Hallo LadyViolet,
ich verfolge deinen Thread seit Nachmittag und habe erst mit mir geadert, nun auch was dazu zu schreiben, da es auch meine ersten Beiträge sind in diesem Forum. Aber ich möchte das nun tun, weil du damit nicht allein bist.
Das was du beschreibst, geht sehr ähnlich in mir vor. Für mich sind Menschen oft etwas fremdes und mir fällt es schwer, mich als Menschen zu identifizieren (geschweige denn meiner Selbst). Wenn ich mit Menschen zutun habe oder unterwegs bin, fühle ich mich oft wie ein "Alien" und sehe mich komplett fehl am Platz (vor allem bei meiner Familie). Und mit dem Äußeren ist das genau so, wie du es beschreibst. Sobald ich in den Spiegel schaue, sehe ich jemanden, der ich tief im Innern gar nicht bin. Deshalb auch mein Nickname "InhaftierteSeele". Irgendwie ist meine Seele (die mir auch recht fremd erscheint. Schwierig zu beschreiben..) tief in diesem Körper inhaftiert, die da irgendwie gar nichts zu suchen hat.
Das hört sich alles total seltsam und übertrieben an, aber so fühlt bzw. kommt es einem vor, alltäglich. Dir auch?
Und ich meine das nicht im Sinne "im falschen Körper stecken". Ich fühle mich schon als Mann, aber eben als den "falschen" Mann. Es ist seltsam. Kurz gesagt: Das Innere strahlt 100% nicht das aus, was ich äußerlich bin. Als würde mich wer anders steuern.
"Alles ist so gedankenverloren" - da sprichst du etwas sehr wichtiges an. Mangelnde Konzentration, gedankenloses dreinschauen, tagträumen, man weiß einfach nicht wohin, warum und wieso das alles passiert. Ich hole gerade mein Abi nach und das ist mein letztes Jahr. Lernen ist für mich schon fast unmöglich geworden. Der Stoff ist da, aber er will einem nicht erreichen. Ich kenne das sehr gut. Was man dann evtl. schafft zu lernen, vergisst man schnell wieder. Vorallem dann, wenn es darauf ankommt. Als würde unser Gehirn uns ständig einen Streich spielen (was wir dann in solchen Situationen gar nicht witzig finden, nicht wahr?).
Genauso ist es bei mir mit dem Schmerzempfinden. Körperlicher Schmerz, Wärme/Kälte, empfinde ich alles so irreal und blende das einfach aus. Als würde das keine Rolle spielen. Wenn ich mich schneide, ist mir das völlig egal. Wenn etwas heiß ist (z.B. Abwaschwasser) sehe ich darüber hinweg. Erst wenn es ins extreme geht, kommt vom Körper die automatische Schutzfunktion und man schützt sich dann unbewusst vor mehr Schaden.
Viele Dinge lassen mich kalt, auch Horror, Wut von anderen, Stress, Streit. Da reagiere ich schon gar nicht mehr drauf, bleibe völlig ruhig und es ist mir im Grunde völlig egal, weil es eben so irreal wirkt.
Seltsam ist jedoch, dass ich, wenn es um Empathie geht völlig anders ticke. Da geht mir so vieles zu Herzen und es belastet mich, kann schwer darüber hinwegsehen. Vielleicht ist das bei dir ja auch so? dass es einen versteckten Teil in dir gibt, den du bewusst als reales Ich wahrnimmst?
Ich habe mir nach etlichen Jahren (bin auch sehr lang schon davon betroffen) ein paar Theorien überlegt, warum das alles so sein kann. Vielleicht sind wir von den falschen Menschen umgeben? Vielleicht sehnen wir uns unbewusst nach Gleichgesinnte und es kommt uns deswegen alles so fremd vor, weil wir glauben, wir seien allein damit?
Zumindest bei mir ist das aktuelle Leben ein "abarbeiten", ohne eine Richtung zu haben, ohne einen Sinn zu haben und sich nebenbei fehl am Platz zu fühlen. Und was auch eine hohe Gewichtung hat: Wer sind wir?
Klingt alles so philosophisch, ist aber ein sehr sensibles und ernstes Thema, was man definitiv nicht unterschätzen sollte. Es ist hierbei keine "Worin liegt der Sinn des Lebens?"-Kontroverse, sondern es geht um unsere Persönlichkeiten die wir als Fremd oder Unbekannt empfinden und ich finde das trägt ein großes Risiko, vor allem für uns Selbst. Denn auf Dauer kann das nicht gut gehen (geschweige denn gesund sein). Und das schlimme ist das Ungewisse dabei. Was ist das was uns betrifft, wie wird man es los, wie findet man zu sich selbst, etc..
Ich wünschte die Medizin wäre in dieser Hinsicht weiter, aber das kann man dem Fortschritt nicht verübeln, denn unser Gehirn ist nunmal extrem komplex und wir wissen sehr wenig darüber.
Wie ist es bei dir, wenn du träumst?
Ich hatte letztens auch einen Traum, wo ich wieder auf Zeitreise (hab ich sehr oft) ging und in der Zukunft ziellos durch die Gegend lief. Komischerweise fühlte sich das im Traum sehr real an (so wie es in meinen Träumen immer ist). Ich kann mich auch an diesem Traum exakt erinnern und dir jedes kleine Detail erzählen. Als wäre das wirklich passiert. Als ich aufwachte, wollte ich am liebsten dort bleiben. Ist das bei dir auch so? wie empfindest du Träume?
Ich könnte noch sehr viel zu diesem Thema schreiben, möchte aber jetzt nicht den Rahmen sprengen. Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist mit dieser Sache.
Liebe Grüße
InhaftierteSeele