ADHS oder Charakter?

stardust79 meinte:

Unordentlichkeit, Unpünktlichkeit, etc. sind keine Wesenszüge.

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Exakt. Das sind keine Wesenszüge oder Charaktereigenschaften. Genau, wie es keine Charaktereigenschaft ist, zu rauchen.

_Phoenix2_ meinte:

Ich weiß aber nicht, ob ich das will.
Das bin nämlich ich, wie ich mich kenne und mag und ich möchte eigentlich nicht meine Gabe aufgeben.

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Dann bleibe so, wenn Du Dich damit wohlfühlst.

_Phoenix2_ meinte:

Die Gefahr von Unfälle und anderen Dingen allerdings, die ist gegeben und das wäre für mich das Hauptargument.

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So lange nichts Schlimmes passiert , ist doch alles im grünen Bereich.
Ich habe kein ADHS und trotzdem passieren manchmal komische Dinge.

kasiopaja meinte:

Dann müssten viele ADHS haben. Unordentlich und unpünktlich sind viele Leute.

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Es leiden auch viele (5-10%) mehr oder weniger an ADHS.
Aber manche anderen Störungen bringen das auch mit sich, z.B. Depressionen. Und manche jungen Leute sind noch in der Entwicklung und können sich auch noch nicht so gut auf Termine und Ordnung einlassen.

Wiederum anderen ist es einfach egal und machen sich die Welt ohne zu leiden, wie sie ihnen gefällt. DAS wäre schon eher eine Charaktereingeschaft. (Die dann hinter der Unordnung, Unpünktlichkeit, etc. steckt.) Die Frage ist: wer bewertet "Unpünktlichkeit" und "Unordentlichkeit" - und wie?

stardust79 meinte:

Dann ist das nicht der richtige Arzt. Ich bin die Diagnostik 2x durchlaufen. Beim erstn Mal war schon nicht einfach nur "davon erzählen", beim zweiten Mal hab ich an der Uni 2h lang Tests mitgemacht.

Deine Gaben (bei Leuten mit ADS z.B.: Spontaniät, Flexibilität, Kreativität) gibts Du nicht auf, weil Du eine Diagnose hast. Das ist auch kein "Stempel" den man Dir aufdrückt. Für mich war es eine Entlastung, weil ich gezielt Ansätze probieren konnte, die anderne ADHSler*innen schon nachweislich geholfen haben.

Insbesondere auch die kognitive Verhaltenstherapie war mit der Diagnose viel zielführender.

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Ich würde mich tatsächlich als spontan, flexibel und kreativ bezeichnen.
Ich wollte eigentlich einen Beruf aus dem kreativen Bereich ergreifen. Wegen dem lieben Geld und Erwartungen meines Umfeldes habe ich mich aber dagegen entschieden.

Es wäre für mich nicht so schlimm, wenn das ausgelöscht würde. Das wäre dann halt so. Das würde ich hinnehmen.

Ich mag aber eine andere Eigenschaft an mir sehr: Ich kann mich kleine Dinge sehr freuen.
Beispielshalber wenn ich im Schwimmbad war und wir uns danach nur einen billigen Café aus einem Pappbecher kaufen. Der ist ja für die meisten Menschen nichts besonderes, stimmt’s?
Ich erlebe dann aber so ein Gefühl von Glück und eins sein mit den anderen und Frieden.

Ich bin oft unglücklich, aber ich bin auch oft sehr, sehr glücklich.

Ich habe auch andere starke Empfindungen. Liebe empfinde ich stark. Action empfinde ich stark. Ich kann einen Schaffensrausch kriegen, bei dem ich gar nicht mehr aufhören will zu arbeiten.

Diese Gaben wären doch weg, wenn man ADHS Medikamente nimmt oder nicht?

_Phoenix2_ meinte:

Ich würde mich tatsächlich als spontan, flexibel und kreativ bezeichnen.
Ich wollte eigentlich einen Beruf aus dem kreativen Bereich ergreifen. Wegen dem lieben Geld und Erwartungen meines Umfeldes habe ich mich aber dagegen entschieden.

Es wäre für mich nicht so schlimm, wenn das ausgelöscht würde. Das wäre dann halt so. Das würde ich hinnehmen.

Ich mag aber eine andere Eigenschaft an mir sehr: Ich kann mich kleine Dinge sehr freuen.
Beispielshalber wenn ich im Schwimmbad war und wir uns danach nur einen billigen Café aus einem Pappbecher kaufen. Der ist ja für die meisten Menschen nichts besonderes, stimmt’s?
Ich erlebe dann aber so ein Gefühl von Glück und eins sein mit den anderen und Frieden.

Ich habe auch andere starke Empfindungen. Liebe empfinde ich stark. Action empfinde ich stark. Ich kann einen Schaffensrausch kriegen, bei dem ich gar nicht mehr aufhören will zu arbeiten.

Diese Gaben wären doch weg, wenn man ADHS Medikamente nimmt oder nicht?

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Nein. Das ist so eine Art neurotisch-sprituelle Urangst, die ich damals auch hatte...

Die Gaben sind dann nicht weg, denn sie sind ja genauso mit einem gewachsen, wie die lästigeren Seiten. Da wird nichts wirklich ausgelöscht und schon garnicht dauerhaft.

Ich würde sagen, man ist unter der Wirkung etwas unflexibler und weniger spontan und anders kreativ. Abe rnur, solange die Medikamente wirken.

Nach Wirkungsende ist aber alles beim alten.

Ich z.B. hab auch Null Reboundeffekt, den viele beklagen und kann bequem zwischen einem Leben mit und ohne "chemische Brille" switchen.

P.S.: Ich hab den Eindruck, da schwingt bei vielen Leuten so ein wenig das Bild vom total sedierten kleinen Jungen mit, der früher doch so fröhlich war und jetzt nur noch traurig aber funktionierend mitmarschiert oder stillstizt. Vor solchen Szenarien wird einem hierzulande gerne Angst gemacht. Aber sie entsprechen zum Glück in der Ausprägung viel seltener der Realität als angenommen.

P.S.2. : Genau damit hat man als jemand der Stimulanzien nimmt, am meisten zu kämpfen - wenn man anderen davon erzählt.

Alles easy, fröhliche Runde, dann erzählt man aus dem Nähkästchen "Joar, ich leide auch darunter und nehme Ritalin seit 2001." Und daruafhin gucken einen bestimmte (zum Glück nur ein bestimmter Schlag) wie ein Bus an und es kommt: "WAS, DU? Nein, ...." oder aufgesetztes interesse und ein paar Wochen später merkt man, wie sie hinter einem darüber diskutieren, wie schlimm das doch sein könnte....

Seit 20 Jahren hielten sie einen für spontan, kreativ und flexibel und plötzlich machen sie sich Sorgen, dass einem das verloren geht, weil man seit 20 Jahren Ritalin nimmt.....:-D

stardust79 meinte:

P.S.2. : Genau damit hat man als jemand der Stimulanzien nimmt, am meisten zu kämpfen - wenn man anderen davon erzählt.

Alles easy, fröhliche Runde, dann erzählt man aus dem Nähkästchen "Joar, ich leide auch darunter und nehme Ritalin seit 2001." Und daruafhin gucken einen bestimmte (zum Glück nur ein bestimmter Schlag) wie ein Bus an und es kommt: "WAS, DU? Nein, ...." oder aufgesetztes interesse und ein paar Wochen später merkt man, wie sie hinter einem darüber diskutieren, wie schlimm das doch sein könnte....

Alles durch die medialen Ergüsse selbsternanter Experten katalysiert und durch die seit der Nazizeit (aber auch durch Scientology und andere "alternative" Quellen befeuerten) antipsychiatrischen Grundstimmungen.

Seit 20 Jahren hielten sie einen für spontan, kreativ und flexibel und plötzlich machen sie sich Sorgen, dass einem das verloren geht, weil man seit 20 Jahren Ritalin nimmt.....:-D

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Ich muss gerade arbeiten. Später schreibe ich ausführlicher, aber genau das hört man tatsächlich.

Ich habe gehört, dass ganz oft Modemacher, Schauspieler, Filmemacher, Maler und so weiter es ablehnen, dass ihr ADHS behandelt wird, weil sie dadurch ihre Kreativität und ihren Gefühlsreichtum verlieren.

Ist das also bei dir nicht so gewesen?

_Phoenix2_ meinte:

Danke. Ich habe die Diagnose PTBS und ich habe Hashimoto.

Ich glaube: wenn ich das so dem Arzt erzähle bekomme ich bestimmt ADHS Medikamente. Diese bekommt man hier sehr einfach und viele nehmen sie.

Ich weiß aber nicht, ob ich das will.
Das bin nämlich ich, wie ich mich kenne und mag und ich möchte eigentlich nicht meine Gabe aufgeben.

Die Gefahr von Unfälle und anderen Dingen allerdings, die ist gegeben und das wäre für mich das Hauptargument.

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Bist du dir sicher, dass man bei euch diese Medikamente problemlos ohne fundierte Diagnostik erhält?
Die Krankenkasse möchte doch auch einen Nachweis darüber?

Normalerweise verschreibt ein Psychiater ADHS Medikamente und überprüft dabei regelmäßig den Blutdruck und das Gewicht und einmal jährlich sollte ein Blutbild durchgeführt werden, auch um die Leberwerte usw zu überprüfen…

Zusätzlich wird von den Krankenkassen jährlich ein dokumentierter Auslassbericht angefordert.
Damit soll überprüft werden, ob weitere Medikation erforderlich ist.
(Auslassbericht bedeutet: Man setzt das Medikament mehrere Tage ab und beobachtet, welche Symptome sich anschließend zeigen…)

Von daher finde ich es merkwürdig, wenn es noch Ärzte gibt, die Ritalin und Co ohne fundierte Diagnostik längerfristig verschreiben dürfen, ohne dass diese Probleme mit der Krankenkasse bekommen.
Es handelt sich dabei schließlich um ein Betäubungsmittel Rezept.

Zudem gibt es noch Ärzte, die zu der Medikation noch einen regelmäßigen Termin bei einem Psychotherapeuten verlangen, weil nur Medis ohne zusätzliche Behandlung nicht so zielgerichtet sind.

_Phoenix2_ meinte:

Ich muss gerade arbeiten. Später schreibe ich ausführlicher, aber genau das hört man tatsächlich.

Ich habe gehört, dass ganz oft Modemacher, Schauspieler, Filmemacher, Maler und so weiter es ablehnen, dass ihr ADHS behandelt wird, weil sie dadurch ihre Kreativität und ihren Gefühlsreichtum verlieren.

Ist das also bei dir nicht so gewesen?

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Nein.

Wobei ich Ritain allerdings nur punktuell nutze, z.B. für langwierige Schreibarbeiten etc. Im Idealfall stellt man eher ein Gleichgewicht her, mit dem man sich wohl fühlt, weil man beser zurecht kommt.

Trotzdem veränderst Du den Informationsstrom der von Deinem HIrn verarbeitet wrid.

Was aber definitv nicht passiert ist, dass Du Deine Kreativität für immer verlierst, wenn Du es nimmst.

Sonst würden eben diese Modemacher, Schauspieler, Maler usw. allein durch ihre höhere Affinität zu Koks (was auf ähnlichen Wirkmechanismen basiert aber dutzende Male stärker und in viel mehr Hirnarealen wirkt..) im Nullkommanix zerstört werden.

Ich hab meine PS. oben trotzdem etwas korrigiert, weil ich aufpassen muss, nicht ins Gegenteil zu fallen und zum totalen Befürworter werde, sobald ich über die Horrorbilder nachdenke, die in unserer Kulturlandschaft von Psychiatriegegnern so entwickelt werden.