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Grüner Käfer

mikenull

Urgestein
Gestern Mittag wollte ich noch schnell auf die hiesige Post fahren, um schnell ein Päckchen abzugeben. Ich steige also in mein Auto ein, stöpsle meinen neuen MP3 ein und will vorglühen.....Da sehe ich doch auf meinem staubigen Amaturenbrett einen Käfer liegen, nicht groß, schwarzer Unterleib, die sechs Beine nach oben. Nanu, was macht denn sowas in meinem Auto? Als sich die Beine bewegten, war ich überrascht. Der lebt ja noch! Immerhin war es in der Sonne extrem heiß; weiß ja jeder der so ein Armaturenbrett hat. Jedenfalls bin ich mit dem Kopf etwas nach vorne um mir das Tierchen näher zu betrachten. Nanu? Der Käfer pfiff! Ich beugte mich noch weiter vor, legte mein Kinn dicht vor ihn aufs staubige Kunstleder.
"Dreh mich um", rief ein dünnes Stimmchen.
Das kann ja wohl nicht wahr sein. Ich hatte nichts getrunken, ich rauche schon lange nichts mehr und auch ansonsten scheint bei mir alles zu stimmen.
"Dreh mich um, verdammt nochmal und guck nicht so blöd", rief es wieder.
Jetzt fand ich meine Sprache wieder: "Natürlich kann ich Dich umdrehen - ich weiß zwar überhaupt nicht, was es soll - ich glaub`ich spinne - ich nehme jetzt hier den Kugelschreiber. Hoffentlich geht das......"
Ich stupste ihn mit dem Kugelschreiber leicht an und schon stand er auf allen sechs Beinen. Sein Kopf war in einem grellen Metallic-Grün, der Körper wohl mehr in einer grasgrünen Farbe.
"Danke Dir, hätte ich jetzt allein nicht geschafft", rief er.
"Wie bist Du denn in diese Lage überhaupt gekommen"?
"Hast Du das nicht gesehen? Ich habe mich zum sonnen hierher gelegt".
"Zum sonnen? Seit wann sonnen sich Käfer"?
"Ich lege mich in die Sonne, seit ich denken kann", sagte er und ich brach bei diesem Satz natürlich in Lachen aus. "Gut, Du sonnst Dich und kannst denken.
Was kannst Du außerdem"?
"Das weißt Du doch. Ich kann fliegen, kann mich gut im Grad verstecken, und wenn ich Lust habe, fahre ich mir Dir im Auto mit".
"Sag mal, wie hast Du Dich denn auf den Rücken gedreht? Geht es Dir am Ende nicht gut"?
"Ach so, nein, es ist so. Die Maria und ich fliegen immer los und suchen uns eine offene Autoscheibe. Dann hilft sie mir auf den Rücken, damit ich mich sonnen kann. Da aber die Maria die Sonne nicht verträgt, haut sie anschließend wieder ab".
"Aber Du kommst ja alleine dann auch nicht wieder auf die Beine".
"Natürlich nicht, dewegen haben wir ausgemacht, daß sie etwa eine Stunde später wiederkommt und mir hilft. Aber wahrscheinlcih ist ihr heute was dazwischengekommen. Ist ja jetzt aber auch egal".
"Gut und was nun"?
"Na, ich fliege los und suche sie".
"Na dann aber mal los".
Er entfaltete seine zarten Innenflügel, beschleunigte sie wie einen schnellen Propeller und hob ab. Und ich saß noch eine ganze Weile.....
 

jamie

Aktives Mitglied
maria konnte auch nicht kommen, die war bei mir zum kaffeetrinken ;-) immer diese unselbstständigen und unbeholfenen männer - seufz :cool::p:D

grinsend
jamie
 

unikat111

Aktives Mitglied
hallo mikenull
ich fand deine geschichte ganz wunderbar und habe sie gespeichert.hast du da gewisse urheberrechte?:)
 

mikenull

Urgestein
Selbst erlebt, selbst geschrieben - ich würde nie irgendwo was abschreiben!
Es scheint eine Art Parabel zu sein, die sehr gut hierher passt, oder?
 
G

Gast

Gast
lieber mike,

ich bin nur ein "stiller" mitleser hier in diesem forum, aber ich möchte dir von ganzem herzen für diese geschichte danken!
ich habe neulich, als du diese andere anekdote ( oder wie man es nennen will ) schriebst, erst überlegt, ob ich dich bitte, einfach mal eine geschichte hier reinzusetzen, die von dir stammt, denn ich finde, du schreibst packend, einfühlsam und für mich einfach mitreissend!
als hättest du meine gedanken gelesen, nun diese geschichte, ich war ganz platt.

vielen dank dafür, ich werde sie mir ausdrucken und abspeichern,

ein fan

ps: wäre es vermessen, um weitere mike-geschichten zu bitten? ich glaube, nicht nur ich lese dich gerne.
 

mikenull

Urgestein
Aaaaaaaaah, das geht jetzt aber runter wie kaltgepresstes Olivenöl...
Wenn ich jeden Mittag mit meinem Hund Mike ( der heißt wirklich so - aber nicht ich habe ihn so getauft, sondern eine unbekannte Familie im Rastatter Raum, die ihn anschließend im dortigen Tierheim deponierte. Ach ja, eine ebenso unglaubliche Geschichte. Ich werde sie aber sicherlich hier einmal einstellen ) meinen Spaziergang in den Wald mache, ist das einfach meine tägliche Stunde, in der ich über alles nachdenke und mich von der Natur gefangen nehmen lasse. Mike frisst Gräser, wälzt sich auf dem Boden, im übriggebliebenen Wasser taucht ein Frosch, ein Eichhörnchen flieht wie jeden Tag auf den selben Baum - es ist das pralle, ungestörte Leben. Und ich bin einfach froh, daß ich mittendrin sein darf.
 

mikenull

Urgestein
Über die Arbeit der Waldpolizei

Es war wieder mal spätgeworden. Er hasste diese blöde Arbeit im Laden, die dämlichen, immerwiederkehrenden Fragen der Kunden. Er mußte raus. Und als hätte er es verstanden, stand da sein kleiner, schwarzer Hund und sah ihn an. Sie waren Freunde seit vielen Jahren, er hatte dem Kleinen den Namen "Franz-Josef" gegeben, und zwar - darauf wies er bei jeder Gelegenheit hin - ehe Frau Leutheuser-Schnarrenberger das auch gemacht hatte. Gut, im Prinzip war das verkehrt, weil Franz-Josef eine Dame war. Aber: Der Hund war das Geschenk eines mittlerweile verstorbenen Penners; ebenfalls kein Hundekenner und da hatte man sich halt gemeinsam bei der Bestimmung des Geschlechts vertan. Und so lief der Hund sein Leben lang entweder mit dem falschen Namen oder eben mit dem falschen Geschlecht herum.
Beide sprangen ins Auto, denn es dämmerte. Nach wenigen Kilometern war man am Ziel. Der Waldparkplatz war auto-und menschenleer, so daß er das Tier sofort von der Leine losmachte. Es gefiel ihm zwar nicht, wenn der Hund so allein losstürmte, was sich aber normalerweise schnell wieder legte. Oft sprang er dann hinterher. Sie waren wohl eine halbe Stunde geschlendert als er Franz-Josef kurz aus den Augen verlor. Mit ein paar sportlichen Schritten hatte er aber seinen Freund wieder eingeholt. Ein polterndes Geräusch ließ beide zusammenzucken und ihre Augen zuckten nach links.
"Also, was ist das denn jetzt"?, erschallte eine Stimme " jetzt hätte ich fast geschossen".
"Was geschossen? Sie wollten auf meinen Hund schießen? Sind sie noch ganz dicht"?
"Ich habe das für ein Reh gehalten", sagte die Stimme kläglich.
Während der Hund neugierig die Szenerie musterte, war der Hundebesitzer mit schnellen Schritten auf den Hochsitz zugelaufen.
"Kommen sie herunter, sonst werde ich böse".
"Nun regen sie sich mal nicht auf, es ist ja nichts passiert", rief es von oben - obwohl es nicht sehr hoch war.
Blitzschnell war unser Hundefreund die fünf Holzsprossen nach oben geklettert. "Runter", herrschte er den grüngekleideten Mann an. Der schaute völlig verdattert. Und nochmal: "Runter, aber nicht über die Leiter"!
Mit einem schnellen Griff hatte er die aufgelegte Flinte ergriffen, holte damit aus und warf sie in einem hohen Bogen in den Wald.
Noch ehe der Grünkekleidete etwas sagen konnte, hatte er eine dicke Backpfeife eingesteckt und wollte seiner Flinte hinterklettern. Schnell trat ihm der Hundebesitzer auf die Hände, worauf der verhinderte Jäger den letzten Halt aufgeben mußte und schreiend nach unten fiel.
Der Hundebesitzer kletterte nun langsam hinterher.
"Ich habe mir mindestens einen Arm gebrochen", rief der Grüne klagend.
"Dann würde ich mich beeilen, daß ich zu einem Arzt komme. Denn womöglich wächst dein Teil so zusammen, daß du nie mehr eine Flinte anfassen kannst".
Mit einem aufreizenden Pfeifen reif er seinen Hund zu sich.
"Und wir beide genießen jetzt den Feierabend".
 

mikenull

Urgestein
Ich bin ein typischer Insekten-Typ

Wenn ich meine täglichen Spaziergänge mit meinem Hund mache, bin ich eigentlich mehr derjenige, der Regenwetter liebt. Von klein auf, war ich ein Gegner der stechenden Sonne und der qualvoll heißen Sommertage. Auf dem Motorrad bei Regen, wenn man ausloten kann, wie weit man gehen darf ohne zu stürzen. Zum nachdenken im warmen Auto in einer stürmischen Regennacht.
Am letzten Donnerstag um halbzwölf ging es wieder hinaus in den Wald, es regnete leicht. Normalerweise umfängt mich an einem trockenen Tag sofort das Summen der Bienen und Wespen, das laute Gezeter der Uhus und Kakadus und was sich sonst noch so in einem französischen Mischwald herumtreibt.
Nicht zu vergessen, die vielen Arten von Insekten, die mich aufrichtig zu mögen scheinen und die meine kleine Platte am Hinterkopf für Lande-und Startversuche unaufhörlich benutzen. Ich, ein Flugzeugträger des Waldes.
Nun gut, an diesem Donnerstag regnete es - ich sage jetzt nicht Bindfäden, denn das wäre für einen Polsterer, der solche gebraucht, nun wirklich haarsträubend. Die Stille war vollkommen. Als ich etwa 200m gegangen war, hörte ich den Motor eines Autos. Oh, der Förster ist unterwegs, dachte ich. Ich nahm Mike an die Leine. Nicht das der Förster irgendwas gegen einen freilaufenden Hund hätte - aber es ist peinlich einen Hund zu haben, der überhaupt auf nichts hört. Sein kleiner, grüner Peugeot kam angedieselt.
Er bremste ab und hielt an. Ich kenne den Förster Ritz schon einige Jahre. Ein Reinhold Messner-Typ mit einem schwarzen Vollbart und wie immer trug er grüne Gummistiefel. Überhaupt diese Stiefel. Wenn er mit diesen Tretern durch den Wald gelaufen war, stieg er immer in sein Försterauto ein, ohne diese Teile etwa vor der Weiterfahrt auszuziehen oder gar zu säubern. Als Folge davon hatte er in seinem Peugeot einen Lehmboden, aus dem nur noch die drei Pedale etwas herausragten. Es begann die übliche Konversation. Händeschütteln und die einfachen Fragen nach dem Befinden. Er sprach etwas deutsch und ich spreche etwas französich, was aber - und da sollte man sich nicht täuschen lassen - immer daraufhinausläuft, daß der eine redet und der andere zustimmend nickt, aber eigentlich doch keiner was versteht.
"Misch beschäftigt eine Frage", sagte ich, "und zwar habe ich immer im Sommer das Problem, daß ich die Insekten anziehe. Ich bin sozusagen, ein typischer Insekten-Typ". Es ging eine Weile hin-und her, bis man verstanden hatte, welche Richtung das Gespräch nehmen sollte. Ich legte nach: "Und an einem solchen Tag wie heute, da frage ich mich, wo die Insekten bei Regenwetter sind". Es dauert wieder eine ganze Weile, bis er wußte, was ich ihn fragte. Wir einigten uns zunächst auf die Version, daß sich die Kleintiere bei einsetzendem Regen unter die Blätter oder in die unmittelbare Nähe von Bäumen flchten.
"Aber", sagte er da, "das gilt nicht unbedingt für die Schmetterlinge und Falter. Gerade wegen ihrer zarten Flügel sollten sie einen sicheren Platz vor dem Regen haben". Ich muß wohl ziemlich dämlich geschaut haben, denn er hatte mit einer schnellen Bewegung sein Auto verschlossen - ich fragte mich, wer diese Lehmgrube wohl freiwillig mitnehmen würde - und gab mir einen Wink mitzukommen. Das war gar nicht so einfach. Der Waldboden war tief, mein Hund störrisch und der Förster viel zu schnell. Nach etwa 15 Minuten angestrengten Laufens blieb er stehen und zeigte auf einen Hochsitz mitten im Wald. "Dort oben, das ist der Aufenthaltsraum der Schmetterlinge im Regen", sagte er. Wir kamen näher und es war eigentümlich; der Hochsitz war nach allen Seiten geschlossen, mit Brettern vernagelt. Förster Ritz stieg die Leiter hoch und gab mir Zeichen, es ihm gleichzutun. Oben angekommen zückte er sein Messer und begann eines der Bretter damit zu lösen. Nun konnte man hineinsehen und was ich sah war unfassbar. Auf hunderten von kleinen Holzstangen saßen Schmetterlinge dicht an dicht. Tausende Kohlweißlinge, Pfauenaugen, Zitronenfalter, Admirale und dazwischen eine Unmenge anderer Falter, dunkle, helle, braune und weiße.
Förster Ritz legte den Zeigefinger über seine Lippen: "Psst, wir wollen sie nicht stören. Sie ruhen jetzt aus, aber nach dem Regen werden sie wieder ausschwärmen". Er schraubte das Brett wieder fest und wir stiegen hinab.
 

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