Ich bin seit verheiratet, habe einen lieben und aufmerksamen Mann. Unser Sexualleben ist erfüllend.
Das scheint mir wesentlich: er kriegt von Dir was er braucht, ihm fehlt nichts. Damit stellt sich ein etwaiger Seitensprung von Dir schon von vornherein ganz anders dar, weil er ihm nichts weggnimmt und Du Dir nichts holst, was Du von ihm nicht mehr haben willst.
Trotzdem bin ich vor längerer Zeit in einem schwachen Moment fremd gegenagen. Da es so spontan war, gab es auch keine Vorkehrungen gegen ein eventuelles Entdecken.
Es war spontan. Du warst demzufolge wohl primär sexuell motiviert - Du hattest Lust und bist dieser Lust gefolgt und hast nicht etwas "auf Liebe gemacht". Zudem hast Du (wohl ungeplant, aber doch) nicht versucht, es zu verheimlichen oder ihm Lügengeschichten aufzutischen.
Du hast ihm also keinen Grund gegeben, darin zwangsläufig eine Bedrohung Eure Beziehung zu sehen.
Er war überhaupt nicht beleidigt oder enttäuscht. Es war völlig okay für ihn. Er bot mir sogar ernsthaft an hin und wieder "mit anderen Männern schlafen zu dürfen".
Ich muss sagen, ich halte sexuelle Treue auch für überbewertet: Wenn die Beziehung gut läuft, ist sie überflüssig, denn wird gelegentlicher Sex mit anderen Partnern sie nicht auseinanderbringen. Und wenn sie nicht gut läuft, dann werden die Partner ihren sexuellen Frust aneinander abgreagieren oder womöglich gar ihre Sexualität als Druckmittel oder "Belohnung" instrumentalisieren - und die Sache geht umso schneller auseinander.
Zuerst dachte ich, er hätte vielleicht selber ein Verhältnis. Aber so ist es nicht, da bin ich ganz sicher.
Muss ja auch nicht sein, aber vielleicht kann er sich ja auch vorstellen, dass er, sollte sich ihm mal die Gelegenheit zu einem spontanen Sexabenteuer bieten, auch ganz gerne zugreifen würde - ohne schlechtem Gewissen und ohne einen großen Wirbel Deinerseits befürchten oder gleich die Beziehung aufs Spiel setzten zu müssen (denn es versteht sich von selbst, dass Du das dann genauso zu akzeptieren hättest).
Auch wenn er davon nie Gebrauch machen sollte, weil ihm eh nichts fehlt, kann es für ihn ja trotzdem schön sein zu wissen dass er könnte wenn er wollte.
Mein Mann toleriert es nicht nur, er fördert es sogar. Zum Beispiel achtet er sorgfältig auf eine ausreichende Anzahl Kondome.
Auf das würd ich - im ureigensten Interesse - allerdings auch achten!
Er hat mich sogar schon einmal bei einem der Beiden abgeholt, weil der öffentliche Nahverkehr nicht fuhr. Er stand dem Mann, mit dem ich vor wenigen Minuten Sex hatte, gegenüber und hat sich ganz unbefangen mit ihm unterhalten.
Wenn er sich nicht von ihnen bedroht fühlt und sie eher als sowas wie Deine "Sportpartner" betrachtet, gibt es keinen Grund das nicht zu tun. Es signalisiert dem anderen im Gegenteil Souveränität und dass er ihn nicht als "Nebenbuhler" betrachtet bzw. ernstnimmt.
Es kann auch gut sein, dass ihn die Vorstellung sogar irgendwie erregt. Habt ihr schon mal über einen Dreier gesprochen?
er ist im Alltag sogar ein wenig dominant. Nein, das ist der falsche Ausdruck. Er ist ein wenig Macho - das trifft es besser.
Dann wird er Deine Eskapaden wohl nicht als Konkurrenz für sich selbst betrachten. Eifersucht hat ja fast immer auch mit niedrigem Selbstwert zu tun. Und wenn die Machtbalace in Eurer Beziehung stimmt und er von Dir auch im Alltag als Mann respektiert wird, dann wird er auch nicht das Gefühl haben sich selber was zu vergeben.
digitus