Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Vatergefühle für Therapeut - Therapie beenden?

Nadzieja

Mitglied
Hallo erstmal,

ich bin neu hier und habe gleich ein Problem:

seit 5 Monaten bin ich in einer Tagesklinik und soll nun dort ins DBT Programm (für Borderline). Ich hab einen sehr netten Therapeuten bekommen, dem ich mehr anvertrauen konnte, als den 10 die ich bisher hatte. Nur habe ich Vatergefühle für ihn entwickelt. Leider passiert mir das öfter (Chef, Lehrer usw.), was zum einen daran liegt, dass ich nie wirklich einen Vater hatte und zweitens vielleicht auch daran, dass mein Therapeut sehr "menschlich" ist. Er erzählt oft von seiner Frau, seinen Kindern, seiner Kindheit und letztens hat er mich sogar umarmt, als es mir schlecht ging. Es war zwar nicht unangenehm, obwohl ich körperliche Nähe eigentlich hasse, aber ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob das noch therapeutisch ist oder nicht? Seither wächst der Wunsch, dass er das wieder tut. Andererseits kann ich immer seltener wirklich mit ihm reden, es entwickelt sich zu einem Liebe-Hass-Verhältnis. Bevor ich den Termin habe oder Gruppentherapie bei ihm stattfindet spüre ich den Wunsch nach seiner Zuneigung und sobald ich ihn treffe fühle ich Abneigung, teilweise sogar Hass. Ich weiß, dass das oft zum Borderline gehört, aber es machte die Therapie die letzten 2 Monate fast unmöglich und ich leide sehr darunter.

Nun soll ich wie bereits erwähnt ins DBT-Programm. Das Vorgespräch lief ganz okay, nur konnte ich auf die Frage, ob ich meinen Therapeuten weiter behalten möchte oder nicht keine Antwort geben. Ich bin so hin und her gerissen. Eigentlich hat er mit diesem Programm nicht zu tun, aber für mich würde er eine Ausnahme machen. Natürlich kann ich auch einen neuen aus dem Programm bekommen.

Ich hätte gerne eure Meinung gewusst:
Ist es normal, dass ein Therapeut einen körperlich tröstet?
Ist euch sowas auch schon passiert?
Würdet ihr weiterhin bei ihm Therapie machen oder lieber wechseln?

Liebe Grüße
Nina
 

PsychoSeele

Urgestein
Huhu Nadzieja,

ich würde deine Gefühle gegenüber dem Therapeuten erst einmal ansprechen und abwarten was er dazu sagt. Dann entscheiden ob es besser wäre zu wechseln.

Körperliche Nähe habe ich bisher noch nicht erlebt. Aber ich denke falls es für dich unangenehm ist, dann sage es ihm. Er muss das akzeptieren, auch wenn er es wahrscheinlich nur gut gemeint hat.

Liebe grüße
SchwarzeSeele
 

Nadzieja

Mitglied
Hi SchwarzeSeele,

danke für deine Antwort.

Ich möchte meine Gefühle ihm gegenüber nicht äußern, solange ich eben nicht weiß, ob ich ihn behalte oder nicht. Sollte ich mich dazu entscheiden, jemanden neues zu nehmen,, werde ich ihm das natürlich erklären.

Unangenehm war es mir eigentlich nur im ersten Moment, danach fand ich es schön, aber es hat meine Gefühle verstärkt.

Liebe Grüße
Nina
 

PsychoSeele

Urgestein
Wie du es handhaben möchtest liegt natürlich bei dir.

Wenn ich diese Situation hätte, dann würde ich das schon ansprechen um euch beiden die Chance zu geben diesen "Konflikt" zu klären.

Das sich Gefühle für den Therapeuten entwickeln, kommt bestimmt häufig vor und wenn er gut ist, lässt sich das klären bzw ergründen warum du so fühlst.

Liebe grüße
SchwarzeSeele
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Ich hätte gerne eure Meinung gewusst:
Ist es normal, dass ein Therapeut einen körperlich tröstet?
Ist euch sowas auch schon passiert?
Würdet ihr weiterhin bei ihm Therapie machen oder lieber wechseln?
Hallo Nina,
ich habe Therapeuten in meinem Bekanntenkreis, da
ich früher mal welche ausgebildet habe. Früher war
das ganz tabu, einen Klienten oder Patienten mal in
den Arm zu nehmen, inzwischen höre ich öfters davon,
dass das (im Rahmen natürlich) okay ist.

Vielleicht so als ob ein Rettungssanitäter jemand in
den Arm nimmt, der gerade aus einem Unfallauto
gezogen wurde und jetzt zitternd am Straßenrand
steht. Bei aller Fachlichkeit gibt es ja trotzdem die
menschliche Ebene.

Aber wenn du diese Gedanken und Gefühle hast,
fände ich es schon okay, das direkt mit ihm zu be-
sprechen oder auch dir zu wünschen, dass er dich
nochmal in den Arm nimmt. Du musst dir nur be-
wusst bleiben, dass es keine normale Beziehung ist,
sondern eine therapeutische, d.h. vor allem in eine
Richtung gehende. Wenn es dich aber zu sehr von
der eigentlichen Aufgabe in der Therapie ablenkt,
dann wechsle lieber den Therapeut, wenn du kannst.

Gruß, Werner
 

weidebirke

Urgestein
Diese Gefühle solltest Du mit ihm besprechen, unabhängig davon, ob Du ihn als Therapeuten weiter behalten wirst oder nicht.

Es ist nicht unnormal, dass unerfüllte Beziehungswünsche auf den Therapeuten übertragen werden.

Wirklich wichtig ist, dass Du das ansprichst. Du schreibst, Du konntest Dich erstmals gut öffnen. Warum also jetzt weglaufen und Dir die Chance nehmen? Das Gespräch und die daraus erwachsenden Therapiekonsequenzen werden Dich weiter bringen (wenn der Therapeut gut ist, wovon ich jetzt mal ausgehe).
 

Nadzieja

Mitglied
Ich danke euch für eure Meinung,

allerdings möchte ich nicht mit ihm über diese Gefühle sprechen, eben weil ich weiß, dass es nicht normal ist. Ich habe Angst er bricht die Therapie dann ab oder achtet genau auf sein Verhalten, um die Gefühle nicht zu bestärken, was im Endeffekt die ganze Art der Therapie kaputt machen würde.

Liebe Grüße
Nina
 

weidebirke

Urgestein
Es ist sogar sehr normal, solche oder sogar Liebesgefühle für den Therapeuten zu entwickeln. Und ein wichtiger Meilenstein in der Therapie.

Ihr könnt sehr gut damit arbeiten. Der Therapeut wird nicht anders oder vorsichtiger mit Dir sein, sondern die Sache mit Dir zusammen bearbeiten. Das kann sehr heilsam sein.
 

Nadzieja

Mitglied
Hallo Weidebirke,

du sagst es wäre normal und ein wichtiger Schritt....wie meinst du das?

Ich schäme mich total für diese Gefühle und möchte auf keinen Fall, das er das erfährt.

Liebe Grüße
Nina
 

Nadzieja

Mitglied
Inzwischen hat sich mein Problem von alleine erledigt...am 31.03. wird die Klinik geschlossen. Ich bin total schockiert und verwirrt. Ich könnte den ganzen Tag heulen, weil ich meinen Therapeuten jetzt verliere. :wein::wein::wein:

Das Programm in das ich soll wird wohl auch nicht beginnen, angeblich kein Geld da...ab 01.04. habe ich niemanden mehr.

Traurige Grüße
Nina
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben