Also so'n Schwachsinn wie "sich selbst lieben lernen" liest man in jedem Liebes- oder Lebensratgeber. Leider funktioniert das nicht. Wie auch? Ab morgen stell ich mich jeden Tag 20 min. vor den Spiegel und sage mir selbst, wie lieb ich mich habe? Quasi autogenes Training? Kurzfristig hat es vielleicht ein Effekt, langfristig geht die Wirkung gegen null. Das Gleiche gilt auch für Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein ist im Grunde das Resultat aus der (positiven) Resonanz in der Interaktion mit anderen Menschen. Sein Selbstbewusstsein zu steigern funktioniert alleine eher selten, zumal es auch eine genetische Komponente gibt. Manche Menschen sind "von Natur aus" selbstbewusster als andere. Wie gesagt, zum Einen die Gene, zum Anderen die frühkindliche Sozialisation.
Die Welt kennt leider keine ausgleichende Gerechtigkeit. Es ist nicht so, dass Menschen, die in gewissen Bereichen Defizite haben, dafür in anderen Bereichen brillieren. Vielmehr haben einige alles und andere gar nichts. Liegt fast in der Natur der Sache.
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Zum eigentlichen Problem:
Du wirkst unzufrieden mit deinem Leben und nachdem, was ich oben geschrieben habe, vielleicht sogar ein bisschen mehr. Tatsächlich ist es irgendwie ungerecht, dass einigen alles in die Wiege gelegt wird und anderen nicht sehr viel. Damit muss man sich jedoch abfinden und es ist auch kein Grund, sich die Pistole an die Schläfe zu halten. Auch wenn man nicht mit überdurchschnittlichem Aussehen, Charisma und einem positiven Gemüt zur Welt gekommen ist, kann man sein Leben lebenswert gestalten. Allerdings muss man mehr daran arbeiten und evtl. andere Dinge finden, die den Selbstwert definieren.
Du wünscht dir Frau und Familie. Oft rührt der Wunsch auch daher, die Defizite im eigenen Leben zu kompensieren, wie z.B. ein unbefriedigendes Sozialleben.
Sympathisches Auftreten ist nicht nur für Frauen wichtig, sondern auch für andere soziale Kontakte. Selbst wenn man nicht mit dem genetischen Äquivalent zum 6er im Lotto geboren wurde, kann man etwas aus sich herausholen.
► Sport/Fitness/Ernährung - Ich halte nicht viel von aufgeblasenen Michelinmännchen, aber ein trainierter, bzw. definierter Körper ist optisch ansprechend und sieht auch angezogen besser aus. Neben dem ästhetischen Effekt, verbessert regelmäßiger Sport auch deine eigene Biochemie, zudem setzt ein hartes Workout (oder was auch man immer macht) viele Endorphine frei, d.h. es steigert zumindest kurzfristig dein Zufriedenheitslevel und ganz nebenbei kann man auch soziale Kontakte knüpfen; gemeinsame Interessen verbinden und z.B. in einem Verein lernt man unweigerlich Menschen kennen, aber gibt auch genügend Kontaktmöglichkeiten in 'nem Fitnessstudio (falls Vereinssport nichts für einen ist).
► Outfit - Ich habe keine Ahnung, wie du dich kleidest, aber auch gut gekleidet zu sein ist wichtig. Da ich dich nicht kenne, kann ich wenig an dieser Stelle sagen.
► Pflege - Cremés u.ä. ändern natürlich nicht dein Knochenbau, aber sich zu pflegen wirkt sich sehr positiv auf die Ausstrahlung aus. Es ist als Mann keine Schande mal zur Kosmetikerin oder zur "Mani/Peti" zu gehen. Ein gepflegtes Äußeres ist immens wichtig und selbst wenn man selbst kaum einen Unterschied sieht, allein schon etwas reinere Haut oder etwas weniger stark ausgeprägte Augenringe lassen einen sehr viel frischer und sympathischer rüberkommen. Ferner achten viele Frauen auf gepflegte/schöne Hände bei Männern. Ein angehmer Geruch macht ebenso viel aus. Natürlich solltest du dich nicht mit After Shave o.ä. übergießen, aber dezent ein bisschen Eau de Toilette aufzutragen hilft. Solltest du einen Bart tragen, dann sollte dieser auch akkurat gepflegt und ordentlich sein. Bist du eher der kränklich blasse Typ, kann es auch helfen ab und zu mal ins Solarium zu gehen (oder wie jetzt im Sommer, einfach mal in den Garten oder Park legen), um eine etwas gesünder wirkende Hautfarbe zu bekommen (allerdings nicht übertreiben, orangefarbende Lederhaut sieht dann nicht mehr so gesund aus).
Das mag dir alles übertrieben vorkommen oder zu "metrosexuell", aber ich wollte einfach Dinge aufzählen, die man für sich tun kann. Man muss nicht zwangsläufig "gut" aussehen, um sympathisch zu wirken. Gesund, gepflegt, gut gekleidet reicht schon. Auf sympathisch wirkende Menschen geht man eher zu, bzw. als sympathsich wirkender Mensch kommt man eher in Kontakt mit anderen. Das ist natürlich ein Prozess, der nicht über Nacht abläuft, sondern mind. ein Jahr dauert, aber ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass du währenddessen immer wieder auch Erfolgserlebnisse hast, die ein klein wenig dein Selbstwert steigern und, solltest du irgendwann auch mal positive Resonanz von Außen bekommen, dein Selbstbewusstsein.
Der wichtigste Schritt jedoch ist auf Menschen zuzugehen. Für viele Menschen ist das sehr schwer und kostet Überwindung und einige erwarten, dass andere, sollten sie sich doch mal überwunden haben, das auch in irgendeiner Weise honorieren. Auf Menschen zugehen bedeutet jedoch nicht sich aufzudrängen und zu erwarten, dass der andere ganz angetan ist von einem. Wenn sich jedoch mal die Gelegenheit bietet einen anderen Menschen anzusprechen, dann sollte man das auch tun.
Du sagst von dir selbst, dass du schüchtern bist. Daran kann man arbeiten. Du wirst dadurch kein extrovertierter Typ werden, aber man kann die Schüchternheit auf ein vollkommen akzeptables Maß reduzieren. Jeder Mensch fühlt sich mal gehemmt. Das zu akzeptieren und sich deswegen keine Vorwürfe zu machen ist der erste Schritt.
Wenn du zufriedener mit deinem Leben bist, evtl. neue Bekannschaften geschlossen hast (egal welchen Geschlechts), d.h. auf Menschen zugehen kannst, ohne das Gefühl der Wertlosigkeit zu haben und dir ein halbwegs erfüllendes Sozialleben aufgebaut hast, dann kommt Frau und Kind von ganz allein. Es ist einfach sowas zu schreiben, aber in der Realität erfordert das sehr viel Arbeit und auch Frustration.
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Es gibt auch diese misanthropischen Typen, die sich sagen, "Wozu soll ich mich ändern? Es sind die anderen, die mich nicht akzeptieren! Nicht ich muss mich ändern, sondern die anderen!". Das mag sein. Unsere Gesellschaft ist oft unfair, aber man kann weiter bei seiner misanthropischen Haltung und einsam und verbittert bleiben oder sich dem gesellschaftlichen Anpassungsdruck beugen und evtl. zufriedener mit sich selbst und seinem Leben sein. Die Entscheidung bleibt bei einem selbst.
Ich wünsche dir alles Gute!
so long...