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Allein an Silvester

Tatsächlich habe ich das nie negativ empfunden und bin auch an den Tagen nicht depressiv. Problematisch finde ich nur die ersten Januartage wenn man gefragt wird wie man die Tage verbracht hat. Ich empfinde immer einen gewissen Druck hier lügen zu müssen damit ich nicht nach außen hin so alleine wirke.

Ich glaube Alleinsein definiert sich aber nicht an einem bestimmten Tag. Wenn du in deinem Leben so viel Familie und Freunde hast, wie du dir wünschst, kommt es nicht auf einen festen Kalendertag an. Freunde und Familie sollten da sein wenn man sie braucht. Was bringt die übliche Weihnachtsfeier mit Tanten und Onkel, die man sonst die restlichen 364 Tage im Jahr nicht sieht und nicht sehen will?
Das ist der springende Punkt. Meine Verwandten haben sich schon zurückgezogen, als ich vor über elf Jahren Probleme mit meiner psychisch schwerkranken Schwester hatte, die mit meiner Mutter zusammenlebte. Nach dem Tod meiner Mutter zogen sie sich erst recht von mir zurück. Wer war damals nahezu als einziger Mensch für mich da? Die Nachbarin, die gegenüber meinem Elternhaus wohnte und sich auch um meine Mutter gekümmert hatte. Selbst in den letzten Lebenswochen, als meine Mutter einen ganz schweren Schlaganfall erlitten hatte, hat sie sie noch besucht. Die Verwandten kamen nur noch zur Beerdigung. Danach gingen sie auf Distanz und überließen mich mit meinen Problemen mit meiner Schwester während der Erbauseinandersetzung meinem Schicksal. Leider ist die Nachbarin im Mai 2021 auch verstorben. Mein Partner, mit dem ich 2011 beim Tode meiner Mutter erst kurz zusammen war, hat mir auch Halt gegeben. Leider ist er im Mai dieses Jahres auch ganz plötzlich und unerwartet verstorben.

Statt einfühlsam darauf einzugehen, geruht meine Cousine, mich am Abend des 2. Weihnachtsfeiertags anzurufen, hauptsächlich um mir mitzuteilen, dass ihr Lebensgefährte (beide geschieden) nun vor ihr "auf die Knie gegangen" sei und ihr einen Heiratsantrag gemacht habe. Schiefgehen könne wohl nichts mehr, schließlich seien sie seit nunmehr 26 Jahren zusammen. Der Hochzeitstermin steht zwar noch gar nicht fest, aber diese Nachricht musste sie unbedingt an dem ersten Weihnachtsfest, das ich allein und ohne meinen Partner verbringen musste, noch loswerden. Offenbar duldete die Mitteilung keinen Aufschub bis nach Neujahr. Mein Partner und sich sind bzw. waren im selben Alter wie sie und ihr Bräutigam.

Silvester habe ich noch Glück im Unglück. Meine Haushaltshilfe, eine ältere Dame, die früher als Sozialarbeiterin tätig war und sich mit der Putzstelle die Rente ein wenig aufbessert, will in einen bestimmten Film im Programmkino gehen. Sie ist geschieden und hat auch nie wieder einen Partner gefunden, wohl aber Freunde, die an Silvester aber auch alle etwas anderes vorhaben. Ihrer Tochter und deren Familie will sie wohl auch nicht ständig auf die Pelle rücken. Da hat sie mir angeboten, sie zu begleiten, aber ganz behutsam, ich solle mich zu nichts verpflichtet fühlen. Ich habe aber Lust dazu und habe zugesagt. Ich verstehe mich gut mit der Dame. Sie schreibt gern, ähnlich wie ich, und macht sich auch mehr Gedanken um andere Menschen als die meisten, die ich kenne.

Die restlichen Silvester meines Lebens werde ich (59) auch allein zubringen. Vielleicht werde ich aber in Zukunft über Weihnachten/Silvester auch verreisen. Und sollte mir noch ein längeres Leben vergönnt sein als meinem Partner, werde ich irgendwann wahrscheinlich Silvester im Pflegeheim oder Krankenhaus verbringen. So war es bei meiner Mutter gegen Ende ihres Lebens (sie durfte immerhin 86 werden) auch mehrfach. Dann braucht mich auch niemand anzurufen, um mir mit Sensationsstorys Weihnachten und den Jahreswechsel zu verderben und mir dick vor Augen zu führen, dass ich allein bin.

Ich finde es auch schlimm, dass alle Welt erwartet, dass man an Silvester etwas mit anderen unternehmen muss. Ich habe im Beruf viele Menschen um mich und bin froh, wenn ich abends, an den Wochenenden und im Urlaub meine Ruhe habe. Silvester ist ja auch ein nettes Fernsehprogramm. Hätte meine Haushaltshilfe mir nicht angeboten, mit ihr den Film anzuschauen, wäre ich wahrscheinlich in ein Silvesterkonzert in der Kirche gegangen. Oder ich hätte mir einen Film im TV angesehen, noch wahrscheinlicher aber eine DVD oder einen Film über Netflix. Den Abend hätte ich schon herumbekommen.
 
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Für mich ist Silvester ein Tag wie jeder andere auch.
Tatsächlich habe ich das nie negativ empfunden und bin auch an den Tagen nicht depressiv. Problematisch finde ich nur die ersten Januartage wenn man gefragt wird wie man die Tage verbracht hat. Ich empfinde immer einen gewissen Druck hier lügen zu müssen damit ich nicht nach außen hin so alleine wirke.
Ich sag dann immer, dass die Party in etwa so groß war, wie an meinem letzten runden Geburtstag.
 
Danke für deine lieben Worte. Du hast auf jeden Fall recht. Ich möchte nächstes Jahr in erster Linie wieder gesund werden und mit Freunden essen gehen oder verreisen können. In kleinen Schritten möchte ich am Wochenende wieder mehr mit Freunden machen und Treffen organisieren. Mein bester Freund hat leider den Kontakt letztes Jahr zu mir abgebrochen und das ist noch etwas das mir nachhängt.
ich möchte einfach etwas unbeschwerter durchs Leben gehen. Ich hab mich mittlerweile auch wieder beruhigt bezüglich dem Thema Silvester. Die Freundin hatte nämlich vorhin erst abgesagt. Ich Stolper oft mal in ein Loch wo ich denke es gibt keinen Ausweg mehr und ich verfalle in meine Depressionen und Selbsthass. Es ist schön mal darüber zu schreiben.
Danke für deine Antwort!

Warum hat die Freundin dir abgesagt? Weiß sie, dass du psychisch gerade nicht so gut beieinander bist? (Also wirklich WISSEN, nicht, dass du hoffst, dass sie es ahnt...) ich hab mich in solchen Löchern oft ertappt, dass ich glaubte, Hinweise zu geben, dass ich Bedarf nach Gesellschaft habe. Und dann war ich noch mehr gefrustet, weil keiner auf diese "Hinweise" ansprang. es direkt sagen wollte ich aber nicht, weil ich dachte, dass die Leute dann nur was aus Mitleid mit mir machen... Gedankenspirale, bis man völlig deprimiert ist halt.
Irgendwann habe ich deutlicher gesagt: Es geht mir nicht so gut gerade. Es würde mir gut tun, nicht alleine sein zu müssen / heute jemanden zum reden zu haben etc.

Oft waren meine Freunde dann ganz überrascht und wir haben uns getroffen, wenn auch nur kurz.
Hast du deiner Freundin einfach mal gesagt: "Es ging mir dieses Jahrnicht gut. Es wäre für mich wichtig, Silvester nicht ganz alleine verbringen zu müssen"
Ich weiß nicht, mit welcher Begründung sie abgesagt hat, aber vielleicht geht es doch, dass ihr zusammen feiert?
 
Ich war Silvester nur 1x alleine- nach einer Trennung- und es war nicht schön

Letztendlich habe ich zuhause mit einem Kontakt per Singlebörse gechattet...
Heute würde ich eine Anzeige aufgeben oder Leute suchen die ebenfalls nicht alleine feiern wollen und mich mit denen treffen, ( Lokal etc).
Gibt immer Menschen, die ebenfalls Leute für Silvester etc suchen.
 
Jetzt bereu ich es total nicht mehr gemacht zu haben, da ich nun niemanden hab.
Ich habe die letzten 10 Jahre niemanden gehabt. Kein Silvester „gefeiert“. Muss man das? Weil es alle machen? Bleigießen und Böllern? Es ist ein Tag wie jeder andere. Du bist was besonderes weil du nicht mitmachst. Es ist nur in deinem Kopf. Geh um 22 Uhr ins Bett und wache morgens auf, alles ist wie gestern.
 
Gibt immer Menschen, die ebenfalls Leute für Silvester etc suchen.
Es wird immer wen geben, der froh ist, wenn er angesprochen wird und wen zum quatschen gefunden hat und für gemeinsame Unternehmungen eingeladen wird. Einer wird anfangen müssen, sonst kommt das nie zustande.

Mir kommt das eigentlich selten in den Sinn, dass man ja auch drauf wartet, dass ICH mich melde und froh wäre, wenn es von mir aus heißt: machen wir zu Silvester ein Raclette? (zB.).
So wie es ausschaut, erwartet man etwas, das man selbst nicht macht- wie eben einen Kontakt herstellen, eine konkrete Einladung aussprechen, oder auf wen zugehen mit einer Bitte.

Ich habe nicht selten gehört: man kümmert sich nicht um mich, ich bin allen egal, wie lieblos alle sind- und selbst? Ist man selbst aktiv?
 
Du könntest dich aber auch freuen, weil du Zeit hast für lauter Dinge, die du gern hast. Wellnessbad, Beine massieren, hübschen Nagellack auftragen, deinen Schrank lichten, alles neu kombinieren versuchen, experimentieren mit Kajal und oder Frisuren, oder färbe um, oder nimm dir Ecken vor, die du lange nicht mehr gesichtet hast, oder fang eine Sache an, die dich immer schon "gejuckt" hat, wofür aber nie der Mut da war, oder die Zeit dafür, umgib dich mit hübschen Lampen, Kerzenschein, lies dich ein in ein gutes Buch, pelle dir Kartoffelchen und mach dir ein exquisites Raclett auf dem Herd, mit Lachs und Dillsoße, oder schmökere im Internet nach einem Aufbau-Kurs und geh Punkt für Punkt umsetzen und dich dran halten, denke dir eine Reise aus, plane diese an diesem Tag, oder guck dir einen besonderen Film an, oder kauf dir endlich Ölkreide und Pappe, versuche dich als Maler, oder vielleicht textest du Reime, oder vielleicht sammelst du Wissen über Bonsais, oder falls du einen Balkon hast, wie wäre es, wenn du den jetzt schon via Fantasie zum gemütlichsten Ort auf der Welt gestaltest, oder vielleicht bist du nächstes Jahr zum ersten Mal gleich am ersten Tag im Jahr voll ausgeschlafen und sehr fit, weil du früh ins Bett bist und und und...
Sylvester ist dein Tag. Dein schönster Tag in dieser Woche. Oder der traurigste in deinem Leben, du kannst ja wählen. Alles ist möglich, wie du willst.
Und das geht nur an Silvester? All das würde ich eher am Freitag oder sonst wann machen und Samstag lieber feiern gehen
 

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