Nachdem wir nun diese Thematik auf die Kleinigkeiten des Alltags heruntergebrochen haben, möchte ich dich, verehrter Nordrheiner, nochmals ganz konkret ansprechen.
Es gab lange Phasen hier, in denen Du als der große "Bekenner" aufgetreten bist und alles, was zur Diskussion anstand, aus deinem Glauben, deiner religiösen Überzeugung betrachtet und beantwortet hast. Ich hatte dir schon mal die Haltung eines Menschen unterstellt, der mit der Parole "Jesus löst alle deine Probleme" unterwegs sei.
Dann wiederum wirktest Du auf mich, als wolltest Du mit aller Gewalt alle Menschen dein Bekenntnis zu Jesus Christus nahebringen.
Das verstand ich durchaus noch als ein tiefes Verwurzelt-Sein in deiner religiösen Überzeugung, wogegen ich überhaupt nichts einwenden kann und möchte, auch wenn ich die Fakten und Zusammenhänge theologisch anders deute und verstehe.
Aus deinen letzten Beiträgen und im Zusammenhang mit der Islam-Diskussion aber lese ich zunehmend eine kaum verhohlene Angst heraus. Diese freilich teilst Du dann mit vielen Menschen, Gläubigen und Ungläubigen, Christen, Heiden und Gottlosen.
Das ist auch menschlich.
Und da sage ich dir allerdings jetzt, dass ich persönlich diese Angst nicht habe. Mein Leben war erfüllt von sehr kritischen und bedrohlichen Phasen, wiederholt fühlte ich mich vom Tod bedroht und ich liebäugelte sogar mit ihm.
Seit längerem sehe ich das allerdings sehr viel anders. Ich lebe bei allen meinen und mit allen meinen Einschränkungen, Umständen und Handicaps gerne, habe Spaß an meinem Leben, im Großen, wie im Kleinen.
Die Welt und die Geschehnisse nehme ich sehr bewusst wahr, wie auch Ereignisse in meiner Umgebung. Angst habe ich nicht, nicht nur, weil sie kontraproduktiv ist. Ich muss nicht erst an fanatische Muslime denken, die mir über den Weg laufen könnten und mir den Kopf abschlagen. Es reichte schon, mir zu vergegenwärtigen, wie ich mühsam über einen Zebra-Streifen krieche, ein Autofahrer gerade abgelenkt ist und mich über den Haufen fährt.
Wenn ich will, ich es zulasse, gibt es genügend Gründe, die mich ängstigen können. Angst kann mich warnen, aber sie kann mich eben auch lähmen, bei mir (Du weißt, wie ich unterwegs bin) im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich habe mich dagegen entschieden. Sehr bewusst.
Damit lebe ich gut, ohne blind zu sein, ohne schön zu reden, was ich sehe. Das hat, es wird dich wundern, für mich sogar eine religiöse Dimension, und ich fühle mich in einer tieferen Gewissheit aufgehoben, wenn Du willst, sogar geborgen.
Den Rest überlasse ich der Weisheit des Lebens, und Du kannst auch sagen, Gott.
Das gibt mir eine Gelassenheit, die mich selbst erstaunt. Aber es fühlt sich sehr gut an.
LG
Burbacher