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"Such Dir mal professionelle Hilfe!"

bird on the wire

Aktives Mitglied
Ja, das empfinde ich auch oft so. Daß alle nur sagen, dann mach das oder mach das - Hauptsache, die Traurigkeit wird übertüncht. Aber daß die Traurigkeit auch einfach da sein darf und gefühlt werden darf...
Dieses Drängen sobald man bestimmte Gefühle hat, solle man alles daransetzen, die wegzumachen. So als ob die eigenen Gefühle falsch sind, als ob man selbst irgendwie falsch ist...
Wie gesagt, ich kenne einsame Geburtstage. Das ist nun mal traurig.
 
P

Panthi

Gast
stimmt, zu der Geschichte mit dem Geburtstag habe ich gar nichts geschrieben. Das ist wirklich mehr als mies, wenn sich selbst die eigene Familie dem derartig entzieht. Von der Familie kenne ich es jetzt nicht, aber ich weiß durchaus, wie es ist, wenn man am Geburtstag von diversen Leuten, wo man was Anderes erwartet hat oder diese sogar bei einem eingeladen waren, einen riesigen Arschtritt bekommt.

Kannja, bei mir hat das auch eine richtiiiig lange Weile gedauert, bis sich bei mir was gebessert hat. Ich habe zwar jetzt in meinem Heimatort mehr Kontakte als da, wo ich hingezogen bin, aber es ist für mich besser, wenn ich 500 km entfernt jemanden habe, als gar niemanden.

Was unternimmst du denn jetzt genau gegen deine Probleme?

Muss Bird ansonsten recht geben. Viele sind schnell im RatSCHLÄGE geben. Ich weiß, ich habe das zeitweise auch gemacht. :(
Bei mir läuft auch nicht alles so rund, wie man jetzt annehmen könnte. Kontakte sind vielleicht das Eine, aber bei mir läuft es beruflich nicht so, wie ich mir das mal vorgestellt habe. Ich werde beruflich was Anderes machen müssen...

Ich glaube, es sollten sich einfach auch mal mehr Menschen eingestehen, dass vieles, was so gemacht und gesagt wird, nur Fassade, Heuchelei, Schönrederei ist. Meiner Meinung nach haben wesentlich mehr Menschen Probleme, als man gemeinhin meint. Psychische Erkrankungen kommen ja nun auch nicht wenig vor insgesamt. Dennoch werden sie wegtabuisiert. Ich weiß nicht, was das soll. Vor allem setzt das nun mal die Betroffenen noch mehr unter Druck.
Ich z.B. stehe ja dazu, dass ich für das Lehramt nicht tragbar respektive stabil genug bin auf Dauer. Das hat auch körperliche und sinnesspezifische Gründe bei mir. Und ich stehe auch bei meinen "engeren Kontakten" dazu, dass ich jahrelang Depressionen hatte, in Therapie war, immer wieder mit solchen Erschöpfungsproblematiken zu tun habe, die bei mir aber damit zusammen hängen, dass ich so spät festgestellt habe, dass ich eigentlich so viele Fehlentscheidungen getroffen habe. Nicht nur auf den Beruf bezogen. Dass ich meine Oma und meine Mama kurz hintereinander verloren habe. Dass ich durch die HSP nicht so belastbar bin wie jemand, der nichts hat usw...
Es sollten einfach mal mehr Menschen dazu stehen, dass nicht alles so easy ist.
 

Bergsteigerin

Aktives Mitglied
Liebe Kannja,

erstmal nachträglich alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag!

Ich kann den bisherigen Antworten eigentlich nur Recht geben, möchte aber noch einen anderen Gedanken einbringen. Du hast geschrieben, dass du dich dieser Freundin nur geöffnet hast, weil sie nicht locker gelassen und immer weiter gefragt hat... Mir ist nicht ganz klar, wie ich mir das vorstellen muss. Hast du dich gut gefühlt dabei? So ein Gefühl von: "Das tut so gut, dass sich mal jemand ehrlich für meine Probleme interessiert!" Oder hast du dich eher bedrängt gefühlt und im Grunde nur deshalb geantwortet, weil du sie nicht vor den Kopf stoßen wolltest o. ä....?

Ganz liebe Grüße
M.
 

Burbacher

Aktives Mitglied
Hallo Kannja,

auch von mir - wenn auch nachträglich - alles Gute für dein neues Lebensjahr. Vielleicht findest Du ja, wonach Du suchst und machst das Thema "Beziehungen und Freundschaft" für dich zum Thema.
Was deine "Freundin" angeht, weißt Du jetzt, was Du von ihr zu halten hast. Irgendwie erinnert mich das an das Sprichwort "Freunde in der Not gehen tausend auf ein Lot."

Ich bin schon dafür, dass sich ein Mensch in einer krisenhaften Lebenssituation professionelle Hilfe sucht, aber dieser Rat wird mir heutzutage viel zu inflationär erteilt. Folgen Menschen ihm dann, stellen sie außerdem fest, dass die Professionellen überlaufen sind und sie ergo auf die Unterstützung ewig warten müssen. Da entsteht dann oft zusätzlicher Frust und weiteres Leid.

Gerade, was Beziehungen und Kontakte angeht, spielt ja das Leben auch oft ein eigenes Spiel, und manchmal sind es schlicht Zufälle, die da zwei Menschen zusammenbringt, die miteinander können und die sich gegenseitig eine Stütze werden.

Sieh dich einfach um, bleib offen für andere Menschen und halte dich nicht auf mit jemanden, der dich so im Regen stehen lässt.

LG

Burbacher
 
G

Gast

Gast
Ich finde heute ziehen sich Mitmenschen auch oft aus jeder Verantwortung zu helfen, da zu sein oder Beistand zu leisten mit diesem Satz "Such Dir mal professionelle Hilfe!"... als sei das so einfach und damit prompt alles ok und gelöst.
Ich glaube, dass das Problem ist, dass Depression einfach eine schwere Erkrankung ist. Ich persönlich bin selbst erkrankt, kann aber z.B. niemandem mit Depressionen helfen. Das würde mich überfordern, obwohl ich mich mit der Erkrankung gut auskenne und doch wissen müsste, was mein Gegenüber in der Situation braucht. Funktioniert aber nicht.
Ich kann auch nicht erwarten, dass jeder, der mit mir zu tun hat, sich erstmal durch eine Vielzahl Bücher lesen muss, damit er mit mir korrekt umgehen kann.

Ein normaler Umgang, der mit gesunden Menschen möglich ist, funktioniert bei Depressiven oftmals nicht. Einem gesunden Menschen kann ich z.B. Dinge sagen, die ich einem Depressiven niemals sagen dürfte, weil er es falsch aufnehmen, auf sich beziehen, schlimmstenfalls sogar als Schuldzuweisung verstehen würde.

Ich glaube nicht, dass sich Menschen aus der Verantwortung ziehen wollen. Ich denke, dass es einfach eine Überforderung mit der Situation ist.

Und, was den Rat mit der Partnerschaft angeht: Ich glaube, dass der Rat schon beinhaltet ist, dass ein Partner nicht vom Himmel fällt und eine Partnerschaft auch nicht ewig halten muss. Aber eine Partnerschaft schafft Dir einen Vertrauten und ein Zusammenleben lenkt Dich ab. Und Du kommst nicht nach Hause und bist einsam, sondern da ist jemand, der Dich liebt.
Das hat nichts mit Abhängigkeit zu tun.

Also, ich denke, dass die Ratschläge nicht als Vorwurf gemeint waren und professionelle Hilfe bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass Du auf der Warteliste eines Psychologen stehst, sondern dass Du Dir Leute suchst, die sich mit der Thematik auskennen.

Ist Deine Einsamkeit eigentlich Thema Deiner Therapie?
 

Kannja

Aktives Mitglied
Manchmal fragen Leute auch nur aus Neugier, evtl. möchten sie ja helfen, aber wenn sie dann mit Problemen konfrontiert sind womit sie sich selber überfordert fühlen, weil sie nicht helfen können, sind solche Leute schnell dabei den Spruch los zu lassen, man solle sich prof. Hilfe suchen. Im Grunde ist die Person aber eher überfordert und weiß nicht damit umzugehen. Wenn man Glück hat, findet man jemand, der damit sehr wohl umgehen kann, braucht nicht immer gleich prof. Hilfe. Und du schreibst, du wirst von deiner Familie allein gelassen. Nun ja, ich auch, aber nicht, weil ich Hilfe suche, sondern weil ich eine Unterstützung sein möchte für die Person und sie das aber nicht will. Alles nicht so einfach.

Du hast wahrscheinlich recht: Oft ist es bestimmt nur Hilflosigkeit. Aber leider klingt das "Such Dir mal professionelle Hilfe!" teilweise eben so richtig abwertend, nach dem Motto "Du hast ja nicht alle Tassen im Schrank" oder "Du bist ja nicht mehr ganz normal". Ich weiß bei Personen wie meinem Bruder auch, dass damit gemeint ist man solle bloß demjenigen Mitmenschen mit den eigenen Problemen von der Pelle bleiben. Es wird ja überhaupt zwischenmenschlich immer kälter und die Verantwortung für Mitmenschen wird eben einfach abgeschoben mit der gewollten Annahme derjenige könne doch "einfach" professionelle Hilfe suchen und dann als repariertes Auto aus der Werkstatt zurückkehren und sofort wieder ganz "normal" sein.... Dass selbst mit professioneller Hilfe immer noch ein auffangendes Umfeld aus Menschen nötig ist, wollen diejenigen ja gar nicht hören. Ich war vier Monate lang in der Klinik und eigentlich habe ich während der Therapie dort viel für mich erreichen können. Dennoch habe ich in all der Zeit NIE Besuch von einem Menschen meiner Familie bekommen und war auch nach der Entlassung sofort wieder ganz allein mit allem. Ich bin ja immer weiter ambulant in ärztlicher und psychologischer Behandlung geblieben und habe vieles in meinem Leben verändert... z.B. hat mir sehr doll geholfen meinen Hund anzuschaffen. Aber das allein mit allem sein, ausgegrenzt sein durch Menschen die einem eigentlich nahe stehen/standen, Weihnachten und Geburtstage allein da sitzen, während die anderen nur ein paar Kilometer weiter im gemütlichen Kreis zusammen feiern... diese Dinge tun einfach extrem weh und werfen mich komplett zurück. Diese Dinge kann einem kein professioneller Therapeut erleichtern. Therapeuten und Ärzte können auch nicht zaubern...
 

Kannja

Aktives Mitglied
Ja, das empfinde ich auch oft so. Daß alle nur sagen, dann mach das oder mach das - Hauptsache, die Traurigkeit wird übertüncht. Aber daß die Traurigkeit auch einfach da sein darf und gefühlt werden darf...
Dieses Drängen sobald man bestimmte Gefühle hat, solle man alles daransetzen, die wegzumachen. So als ob die eigenen Gefühle falsch sind, als ob man selbst irgendwie falsch ist...
Wie gesagt, ich kenne einsame Geburtstage. Das ist nun mal traurig.
Danke! Du sprichst mir aus der Seele! An meinem Geburtstag war ich abends mit einer Nachbarin von mir draußen und währenddessen bekam ich eine Gratulation meines Bruders per Whatsapp... das hat mich in dem Moment so hart getroffen... vor allem, da ich eh den ganzen Tag schon so traurig war so allein zu sein. Und dann gratuliert mir mein einzig naher Mensch abends per Whatsapp... Als ich in dem Moment aussprach wie hart mich das traf, sagte meine Nachbarin ich solle meinen Bruder und überhaupt das alles einfach abhaken, es bringe mir doch nichts darüber traurig zu sein... ich solle jetzt fröhlich sein und nicht mehr darüber nachdenken. Sie meinte es sicher nicht böse. Aber dennoch fühlt man sich dann auch noch verkehrt und schuldig dafür traurig zu sein... und ich kann so einen Schmerz nicht einfach "abhaken" und auf Knopfdruck nicht mehr traurig sein.

Der Zwiespalt ist ja auch, dass man einerseits Mitmenschen nicht mit den eigenen Problemen behelligen oder belasten will und erstmal versucht mit all dem allein klarzukommen und zu überspielen (das wird ja auch überall irgendwie wie ein Gesetz verbreitet). Dann wiederum, wenn es einem in dieser Einsamkeit schlecht geht und man vielleicht auch verletzt vom Verhalten seines engeren Umfeldes ist, oder im Stich gelassen wird, heißt es man könne ja schließlich nicht erwarten, dass die Leute wissen wie es einem ginge, wenn man nicht offen darüber rede. Dann ist man also deshalb selbst schuld. Nur, öffnet man sich wirklich anderen Menschen und wünschst sich etwas Beistand, ist man wiederum derjenige der anderen Menschen zur Last fällt, oder gar ein "Energievampir" und soll gefälligst selbstständig alles lösen und verkraften... was ja auch mit der "professionellen Hilfe" gar kein Problem sei.
 

Kannja

Aktives Mitglied
stimmt, zu der Geschichte mit dem Geburtstag habe ich gar nichts geschrieben. Das ist wirklich mehr als mies, wenn sich selbst die eigene Familie dem derartig entzieht. Von der Familie kenne ich es jetzt nicht, aber ich weiß durchaus, wie es ist, wenn man am Geburtstag von diversen Leuten, wo man was Anderes erwartet hat oder diese sogar bei einem eingeladen waren, einen riesigen Arschtritt bekommt.

Kannja, bei mir hat das auch eine richtiiiig lange Weile gedauert, bis sich bei mir was gebessert hat. Ich habe zwar jetzt in meinem Heimatort mehr Kontakte als da, wo ich hingezogen bin, aber es ist für mich besser, wenn ich 500 km entfernt jemanden habe, als gar niemanden.

Was unternimmst du denn jetzt genau gegen deine Probleme?

Muss Bird ansonsten recht geben. Viele sind schnell im RatSCHLÄGE geben. Ich weiß, ich habe das zeitweise auch gemacht. :(
Bei mir läuft auch nicht alles so rund, wie man jetzt annehmen könnte. Kontakte sind vielleicht das Eine, aber bei mir läuft es beruflich nicht so, wie ich mir das mal vorgestellt habe. Ich werde beruflich was Anderes machen müssen...

Ich glaube, es sollten sich einfach auch mal mehr Menschen eingestehen, dass vieles, was so gemacht und gesagt wird, nur Fassade, Heuchelei, Schönrederei ist. Meiner Meinung nach haben wesentlich mehr Menschen Probleme, als man gemeinhin meint. Psychische Erkrankungen kommen ja nun auch nicht wenig vor insgesamt. Dennoch werden sie wegtabuisiert. Ich weiß nicht, was das soll. Vor allem setzt das nun mal die Betroffenen noch mehr unter Druck.
Ich z.B. stehe ja dazu, dass ich für das Lehramt nicht tragbar respektive stabil genug bin auf Dauer. Das hat auch körperliche und sinnesspezifische Gründe bei mir. Und ich stehe auch bei meinen "engeren Kontakten" dazu, dass ich jahrelang Depressionen hatte, in Therapie war, immer wieder mit solchen Erschöpfungsproblematiken zu tun habe, die bei mir aber damit zusammen hängen, dass ich so spät festgestellt habe, dass ich eigentlich so viele Fehlentscheidungen getroffen habe. Nicht nur auf den Beruf bezogen. Dass ich meine Oma und meine Mama kurz hintereinander verloren habe. Dass ich durch die HSP nicht so belastbar bin wie jemand, der nichts hat usw...
Es sollten einfach mal mehr Menschen dazu stehen, dass nicht alles so easy ist.
Ja, das stimmt, Panthi... Es wird so getan, als müsse man bei einer psychischen Erkrankung eben nur psychologische Hilfe aufsuchen und dann komme man nach sehr absehbarer Zeit komplett heil wieder aus der ganzen Geschichte raus. Ehrlich gesagt habe ich mich selbst betreffend wohl auch jetzt erst begriffen, dass man nach gewissen schlimmen Dingen niemals ganz heil sein kann und immer damit zu kämpfen haben wird.

Ich war ja lange in der Klinik und habe sehr an mir gearbeitet. Auch die Therapeuten dort haben mir sehr geholfen und ich war tatsächlich ein ganzes Stück stabilisiert und hatte wieder etwas Zuversicht und den Glauben wohl doch etwas wert zu sein gewonnen. Doch dann, nach der Entlassung, war ich eben prompt wieder ganz allein und erlebte wieder dieses ausgegrenzt sein, das verletzende Verhalten meiner Familie, Einsamkeit... was bei uns abläuft ist sehr drastisch. Ich saß z.B. nur wenige Tage nach meiner Entlassung an Weihnachten allein zuhause, während mein Bruder zwar alles von meinem Zusammenbruch wusste und auch über Weihnachten hier in unsere Heimatstadt war... aber nur, um ausschließlich mit der Familie seiner Freundin zu feiern. Da erzählen mir die beiden, dass dies ja "Familientraditionen" seien die sich auch zu Gunsten einer anderen Weihnachtsfeier bei meinem Onkel nicht verlegen ließen, weil DIE (in ihrer Familie) schließlich jedes Jahr fix seien. So als ob mich das ja alles gar nichts anginge und es ganz selbstverständlich sei, dass man mich natürlich nicht mit einplant, als gehöre ich ja gar nicht zur Familie...

Als ich meinen Bruder in Vorjahren zu meinem Geburtstag einlud, war ihm das - für mich - zu viel Aufwand. Doch zu jedem einzelnen Geburtstag und jeder Feier mit der Familie seiner Freundin kommt er selbstverständlich hierher. Direkt dort wo ich wohne gibt es jedes Jahr ein wunderschönes, öffentliches Fest. Jedes Jahr kommen mein Bruder und seine Freundin deshalb aus ihrer neuen Heimat extra hierher... ich bin die einzige die nicht mit ihnen auf das Fest gehen darf. Nur die Verwandten seiner Freundin sind eingeladen. Und ich wohne direkt neben diesem Fest... Dann erzählt mir seine Freundin noch so locker am Rande, dass sie ja jedes Jahr noch einige Eintrittskarten übrig habe - aber die könne man ja immer irgendwie loswerden... Das sind nur sehr wenige Beispiele von unendlich vielen wegen der ich mich immer wieder komplett minderwertig, verkehrt und ehrlich gesagt wie Dreck fühle. Wie soll man ein Gefühl von Selbstwert haben, wenn man so behandelt wird und damit so sehr vermittelt wird, dass man eben im Vergleich zu anderen nichts wert ist?

Deine berufliche Krise kann ich auch voll verstehen... Ich hatte ja den kompletten Burn out und traue mir seither kaum noch etwas zu... Ursprünglich hatte ich ja auch mal studiert um ins Lehramt zu gehen. Aber mir ging es ebenso, dass ich es mir, als die psychischen Probleme mich so überrollten, gar nicht mehr zutraute. Und was kommt dann? Das Umfeld macht nur Druck... eine psychische Erkrankung sieht man ja nach außen nicht - also muss man eigentlich gesund sein und ist wohl nur zu faul, soll sich mal zusammenreißen. Dass man sich oft viele Jahre oder sogar ein ganzes Leben davor nur zusammengerissen und trotz allem funktioniert hat, sieht ja keiner. Psychische Erkrankungen sind wirklich ein riesen Stigma, werden kaum ernst genommen oder als wahr akzeptiert. Findet man nicht schnellstens wieder ins ganz normale Leben zurück, egal wie groß die Probleme sind oder wie einsam man damit allein steht, dann wenden sich die erfolgreichen Menschen erst recht angewidert ab. Verurteilen und urteilen können sie ja alle sehr gut oder einem sagen was man tun MÜSSTE... aber einem dabei Beistand leisten oder hinterfragen wieso man Dinge vielleicht nicht schaffen kann, das wollen sie nicht.

Was ich tue, damit es mir besser geht? Wie gesagt, ich war lange stationär in einer Klinik, dann Tagesklinik, seither ambulant weiter in psychiatrischer und psychologischer Behandlung. Dann habe ich mir einen Hund angeschafft durch den ich es endlich wieder geschafft habe in Kontakt zu Menschen zu kommen und der verhindert, dass ich mich wieder einigeln oder fallen lassen kann. Er macht mir so viel Freude und ist oft ein riesiger Trost in der Einsamkeit. Manchmal auch das einzige was mich von gefährlichen Gedanken abhält. Ich bin ja für ihn verantwortlich und er braucht mich. Durch ihn habe ich wieder einen geregelten Tagesablauf bekommen, muss immer raus und habe einige neue Kontakte und sogar Freundschaften gewonnen. Ab davon hinterfrage ich mich ja permanent selbst, denke nach, versuche Dinge besser zu machen, anders zu betrachten, anders mit Situationen umzugehen, nicht mehr ganz so extrem selbstabwertend zu sein...

Aber Liebe, Rückhalt, einen Platz auf dieser Welt, dazu zu gehören... das kann ich mir nicht einfach ersetzen. :wein: Und das ist es auch was mich immer wieder sehr hart zurück wirft. Ich habe leider mittlerweile erkennen müssen, dass die Menschen die ich liebe mir nicht gut tun und mich immer weider in diesen Schmerz reißen. Wer meinen letzten Thread bezüglich meines Bruders gelesen hat, weiß vielleicht was ich meine... Er war der letzte richtig nahestehende Mensch der mir nach dem Tod unseres Vaters geblieben ist und ich habe ihn immer schon sehr geliebt. Deshalb habe ich auf Biegen und Brechen alle Verletzungen ertragen, versucht alles für ihn zu tun, es ihm nur recht zu machen und immer weiter zu schlucken, um ihn ja nicht zu verlieren. Nach den aktuellen Geschehenissen habe ich nun sehr schmerzlich verstehen müssen, dass ich dadurch eigentlich mir selbst schade und immer wieder Rückfälle erleide. Rational betrachtet wäre das einzig sinnvolle den Kontakt ganz abzubrechen... Nur ist das eben verdammt schwer und schmerzhaft. Man kann durch eine Therapie mit einigem tatsächlich besser umzugehen lernen, so dass einiges leichter wird. Aber eben nicht alles.
 
Zuletzt bearbeitet:

Landkaffee

Urgestein
Du hast wahrscheinlich recht: Oft ist es bestimmt nur Hilflosigkeit. Aber leider klingt das "Such Dir mal professionelle Hilfe!" teilweise eben so richtig abwertend, nach dem Motto "Du hast ja nicht alle Tassen im Schrank" oder "Du bist ja nicht mehr ganz normal". (...)
Dass mit dem Hinweis auf prof. Hilfe im Bereich Beratung und Therapie, das kann, aber muss eben nicht abwertend gemeint sein.

Schau einmal anders: empfiehlt Dir ein Freund, der merkt, es geht Dir nicht gut und er merkt, er kann Dir nicht helfen, einen Profi, schickt er Dich (als Freund) weg oder wünscht er Dir zusätzlich andere Unterstützung für Dich und Dein Leben?

Das mit dem Ton ist ab und zu schwer.


Liebe Grüsse!
Landkaffee
 

Fragende

Aktives Mitglied
Hallo Kannja,

sorry, im Moment habe ich sehr viel um die Ohren.

... so dass ich gestern an meinem Geburtstag sehr einsam und traurig war.
Erst mal das Wichtigste.

Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Dir ein gesundes und gutes neues Lebensjahr :)

-----------------------------------------------------------------------

Hast du dir schon übelegt, was nächstes Jahr an deinem Geburtstag anders sein sollte? Vielleicht kannst du zu einem Single-Stammtisch gehen. Ich war bei so einem Stammtisch jahrelang und das gerne. Man lernt viele Leute kenne. Und wer weiß...? ;)

Ein Sportverein wäre auch eine Möglichkeit.

Oder eine Selbsthilfegruppe z.B bei der VHS.

Oder ein Ehrenamt ... .

Lieben Gruß
Fragende
 

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