Nicht einer hat darüber gesprochen wie er ein Problem gelöst hat oder wie er vor hat, das Problem zu lösen. Es hat etwas mit mir zu tun, ich bin ein lösungsorientierter Mensch und kann das ewige Gejammer nur schwer aushalten. Aber da macht jeder seine eigenen Erfahrungen. Man kann es ausprobieren. Das Schild "Was du hier hörst........." da hält sich nicht jeder dran.

Was ich interessant finde ist ein Buch, das heißt "Heute", bekommt man bei EA, Berlin. Dort stehen Betrachtungen für jeden Tag im Jahr drin.

Ich habe noch etwas gefunden: https://a-connect.de/12-schritte-programm.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach spannend, vielen Dank für deine Erfahrung!

Ich frage Mich halt wieso es dieses enge, christliche Setting braucht. Das mit den Schritten/ Leitsätzen verstehe ich schon im sinne von einem tragenden Grundgerüst & Orientierung.

Aber viele Ansätze werden über die Jahre modernisiert, mir erscheint das so aus der Zeit gefallen, dass die 12 Schritte nicht modernisiert werden. Ich stelle mir vor, da kommt ein Mensch hin, der vielleicht über Jahre Missbrauch erlebt, sich völlig in sich selbst zurückgezogen hat, wieso soll er dann noch Mängel und Charakterfehler eingestehen, anstatt zu lernen, dass ihm Unrecht getan wurde & nicht er das Problem ist?

Der Mensch, mit dem ich mich über die EA Gruppe unterhielt meinte, dass es für ihn sehr heilsam ist, ganz doll negative Gedanken dort lassen zu können, danach fühlt er sich freier & erleichtert. Vielleicht ging es den Teilnehmer:innen bei deinen Gruppen auch so?
 
Ich habe noch etwas gefunden. https://a-connect.de/12-schritte-programm.html

Man sollte verstehen was mit den 12 Schritten gemeint ist. Ich glaube da gab es auch ein Buch. Ich weiß es nicht mehr. Die 12 Schritte gelten für alle Anonymen Gruppen, es gibt jede Menge davon.

Zum Beispiel:
1. Schritt
Wir geben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind, und unser Leben nicht mehr meistern können.

Es geht darum Machtlosigkeit zugeben zu können. Wer will schon gerne machtlos sein. Das heißt, ich habe über das was ich mache keine Macht und ich kann es nicht kontrollieren und bilde mir ein, ich hätte die Macht Kontrolle auszuüben.
 
Aber viele Ansätze werden über die Jahre modernisiert, mir erscheint das so aus der Zeit gefallen, dass die 12 Schritte nicht modernisiert werden. Ich stelle mir vor, da kommt ein Mensch hin, der vielleicht über Jahre Missbrauch erlebt, sich völlig in sich selbst zurückgezogen hat, wieso soll er dann noch Mängel und Charakterfehler eingestehen, anstatt zu lernen, dass ihm Unrecht getan wurde & nicht er das Problem ist?

Du musst da anders denken. Es geht darum, dass jemand seinen Frieden mit dem macht, was ihm passiert ist und sich nicht immer wieder selber und andere nieder macht. Es gibt kein Vergessen, es gibt keine Heilung, es bleibt im Leben. Aber man kann lernen damit zu leben.
 
Der Mensch, mit dem ich mich über die EA Gruppe unterhielt meinte, dass es für ihn sehr heilsam ist, ganz doll negative Gedanken dort lassen zu können, danach fühlt er sich freier & erleichtert. Vielleicht ging es den Teilnehmer:innen bei deinen Gruppen auch so?

Siehste, gut das du das geschrieben hast. Ich habe es ja schon gesagt: Mich regt so was auf. Man kann kurz erzählen wie es einem geht, aber das ewige Gejammer in den Gruppen, und dass auch über einen längeren Zeitraum, z. B. 30 Minuten, regt mich auf. Da kommt nichts Positives. Ich hatte schon Meetings, da habe ich mich über mich selber amüsiert und konnte über mich lachen. Ich war allerdings die einzige, die das konnte. Was mir das gezeigt hat: So möchte ich nicht durch die Welt laufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, ich habe es gefunden. Es gibt ein Buch von EA, in dem die Schritte erklärt werden.
Das heißt: emotions anonymous, selbsthilfegruppen für emotionale Gesundheit und sieht so aus:
Gibt es bei ebay für 3,18 €
 

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Danke dir!

Selbsterkenntnis ist sicher sehr wichtig & ich finde nicht alle Schritte problematisch.
Ich selbst habe auch schon Menschen sehr verletzt, für mich ist das nicht schwer, das anzuerkennen, ich habe mich damit sehr viel beschäftigt.

Ich denke aber nicht, dass das auf alle Menschen in einem Maße zutrifft, die diese Wortwahl in den 12 Schritten rechtfertigt.
 

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