Die Argumente hier sind aber auch teilweise ein Graus.
Nun wird transgender mit jemandem verglichen, der einen Unfall hatte und seinen Penis verlor. Ob man mit einem langjährigen Partner zusammen ist, der durch einen Unfall irgendwas verliert, ist sicher LEICHT etwas anderes als wenn der frisch als Mann kennengelernte, potentielle Partner nun plötzlich ein weibliches Genital entblößt.
Ich bin eine Frau und würde da ganz sicher nicht gelassen reagieren. Einen Riesenaufstand würde ich auch nicht machen, aber es käme für mich einfach nicht in Frage. Ich stehe nicht auf Scheiden, aber viel mehr nerven würde mich das Gefühl, bewusst vera*scht worden zu sein.
Es ist eine Sache, damit zu argumentieren, dass Transleute nicht auf ihre Körper reduziert werden wollen. Schön, der TE ist ein Mann. Kann ich einsehen. ABER: Die Erwartung ist nun mal eine andere, und die Erfahrung ist normalerweise auch eine andere. Es passiert nicht oft, mir passierte es z.B. in meinen 20 Jahren sexueller Aktivität genau NULLmal, dass der Mann, mit dem ich ins Bett ging, plötzlich ein weibliches Genital hatte. Wenn man einen Mann sieht, erwartet man kein weibliches Genital, zumindest wenn man die Durchschnittsheterofrau ist, die bisher nur mit ebensolchen Männern verkehrte. Was vermutlich auf die Mehrzahl von Frauen zutrifft. Das zu verleugnen, wäre einfach nur realitätsfern. Klar kann man sie in Grund und Boden argumentieren, aber was hilfts? Gewisse Erwartungen sind da, damit muss man arbeiten.
Ich verstehe auch Sprüche nicht wie: Soll ich mir "Muschi" auf die Stirn schreiben?
Natürlich geht man nicht hin und sagt: "Hallo, ich habe eine Vagina".
Aber wenn man weiß, dass das Gegenüber den Körper eines Mannes und einen Penis erwartet, bringt einem diese defensiv-aggressive Haltung, dass man ja gefälligst nicht mit seinen Genitalien hausieren gehen muss, auch nichts.
Ich bilde mir auch ein, dass die Chance, dass jemand ein von der Erwartung DEUTLICH abweichendes (da fehlendes)
Genital toleriert, höher ist, wenn er im Vorfeld davon erfährt. Nicht beim ersten Kaffee, aber schon vor der ersten Nacht, als wenn man es ihm (oder ihr) präsentiert, wenn bereits Gefühle im Spiel sind und beide sich zum ersten Mal voreinander ausziehen.
MUSS man natürlich nicht machen. Kann man auch verschweigen und das Risiko eingehen. Keiner muss einem potentiellen (Bett-)partner im Vorfeld irgendwas über seinen Körper sagen. Das ist lediglich eine freiwillige Sache, die man eventuell aus Respekt macht, um jemanden, an dem einem eventuell etwas liegt, nicht vor den Kopf zu stoßen.
Wie fair oder unfair, schön oder unschön es ist, dass eine Frau bei einem Mann einen Penis erwarten könnte, tut da einfach absolut nichts zur Sache.
Aber ich kann mir auch schwer vorstellen, dass man, wenn man sich kennenlernt, die Tatsache, in einem Frauenkörper geboren worden zu sein, völlig unter den Teppich kehren kann. Ist schließlich ein nicht unwichtiger Teil der eigenen Lebensgeschichte. Eigentlich kann man das doch recht unverfänglich und ohne groß ins Detail zu gehen anschneiden. Dann werden vermutlich eh Fragen kommen. Warum sollte man es generell verschweigen wollen? Wenn man selbst doch so tolerant ist und das alles gar nicht wild findet. Das kann man dann doch auch von einem Partner erwarten, oder? Daher verstehe ich diese defensiv-angriffslustige Haltung teilweise generell nicht, die hier mitschwingt.
Der Vergleich Transgender/Unfall geschah, weil empfohlen wurde, sich generell an Trans-Fetischisten zu wenden, da normale Heterofrauen Transmänner generell ablehnen würden.
Wieso bewusst? Weil dir nicht von Anfang an gesagt wurde, dass kein Penis sondern eine Vagina vorhanden ist?
Wir haben dem TE geraten, das vorher zu klären, falls du den Eingangspost gelesen hast und nicht nur "so" da bist, solltest du bemerkt haben, dass es dem TE genau darum ging und nie einer der TMs hier je etwas anderes gesagt hat.
Pepita stellte es dann allerdings trotzdem so dar, als würde ein Transmann seine Partner zum Sex mit einem gegengeschlechtlichen Organ zwingen, nur weil er nicht von Anfang an mit der Sprache herausrückt.
Es hat niemand hier ein Problem damit, generell jemanden darauf vorzubereiten, dass in der Hose etwas anderes ist.
Aber Maritha sagt, es ist schon eine Doppelidentität und Heimlichtuerei als Transmann überhaupt als Mann zu leben ohne allen klar zu sagen, dass man trotzdem einen weiblichen Körper hat, weil man so laut ihr Leute täuschen würde.
Logisches Resultat: Jeder Transmann müsste sich sein Genital literarisch auf die Stirn schreiben.
Das war kein Argument, sondern Sarkasmus, weil sie das praktisch verlangt, wenn sie sagt, alles andere sei Täuschung.
Niemand hat abgeleugnet, dass der Fall selten ist. Aber die Chancen, trotzdem als normal behandelt zu werden, sind eindeutig groß genug, um sich eben nicht als Fetischobjekt verkaufen zu müssen, um Sexualität und Liebe erfahren zu dürfen.
Wir haben hier zu Genüge solche Erfahrungen geschildert, die beweisen, dass es möglich ist. Trotzdem kommen Argumente, die besagen, das wäre es ganz und gar nicht.
Merkst du was? Bei dem Rat, sich in spezifisch nach Transmännern suchenden Kreisen aufzuhalten, weil es keine anderen Möglichkeiten gäbe, geht es nicht darum, dass jemand überhaupt die Möglichkeit zu einer Beziehung bekommt.
Der TE hat die Möglichkeit zu Sex bzw Beziehung aktuell gegeben und es wurde vorher schon klar gesagt, dass dies kein aussichtsloses Unterfangen ist, sondern in der Praxis schon mehrmals so funktioniert hat.
Es ging nicht darum, überhaupt die Möglichkeit auf eine normale Beziehung zu eröffnen, das wäre mit der vorher genannten Aufklärung auch zu schaffen.
Es ging darum klar zu machen, dass Transmänner keinen Platz an der Seite normal heterosexueller Frauen haben, die dies nicht explizit sexuell begehren. Es ging also ganz konkret darum, Transsexualität zu fetischieren und uns damit zu Sexobjekten zu machen.
Es war nur schön verpackt, damit die Herabsetzung darin nicht so klar ankommt und Betroffene noch mehr denken "Ich hab ja gar keine Chance, bei Cis-Menschen, ich bin abnormal und muss mich deswegen in solchen Kreisen herumtreiben, anders habe ich gar keine Chance überhaupt Zuneigung in diesem Sinne zu erfahren" - was völlig absurd ist.
Uns allen IST klar, dass Liebe mit Sex zu tun hat und das biologische Geschlecht geklärt werden sollte.
Aber das hatte man ja schon vorher einvernehmlich gesagt.
Daran liegen diese Angriffe nicht.
Verschweigen will hier niemand was.
Pepita und Maritha fordern nur, dass man das generell vorher sagen muss und stellen es wie gesagt so dar, als wäre alles andere Vergewaltigung, da ein Nicht-Erwähnen Sexualpartner entscheidungsunfähig macht.
Außerdem haben wir laut ihnen keine Chance als Mensch geliebt zu werden, weil sich bei Liebe und Beziehungen laut ihnen alles um den Penis dreht und Heterofrauen allem was mit Transmännern zu tun hat generell abgeneigt gegenüberstünden.
Das sind nicht nur Vorurteile, spätestens, als es dann um "Partner kann durch Trans* nicht frei entscheiden", "Transmänner haben einen Penis-Kult" und "sich nicht generell outen ist eine Doppelidentität" ging, waren es Angriffe auf Menschenrechte, und Diskriminierung.
Ich habe anfangs freundlich versucht aufzuklären, warum niemand belogen wird, wenn ein Transmann als Mann lebt ohne seinen Mitmenschen seine biologischen Besonderheiten zu offenbaren. Danach ging es von Pepita und Maritha aus nicht mehr darum, wie der TE das denn nun am besten klären soll, sondern darum, warum Transmänner sich gefälligst in Fetisch-Kreisen zu bewegen und von "normalen Menschen" fernzuhalten haben, wenn man es mal auf den Punkt bringt.
Und da darf man sich dann nicht mal verteidigen und den beiden anhand von kuriosen Beispielen wie, dass man sich dann "Muschi" auf die Stirn schreiben müsste, darauf hinweisen, wie abwegig ihre Schilderung und Forderungen eigentlich sind?
Du hast Recht. Die Argumente sind hier teilweise wirklich ein Graus.
Aber sicherlich nicht die, die dazu gedacht sind, unsere Identität und Recht auf Beziehung und Liebe zu schützen.