@mariechenkäfer
naja, dass der
@trigital mit akademischem Schreiben bzw. den bösen formalen Abschlüssen nichts am Hut hat, sagt er ja selbst und ich gebe Dir recht dass durchblitzt, dass er von der Sache an sich nicht so viel versteht.
Ich möchte aber, lieber
@trigital, deshalb noch mal besonders darauf eingehen, dass Du meinst, die "meisten wollen nur den Titel/Abschluss" und bei Dir schwingt mit, dass das was Schlimmes ist (weil sie besser als andere sein wollen? sich für bessere Menschen halten, was sie keinesfalls dürfen?)
Äh ja, das will man. Man will den Titel. Unbedingt.
der Doktortitel ist die Meisterschule zum Wissenschaftler. Ohne Titel bekommt man schlechter Stellen und darf vor allem nicht selbst forschen und Gelder für Forschung (DFG-Anträge) beantragen. . Deswegen will man den Titel.
Ein Ausgelernter macht die Meisterschule, am Ende steht das Werkstück, das Meisterstück.
Ein Akademiker macht die Promotionszeit, am Ende steht die Dissertation, das Meisterstück.
Beide dürfen danach in ihrem Bereich ausbilden und Dinge machen, die sie vorher nicht durften.
Und:
bei mir und vielen anderen in der Wissenschaftswelt war es so, dass ich etwas ganz Bestimmtes unbedingt rausbekommen wollte. Und daraus wurde dann die Doktorarbeit.
Allerdings meinst Du wohl eher, man will den Titel, weil man dann was zum vor sich her tragen hat.
Als jemand, der eben promoviert hat kann ich Dir sagen, und die Erfahrung deckt sich mit allen meinen promovierten Kollegen/Freunden, dass der Titel im Leben außerhalb des Jobs nichts bringt oder nicht das bringt, was sich nicht promovierte darunter vorstellen.
Die meisten der Gesprächspartner lassen ihn im Alltag in der Anrede mit voller Absicht weg, selbst, wenn sie wissen, dass ihr Gegenüber einen Titel trägt.
Wahrscheinlich, um dem Promovierten gleich mal klar zu machen, dass "er nichts Besonderes ist". - was ich aber für Quatsch halte, denn ich lasse bei jemanden mit Mayer-Müller auch nicht das "Mayer" weg, einfach, weil es zu seinem Namen gehört (ja, ich weiß, der Titel ist kein Teil des Namens, rechtlich gesehen) - so, wie der Doktortitel halt bei anderen.
Wenn bei mir jemand den Titel weglässt frage ich mich jedes Mal, ob er mir eine rein würgen will, ich empfinde das genauso als unhöflich wie wenn jemand den Nachnamen verhunzt. Zum anderen denke ich, dass wenn man den Titel weg lässt, man diesem mehr Bedeutung zumisst, als er verdient hat. Warum kann man ihn nicht einfach dazu nennen, eben so wie "Mayer-Müller"? So wird das nie was "Normales" werden.
Das ist auch ein Grund, warum mein Nick hier auch promoviert hat - weil ich den Titel hier endlich mal verwenden kann und keiner denkt sich was dabei.
Der Knigge meint es ist höflich, den Titel zu nennen.
Aber: genauso ist es höflich als Titelträger zu sagen: lass ` stecken. Und das macht man ja auch als Titelträger meist, wobei man oft gar nicht dazu kommt, höflich zu sein, denn der andere ist ja schon "unhöflich".
- aber das kann ich nicht ändern, das ist hier in D halt so (in Amiland ist jeder "Doc" und keiner denkt sich was....)
So insgesamt bringt mir der Titel im normalen Leben eigentlich nur Stress, das geht soweit, dass ich an Reservierungen nicht mehr rankomme, weil der Titel eingetragen wurde oder nicht, ich das aber mit Titel abrufe oder nicht, dass mich Ämter anschreiben, ob ich wirklich derjenige bin, dass ich im Ausland nicht online am airport einchecken kann, weil im Reisepass "Dr." steht und der "Punkt" international nicht üblich ist, dass online accounts nicht mehr funzen, weil als "fake" klassifiziert (obwohl extra verlangt, das man den Titel einträgt, wenn vorhanden "so, wie im Pass") , Kundennummern nicht mehr zugeordnet werden können etc...
Der Titel ist beruflich oft notwendig und klar will man ihn, wenn man in einen bestimmten Beruf, eine bestimmte Stellung will. Man ist deswegen auch kein Fachidiot sondern zeigt, dass man Biss und Durchhaltevermögen hat und auf einem Gebiet schlauer als die meisten anderen Leute. Aber für den Alltag bringt er keine Vorteile - außer den Vorwurf der Arroganz.