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Angst Beziehung zu zerstoeren

Jo, vorerst scheinst Du einen praktikablen Weg für Dich gefunden zu haben, mehr könnte man, von einem Therapeuten, an diesem Punkt auch nicht erwarten. Wenn Du es wirklich schaffst, Dich weiter zu trainieren, dann nur zu. Es gibt auch Patienten, die höchstens trotz der Psychotherapie gesund werden. Viele Erkrankungen begleiten uns ja nur eine gewisse Weile (Vorsicht, das muss, bei Weitem, nicht immer der Fall sein), bis wir wieder gesundet sind. So lange keine Notwendigkeit und kein Leidensdruck besteht, etwas ändern zu müssen, dann gibt es dazu auch keinen Grund. Never change a running system.
 
Dieses "Klammern" an den Partner kann verschiedene Gründe haben.

Ein technischer Grund wäre z. B. einfach eine fehlende Lebenstüchtigkeit ("ohne meinen Partner bin ich aufgeschmissen"). Z. B. wußten früher manche Ehefrauen nicht, wie man eine Überweisung macht...

Aber meist sind es andere als technische Gründe, die hinter diesem Klammern ("Eifersucht" ist nicht das richtige Wort!) stehen. Der Partner füllt meist eine gewisse Lücke, die man verspüren würde, wenn er nicht mehr da wäre. Der Partner gibt Sinn und macht glücklich. Er bewahrt vor Einsamkeit.

Vielleicht ist es nicht ganz falsch, wenn man egozentrische Gründe hinter dem Klammern sieht - sofern es sich nicht um eine kindliche Form von Abhängigkeit handelt, für die man weniger kann.

Ein reifer Erwachsener sieht eben keine Katastrophe darin, wenn er alleine durchs Leben gehen muss. Ein reifer Erwachsener kann solche Durststrecken durchstehen.

Will man aus der Abhängigkeit vom Partner raus, so empfehle ich einen positiven "wertigen" Umgang mit dem eigenen Leben. Platt gesagt: "Gutes tun!". Das stärkt das Selbstvertrauen. Und weil "Gutes tun" auch eine soziale Komponente beinhaltet, hält man sich tendenziell auch eher in guten, sinnvollen Beziehungen auf. Auch das verschafft eine gewisse Unabhängigkeit (von einer übertrieben hoch angesetzten Partnerbeziehung).

Ich möchte nur noch anmerken, dass es natürlich sehr schwer ist, so ein unabhängiges positives Verhalten an den Tag zu legen, wenn man ganz anders in seiner Kindheit und Jugend von den Eltern (in unserem Beispiel der Vater) geprägt wurde.
 
@Elefant
Ich weiß immer noch nicht, ob diese Art von uneingeschränkter Unabhängigkeit von der Familie (im Grunde ist es das ja, es ist idR nicht nur der Partner), die heute propagiert wird, wirklich so erstrebenswert ist (und das Gegenteil automatisch krankhaft). Natürlich sollte man in der Lage sein, sein Leben auch selbst bestreiten zu können, und sei es nur im entsprechenden Notfall, doch hat es auch Vorteile, wenn man die Anforderungen des Lebens auf mehrere Schultern legen kann. Das Konzept des unabhängigen Einzelkämpfers ist ja noch relativ neu, während die Menschen davor, über Jahrtausende, in Familiengruppen zusammen lebten. Natürlich bedarf es in einer derartigen Gruppe einer gewissen Hierarchie, doch muss diese heute ja keinen Stellenwert mehr haben, wie z.B. im 19.Jhd. noch.

Man muss also unterscheiden, ob es sich um krankhafte Auswüchse handelt, oder ob es eine bewusste Entscheidung ist. Das wollte ich nur allgemein angemerkt haben, da es manchmal so wirkt, als könne nur der starke Einzelkämpfer psychisch gesund sein. Ich glaube das Gegenteil ist der Fall. Heute hat jeder 3. Deutsche eine psychische Erkrankung (behandelt wird nur jeder 10.), ich glaube das liegt zum Teil auch an dieser schnellen, mit Eindrücken überfüllten Welt, der wir uns vielfach ganz alleine stellen müssen.
 
Hallo Nova,

ich bin keinesfalls für das "Konzept des unabhängigen Einzelkämpfers". Ich stehe für einen sozial engagierten Umgang miteinander. Das wertvollste sind die Menschen und wohl die guten Beziehungen, die man untereinander pflegt. Und ich mag gut funktionierende Großfamilien, wenn sie den einzelnen nicht ersticken, was es ja auch gibt.

"Eifersucht" auf den Partner oder besser gesagt übertriebene Verlustangst ist aber was ganz anderes und ich habe dies in meinem Beitrag als eine Form von Unreife bezeichnet und es einem erwachsenen Verhalten gegenübergestellt. Großfamilie und Partnerschaft sind toll und in der Regel erstrebenswert. Aber man sollte als Erwachsener in der Lage sein, auch konstruktiv und wertig zu leben, wenn man sich nicht in solchen Beziehungsstrukturen aufgehoben fühlt. Ich könnte die Analogie noch viel weiter treiben: Gesundheit ist gut und erstrebenswert, aber man sollte auch Krankheit ertragen können usw...

Man muss also unterscheiden, ob es sich um krankhafte Auswüchse handelt, oder ob es eine bewusste Entscheidung ist. Das wollte ich nur allgemein angemerkt haben, da es manchmal so wirkt, als könne nur der starke Einzelkämpfer psychisch gesund sein. Ich glaube das Gegenteil ist der Fall. Heute hat jeder 3. Deutsche eine psychische Erkrankung (behandelt wird nur jeder 10.), ich glaube das liegt zum Teil auch an dieser schnellen, mit Eindrücken überfüllten Welt, der wir uns vielfach ganz alleine stellen müssen.

Sollte sich jemand bewußt für eine übertriebene Abhängigkeit entscheiden, könnte ich das nicht gutheißen. Und dass heute so viele Menschen psychisch erkrankt sind, hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie sich ohne große Not (ohne Anstrengung) vor dem Erwachsenensein in einen gewissen abhängigen Infantilismus flüchten. Das Leben eines reifen Erwachsenen ist eben auch ziemlich anstrengend. Aber wer kann, sollte diese Anstrengungen auf sich nehmen und als Erwachsener handeln.

Davon abgesehen habe ich auch Verständnis für schwere Fälle, in denen die Betroffenen einfach keine Kraft (mehr) dazu haben, sich zu einem erwachsenen Verhalten aufzuraffen. Bei gewissen psychischen Störungen ist dies auch gar nicht mehr möglich, weil z. B. gewisse physiologische Strukturen betroffen sind. Sie haben nicht mehr die Wahl, sich für das Richtige zu entscheiden.
 
Es gibt aber wirklich Familien, wo kaum Kontakt möglich ist.

Ich z.B. habe außer meinen Eltern und meiner Tante keinen familiären Anschluss weiter.

Das liegt aber vielfach auch daran, weil eben meine Eltern mit jedem irgendwo Streit gemacht haben. Auch meine beiden verstorbenen Omas. Das ist dann irgendwo schwierig...

Wobei es mit meinen Eltern mitunter auch schon relativ schwierig war. So, dass ich den Kontakt mit denen zeitweise auch schon nicht mehr geführt habe.

Man kann nun mal nicht bei allen Familien voraussetzen, dass es da immer nur um gegenseitige Unterstützung geht. Bei uns gibt es das so gut wie nicht. Und das liegt definitiv auch nicht nur an meinen Eltern.

Ganz ehrlich, ich suche mir dann lieber von der Familie unabhängige Leute.
Bei mir haben eigentlich fast alle Menschen, mit denen ich näher zu tun habe, kaum Familienanschluss.
 
ich kenne das leider auch, Gast, was Du beschreibst, allerdings erst bei meinem jetztigen Freund. Nie bei den früheren. Wieso weiß ich ned.

w.
 
@Elefant

Wie immer muss das Maß der Dinge eben gewahrt bleiben.

Ich musste mir auch jeden Schritt ins Erwachsensein erkämpfen, gegen den permanenten Widerstand meiner Mutter. Das ging sogar so weit, dass ich ihr die Schlüssel zu meiner Wohnung wegnehmen musste, um zu verhindern dass sie meine Aufgaben erledigt. Für mich war es jedoch relativ leicht, da ich frühzeitig eine ernsthafte Beziehung hatte, in der das Verhalten meiner Mutter einfach störend war. Einige Dinge konnte ich ihr nie abgewöhnen, während es bei anderen Dingen etwas leichter war. Besonders brisant war diese Situation, da ich meine Mutter recht früh geistig überflügelt hatte. Leider hat sie dies trotzdem nicht davon abgehalten, Entscheidungen über meinen Kopf hinweg zu treffen, die mich immer wieder in Schwierigkeiten gebracht haben. Man hätte den Kontakt vielleicht verringern können, was allerdings, durch die spätere Krankheit meiner Mutter, nicht so leicht zu bewerkstelligen gewesen wäre.

Als meine ganze Familie noch lebte, waren wir uns sehr nah. Wir feierten stets alle großen Feste und Geburtstage zusammen und hatte auch ansonsten enge familiäre Bindungen. Leider haben wir viele Familienmitglieder zu früh verloren, bis ich mit meiner Mutter irgendwann alleine war. Wir waren also nicht nur die jeweilige Verbindung zum Anderen, sondern gleichzeitig auch die Verbindung zu den Lieben, die uns genommen wurden. Es hat stets außer Frage gestanden, dass ich meine Mutter nie verstoßen und alleine lassen würde, auch wenn es für mich wesentlich einfacher gewesen wäre. Ich hatte nur das Glück, dass mir eine gesunde Beziehung zu einem Partner wichtiger war, als die Zufriedenheit meiner Mutter. Ich musste einige harte Entscheidungen treffen, gegen die meine Mutter richtig rebelliert hat. Sie wollte ihr Kind einfach nicht loslassen. Das war manchmal wirklich nicht einfach, und ich verstehe durchaus, dass nicht jeder die Kraft dazu hat.

Meine Mutter konnte, einige Jahre später, sogar wieder punkten, nachdem ich so schwer krank geworden bin. Zum Glück habe ich schnell bemerkt, dass ich einige Schritte zurück gemacht habe, in die "Abhängigkeitsklauen" meiner Mutter. Natürlich meinen diese Angehörigen es nicht böse, sie wissen es einfach nicht besser. Im Normalfall kann da wohl nur eine Familientherapie hilfreich sein, doch dazu müssen die Akteure das Problem überhaupt erst erkennen.

Worauf ich hinaus möchte ist Folgendes ...

Es muss nicht immer die Person sein, die augenscheinlich in einem Abhängigkeitsverhältnis steht, die dieses auch aufrecht erhält. Manchmal hat man kaum eine Wahl, als alle Strippen zu kappen, oder sich mühsam jedes Bisschen an Eigenverantwortung zu erstreiten. In solchen Fällen merkt der Initiator oft nicht mal, dass er eigentlich in der anderen Rolle wesentlich besser aufgehoben wäre, und versucht weiterhin zu führen. Das habe ich, im Bekanntenkreis, mehr als nur einmal gesehen. Aktuell habe ich so einen Fall, da behandelt ein Vater seinen 33 Jahre alten Sohn so, als wäre er ein kleines, bockiges Kind. Trotzdem regt sich dieser Vater darüber auf, dass der Sohn nicht selbstständig und erwachsen wird, obwohl er eindeutig ein großer Faktor in dessen Entwicklungsverzögerung ist. Dies scheint sehr typisch zu sein, was dann aber nicht dazu führt, dass diese Angehörigen dem "Kind" helfen, endlich erwachsen zu werden. Leider ist oft eher das Gegenteil der Fall, und die "Kinder" werden noch mehr in die alte Rolle zurück gedrängt. Dass diese Menschen unfähig sein dürften, eine normale Beziehung zu pflegen, ist nur natürlich.

@Threadstarter
Man, wir weichen ganz schön vom Thema ab, entschuldige bitte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Och noeeee, Nova11, passt schon. : )

Finde deine Beitraege sehr gut, im Uebrigen. Und die von "Elephant" auch.

Ihr habt beide sehr Recht.
 

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