Hallo
@Jitterbug ,
eure Situation wirft sicher viele Fragen auf und erzeugt Bilder im Kopf, die erstmal aufwühlen und verunsichern.
Ich finde es mutig, dass dein*e Freund*in sich dir anvertrauen konnte, denn das kostet bestimmt viel Mut. Umso schöner, dass du offen und tolerant bist und auch klar sagen kannst, dass sich deine Gefühle für den Menschen, mit dem du zusammen bist, nicht ändern. Dass du dir trotzdem Gedanken und auch Sorgen machst, ist okay und darf sein! Es ist in Ordnung, sich überfordert und verwirrt zu fühlen und das auch zu sagen, das mindert weder deine Toleranz, noch deine grundsätzliche Zuneigung.
Was ich euch wünsche, ist vor allem, dass ihr viel Zeit für euch beide habt, um erstmal ohne äußere Einflüsse und Zwischenrufe von anderen das Outing und die damit verbundenen Veränderungen sacken lassen zu können und die Möglichkeit zu haben, zu schauen, was das tatsächlich für euch, eure Beziehung und euer Leben bedeutet. Kommen die Beispiele mit den Makeup-Tutorials und den Röcken eigentlich von dir oder sind das Wünsche, die dein*e Partner*in geäußert hat und die dich verunsichern?
Ich finde es im Übrigen schade und ziemlich entbehrlich, dass hier von manchen User*innen sofort in die binär-stereotype Klischeekiste gegriffen und sich undifferenzierten "Wäre es mein Partnerin, würde ich..."-Sätzen bedient wird.
Schade, weil du von der Begrifflichkeit "genderfluid" sprichst und gerade das ein Terminus ist, der von vielen Menschen, die sich mit ihm identifzieren, als sehr aufgeweicht und grenzenlos empfunden wird und eben nicht in Kategorien gesteckt und traditionellen binären Rollenbildern zugeordnet werden soll. Klar, wie genau eine Person ihn für sich definiert, ist sicher superindividuell - ich will da keine allgemein gültigen Behauptungen aufstellen, aber einfach ausdrücken wie ermüdend es ist, wenn mit den immer gleichen, ewig gestrigen, stupiden Klischees um die Ecke gekommen wird.
Entbehrlich, weil ich deinen Beitrag als sehr differenziert empfinde. Du schätzt den Menschen, mit dem du zusammen bist. Das drückst du mehrfach deutlich aus. Trotzdem machst du dir Gedanken. Du schreibst nicht vom Wunsch einer Trennung und auch nicht, dass du eine Schwarz-Weiß-Denke hast, auf der deine Entscheidungen basieren.
Ich persönlich habe in einer Partnerschaft keine vergleichbare Erfahrung gemacht, aber denke, dass es nicht so einfach ist, wie manche hier darstellen. Wenn man jemanden sehr, sehr liebt, eine Beziehung führt und ein gemeinsames Leben hat, ist so ein Outing sicherlich eine Einschnitt, der sehr vieles ändert und ich glaube, dass es auch Paare gibt, die das nicht überstehen.
Aber ich glaube, dass es zu einfach gegriffen ist, den Partner oder die Partnerin ausschließlich auf seine Geschlechtsidentität zu reduzieren, auch auf die eigene sexuelle Orientierung bezogen. Ja, es mag sein, dass viele Menschen ihre eigene Orientierung ganz streng abgegrenzt und klar kategorisiert empfinden und leben, aber selbst so eine straighte, kompromisslose Definition ist im Kontext von Gefühlen und Liebe für einen anderen Menschen betrachtet, sicher nochmal anders zu werten.
Alles Gute für euch!