So schnell, wie du, Gast, dir das vorstellst, hat man aber auch keine neue Stelle. Es hängt ja immer noch davon ab, was man für Qualifikationen mitbringt. Bei mir zum Beispiel würde es bei vielen einfacheren Tätigkeiten heißen, ich sei überqualifiziert: genau die Erfahrung, die ich immer wieder mache. Ich weiß nicht, wie das bei Annika aussieht. Sie wird auch nicht so easy going mal eben was Neues finden, meine Einschätzung nach, weil sie sonst schon unlängst Reißaus genommen hätte.
Wenn ich mir dann aber ansehe, was viele Arbeitgeber, Personaler in ihren Inseraten für Ansprüche stellen, selbst bei 450 Euro Stellen? - ich lese diese selbst regelmäßig, weil ich zu meiner derzeitigen 25h-Stelle auch was Zusätzliches suche. Ich finde kaum etwas, was ich mal eben so machen könnte und bei Tätigkeiten, wie z.B. Verkäufer, Servicemitarbeiter usw., würden die sich erst mal eine Runde schlapp lachen, wenn sie meinen Lebenslauf lesen würden. Ich bin bei der 25h-Stelle als Abteilungsleitung tätig, dann habe ich zwei "Berufsabschlüsse" und arbeite an einem weiteren zusätzlichen Zertifikat, welches hilfreich für meine Abteilungsleitungsposition ist. Wenn es bei mir nur darum geht, zusätzliches Geld zu verdienen, bin ich schon fast dazu gezwungen, auf Selbstständigenbasis zu arbeiten, z.B. Privatunterricht, Coaching, Therapie von Lernschwierigkeiten. Auf der anderen Ebene bekomme ich kaum etwas, was ich daran sehe, dass ich seit dem letzten Jahr über 150 Bewerbungen geschrieben habe, die ich mir, wohl gemerkt, von einem Freund der Maßnahmen fürs Jobcenter leitet, korrigieren, pimpen lassen habe.
Gut, du hast Annika das empfohlen; aber nicht alles, was für Person x geht, ist auf alle anderen übertragbar und du kennst letzten Endes ihre Hintergrundsituation auch nicht.
Wenn jemand z.B. studiert ist, so wie ich, kommt er nicht mehr so easy an Positionen, die sonst nahezu jeder machen könnte. Dann denken sich viele AGs und Personaler auch: "Warum soll ich jemanden wie Quereinsteiger-Gast einstellen, der so mündig ist, dass er mir ständig nur reinreden würde - dann nehme ich doch lieber jemanden, der auf Hilfsarbeiterniveau ausgebildet ist." (in anderen Worten, es werden für einfachere Tätigkeiten im Idealfall Hilfsarbeiter oder Studenten oder Schüler genommen).
Ich habe mich faktisch auf so gut wie alles beworben, was irgendwo ging. Büro, Uni-Stellen, Schule, jede Menge 450-Euro-/Teilzeitjobs und ich habe mir bei jeder Bewerbung wirklich Mühe gegeben, alle Aspekte aus dem Inserat auch ins Anschreiben zu übernehmen, so wie es gewünscht ist. Was ist davon übrig geblieben? Ein einziger Arbeitgeber, der mir aber die Chance meines Lebens quasi gegeben hat.
Nichtsdestotrotz bin ich aber in der Situation, dass ich nur sehr schwerlich meinen Verdienst ausweiten kann und somit eben wieder selbstständig arbeiten muss, damit ich vielleicht mal 400-800 Euro mehr habe im Monat. Das ist in etwa das Geld, das mir auf Grund der aufgegebenen 2. Stelle nun fehlt.