Ich habe lange Zeit gedacht, ich ziehe toxische Menschen an, aber vielleicht sind Menschen einfach so? Kann das sein?
Ich glaube, dass es einfach viele Leute gibt, die so sind, wie du sie in deinem Post beschreibst. Natürlich ärgert man sich, natürlich ist es nicht ok (z. B. Zeitungen klauen), aber schlussendlich findet man solche Leute überall, mehr oder weniger. Und ich glaube, wenn man eine gewisse Vorgeschichte hat, fallen sie einem mehr auf und hauen sie mehr rein.
Ich habe z. B. zwei Nachbarn im Haus, für die mache ich schon länger nichts mehr (z. B. Pakete annehmen). Der eine meinte, wenn er bei mir (damals 4. OG) ein Paket abholen kam, mich erstmal zusammenmotzen zu müssen, warum er jetzt in den 4. Stock hoch müsste, nur um sein Paket abzuholen. Kein Hallo, kein Danke, kein Tschüss. Das hatte ich noch als "schlechten Tag" eingeordnet, den hat jeder mal. Dann später, mittlerweile EG, nahm ich wieder ein Paket an, er holte es ab. Tags drauf stand er wieder vor meiner Tür, er würde ein Paket abholen wollen. Es gab aber keins mehr. Darauf hin stand er jeden Tag 2-3 Mal vor meiner Tür und meinte, ich würde ihm sein Paket nicht geben wollen. Es gab halt keins... Kann ihm nicht geben, was es nicht gibt. Er hörte erst auf, als ich nicht mehr geöffnet hatte.
Der nächste Nachbar hat aus dem Nichts bei mir vor der Tür gestanden und gemeint, er hätte auf meinen Namen was bestellt, ich solle ihm das doch bitte geben, wenn es in meinem Briefkasten landet. Ich hab erst gedacht, ich verstehe was falsch (er hat einen Akzent, mit dem ich meine Schwierigkeiten habe). Nach ein bisschen hin und her habe ich dann aber kapiert: Der meint das so! Der hat auf meinen Namen etwas bestellt bei einem Onlineshop!!! Da habe ich erst mal die Polizei eingeschaltet.
Früher hätte ich vielleicht auch gedacht, das hat was mit meinem Verhalten zu tun. Aber das ist bei beiden nicht so. Sie sind die, die sich falsch verhalten haben. Und ich habe beide nicht ermutigt. Man muss aber leider in dieser Welt immer wieder und wieder seine Grenzen verteidigen. Und das kostet Kraft. Und ich muss mir - wegen meiner Kindheit und anderen Erfahrungen später - meine Kämpfe gut aussuchen, weil ich nicht mehr für alles Kraft habe. Aber bei so nahen Menschen muss man dann eben, wenn man dort bleiben "will" (bzw. nicht wegziehen kann).
Ich denke, das muss man überall. Überall gibt es "Klatschbasen" und Leute, die es mit den Grenzen anderer "nicht so haben". Da darf man sich dann auch mal durchsetzen und die Polizei holen (z. B. bei Ruhestörung). Oder beim Klau von Zeitungen Schritte unternehmen (bei mir hat mal jemand mein "Vogelbad" (Untersetzer für Pflanzen) geklaut; gab es gleich in Absprache mit dem Vermieter einen "bösen Brief" an alle Nachbarn, wo ich darauf hingewiesen habe, dass das mein Vogelbad war und ich mir das verbitte, dass meine Sachen einfach weggenommen werden). Und man darf Menschen auch stoppen, wenn sie ein "Redebedürfnis" haben.
Ich wohne übrigens in keinem schlechten Viertel. Um mein Haus rum ist Neubau mit Wiesengrund- und Wasserblick usw. Das sag ich nur, weil es für mich unterstreicht, dass es überall solche Menschen gibt. Mittlerweile sehe ich es auch nach dem Motto "Leben und leben lassen". Wer weiß, was diese Menschen erlebt (oder nicht bekommen) haben, weshalb sie sich heute so verhalten. Das ist kein In-Schutz-Nehmen, sondern hilft mir beim Akzeptieren, Stellung beziehen und verstoffwechseln.
Viel Glück für die Wohnungssuche und viel Kraft.