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"Such Dir mal professionelle Hilfe!"

Kannja

Aktives Mitglied
... diesen Satz habe ich gerade von einer Freundin zu hören bekommen der ich sehr persönliches anvertraut habe - und zwar weil sie immer fragte und fragte. Ich bin in einer sehr schweren Lage momentan und unendlich traurig... Gestern hatte ich Geburtstag und wurde von meiner Familie komplett allein gelassen, war also sehr traurig darüber. Diese Freundin hatte mich sehr ausführlich befragt und nur dehalb habe ich ihr meine Gefühle anvertraut und wie schlimm dieses ganz allein in der Welt stehen für mich ist. Ihre Antwort war, dass ich eben nur einen Partner bräuchte und dass sei doch alles andere egal. Nicht zum ersten mal....

Daraufhin sagte, dass das ja auch nicht so leicht ist und man einen Partner nicht einfach herbei zaubern könne und dass man sich ja auch nicht ausschließlich auf einen Partner verlassen dürfe, weil eine Partnerschaft auch zerbrechen könne. Eben kam ihre Antwort... Ich solle mir professionelle (psychologische Hilfe) suchen, wie ich denke sei doch nicht normal... Ich habe mich prompt total abgestempelt und erniedrigt gefühlt. Als hätte ich einfach einen an der Waffel... so hörte sich das von ihr an. Gerade weil ich ihr diese Dinge nur aufgrund ihrer Fragerei anvertraut habe und mich sonst nie jemandem so öffne.

Was ich eigentlich auch meinte war, dass ich halt nicht glaube, dass man sich total abhängig NUR von einem Partner machen darf bzw. denken soll, dass der allein schon alles richten wird. Und eben auch, dass ich momentan gar keine gute Basis für den Aufbau einer gesunden Beziehung habe, sondern erstmal im Reinen mit mir selbst sein muss. Ich mache ja eine Therapie und arbeite hart an mir.

Aber dieser Satz von Ihr "Such Dir mal professionelle Hilfe..." hat mich gerade echt getroffen... Ich fühle mich nackt, blamiert, abgestempelt... Es klang so von oben herab und abwertend. Habt Ihr so etwas auch schon einmal zu hören bekommen? Ich wünschte jetzt gerade so sehr mich ihr nie geöffnet zu haben. :wein:
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Naja damit wird sehr inflationär umgegangen. Ich denke es spiegelt eher ihre eigene Hilflosigkeit wieder. Dich hingegen nehme ich als sehr Reflektiert wahr.
Nimm dir das nicht so zu Herzen viele sind, wenn sie mit dem Innenleben eines Menschen konfrontiert werden ziemlich Ratlos und vielleicht dachte sie, sie erzählt dir da was ganz schlaues. :blume:
 
P

Panthi

Gast
Ich weiß nicht, was an deiner Sichtweise mit dem Partner falsch sein soll? Deshalb sollst du psychisch labil sein und dir Hilfe suchen?
Du, ich sehe das mit der Partnerschaft genauso.

Meint sie dieses "Such dir Hilfe" nicht eher bezogen auf deine Gesamt-Probleme? - das soll jetzt keine Kritik sein, denn ich kann es absolut verstehen, dass man Probleme hat und oftmals auch in Situationen kommt, wo es ziemlich auswegslos scheint.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Inhaltlich hat sie was sehr vernünftiges gesagt. Manchmal braucht es eben Profis, die die nötige Distanz zu einem haben. Und genau das setzt Du ja schon längst um.

Aber wie so oft macht der Ton die Musik.

Ist es möglich, daß der Satz und auch der Ton nur die Hilflosigkeit Deiner Freundin wiederspiegelt? Vielleicht wollte sie helfen, weil sie merkt, daß Du traurig bist, aber sie weiß nicht wie und sie kann es eben auch nicht. Aber sich das selbst eingestehen zu müssen, daß es eben manchmal nicht reicht, den anderen zum Erzählen zu drängen und dann zuzuhören, ist nicht so einfach. Vielleicht hatte sie sich erhofft, Dir helfen zu können und mußte nun erleben, daß sie eigentlich gar nicht weiß, wie sie mit dem, was Du ihr anvertraut hast, umgehen soll. Einfache, vermeintlich kluge Ratschläge sind manchmal eben nicht der richtige Weg und nicht genug. Und dann reagiert man schon mal im falschen Ton. Aber es ist nicht Dein Fehler, wenn die Freundin nicht weiß, wie sie richtig reagieren kann. Eigentlich hat die Freundin sich mit dem Satz in ihrer Hilflosigkeit bloßgestellt.

Ich würde für mich versuchen, das so in der Art einzuordnen und innerllich zu kontern, "ja, Du hast Recht. Genau das mache ich schon längst", da alles andere -insbesondere die Erinnerung an den Tonfall und das Gefühl abgewertet worden zu sein - mich nur noch weiter in die Spirale hinunterziehen würde.
Und das kannst Du doch echt im Moment nicht gebrauchen, oder?

Ich hoffe, daß Deine Traurigkeit auch wieder geringer wird. Aber ich kann sehr gut verstehen, daß so ein einsamer Geburtstag einen extrem verletzlich macht. Ich kenne das Erlebnis leider auch. Es tut weh.

Ich wünsche Dir schöne Erlebnisse, die Dich erfreuen und einen Ausgleich schaffen können.
 

Kannja

Aktives Mitglied
Ich weiß nicht, was an deiner Sichtweise mit dem Partner falsch sein soll? Deshalb sollst du psychisch labil sein und dir Hilfe suchen?
Du, ich sehe das mit der Partnerschaft genauso.

Meint sie dieses "Such dir Hilfe" nicht eher bezogen auf deine Gesamt-Probleme? - das soll jetzt keine Kritik sein, denn ich kann es absolut verstehen, dass man Probleme hat und oftmals auch in Situationen kommt, wo es ziemlich auswegslos scheint.

Ich denke sie meinte es auch auf die Gesamtsituation bezogen... Dann aber vor allem auf meine in ihren Augen zu pessimistische Sichtweise betreffend eines Partners. Dass ich also meine man darf sich nicht ausschließlich auf einen Partner verlassen bzw. denken, dass durch ihn all meine Sorgen und Traurigkeit einfach in Luft aufgelöst werden würden. So eine Erwartungshaltung kann ja 1. niemand erfüllen und 2. ist es in meinen Augen eben auch gefährlich sich so von einem Partner abhängig zu machen, da Beziehungen heute eben oft nicht für immer halten.

Ich bin halt ganz allein, hab viel hinter mir und wurde gerade mal wieder sehr von eigentlich nahe stehenden Menschen im Stich gelassen, so dass ich gestern an meinem Geburtstag sehr einsam und traurig war. Sie meinte ich bräuchte halt "einfach" einen Mann, dann wären alle Probleme gelöst bzw. nicht mehr wichtig.
 

Kannja

Aktives Mitglied
Inhaltlich hat sie was sehr vernünftiges gesagt. Manchmal braucht es eben Profis, die die nötige Distanz zu einem haben. Und genau das setzt Du ja schon längst um.

Aber wie so oft macht der Ton die Musik.

Ist es möglich, daß der Satz und auch der Ton nur die Hilflosigkeit Deiner Freundin wiederspiegelt? Vielleicht wollte sie helfen, weil sie merkt, daß Du traurig bist, aber sie weiß nicht wie und sie kann es eben auch nicht. Aber sich das selbst eingestehen zu müssen, daß es eben manchmal nicht reicht, den anderen zum Erzählen zu drängen und dann zuzuhören, ist nicht so einfach. Vielleicht hatte sie sich erhofft, Dir helfen zu können und mußte nun erleben, daß sie eigentlich gar nicht weiß, wie sie mit dem, was Du ihr anvertraut hast, umgehen soll. Einfache, vermeintlich kluge Ratschläge sind manchmal eben nicht der richtige Weg und nicht genug. Und dann reagiert man schon mal im falschen Ton. Aber es ist nicht Dein Fehler, wenn die Freundin nicht weiß, wie sie richtig reagieren kann. Eigentlich hat die Freundin sich mit dem Satz in ihrer Hilflosigkeit bloßgestellt.

Ich würde für mich versuchen, das so in der Art einzuordnen und innerllich zu kontern, "ja, Du hast Recht. Genau das mache ich schon längst", da alles andere -insbesondere die Erinnerung an den Tonfall und das Gefühl abgewertet worden zu sein - mich nur noch weiter in die Spirale hinunterziehen würde.
Und das kannst Du doch echt im Moment nicht gebrauchen, oder?

Ich hoffe, daß Deine Traurigkeit auch wieder geringer wird. Aber ich kann sehr gut verstehen, daß so ein einsamer Geburtstag einen extrem verletzlich macht. Ich kenne das Erlebnis leider auch. Es tut weh.

Ich wünsche Dir schöne Erlebnisse, die Dich erfreuen und einen Ausgleich schaffen können.
Vielen lieben Dank für Deine Worte! Du hast sicher recht - wahrscheinlich war sie nur hilflos und hat es gar nicht so gemeint wie es bei mir ankam. Ich bin wohl einfach empfindlich oder zu hellhörig, weil das Thema Psychische Erkrankungen ja leider immer noch mit einem riesen Stigma und sehr viel Abwertung verbunden ist... Oftmals wollen die Menschen mit jemandem der eine Depression hat dann lieber nichts zu tun haben, weil man ja eine "Macke hat", komisch ist, "nicht alle Tassen im Schrank hat", durch die Probleme nervt, oder ähnliches... Eine psychische Erkrankung zu haben ist leider mit viel Scham und Angst davor ausgegrenzt oder abgestempelt zu werden verbunden.

Was mich betrifft: Ja, ich bin an Depressionen erkrankt. Aber dennoch möchte ich gern als normaler Mensch gesehen werden, denn ich bin ja auch immer noch ich und nicht nur die Depression oder "verrückt". Zudem gibt es ja reale Gründe die mich gerade so doll traurig machen... Die Leute die dann sagen, dass man z.B. das ganz allein sein am Geburtstag einfach wegstecken und abhaken solle, man müsse eben allein klar kommen, sind meist selbst noch nie so allein gewesen. Dennoch ist man dann labil oder schlimmeres, wenn man nicht einfach, wie sie es raten, so damit leben kann.

Ich finde heute ziehen sich Mitmenschen auch oft aus jeder Verantwortung zu helfen, da zu sein oder Beistand zu leisten mit diesem Satz "Such Dir mal professionelle Hilfe!"... als sei das so einfach und damit prompt alles ok und gelöst. Wer schon einmal versucht hat einen Therapieplatz für s.g. "professionelle Hilfe" zu bekommen, der weiß sicher wie schwer man diese bekommt, mit wie langen Wartelisten und Ablehnungen sie verbunden ist. Ich war ja lange in einer Klinik und bin seither ambulant weiter in Therapie. Aber dort kann einem noch so gut geholfen werden, wenn man danach wieder in absolute Kälte und Einsamkeit nachhause kommt, ohne jeden Rückhalt oder liebe Menschen um sich, dann haut einen das sehr schnell wieder um...
 

Fragende

Aktives Mitglied
Hallo Kannja,

das hier:

Aber dieser Satz von Ihr "Such Dir mal professionelle Hilfe..." hat mich gerade echt getroffen...
ist auch sehr verletzend. Sie wollte deine Probleme 'wegwischen'. Nicht wirklich helfen. Das passiert leider sehr oft.

Dieser "stell dich nicht so an" - Satz ist wenig hilfreich. Auch, wenn er gegenteilig gesagt wird: "Wenn du Probleme hast, dann weil du dir noch keine professionelle Hilfe geholt hast" sagt dasselbe aus.

Gibt es für deine Probleme eine Selbsthilfegruppe? Da wird man oft eher gehört und gesehen.

Hilft dir deine derzeitige Therapie? Fühlst du dich dort wohl?

Und natürlich kann ein Partner deine Probleme nicht lösen. Das ist eine sehr gesunde - weil wahre - Einstellung :)

Ich für mich - und wegen meiner Vergangenheit - habe gelernt, dass dieses "stell dich nicht so an und reiß dich mal zusammen" sehr schädlich für mich sind. So wurde ich als Kind behandelt. Das ist grausam.

Aber sieh mal. Du hast eine gesunde Einstellung :) Du! weißt, dass ein Partner dein Leben nicht 'richten' kann. Sollte er auch nicht. Wäre vor allen Dingen für dich nicht gut.

Ich würde sagen, gehe deinen Weg weiter. Und lass dich unterwegs nicht ;)

Es ist was vollkommen Anderes, ob ich jemanden frage, ob er sich überlegt hat, eine Therapie zu machen.

Oder ob ich sage: "Such dir mal professionelle Hilfe". Das ist tatsächlich beleidigend.

Bleib weiter gesund in deinen Einstellungen :)

Lieben Gruß
Fragende
 

Kannja

Aktives Mitglied
Hallo Kannja,

das hier:



ist auch sehr verletzend. Sie wollte deine Probleme 'wegwischen'. Nicht wirklich helfen. Das passiert leider sehr oft.

Dieser "stell dich nicht so an" - Satz ist wenig hilfreich. Auch, wenn er gegenteilig gesagt wird: "Wenn du Probleme hast, dann weil du dir noch keine professionelle Hilfe geholt hast" sagt dasselbe aus.

Gibt es für deine Probleme eine Selbsthilfegruppe? Da wird man oft eher gehört und gesehen.

Hilft dir deine derzeitige Therapie? Fühlst du dich dort wohl?

Und natürlich kann ein Partner deine Probleme nicht lösen. Das ist eine sehr gesunde - weil wahre - Einstellung :)

Ich für mich - und wegen meiner Vergangenheit - habe gelernt, dass dieses "stell dich nicht so an und reiß dich mal zusammen" sehr schädlich für mich sind. So wurde ich als Kind behandelt. Das ist grausam.

Aber sieh mal. Du hast eine gesunde Einstellung :) Du! weißt, dass ein Partner dein Leben nicht 'richten' kann. Sollte er auch nicht. Wäre vor allen Dingen für dich nicht gut.

Ich würde sagen, gehe deinen Weg weiter. Und lass dich unterwegs nicht ;)

Es ist was vollkommen Anderes, ob ich jemanden frage, ob er sich überlegt hat, eine Therapie zu machen.

Oder ob ich sage: "Such dir mal professionelle Hilfe". Das ist tatsächlich beleidigend.

Bleib weiter gesund in deinen Einstellungen :)

Lieben Gruß
Fragende
Vielen lieben Dank auch Dir für Deine Antwort!

Genau, ich habe mich ja früher tatsächlich total abhängig von meinem damaligen Freund und überhaupt von anderen Menschen gemacht... Wenn man denkt man sei nichts wert bzw. der eigene Wert als Mensch sei nur davon abhängig wie einen andere Menschen sehen und behandeln, dass man ganz viel leisten und sich anpassen müsse, um überhaupt gemocht zu werden, dann gerät man automatisch in eine sehr ungesunde Beziehungslage... Man denkt man bräuchte den anderen viel mehr als umgekehrt, sei eigentlich nicht gut genug, müsse sich deshalb alles gefallen lassen und wenn der andere einen verletzt oder schlecht behandelt, dann sage das einfach aus, dass man selbst eben nichts wert oder nicht gut genug sei. So entsteht ein riesen Ungleichgewicht in der Beziehung. Wenn man verzweifelt versucht einen Partner zu finden gerade weil das eigene Leben gerade so in Schieflage ist wie meines jetzt und wenn der Partner diese Einsamkeit bekämpfen soll, dann muss das also schiefgehen. Ich habe viele dieser Fehler ja früher selbst gemacht. Nun versuche ich halt erstmal mich selbst in Ordnung zu bringen und das ist ein langer, steiniger Weg... Aber so lange ich das nicht geschafft habe, weiß ich gar nicht wie ich überhaupt einen Mann bzw. eine gesunde Beziehung finden sollte.

Ab davon bin ich aber einfach jetzt gerade so traurig... dieser einsame, lieblose Geburtstag gestern war ja nur ein sehr schmerzhaftes Erlebnis von vielen in letzter Zeit. Dass so etwas einfach richtig weh tut und ganz allein, ohne Familie sein echt hart sein kann, lässt sich ja auch in einer Therapie nicht einfach "beseitigen". Klar muss man an sich selbst arbeiten um besser mit Situationen umgehen zu können... aber ganz ohne soziales Umfeld leben ja eben doch die aller wenigsten bzw. ist die beste Therapie nicht in der Lage ALLES abzufedern bzw. zu bewirken, dass man durch nichts mehr in seinem Umfeld verletzt wird. Zu behaupten man bräuchte doch einfach gar keine anderen Menschen und dass es nie schlimm wäre ganz allein mit allem zu sein, finde ich ganz schön vermessen und unfair. Genau das wird einem ja aber oft damit gesagt: Komm gefälligst allein klar und wenn Du das nicht packst, bzw. traurig über Dein Alleinsein bist, dann bist Du wohl labil und solltest Dir "professionelle Hilfe" suchen. Beistand oder füreinander da sein von Familie, Freunden oder sonst jemandem darf man demnach gar nicht mehr erhoffen.
 
B

Bohemia

Gast
Manchmal fragen Leute auch nur aus Neugier, evtl. möchten sie ja helfen, aber wenn sie dann mit Problemen konfrontiert sind womit sie sich selber überfordert fühlen, weil sie nicht helfen können, sind solche Leute schnell dabei den Spruch los zu lassen, man solle sich prof. Hilfe suchen. Im Grunde ist die Person aber eher überfordert und weiß nicht damit umzugehen. Wenn man Glück hat, findet man jemand, der damit sehr wohl umgehen kann, braucht nicht immer gleich prof. Hilfe. Und du schreibst, du wirst von deiner Familie allein gelassen. Nun ja, ich auch, aber nicht, weil ich Hilfe suche, sondern weil ich eine Unterstützung sein möchte für die Person und sie das aber nicht will. Alles nicht so einfach.
 

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