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NRW, Gymnasium, unbegründeter Vorwurf von Lehrer an Schüler

Lemi Telyo

Neues Mitglied
Guten Tag liebe Community.

Ich schildere nachstehend ein Ereignis, dass sich zwischen unserem 15jährigen Sohn, nennen wir ihn der Einfachheit halber K4, und einem seiner Lehrer, nennen wir ihn Herr L., in der Schule während der Schulzeit abgespielt hat. Es handelt sich um ein Gymnasium in NRW; K4 besucht zurzeit die 9.Klasse. Insgesamt haben wir vier Kinder, alle haben dasselbe Gymnasium besucht bzw. gehen dort noch zur Schule. Zwei von Ihnen studieren inzwischen, ein Kind geht in die 11.Klasse.

Vorab sei gesagt, dass K4 wenige Tage zuvor eine Klassenarbeit dieses Lehrers als einzelner Schüler nachgeschrieben hat. Er konnte am ursprünglichen Termin der Klassenarbeit krankheitsbedingt nicht teilnehmen. An dem Tag des Ereignisses schrieb K4 uns Eltern auf dem Nachhauseweg per Chatnachricht, wir sollten ihn unter keinen Umständen ansprechen. Er wolle ‘heute‘ keinesfalls reden. Zuhause angekommen ging er schnurstracks in sein Zimmer und war stundenlang nicht ansprechbar. Erst am späten Nachmittag konnte dann der Sachverhalt besprochen werden.

Das Ereignis: K4 befand sich in der Pause zwischen zwei Unterrichtsstunden. Er saß nur wenige Minuten vor Unterrichtsbeginn auf seinem Platz im Klassenzimmer. Sein Lehrer Herr L. (nicht für die bevorstehende Unterrichtsstunde) erschien und bat K4 unbegründet, ihm zu folgen. Beide begaben sich zur Schulaula, in der zu dem Zeitpunkt eine Arbeit von Oberstufenschülern geschrieben wurde. Herr L. bat K4 vor der Aula zu warten und er selbst betrat die Aula. Nach ein paar Minuten verließ Herr L. die Aula. Er ließ K4 wortlos weiter warten, während dessen regulärer Unterricht bereits begonnen hatte. K4 hatte sich selbst nicht bei der laufenden Unterrichtsstunde abgemeldet und die gesamte Situation bereitete ihm daher Unbehagen.

Nach insgesamt ca. 15 Minuten kam Herr L. zurück und machte K4 folgenden Vorwurf: „Ich habe Grund zu der Annahme, dass du bei der nachgeschriebenen Klassenarbeit gespickt hast. Du hast jetzt genau zwei Möglichkeiten: wenn du jetzt nicht zugibst, dass du gespickt hast, dann werde ich herumfragen und dadurch schon herausfinden, dass du geschummelt hast. Und dann bekommst du eine Sechs. Oder ich gebe dir jetzt die Arbeit und du hast 40 Minuten Zeit, den Übersetzungsteil nochmal zu schreiben. Und wenn du dann wieder genau das Gleiche schreibst, weiß ich auch, dass du geschummelt hast.“. Hierbei sei angemerkt, dass es sich bei der ursprünglichen Arbeit um einen Grammatik- und einen Übersetzungsteil handelte. Da K4 jetzt nur den Übersetzungsteil nochmals nachschreiben sollte und es sich um exakt den identischen Text handelte, ist es naheliegend und logisch, dass diese erneute Übersetzung der vorherigen gleicht oder zumindest sehr ähnelt.

K4 erwiderte bereits sehr eingeschüchtert auf den Vorwurf: „Ich weiß ja, dass ich nicht geschummelt habe. Aber wenn Sie darauf bestehen, schreibe ich die Arbeit noch einmal.“ Dies nahm Herr L. zum Anlass, die von ihm vorbereitete Situation auszunutzen. Er verlangte von K4, dass er auf der Stelle die Arbeit in der Aula nochmals schreiben sollte. K4 willigte sehr verstört ein.

Abschließend sei erwähnt, dass es üblicherweise unter Schülerinnen und Schülern immer mal wieder beliebtere und weniger beliebte Lehrkräfte gibt. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, bezeichnete K4 den hier betroffenen Lehrer bislang als „human, fair und umgänglich“. Es gab zuvor aus unserer Kenntnis niemals Probleme zwischen dem Lehrer und K4.

Wie ist dieses Ereignis bzw. das Vorgehen und Verhalten des Lehrers Herr L. sowohl aus moralischer aus auch aus rechtlicher Sicht zu bewerten? Vielen Dank im Voraus für konstruktive Antworten.
 
Ich würde als Eltern das Gespräch mit dem Lehrer und der Schulleitung suchen, erst einmal die Dinge sachlich vortragen. Ich finde aus meiner Sicht das Verhalten des Lehrers unkorrekt, eine Zumutung und Schikane für den Schüler. Aber wir kennen viele andere Umstände nicht, was hat den Lehrer zu seinem Verhalten bewegt damals, wenn vorher alles soweit in Ordnung war.
 
Wie ist dieses Ereignis bzw. Vorgehen und Verhalten des Lehrers Herr L. sowohl aus moralischer aus auch aus rechtlicher Sicht zu bewerten? Vielen Dank im Voraus für konstruktive Antworten.
Wann möchtest Du denn mit dem Lehrer sprechen?
Willst Du juristische Hilfe in Anspruch nehmen?
Mir war in meinem bisherigen Leben immer wichtig, beide Seiten zu hören.
Das Ereignis zu bewerten steht uns gar nicht zu?
 
Sehr fairer Lerer.
Wenn K4 mit dem Handy gepfuscht haben sollte (das erkennt man, glaube mir...) hat das Angebot ihn gerettet, wenn er wirklich gelernt hat. Ich hätte die 6 gegeben.
Klar wollte K4 nicht angesprochen werden.
Dumm gelaufen.
 
Aus Lehrersicht schräge Kiste und noch schrägere Begründung, wie der Lehrer die Schummelei beweisen wollte.

Wie will man denn bei einer Übersetzung spicken? War der Text vorher bekannt? Werden die Handys und Smartwatches nicht vor Klausuren irgendwie gesichert?

Für mich ist der Vorgang so sehr schwer zu glauben.

Grundsätzlich gilt, dass Schüler*innen erwischt werden müssen, um Sanktionen einzuleiten. Oder zwei nebeneinander sitzende haben exakt den gleichen Text mit exakt den gleichen Fehlern. Dann gebe ich mit "6" zurück. Für so ein Gehampel hat doch kein Lehrer Zeit und Nerven.
 
Schüler halten sich meistens für sehr schlau, wenn es um Täuschungsversuche geht. Und sie sind häufig sehr sauer, wenn sie doch erwischt werden. Dann sind in der Regel alle anderen Schuld. Natürlich wollte er nicht darüber reden. Er musste sich erst einmal zurückziehen und sich die Geschichte so zurechtbiegen, als wäre er der Leidtragende.

Wenn man als Lehrer den Stil der Schüler kennt, merkt man sehr leicht, ob jemand einen Text selbst verfasst hat. Wenn dein Sohn z.B. ChatGPT verwendet haben sollte, merkt der Lehrer sofort, dass statt der altersgemäßen Sprache plötzlich ganz andere Formulierungen verwendet wird. Das könntest auch du als Mutter problemlos sagen.

Dass der Lehrer hier etwas Druck aufgebaut hat, finde ich angemessen. Ein Täuschungsversuch ist eine ernste Angelegenheit und man sollte Kindern gleich beibringen, dass so etwas Konsequenzen nach sich zieht. Es geht um eine offiziell erbrachte, persönliche Leistung. Ist hier getäuscht worden, nennt sich das im späteren Leben Betrug und ist eine Straftat.

Was kannst du tun? Zunächst würde ich deinen Sohn zur Rede stellen. Und dann würde ich das Gespräch mit dem Lehrer suchen. Der wird sich das nicht ausgedacht haben, sondern hat sicherlich Indizien für den Täuschungsversuch.

Und bitte, sei keine dieser Mütter, die dann sagen: "Mein Kind würde so etwas nicht machen." Doch, Kinder machen so etwas, sie mogeln in Klassenarbeiten und sie sagen nachher immer, sie hätten nichts gemacht.
 
Ich habe mein Anliegen zeitgleich in zwei Foren gepostet. Auch in dem anderen Forum gab es zahlreiche Rückmeldungen, auf die ich ausführlich geantwortet habe. Ich zitiere nachstehend meine dortigen Antworten und beende an dieser Stelle die Diskussion in diesem Forum (hier).

Aus dem anderen Forum:
06.04.:

Daher antworte ich an dieser Stelle nur ganz kurz zu den Einwänden bezüglich einer KI-Übersetzung: der erste „Nachschreibetermin“ kam für K4 ebenso überraschend, da dieser ohne Vorankündigung direkt am ersten Tag seines nach dem krankheitsbedingten Fernbleibens der Schule stattfand. Dies ist noch hinzunehmen, da die Arbeit ja bereits zuvor terminiert war; auch wenn K4 nicht damit gerechnet hat. Die Umstände waren jedoch folgende: es fand im Klassenraum der reguläre Unterricht in dem betroffenen Fach statt und K4 wurde an einen Tisch im Schulflur gesetzt, lediglich ausgestattet mit Schreibgerät. Sein Schulrucksack inklusive seines Smartphones verblieb derweil im Klassenzimmer. Somit ist eine KI-Übersetzung hier ausgeschlossen.

07.04.:
Nochmals vielen Dank für die zahlreichen und auch konstruktiven Rückmeldungen.
...
Selbstverständlich war es von Beginn an unser Anliegen, ein persönliches Gespräch mit der Lehrkraft zu führen. Ich habe inzwischen einen entsprechenden Termin vereinbart und werde im Anschluss, soweit es anonym möglich ist, davon berichten.

Ziel meines Eingangsbeitrages war und ist, andere Standpunkte und Ansichten zu dem Geschehenen einzuholen. Da wir als Eltern naturgemäß nicht absolut wertfrei und unvoreingenommen in ein solches Gespräch gehen, ist es mir persönlich wichtig vor einem solchen Gespräch darüber zu reflektieren. Der Vorfall geschah in der vergangenen Woche und ich habe mir auch einige Tage Zeit gelassen darüber nachzudenken, bis ich die ‘Geschichte‘ öffentlich gepostet habe. Ich hatte und habe eine eigene Sichtweise auf den Vorfall, bin aber offen für abweichende Betrachtungsweisen. Mir persönlich wäre z.B. die Möglichkeit einer KI-Übersetzung niemals in den Sinn gekommen. Nicht, weil wir hier unter einem Stein leben; ich nutze KI selbst, unregelmäßig aber durchaus für meine Zwecke gerne. Sondern weil das in keiner Weise zu unserem Lebensentwurf und unserer Erziehung passt. Für mich war eine solche Möglichkeit in meinem Denken einfach nicht vorhanden. An dieser Stelle danke für diesen Hinweis. Wobei ich die Möglichkeit aus weiter oben genannten Gründen nach wie vor ausschließe und ich keinen Grund habe, meinem Sohn nicht zu glauben. (Im Übrigen gilt der Grundsatz: im Zweifel für den ‘Angeklagten‘.)

Ich möchte nicht unvorbereitet in das Lehrergespräch gehen, damit es grundsätzlich auf sachlicher, konstruktiver Ebene im Sinne des Wohlergehens meines Sohnes verläuft. Selbst wenn K4 betrogen haben sollte, würde dahinter eine gewisse ‘Versagensangst‘ stecken, die in irgendeiner Sache begründet läge. Auch hier wäre ein Ansatz, ihm in dieser Sache unterstützend zur Seite zu stehen.

Die bisherigen Beiträge haben meine Ansicht/en zum Teil bestätigt, mir aber auch neue Perspektiven eröffnet.

Ich denke, wir als Eltern werden entsprechend gut vorbereitet in das bevorstehende Gespräch gehen.
-----

Ich bedanke mich für die geposteten Antworten und wünsche allen Diskussionsteilnehmern weiterhin eine gute Zeit.
 

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