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Mir reichts - sehe keinen Lichtblick mehr

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Nachteule :-)

Gast
Ich werde hier meine Gedanken schreiben, auch wenn es lächerlich ist, dass ich niemanden habe, den ich ansprechen könnte. Oder dem ich meine Sorgen anvertrauen könnte. Mir reichts einfach, das wird mein letzter Eintrag im Internet.

1. Ich sehe keinen Sinn in meinem Studium. Ich bin gut, manchmal bis häufig deutlich besser als meine Kommilitonen. Ich studiere aus NEIGUNG, weil ich mich damit sowieso beschäftigen würde (= intrinsische Motivation!). Aber ich habe keine Kraft mehr. Und ich habe kein Ziel mehr (NEIN, ich will kein Lehrer werden, ich will auch nicht Beamter werden. Ich möchte NICHT mein Leben in der gleichen Tretmühle wie meine Schulzeit verbringen. Ich studieren AUF LEHRAMT, weil ich extrem an allen meinen Fächern interessiert bin, DAS IST DER GRUND. Für mich ist mein Studium kein Mittel zum Zweck. Andererseits: ich habe auch kein exaktes Ziel, außer: Goethe-Institut, deutsche Auslandsschule, Sprachlektor, Korrespondent - aber: das ist zu abstrakt und ungenau). Ich habe keine tiefergehenden Kontakte an der Hochschule aufbauen können - und ich bin kein sozialer Problemfall, ich hatte früher gute Kontakte, bin extrovertiert und durchaus offen für Neues. Nur, die Uni allein - nein, das hat sich für mich als Sackgasse entwickelt bzw. habe ich mich darauf allein nie einlassen wollen (was für ein langweiliges Leben, nix arbeiten, nur feiern und bisschen lernen?!? Das hat mich schon früher dermaßen gelangweilt, ich könnte dabei kein Selbstwertgefühl aufbauen).

Problem: Ich bin nicht mit 17 von zuhause ausgezogen, habe neben Abitur und Studium und zwischendurch immer gearbeitet (und nicht nur "so'n bisschen"!!!) um mich jetzt mit 24 mit dem gleichen langweilig vorgetragenen Themen (wie in der Schule! Wir sind aber keine Kinder mehr und auf Schule scheiße ich!) und Mitstudenten (das erste Mal weg von zuhause, "große Freiheit" - aber von Mama und Papa und Bafög natürlich gesponsert, argh, Studieren, Menschen und Freunde kennenlernen, Abends Feiern, WG-Leben, ... das hat mir mir und meinem Leben NICHTS zu tun!) rumzuschlagen.

2. Wenn ich wie gestern 11 Stunden in einer Küche stehe und mit Küchenmeistern und richtig guten Köchen 'ne Veranstaltung für nen Großkonzern vorbereite (ich bin da seit 7 Jahren dabei, ich kenne mich aus und weiß wie das läuft!). Und 11 Stunden bedeutet in der Gastro/Veranstaltungsszene gar nichts... Am Veranstaltungsort laufen paar studierte Mädels der XY-Firma rum, die völlig aufgelöst sind, keine Ahnung von nichts haben... und trotzdem "wichtiger" sind. Nein, seid ihr nicht. Ich weiß, was es heißt, auf einem der größten Festivals in Deutschland 120 Stunden in einer Woche zu arbeiten (und das seit fünf Jahren! Von Gerüstbauern bis internationales VIPs, alle essen bei uns.). 120 Stunden in einer 40 Grad heißen Küche, bei drei dröhnenden Bühnen in Hörweite. Festivals, Konzerte, Firmenfeiern, Hochzeiten, Promotion, Sommer- und Weinfeste, Kochkurse und alles was das menschliche Hirn ersinnen könnte im ganzen Jahreslauf. Von Vorbereitung bis kompletter Abbau - ich kenne mich dabei ganz gut aus (warum sich meine Chefs auch u.a. freuen, wenn sie mich dabei haben 🙂).

3. Ich bin jetzt vorhin aus der Uni nach Hause. Ich will nicht mehr. Normalerweise gehe ich um 8 Uhr in die Uni, lerne alleine (Lerngruppen? Keine Ahnung, andere lernen anscheinend auch allein oder gar nicht. Ich gelte eh schon als Streber, obwohl ich doch einfach nur dieses belastende Studium abschließen möchte!) zwischen meinen Seminaren, gehe um 18.00 Uhr nach Hause und um 20.00 Uhr höre ich mit jeglichem Uni-Stoff auf. Dann habe ich drei Stunden für mich und gehe ins Bett. An freien Tagen, in zufällig freier Zeit und am Wochenende arbeite ich (meine Eltern haben kein Geld, Bafög bekomme ich wegen eines Formfehlers nicht). Ich habe die letzten Monate weniger gearbeitet, deswegen droht auf meinem Konto regelmäßig der Nullpunkt - außerdem macht mich Uni allein depressiv.

4. Meine Arbeit hat mich viel gelehrt. Ohne meine Arbeit wäre ich nicht derjenige, der ich heute bin. Durch meine Arbeit habe ich echten (!) Respekt und Anerkennung erfahren. Nicht wie in Schule und Studium, wo es hauptsächlich um den Schein geht und wie man sich präsentiert (und ja, das kann ich auch sehr gut, aber ich möchte keine hohlen Phrasen schlagen!!!). Bei uns in der Firma geht es viel banaler: Bis du der, der nach 20 Stunden nochmal den Rolli zum Kühl-LKW schiebt?! Mein Problem: Die Menschen mit denen ich arbeite sind mir zuwenig intellektuell - meine Kommilitionen kommen mir aber noch fremder vor (klassisches "von-der-Schule" an die "Uni-Schule", dazwischen "bisschen FSJ" oder "bisschen Work and Travel"). Ich bin zwischen den Stühlen gefangen.

5. Ich habe keine Bezugsperson mehr. Ich habe viele Kontakte, aber niemanden, mit dem ich Persönliches oder Intimes besprechen würde. Meine Eltern kenne ich kaum. Als Ältestem von vielen Geschwistern haben sie mir eines beigebracht: Selbstständig zu sein und früh erwachsen zu werden. Sie können nicht für mich da sein - und sie wollen es auch nicht. Ich sehe meine Eltern selten (warum auch?) und wenn ich dabei über mich erzähle hören sie nicht zu ("Sie hören nicht zu" ist genau in diesem Sinne zu verstehen; dann wird eben wieder in der Zeitung gelesen.). Meine Geschwister sind der Grund, warum ich noch Kontakt habe - aber auch für meine Geschwister bin ich "der große Bruder" (wir sind eine hierarchische Familie).

6. Meine damaligen wirklichen und engsten Freunde, meine alte Ersatzfamilie, haben sich zurückgezogen. Meine damalige langjährige Freundin gibt es nicht mehr - mein bester Freund meldet sich nicht mehr. In all den Jahren habe ich mich im Zweifelsfall so oft als Erster gemeldet, er ist in zwei neue Städte gezogen und ich kam ihn regelmäßig besuchen. Diesen Sommer rief ich ihn an und er meinte, er hätte heute keine Zeit, er ruft mich morgen zurück. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich bin es leid und unendlich müde, immer den ersten Schritt gehen zu müssen. Irgendwann ist es einfach vorbei.

7. Ich werde jetzt wieder in die Uni gehen, mein nächstes Seminar alleine absitzen (ich möchte nicht der einzige sein, der jeweils das Wort ergreift. Sollen doch bitte auch die anderen sich mal beteiligen! Ich fühle mich extrem isoliert, weil ich entweder "ruhig und alleine" oder "engagiert und alleine" meine Veranstaltungen besuche). Danach werde ich zur Arbeit fahren und bis in die Nacht arbeiten. Am nächsten Morgen muss ich mein tägliches Uni-Pensum absolvieren, den Abend werde ich auf einer Veranstaltung arbeiten. Mittwoch und Donnerstag sind 08.00 Uhr bis 20.00 Uhr Uni-Tage. Freitag entfällt, da Feiertag - jedoch muss ich an diesem Tag mein Referat für nächste Woche vorbereiten (und der Prof ist hart - und trotzdem war ich in seinem letzten Kurs einer der, wenn nicht der Beste. Warum, weiß ich nicht. Ich bin auch kein Übermensch.)

8. Mir reichts einfach, ich weiß nicht mehr weiter. Nur, wem sollte ich davon erzählen? Ich bin ein Mann, Schwäche macht extrem unattraktiv - früher habe ich so noch nicht gedacht, inzwischen kann ich mir keine Schwäche mehr erlauben (warum? Weil es keine Familie oder Freunde gäbe, die mich auffangen würden. Die einzige Chance aus meiner verschissenen Situation zu entkommen: FLUCHT NACH VORNE. Weitermachen, bis ich wirklich nicht mehr kann - was dann kommt, keine Ahnung.).

Und: Ich habe kein Vertrauen mehr, anderen Menschen gegenüber mein wahres ICH und meine vielen großen Sorgen zu offenbaren. Wer würde mich annehmen?

Kurzform: Allein/Einsam, keinen Menschen, der mir wirklich nahe steht, keine Zeit für mich, keine Freizeit, keine Möglichkeiten meinen Alltag zu ändern, kaum erfüllende Kontakte, keine Perspektive (UNI, Studium). Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Und wenn ich etwas ändern will, muss ich es selbst erkennen, überlegen, ausarbeiten und umsetzten. Allen anderen ist es scheißegal wie es mir geht.

Was ich will: Erfüllende Aufgabe (Schule oder Studium, egal), schöne Wohnung als Rückzugsort, stressfreier Alltag, ein-zwei Freunde, auf deren Wort man sich verlassen kann. KEINEN KONTAKT MIT STRESSFAKTOREN!
 
ich kenne das auch, diese vielen ansprüche an mich, und wie ich denke dass ich zu sein habe etc.was ich erreicht haben sollte usw. nun, bin ich noch ein bisschen älter als du, oder sie (ich sag jetzt einfach du), und ich habe die tage eine ehemalige mitbewohnerin in netz gegoogelt, und die hat im gegensatz zu mir, zumindest beruflich etwas erreicht. aber hand aufs herz, und in momenten in denen ich mir selbst nahe bin, und mich dem leben nahe fühle, spüre ich...das ist einfach nicht das komplette leben... leben hat nicht nur einen wert den uns unsere eltern und die gesellschaft, und der freundeskreis, die studienkollegen etc. vorgeben, die ja auch oft nur irgendwelche erwartungen erfüllen...das es menschen gibt, die schreiben, so wie du, so gehts mir tatsächlich, empfinde ich als äußerst wertvoll...dir und mir wünsche ich wieder mehr solche momente der blödsinnigen freude einfach darüber das man lebt, und das man da ist, was letztlich nicht gemessen und bewertet werden kann, aber geschätzt, von einem fühlenden menschen, der einfach so sein will wie er ist, und das ist einfach okay so. herzliche grüße
 
So, ich werde hier wieder schreiben. Warum? Weil ich niemanden habe, mit dem ich über meine Probleme reden könnte. Deshalb muss ich irgendwo ein Ventil finden.

Ich bin jetzt wieder nach Hause. Ich war um 8 Uhr in der Uni und bin nach drei Stunden nach Hause. Vorhin wollte ich mich aufraffen, bin wieder hingefahren und vor dem Seminarraum... bin ich wieder umgedreht. Warum? Weil ich vorbereitet bin, aber zu spät bin. Weil ich nicht alleine zu spät kommen, mich neben irgendjemanden Unbekanntes setzen und die Stunde abreißen möchte (am besten trotzdem noch als der, der sich am meisten beteiligt?). Außerdem gehts mir scheiße und man sieht es mir an. Nein danke, heute kann ich mich nicht mehr verstellen - und ich bin (leider) unfassbar aggressiv. Nicht nur heute, schon seit Wochen. Deshalb trinke ich keinen Alkohol und vermeide Autofahren. Ich explodiere, und zwar fast ohne Möglichkeit mich noch zurückhalten zu können. Normalerweise bin ich ein ruhiger, beherrschter Mensch und das Gegenteil von impulsiv und aggressiv. Inzwischen habe ich solche inneren Ausraster, dass ich mich vor mir selbst fürchte. Ich kann mich kaum mehr kontrollieren. 100 km/h in der 50er Zone (okay, ist nicht unbedingt mitten in der Stadt) sind nur so ein Beispiel. Mir ist alles scheißegal. Auch wenn es nicht nur um mich geht, denn ich gefährde andere... Aber mir selbst... mir ist es einfach (fast) nur noch egal. Und, ganz ehrlich: Wer bekommt mit, wie es mir geht? Wer interessiert sich dafür, wie es mir geht? Wie ich lebe? Wie mein Alltag aussieht? NIEMAND. Da ist niemand, mit dem ich ein wirklich privates Wort wechseln könnte - und ich bin nicht mehr in der Lage, mit mir allein auszukommen.

Die Gründe? Heute Nacht habe ich darüber nachgedacht... Ich fühle mich isoliert an meiner Hochschule. Ich bin an der dritten Uni immatrikuliert und müsste noch 2,5 Jahre studieren (dieses Semester + ev. Auslandssemester nicht mit eingerechnet). Realistischerweise wäre ich wohl in 3 Jahren (2016/2017) mit dem Studium fertig. Wie gesagt, ich bin nicht schlecht in meinen Fächern und eigentlich auch daran interessiert. Aber ich habe große Zweifel, dass ich noch einmal drei Jahre emotionaler Dürre überstehen werde. Bevor jetzt jemand sagt: dann schließ' dich doch Fachschaft, Gruppen etc. an oder gehe zum Hochschulsport... ich habe dieses Semester 45 ECTS Punkte zu absolvieren, muss nebenbei arbeiten und in meiner spärlichen Freizeit (ich müsste eigentlich gerade anderes machen) brauche ich Ruhe, um nicht vollständig den Verstand zu verlieren (d.h. in Ruhe kochen, baden, Klamotten waschen, etc.. Alles wofür sonst kaum Zeit bleibt.). Ich würde gerne, aber ich kann (jedenfalls nach meinem aktuellen Lebensplan) nicht die Zeit dafür aufbringen.

Was mich mit belastet:
1. Ich wohne wieder in meiner Heimatstadt. Ich bin hier gefühlt nur auf Durchgangsstation, lebe mich also kaum ein. Ich wollte ja immer weg, meine alten Freunde machen ihr Ding und Kontakt zu meiner Familie ist nur sporadisch und nicht wirklich intensiv (war es das jemals?). Ich habe zuvor in zwei Städten studiert - aber da ich keinen Fuß auf den Boden bekam zog ich zurück (diese Entscheidung werde ich nie bereuen. Ich saß am Ende alleine, ohne einen anderen Menschen, mitten im Winter in einer vollkommen fremden Stadt). Vielleicht hätte ich mit mehr Unterstützung von Außen durchgehalten, aber in meiner Situation war es eine legitime und die für mich beste Entscheidung. Ich möchte nicht, dass man mich wegen dieses Umstandes falsch einordnet - ich habe mein Bestes gegeben (oh ja!) und es hat nicht gereicht. Ich habe all meinen Stolz hinuntergeschluckt und bin "nach Hause" zurückgegangen (die größte Niederlage in meinem bisherigen Leben). Diese Unternehmungen haben mir Zeit und viel Kraft genommen - ich hatte mir den Start in mein wirkliches Leben definitv anders vorgestellt Aber es ist so gekommen und dieser Teil meiner Vergangenheit ist vorbei. Ich habe den Absprung geschafft und neu angefangen. Hier.

2. Ich wohne wieder mit meiner Schwester in einer Wohngemeinschaft. Und ein Grund, nicht auszuziehen: Ihr geht es verdammt schlecht. Sie ist älter als ich, hatte in der Schule schon keine Freunde, nie wirkliche Hobbies, studiert per Fernstudium (auch sehr anonym). Sie ist - für ihr Alter - unangemessen in klassische Familienaktivitäten eingebunden. Kurz, für sie klingelt jeweils das Telefon, weil meine Familie mit ihr sprechen möchte - ich habe damit jedoch nichts zu tun, ich bin dabei auch nicht involviert. Sie ist zudem adipös (= krankhaft fettleibig) und ein Messi. Ich muss die Wohnung regelmäßig komplett putzen, durch meinen Job in der Gastronomie weiß ich allerdings auch, wie professionelles Saubermachen abläuft 🙂. Ich weiß, dass es ihr besonders im Winter nicht gut geht. Warum auch - sie kommt nach Hause, isst (konstant und viel bzw. ungesund), sieht fern und liegt den meisten Teil ihrer Freizeit auf dem Sofa. Freizeitaktivitäten kennt sie nicht (das meine ich auch so!) - schon früher kam sie von Schule oder Ausbildung einfach nach Hause und verließ danach kaum das Haus. Wenn sie heute unterwegs sein sollte, dann entweder zu meinen Eltern (sie führt im Grunde immer noch ihr Kinderleben) oder zum Einkaufen (und das ständige Junk Food bekommt ihr nicht gut). Ich muss sagen, dass ich vom Charakter ein anderer Mensch bin als sie (hätte gerne öfter Freunde in der Wohnung, koche leicht und gesund, mein Zimmer ist aufgeräumt und übersichtlich, putzen ist mir nicht fremd, früher war ich oft und lange unterwegs, körperliche Belastung war Alltag für mich, auch heute gehe ich gerne Schwimmen etc.). Ich komme mit vielen ihrer Lebenseinstellungen nicht zurecht. Und trotzdem tut es mir im Herzen weh, wenn ich das stumme Leid meiner Schwester sehe (ich könnte hier einfach nur heulen). Das letzte Gespräch mit meiner Mutter hatte ich über sie. Im Grund müssten sie Verantwortung übernehmen für ihre Tochter; denn sie ist so häufig bei ihnen und in die Aktivitäten meiner Familie eingebunden. Sie stehen ihr näher als ich - und trotzdem fühlen sie sich nicht verantwortlich.

Regelmäßig, wenn ich einige Zeit weg aus meiner Heimatstadt bin und "nach Hause" komme... möchte ich inzwischen eine eigene Wohnung, in die ich auch Menschen einladen kann und in der ich mich ganz Zuhause fühle (ich werde auch älter). Aber ich kann meine Schwester doch nicht einfach im Stich lassen :-(.

3. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich von meiner Familie und meiner Herkunft lösen muss, bevor es mir wirklich gut gehen wird. Ich wollte - auch deshalb - immer weg aus meiner Heimat. Ich bin auch aufgrund meiner familiären Situation mit 17 von zuhause ausgezogen. Ich habe es nur als den ersten Schritt betrachtet. Ausziehen - Großstadt - Ausland. Vielleicht irgendwann zurückkommen.

Und die Jahre danach, mit Schule und Arbeiten, mit meinen engen Freunden und meiner langjährigen ersten Freundin, waren die schönsten Jahre meines bisherigen Lebens. Es waren hart erarbeitete, erfüllte, volle Jahre. Jahre ohne direkten Einfluss meiner Familie und mit genügend Erfüllung, um Dinge angehen zu können. Daran wollte ich mit meinem Studium anknüpfen. Es hat bis jetzt nicht geklappt.

Ich möchte meine Familie nicht in falschem Licht darstellen, ich mag sie im Grunde (gerade meine jüngeren Geschwister). Ihr Lebensstil ist aber für mich kein Vorbild (ich muss das Vorbild sein, das Vorbild, das anders lebt!) und ich möchte mich diesem Lebensstil nicht beugen. Ich muss meinen eigenen Weg gehen und dabei können sie mir wenig bis keine Hilfe geben. Ein erfülltes Leben liegt für mich abseits meiner Herkunftsfamilie - jedenfalls fühlt es sich schon lange so an.

4. Meine Ex-Beziehung. Bis heute habe ich nach dieser Beziehung keine neue geführt. Ich habe einige interessante Frauen kennengelernt und mehr oder weniger intensive Phasen erlebt. Für eine Beziehung hat es irgendwie jeweils nicht gereicht. Aber trotzdem, ich bin aufrichtig dankbar für die vielen netten Menschen, die ich immer wieder kennengelernt habe (und mit denen ich bei zufälligen Treffen ungezwungen umgehen kann).

Meine Exfreundin? Ein äußerst kreativer, sensibler Mensch mit großem Herz (so habe ich sie jedenfalls in Erinnerung 🙂). Ihr Familie wurde meine quasi-Familie. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und habe zum ersten Mal in meinem Leben ehrliches, ungeteiltes Interesse innerhalb eines Familienverbandes kennengelernt. Nach der Trennung wurde ich mit meinen alten Strukturen konfrontiert und dieser allgemeine Verlust (nicht nur sie, was natürlich an sich schon hart war) hat mich lange beschäftigt. Wie auch immer, ich bin offen für Neues - endlich übrigens 🙂. Ich bin diesen Menschen dankbar für die vielen Lehren, die sie mir mit auf den Weg gegeben haben. Ich bin ihnen dankbar und werde mein Möglichstes geben, irgendwann einen Bruchteil dieser Zuneigung an andere weitergeben zu können.

Aber, meine Ex-Beziehung. Ich habe in allen Punkten versagt, die für mich einmal Ziele dargestellt haben. Und ich habe bis heute keine befriedigende Alternativen gefunden. Ich bin weder weit weg und erfolgreich, noch habe ich neue Freunde, noch bin ich in meinem Leben groß vorangekommen. Ich stagniere. Ich habe keine neue Freundin, auch, weil mein Leben nicht erfüllt genug ist, um eine Beziehung als Bereicherung wahrzunehmen (jetzt und hier würde ich wohl viel klammern; ungesund :-().

Sie war im Ausland, hat in einem sinnvollen Job gearbeitet, studiert inzwischen aus Leidenschaft und mit großem Elan, hat inzwischen ihren zweiten Freund nach mir, bekommt ihre Wohnung und ihre monatlichen Ausgaben von ihren Eltern bezahlt, hat Zeit für ihre Hobbies und kommt neben dem Studium weit in Deutschland herum. In ihrer Heimatstadt fühlt sie sich wohl und an ihren alten Freundes- und Bekanntenkreis hat sie wieder Anschluss gefunden. Ich erkundige mich nicht nach ihr und ich treffe sie nicht mehr, aber passiv erfahre ich ab und an (ungewollt) immer wieder von ihr. Ich gönne ihr alles, Menschen wie sie braucht die Welt. Es ist aber einfach nicht mehr meine Aufgabe mich mit ihrem Leben zu beschäftigen.

Ich fühle mich als Versager, wenn ich im Vergleich an meinen Werdegang denke. Und, ich verstehe nicht, warum ich niemanden finde, der sich wirklich mit mir beschäftigt. Ich habe ein enormes Bedürftnis nach tiefgehenden Gesprächen, aber ich glaube kaum, dass es jemanden gibt, der sich nur dafür und für einen Spaziergang mit mir treffen würde. Ich meine mit tiefgehenden Gesprächen übrigens auch aktives Zuhören, ich kann mich auch gut auf andere einlassen, wenn ich sie einmal als interessant und sympathisch begreife.

"Ich vermisse die Zeit die wir hatten, jemanden mit dem man so offen reden kann wie mit dir findet man nicht so schnell wieder." (SMS von einer Bekannten im September)

5. Um zum Ende zu kommen: Ich habe niemanden, mit dem ich über diese Dinge sprechen könnte. Ich gehe mehr oder weniger anonym in meine Hochschule und arbeite an meinen Aufgaben. Ich kenne vom Sehen einige Menschen, aber ich finde keinen Kontakt auf persönlicher Basis. In meinem privaten Leben gibt es aber sowieso kaum mehr etwas das mir Kraft geben könnte - ich verschwinde immer mehr aus dem Alltag (es ist nur noch Pflicht, keine Freude). Die Bekannten die ich noch habe melden sich zwar manchmal, meistens bin ich jedoch derjenige, der in lichten Momenten einen Schritt geht (Einladen, Ansprechen, Scherzen und Flirten). Die Kraft dazu nimmt aber ab - eigentlich müsste mal von anderer Seite eine Initiative erfolgen. Das die nicht kommt kann ich verstehen - soviel habe ich auch nicht zu bieten. Die einzige wirkliche Erholung des Tages ist Schlafen. Nach dem Aufwachen habe ich fünf Minuten, in denen ich mich nicht an mein derzeitiges Leben erinnere.

Mein Leben habe ich mir nicht so vorgestellt. Ich bin doch schon lange aus der Schule, das richtige Leben fängt gerade jetzt an. Warum läuft es an mir vorbei? Warum bin ich gefühlt wieder in diesem System, das ich früher so verabscheut habe? Dazu kommt, dass ich kein (typischer) Lehrer/Beamter werden möchte. Ich habe das Leben kennengelernt, in dem ehrliche Leistung den Unterschied ausmacht. Und diese Erfahrungen möchte ich nicht mehr missen. Natürlich könnte ich als Einzelkämpfer gegen mein Berufsumfeld arbeiten. Aber, die Kraft werde ich so nicht aufbringen können. Leider, man muss es zugestehen, die meisten Lehramtsstudierenden studieren aufgrund eines Sicherheitsbedürfnisses, nicht aus größerer Motivation und Leidenschaft. Die wirklich passionierten und fachlich versierten Studenten sind durchaus vorhanden - aber es ist ein kleinerer Teil der Horde. Wie habe ich einmal so schön gelesen: Kreative Einzelgänger sind in Handwerksberufen gut aufgehoben. Ich würde keine Ausbildung in der Gastronomie aufnehmen, aber vielleicht einen kreativen Handwerksberuf. Ich sollte mich jetzt entscheiden, denn ich bin inzwischen 24 Jahre alt und ständig neue Projekte in Angriff zu nehmen... dafür ist es irgendwann zu spät. Falls jemand speziell zum Thema Abbrechen einen Kommentar finden würde... ich würde mich freuen.

Ich habe große Zweifel, ob ich aus eigener Kraft aus diesem Tief kommen kann. Mir schwinden die Kräfte und es gibt bzw. gab für mich in den letzten Jahren selten ein Umfeld, dass mich in schwierigen Momenten auffangen konnte. Mein seit vielen Jahren bester Freund meldet sich nicht mehr bei mir. Und diesmal werde ich mich auch nicht melden. Diese seine "ich melde mich"-Versprechen (i.d.F. im Sommer beim letzten Kontakt) habe ich schon viel zu oft gehört. Normalerweise hätte ich dann irgendwann den Kontakt gesucht und angerufen. Nicht nur bei ihm, auch meine letzte Beziehung ging mit diesen Szenen zu Ende. Im Gegensatz zu damals werde ich mir das zusätzliche Leid (dann schlucke ich meinen Stolz hinunter und werde mich WIEDER als Erster melden, vll. übertreibe ich ja und nehme die Dinge zu ernst) nicht mehr zumuten (irgendwann ist es Zeit Grenzen zu ziehen bzw. loszulassen). Die Zukunft wird zeigen, was sich in dieser Sache entwickelt. Es geht mir übrigens nicht nur um mich, ich würde auch gerne von seinem Leben erfahren und welche Dinge ihn beschäftigen. Ich möchte diese Sache auch nicht als Machtkampf verstanden wissen. Ich bin es einfach dermaßen MÜDE, für erfüllende Kontakte ausschließlich selbst verantwortlich zu sein bzw. gemacht zu werden. Ich bin bereit zu akzeptieren, falls es zu Ende sein sollte. Und ich habe durch frühere Erfahrungen gelernt, davor nicht zuviel Kraft in Dinge zu investieren, die man zu einem gewissen Teil nicht einmal selbst beeinflussen kann.

... wie erwähnt, um den Problemen zu entfliehen habe ich mir ernsthaft überlegt mein Studium abzubrechen. Schon durch meine Studienstruktur habe ich kaum Kontakt zu Kommilitonen (Massenfach und Überfüllung). Durch meinen Hochschulwechsel habe ich die Einführungen und das allgemeine Kennenlernen vor Ort verpasst. Aufgrund meines Lebensstiles bin ich/fühle ich mich teilweise älter als meine Altersgenossen (keine Wertung, eher ein Problem für mich). Ich finde mit meiner Begeisterung kaum Gleichgesinnte. Es kann auch sein, dass ich mit meinem Vorwissen oft abschreckend in Diskussionen wirke. Allerdings, ich entwürdige niemanden und freue mich über jeden Gedankenaustausch!

Ich weiß, dass meine Probleme mit "wirklichen" Problemen nicht vergleichbar sind. Letzte Woche habe ich im Café eine Frau mit völlig entstelltem Gesicht (riesiger Tumor über das ganze Gesicht, nur noch die Augen waren "normal") gesehen. Dass sie trotzdem in die Öffentlichkeit und ins Café gegangen ist nötigt mir unendlichen Respekt ab. In ihrer Situation hätte ich mich kaum aus dem Haus getraut. Das sind somit wirkliche Probleme.

Ich habe hauptsächlich für mich geschrieben, deswegen wurde es gegen Ende so lang. Trotzdem Danke fürs Lesen.
 
Hallo Nachteule,
Ich habe deine beiden Einträge gelesen.
Bei deinem Letzten sind mir die Tränen gelaufen, so dass ich mich echt zusammen reissen musste, um weiterlesen zu können.
Ich möchte etwas aufgreifen, Menschen wie dich braucht die Welt, du bist so unendlich tapfer, so unendlich, und egal wie du dich für deine weitere Zukunft entscheidest was du machen wirst, ich bin Stolz auf dich.
Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu vertraulich für dich.
Wirklich.
Du hast soviel erreicht unter widrigsten Bedingungen. Das ist so Anerkennenswert.
Und dann immer noch dein strenger Richter, der blind ist im Inneren für all deine Bemühungen und Erfolge die du erreicht hast.

Okay, das klingt ein wenig verrückt, der Therapeut von der Beratungstelle, meinte letztens so vor vier Wochen, es wird Zeit das ich mir einen inneren Begleiter erschaffe, der mir Mut macht und mich bestärkt im dem was ich alles leiste. Und vor allen Dingen, der es auch sieht was ich leiste und ich feinfühlig dafür werde.
Das klang mir einwenig schizophren, und ich habe mich die letzten Wochen nicht damit beschäftigt.
Ausserdem habe ich ja einen innerern Richter, der immer alles beurteilt, aber da komm ich nie gut bei weg.
Eigentlich kann ich es mir nie Recht machen, ich finde immer noch was zu kritisieren.
Aber letztens, dachte ich, vielleicht ginge es, das mein innerer Richter und der innere Begleiter Eins werden könnten, eine Fusion bilden könnten, so wie bei Dragon Ball.
Dann gäbe es wieder Aufwind in mir. vielleicht würde ich mein Tun und Handeln dann nicht mehr so streng betrachten.
Vielleicht könnte ich dann auch die guten Seiten sehen, in denen ich mich mit meinen Kindern beschäftigt habe und mich dafür gedanklich loben.
Lob macht Mut.

Also ich bin nicht verrückt, jedenfalls nicht mehr als Andere.
Ich führe einfach nur Gedanken, ich habe auch niemanden, mit dem man mal tiefergehend sprechen kann, privat.
Den Einzigen dem ich mich anvertrauen kann, ist der Beratungsstellentherapeut alle 14 Tage, und dann ging ich noch dieses Jahr zu einer Familienberatung in Erziehungsfragen, zu einer Frau einmal im Monat. Aber bei ihr ist jetzt erst mal Pause.

Hey, wäre das nicht auch was für dich, zu einer Beratungsstelle gehen! Ist ja eh nicht so oft . Die Menschen können ganz schön Mut machen und einem verstehen. Ich bin über diesen Beistand wirklich sehr dankbar.
Früher habe ich immer alles alleine geschafft, aber momentan stagniert es bei mir vom Gefühl her auch.

Das sind nur Phasen, mit langen Unterbrechungen, im Leben, ich bin fast doppelt so alt wie du, aber immer wenn mal so eine Phase kommt, dann habe ich mich schon wieder einige Jahre alleine durchgebissen.
Wenn du magst, ich schreibe gerne mit dir.

Denke immer daran, du bist ein sehr sehr empathischer und tapferer Mensch. Und du hast meine volle Hochachtung und meinen ganzen Respekt.
Bitte habe dich Selbst lieb und sprich mit dir Mutvoll in Gedanken.

Meine Oma sagte immer, abends beim Zu Bett gehen, ich weiß es ist abgedroschen, sie sagte, Und wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Die Erinnerung daran, und die bildliche Vorstellung haben mir schon viel geholfen in verzweifelten Stunden.

Ich habe auch eine Entspannungswiese in meiner Phantasie geschaffen, wenn ich Entspannungsübungen mache, dann gehe ich zu diesem Ort, dort sammele ich auch viel Kraft während meiner Atemübungen.



Liebe Grüße
Pecky🙂
 
Sehr viel Text, ich habe es zugegebenermaßen nur überflogen. Ich habe nach einem Zitat gesucht, das deiner Situation entspricht, bin aber gescheitert. Doch ich weiß was ich dir sagen möchte: Es ist schwerer etwas zu verlieren und ohne dieses etwas leben zu müssen, als ohne etwas zu leben, das man auch nie hatte. Du hattest "alles" was wichtig war, hast es aber verloren und das nagt an deiner Seele, es ist nur eine Frage der Zeit bis dich die Lebenskraft verlässt.

Ich kann dir keinen Rat geben, ich hatte nie "etwas" und habe daher nicht so schlimme Isolationsprobleme wie du, auch weil ich mir die so genannte Einsamkeit selbst ausgesucht habe, naja zusammen mit meiner Umwelt versteht sich, was sucht man sich schon wirklich aus?

Das einzige was ich dir geben kann, ist der Rat andere Menschen zu akzeptieren, nicht alle sind wie sie nach außen scheinen und ja, nicht jede Frau die du treffen wirst, kann deine Ex-Freundin ersetzen. Du warst im "Paradies" und willst da auch wieder hin -aber ohne Aufwand wirst du das nicht schaffen, letztlich ist es dein Leben, das hast nur du in der Hand.
 
Der Gast Nachteule hat sich seit über einem Jahr hier nicht mehr gemeldet, nur mal als Randinfo.

Liebe grüße
SchwarzeSeele

Stimmt, gut erkannt, ich sollte mir angewöhnen, genauer aufs Datum zu sehen. Die Frage steht nur im Raum, wer der erneute Gast ist, der fragt wo der TE denn nun stecke und wie er auf diesen Thread gestoßen war.

Aber man sollte sich nicht zuviel Gedanken über solche Dinge machen, im Zweifelsfall haben wir den TE überlebt, reife Leistung in einer Welt wie der unseren. In diesem Sinne, frohes Fest.
 

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