@Elefant
Wie immer muss das Maß der Dinge eben gewahrt bleiben.
Ich musste mir auch jeden Schritt ins Erwachsensein erkämpfen, gegen den permanenten Widerstand meiner Mutter. Das ging sogar so weit, dass ich ihr die Schlüssel zu meiner Wohnung wegnehmen musste, um zu verhindern dass sie meine Aufgaben erledigt. Für mich war es jedoch relativ leicht, da ich frühzeitig eine ernsthafte Beziehung hatte, in der das Verhalten meiner Mutter einfach störend war. Einige Dinge konnte ich ihr nie abgewöhnen, während es bei anderen Dingen etwas leichter war. Besonders brisant war diese Situation, da ich meine Mutter recht früh geistig überflügelt hatte. Leider hat sie dies trotzdem nicht davon abgehalten, Entscheidungen über meinen Kopf hinweg zu treffen, die mich immer wieder in Schwierigkeiten gebracht haben. Man hätte den Kontakt vielleicht verringern können, was allerdings, durch die spätere Krankheit meiner Mutter, nicht so leicht zu bewerkstelligen gewesen wäre.
Als meine ganze Familie noch lebte, waren wir uns sehr nah. Wir feierten stets alle großen Feste und Geburtstage zusammen und hatte auch ansonsten enge familiäre Bindungen. Leider haben wir viele Familienmitglieder zu früh verloren, bis ich mit meiner Mutter irgendwann alleine war. Wir waren also nicht nur die jeweilige Verbindung zum Anderen, sondern gleichzeitig auch die Verbindung zu den Lieben, die uns genommen wurden. Es hat stets außer Frage gestanden, dass ich meine Mutter nie verstoßen und alleine lassen würde, auch wenn es für mich wesentlich einfacher gewesen wäre. Ich hatte nur das Glück, dass mir eine gesunde Beziehung zu einem Partner wichtiger war, als die Zufriedenheit meiner Mutter. Ich musste einige harte Entscheidungen treffen, gegen die meine Mutter richtig rebelliert hat. Sie wollte ihr Kind einfach nicht loslassen. Das war manchmal wirklich nicht einfach, und ich verstehe durchaus, dass nicht jeder die Kraft dazu hat.
Meine Mutter konnte, einige Jahre später, sogar wieder punkten, nachdem ich so schwer krank geworden bin. Zum Glück habe ich schnell bemerkt, dass ich einige Schritte zurück gemacht habe, in die "Abhängigkeitsklauen" meiner Mutter. Natürlich meinen diese Angehörigen es nicht böse, sie wissen es einfach nicht besser. Im Normalfall kann da wohl nur eine Familientherapie hilfreich sein, doch dazu müssen die Akteure das Problem überhaupt erst erkennen.
Worauf ich hinaus möchte ist Folgendes ...
Es muss nicht immer die Person sein, die augenscheinlich in einem Abhängigkeitsverhältnis steht, die dieses auch aufrecht erhält. Manchmal hat man kaum eine Wahl, als alle Strippen zu kappen, oder sich mühsam jedes Bisschen an Eigenverantwortung zu erstreiten. In solchen Fällen merkt der Initiator oft nicht mal, dass er eigentlich in der anderen Rolle wesentlich besser aufgehoben wäre, und versucht weiterhin zu führen. Das habe ich, im Bekanntenkreis, mehr als nur einmal gesehen. Aktuell habe ich so einen Fall, da behandelt ein Vater seinen 33 Jahre alten Sohn so, als wäre er ein kleines, bockiges Kind. Trotzdem regt sich dieser Vater darüber auf, dass der Sohn nicht selbstständig und erwachsen wird, obwohl er eindeutig ein großer Faktor in dessen Entwicklungsverzögerung ist. Dies scheint sehr typisch zu sein, was dann aber nicht dazu führt, dass diese Angehörigen dem "Kind" helfen, endlich erwachsen zu werden. Leider ist oft eher das Gegenteil der Fall, und die "Kinder" werden noch mehr in die alte Rolle zurück gedrängt. Dass diese Menschen unfähig sein dürften, eine normale Beziehung zu pflegen, ist nur natürlich.
@Threadstarter
Man, wir weichen ganz schön vom Thema ab, entschuldige bitte.