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Wenn man kein Land mehr sieht

Bine82

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

auf der Suche nach Antworten und Hilfe zu meiner Situation, habe ich dieses Forum entdeckt.

Ich bin mir unsicher, ob ich mit meinen Problemen hier richtig bin.

Zu mir:
Ich bin 34 Jahre alt, alleinstehend und arbeitslos. Seit einigen Monaten bin ich auf Jobsuche. Ein für mich schwer zu ertragender Zustand. Ich habe eine Ausbildung gemacht und einige Jahre in meinem Beruf gearbeitet, aber leider nie wirklich Fuß fassen können. Aufgrund vieler befristeter Arbeitsverträge musste ich immer wieder umziehen. Um meine Situation zu verbessern, habe ich ein Studium absolviert. Mein Privatleben habe ich in dieser Zeit vollkommen zurückgestellt. Das Studium hat mich nicht nur finanziell, sondern auch psychisch belastet (2. Bildungsweg, Eigendruck). Als Berufsanfängerin musste ich für meinen Job das Bundesland wechseln, weg von Freunden und Familie. Nach 11 Monaten dann ein weiterer Umzug, in ein anderes Bundesland, aufgrund des befristeten Vertrags. Nach 1 1/2 Jahren konnte ich innerhalb der gleichen Stadt endlich eine unbefristete Stelle antreten. Dort wurde ich noch in der Probezeit vor die Tür gesetzt. Mein Vorgesetzter weigerte sich mit mir zusammenzuarbeiten. Nach vielen Demütigungen und etlichen Gesprächen wurde ich in dessen Beisein vom Leiter gekündigt. Es war so erniedrigend und beschämend. Nun stehe ich hier und weiß nicht wie es weitergehen soll. Ich arbeite im Öffentlichen Dienst. Man kennt sich untereinander... In meiner Stadt werde ich zu keinem Vorstellungsgespräch eingeladen. Nun bewerbe ich mich deutschlandweit, doch auch hier werde ich kaum eingeladen. Selbst wenn, werde ich immer wieder auf diese unglückliche Situation angesprochen.

Die ersten Wochen nach der Kündigung waren hart. Nachts habe ich geträumt, dass mich jemand erschlägt. Es war furchtbar. Mein Hausarzt meinte nur, dass ich die Situation verdrängen müsste und hat mir Schlafmittel verschrieben. Das habe ich dann auch irgendwie geschafft, aber es ging nicht lange gut. Wenn ich an meine Zukunft denke bekomme ich Angst und Panik. Doch ich kann nichts dagegen tun. Es gibt Tage da könnte ich nur weinen. Nachts bekomme ich vor Nervosität kein Auge zu. In vier Monaten endet mein Anspruch auf Arbeitslosengeld. Ich habe auf Bafög studiert und bin verschuldet.

An manchen Tagen schaffe ich es nicht einmal aus dem Bett. Mir fehlt die Energie um durch den Tag zu kommen, mich zu motivieren Bewerbungen zu schreiben. Meine Eltern belastet diese Situation sehr. Sie wissen nicht wie sie mir helfen können. Ohne sie hätte ich die letzten Monate nicht überstanden. Freunde und Bekannte haben sich abgewandt. Die vielen Umzüge haben dazu geführt, dass ich sehr isoliert lebe. Ein wirkliches Zuhause habe ich nicht. Ich frage mich dann, wozu das alles noch? Ich wünsche mir Freunde und eine eigene Familie, aber ich führe ein Leben als Reisende. Warum komme ich im Leben nicht an?

Ich weiß einfach nicht wie es weitergehen soll und fühle mich so unendlich müde...

Gibt es jemanden der in einer ähnlichen Situation ist oder war und vielleicht einen Rat hat?

Vielen Dank fürs Zuhören!
Bine
 

mandrake

Mitglied
Du hast in der Tat ganz schön was hinter dir.
Wie du selbst merkst bringen Schlafmittel auf Dauer nur eins: Abhängigkeit.

Was mir beim lesen durch den Kopf ging: Vielleicht bist du einfach nicht der Typ Mensch, der ohne seine Familie und Freunde klar kommt. Stichwort: Umzug.

Was sagt deine Familie zu deiner jetzigen Lage? Wie ich annehme hast du noch Kontakt.
Kann man zu den alten Freunden wieder Kontakt aufnehmen?


Was ich mich frage: Was meinst du mit unglücklicher Situation? Woher wissen die potenziellen Arbeitgeber von der missglückten Lage? Was denkt er, könntest du falsch gemacht haben? (und das meine ich jetzt nicht negativ)

Für mich liest sich das nach einer Lebenskrise. Das Problem sehe ich darin, dass dir mehrere Säulen weggebrochen sind. Keine Familie, also kein Halt, nun auch kein Job.


Wäre es für dich eine Option eine Tagesklinik aufzusuchen? Oder dir generell therapeutische Hilfe zu suchen?

Was glaubst du würden deine Eltern denken, wenn du sie fragst, ob du zurück ziehen darfst?

Selbst wenn du sofort wieder Arbeit bekämst, machst du auf mich einen sehr ausgelaugten Eindruck. Könntest du bei deinem Arzt eine Kur beantragen?
 
G

Gelöscht 69203

Gast
Liebe Bine,

beim Lesen deiner Zeilen musste ich ein paar Mal schlucken. Es tut mir aufrichtig leid, in welcher Situation du dich befindest. Ich kann mich nur dem Vorredern anschließen. Das klingt für mich nach einer Lebenskrise.

Den gewählten Titel hätte ich auch nicht treffender wählen können. Ich befinde mich derzeit ebenfalls in einer Lebenskrise. Ich hatte über mehrere Monate mein Leben auf ein Ziel (ein tolles Jobangebot in meiner Heimatstadt) ausgerichtet und mich mental von meinem derzeitigen Arbeitsplatz und meinem derzeitigen Wohnort verabschiedet. Nun ist dieser Traum kurz vor dem Ziel geplatzt und ich muss mein Leben nun wieder neuordnen. Diese erste Phase ist mehr als bescheiden. Hinzu kommt, dass ich über die Art und Weise seitens des potentiellen Arbeitgebers mehr als enttäuscht bin. Meine Gefühlslage changiert zwischen Trauer, Wut, Enttäuschung und Verletztheit.

Unsere beiden Situationen sind nicht deckungsgleich, denoch kann ich deine derzeitige Gefühlslage sehr gut nachempfinden. Auch mich überfällt an manchen Tagen ein panikartiges Gefühl nie wieder eine solche Chance zu erhalten. Von den Weinkrämpfen will ich gar nicht reden. Auch habe ich mit Schlafproblemen zu kämpfen. Ich möchte dir an dieser Stelle jedoch von Schlafmitteln abraten. Bist du ein sportlicher Mensch? Wenn ja, dann würde ich dir anstelle der Schlafmitteln zu ein wenig Sport an der frischen Luft raten. Das kann dich ein wenig ablenken, "Glückshormone" werden freigesetzt und die Chance, dass du nachts besser durchschlafen kannst, steigt. Mir hilft der Sport in dieser ersten schwierigen Phase. Der Schritt des Aufraffens ist der schwerste.

Versuche auch ein paar alte sozialen Kontakte wiederzubeleben. Ich habe in meiner Situation erfahren wie wichtig es ist mit verschiedenen Menschen darüber zu sprechen. Jeder Mensch hat eine andere Sicht auf die Situation und kann dir dann entsprechend andere Anregungen geben. Zum Schluß kann ich empfehlen den ein oder anderen Ratgeber zu lesen. Vor dieser Phase habe ich solche Ratgeber immer belächelt. Nun muss ich eingestehen, dass man sich doch das ein oder andere herausziehen kann.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und dass es dir bald auf den verschiedenen Ebenen wieder besser gehen wird.

Herzliche Grüße
eine Leidengenossin
 

Mirila

Aktives Mitglied
Zum Bafög: Deswegen brauchst du dir keinen Kopf machen. Du hast dein Leben lang Zeit es zurück zu zahlen und wenn du nicht kannst, da arbeitslos, musst du nur die entsprechenden Nachweise einreichen. In dem Sinne sind das keine Schulden, die dich bremsen. Dazu noch zinslos.

Hast du etwas mit Verwaltung studiert? Bei uns würden sie sich die Finger nach dir lecken. In Sachsen-Anhalt existiert in der Verwaltung ein Fachkräftemangel und es wird sich mit Quereinsteigern über Wasser gehalten.

Wie sind deine Arbeitszeugnisse?
 

Bine82

Neues Mitglied
@mandrake: Bezüglich der Schlafmittel kann ich dir nur recht geben. Ich habe einiges ausprobiert, aber Tabletten werden meine Probleme nicht lösen.

Ja, ich bin ein Familienmensch und habe generell gerne Menschen um mich. Ich bin aber auch sehr vorsichtig und brauche Zeit um mich jemandem gegenüber öffnen zu können. Daher fällt es mir schwer innerhalb kürzester Zeit Freunde zu finden. Ich habe viele Bekannte, meistens Arbeitskollegen, zu denen ich aber nur noch sporadisch Kontakt habe.

Meine Familie lebt 500 KM von mir entfernt. Wir telefonieren mehrmals die Woche und treffen uns alle 3-4 Monate. Ich habe mich mit der Situation abgefunden meine Familie nicht um mich zu haben. Bislang war das auch kein Problem. Ich hatte meine Arbeit und wie ich geglaubt habe, eine gute Freundin (Arbeitskollegin) gefunden. Das ist nun alles weg. Meine Eltern sind über meine Situation informiert. Sie unterstützen mich wo sie können. Sollte ich Hartz-4 beziehen, kann ich auf jedenfall zurückziehen.

Ich habe Bibliothekswesen studiert. Es ist erstaunlich wie klein die Welt der Bibliothekare ist. Ich habe mich in der Stadtbibliothek vor Ort und bei meinem alten AG beworben, doch ich wurde nicht einmal eingeladen bzw. meine Bewerbung wurde einfach ignoriert. Man kennt sich untereinander, auch deutschlandweit. Ich habe den Eindruck, dass etwas über mich in Umlauf gebracht wurde, was nicht der Wahrheit entspricht. Alleine dieses Gefühl, sich nicht wehren oder etwas richtig stellen zu können, macht mich panisch. Meine Zeugnisse sind einwandfrei und trotzdem werde ich nicht eingeladen. Ich fühle mich wie gebrandmarkt, nach dem Motto: "Die dürft ihr nicht einstellen, sonst habt ihr nur Ärger".

Mir fällt es schwer über meine Situation zu sprechen. Meine Probleme mache ich meistens mit mir selbst aus. Ich will damit niemanden belästigen. Doch nun bin ich an einem Punkt in meinem Leben angekommen, der mich einfach überfordert. An therapeutische Hilfe habe ich noch nicht gedacht. Wie geht man so etwas an? Sollte ich meine Betreuerin beim Arbeitsamt ansprechen?
 

Bine82

Neues Mitglied
@ganzklein17: Es tut mir leid, dass du deine Traumstelle nicht bekommen hast. Ich kenne das Gefühl, sein Leben nach dem Beruf auszurichten, in der Hoffnung, dass sich diese Mühe irgendwann auszahlt. Ich hoffe du hast deine jetzige Stelle nicht gekündigt? Als sportlich würde ich mich nicht wirklich beschreiben, aber ich versuche täglich 1 Std. auf meinem Crosstrainer zu laufen und bin viel mit dem Fahrrad unterwegs. Leider habe ich niemanden in meinem Umfeld, mit dem ich über meine Situation sprechen könnte. Dafür müsste ich der Person schon sehr vertrauen können. Mit dem Verlust meiner Stelle habe ich sämtliche Kontakte verloren, darunter auch der zu einer Person, die ich als enge Freundin gesehen habe. Mit Ratgebern habe ich mich noch nicht befasst. Hast du vielleicht einen Tipp?
 

Bine82

Neues Mitglied
@Mirila: Eine Freistellung von der Bafög-Rückzahlung ist bei mir leider nicht möglich, da ich die Einkommengrenze knapp überschreite. Im Fall von Hartz-4 würde die Rückzahlung ruhen, aber die Schuldenlast bleibt dennoch bestehen, wenn auch zinslos.

Leider habe ich nicht im Verwaltungsbereich studiert. Heute ärgere ich mich darüber. Im Bibliotheksbereich wird kaum Personal gesucht. Ich habe mich bereits mehrfach in der Verwaltung beworben, bin aber immer mit der Begründung abgelehnt worden, dass mir der entsprechende Abschluß fehlt. Da hilft selbst meine kaufmännische Ausbildung nicht.

Meine Arbeitszeugnisse sind gut bis sehr gut.
 
D

Denthr

Gast
Die vielen Umzüge haben dazu geführt, dass ich sehr isoliert lebe. Ein wirkliches Zuhause habe ich nicht. Ich frage mich dann, wozu das alles noch? Ich wünsche mir Freunde und eine eigene Familie, aber ich führe ein Leben als Reisende. Warum komme ich im Leben nicht an?

Ich weiß einfach nicht wie es weitergehen soll und fühle mich so unendlich müde...
Bei mir ist es ein bisschen anders, ich arbeite, gleichwohl kenne ich diese Gefühle sehr gut und bin dabei sogar noch ein wenig älter. Ich weiß wie unfassbar anstrengend das ist jedesmal wieder bei Null zu starten und ich komme auch nirgends an und war schon überall. Es hat sich aus den Umständen ergeben und mir ist bis heute nicht klar, was ich anders hätte machen können.

Einen wirklichen Rat habe ich allerdings nicht, außer, dass wenn Du Familie hast (Eltern) und Du gerne bei Ihnen in der Nähe wärst, Du jetzt in Deiner Arbeitslosigkeit schauen solltest, dass das passt. Wenn schon arbeitslos, dann vielleicht an einem Ort wo man sich halbwegs wohlfühlt.
 

Daoga

Urgestein
Kleiner Psychotrick, mit Schlafstörungen aufgrund ständiger Sorgen fertigzuwerden: setz Deine Phantasie in Bewegung und verwandel alle Deine Probleme in Phantasie-Hunde.
Kleine Sorgen ergeben kleine Pinscher, große Sorgen sind Kampfhunde, Schäferhunde, Riesendoggen.
Und dann schick in Gedanken jeden Abend, wenn Du ins Bett gehst, die ganze Meute vor die Schlafzimmertür.
Und jedesmal wenn wieder irgendeine Sorge oder ein Ärger sich einschleicht und Dir den Nachtschlaf rauben will, gib ihm Form und schick ihn vor die Tür.
Sag Dir immer, daß es völlig reicht, wenn die ganze Meute am nächsten Morgen wieder über Dich herfällt, aber im Schlafzimmer haben die Köter nix verloren!
Diese Methode ist billiger und besser für Deine Gesundheit, auch psychisch, als Schlaftabletten. Und kost nix, außer ein bissel Phantasie.
Einfach ausprobieren!
 

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