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Heimatlos

  • Starter*in Starter*in Mangnolia
  • Datum Start Datum Start
Also wohnst du auch Nahe dem Meer?🙂

Hier gibt es sogar etwas außerhalb eine kleine Sternenwarte. Brauche also gar nicht
bis nach Hamburg fahren!
Fast am Meer wäre übertrieben, aber der Norden ist schon ganz richtig 🙂 Fahr doch mal in Deine Warte und lass Dir ein wenig zeigen. Ein Blick in den Weltraum kann wirklich hilfreich sein, weil man allem etwas weniger bedeutung beimißt, da das für uns Bedeutenste im Grunde völlig belanglos ist, wenn man den richtigen Abstand zu uns selbst hat.

Auf der anderen Seite kann ich Dich natürlich auch völlig verstehen. Ich habe keine Heimat und mein Leben lang immer die Gewissheit gehabt, irgendwann werde ich eine Frau haben , irgendwann werde ich Kinder haben. Und das ist dann meine Basis, mein Hobby, meine Leidenschaft und meine Heimat.
Ganz schön naiv, was? 🙂

Wie sieht denn Deine Heimatphantasie aus?
 

Hallo Rufender,

schau mal hier: Heimatlos. Hier findest du vielleicht was du suchst.

grundsätzlich bin ich auf dieser erde als mensch zu hause. auf der ganzen erdkugel.

heimatlos fühl ich mich bei gewissen menschen. das sind menschen, die andere menschen gerne ausgrenzen und fertig machen. aus welchem grund auch immer. entweder weil sie sich tatsächlich angegriffen fühlen oder weil sie glauben, das gegenüber ist was niedereres und man sich das beweisen muss. in solchen gruppierungen und gemeinschaften fühl ich mich alleine, unverstanden, heimatlos! und der witz ist, da fühl ich mich gerne heimatlos.

denn meine heimat.. ist der mensch, ist das leben, ist die ganze erde. auch wenn die bürokratie und gewisse menschen das total anders sehen.

rein bürokratisch bin ich ein outlaw und ein outsider. das ist gut so. für mich.

ich respektiere naturgegebene grenzen, nicht eigengemachte künstliche dumme grenzen. und menschen, die das auch so sehen, mit denen fühl ich mich zu hause, daheim. und das ist egal wo, und es ist auch egal, ob man dieselbe sprache spricht oder nicht oder wie man ausschaut. alles egal. hauptsache menschlich. dann klappts.

aber leider piesacken manche gerne und lassen sätze raus, wo ich mich frage, woher nehmen diese menschen ihr selbstbewusstsein? woraus speist sich ihr überlegenheitsgefühl?

wenn menschen menschlich sind, so ist das für mich vertraut. und so lebe ich an solchen orten auf. und das ist egal, wo ich solche menschen auf meinem lebensweg treffe.
 
Liebs Mangi,

das frage ich mich manchmal auch.

Solange du dich selbst nicht annehmen kannst als einen tollen und liebenswerten Mensch, nicht bei dir selbst ankommst wirst du nirgendwo eine Heimat finden.
Deine Heimat ist in dir drin.
Du bist toll, Mangi, komm´bei dir an, sei bei dir zu Hause

LG
Omana
 
Hallo magnolia, die Frage nach Heimat hat mich oft beschäftigt, ein Heimatgefühl habe ich - wenn überhaupt - nur in Momenten empfunden, nie dauerhaft. Deine Geschichte kenne ich nicht, ich weiß nicht, woher dein Heimatverlust rührt.

Früher habe ich auf die Frage, woher ich komme, oft gesagt: "Von nirgendwo, ich bin einfach mal vom Himmel gefallen und war dann halt da". Vielleicht kannst du mit dem einen oder anderen Gedanken etwas anfangen:

Mein Mann und ich leben seit rund 7 Jahren in Brandenburg nahe Berlin. Ein Heimatgefühl habe ich hier bis heute nicht entwickeln können, trotz netter Kontakte, trotz Haus und Garten (war meine Sehnsucht - ein "fester Platz").


  • Mentalität, Sprache, selbst Sprechgeschwindigkeit und Betonung und sogar Körpersprache hier sind immer noch "fremdartig" für mich.
  • Landschaft, Natur sind hier ganz anders als im süddeutschen Raum - sehr schön zwar, aber auch nach Jahren noch nicht vertraut.
  • Orientierungssinn: ist bei mir schlecht ausgeprägt, d.h. anders als in München, wo ich "gefühlsmäßig" wußte, daß am Stachus hinter mir die Fußgängerzone losgeht, wenn ich den Brunnen sehe, und rechterhand eine große Osram-Reklame oben und darunter eine Passage mit Kinos versteckt ist - kurz: sich beheimatet fühlen hat für mich auch etwas damit zu tun, sich auszukennen, zu wissen, wo welche Läden sind, welche Preise "normal" sind (hier rechne ich immer noch rum, weil alles billiger ist als in München - zwar nett, aber schwierig zu kalkulieren, fühlt sich immer fremd an)
  • im Urlaub fühle ich mich nie heimatlos: ob in Barcelona oder an der Ostsee, die Erwartung nach "Heimat" scheint dann nicht da zu sein. Da reicht es mir, ein Gebäude wiederzuerkennen, um ein Gefühl von Vertrautheit herzustellen
  • im April waren wir in der Region, in der ich aufgewachsen bin (Baden-Württemberg, Ostalb): es fühlte sich alles vertraut, heimelig und wunderschön an, obwohl ich mit der Gegend dort absolut schlimme Erinnerungen verband. Beim Anblick der sanften, hügeligen Landschaft, der Vegetation dort (Mischwälder), beim Hören des Dialekts sind mir manchmal die Tränen gekommen, weil's so vertraut war. Diese Intensität hat mich selbst überrascht, ich lebe schon seit über 30 Jahren nicht mehr dort.
  • ich erinnere mich an eine Klassenkameradin aus meiner Kinderzeit. Sie war Schaustellertochter, sie war nur über den Winter in unserer Klasse. Sie sprach oft von "Heimweh". Sie hatte ein Spieleckhaus, das sie überall, wo sie ankam, aufgebaut hat: sah immer gleich aus, es waren immer dieselben Spielfiguren drin. Ich weiß nicht, ob ihr das geholfen hat - ich könnte mir vorstellen, daß Bezugspunkte - Gegenstände, Bücher, Bilder - ein bißchen "Heimatgefühl" vermitteln können.

Verbundenheit mit einem oderer mehreren Menschen vermittelt mir ein Gefühl von Geborgenheit - nicht aber Heimatgefühl.

Es war verschiedentlich auch die Rede von: sich selbst annehmen, bei sich ankommen. Ist mir im Lauf der Jahre auch oft gesagt worden. Es stimmt einerseits: es ist ein wunderschönes Gefühl, "bei sich" anzukommen und mit sich selbst einig zu werden, daraus kann eine besondere Ruhe entstehen. Aber ehrlich gesagt: "Heimat" hat sich für mich daraus nicht entwickelt.

Anders als früher leide ich nicht mehr so sehr unter meiner Heimatlosigkeit, mir sind auch Menschen begegnet, die darunter trotz unstetem Leben über alle Welt nie darunter gelitten haben. Aber eine Art Sehnsucht, die empfinde ich nach wie vor. Es ist so erholsam, wenn um einen herum alles vertraut ist und man intuitiv weiß, wie sich um einen herum alles anhört, welche Geräusche da sein werden, welcher Dialekt gesprochen wird, wie bestimmte Bemerkungen gemeint sind, wie das Wetter bei bestimmten Lichtverhältnissen "weitergehen" wird und die Gerüche um einen herum vertraut sind (ist dir schonmal aufgefallen, daß jede Wohnung anders duftet? Jeder Ort, jede Landschaft hat ganz eigene Gerüche).

Vielleicht ist es gut, wenn man die empfundene Heimatlosigkeit annimmt, indem man nicht so sehr das Fehlen von, sondern mehr die Sehnsucht nach Heimat ins Bewußtsein holt. Nur so'n Gefühl, ich finde Sehnsucht weniger schmerzhaft als das Gefühl, etwas nicht zu haben.
 
Heimat. Ich weiß nicht was ich damit anfangen soll. Es ist auf jedenfall nicht das Land das ich (noch) diene und auf uns pfeift, auch nicht das Land wo ich stationiert war, bin und werde.
Ich habe vermutlich zuviel auf dem koffer gelebt um eine enge Bindung mit einem Ort/Land einzugehen.
Ich glaube Zuhause ist man wenn man die Menschen die man liebt und die dich lieben um sich hat.
Ich war Jahrelang nicht mehr dort wo ich geboren bin und in Gegensatz zu Burbacher besuche ich auch keine Gräber.
kein Bock auf Marathonlauf.
 
Hallo Magnolia,


das ist ein tolles Thema, bewegend ohnehin. Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass innere Heimat und äußere Heimat sehr viel mehr miteinander zu tun haben, als ich das selbst für möglich gehalten hatte.


Ich bin in einer relativ kleinen Gemeinde aufgewachsen. Auch, wenn der Ort Ende der 60iger Jahre in eine „Großgemeinde“ umgewandelt wurde, bestand die Kerngemeinde aus rund 4.500 Menschen. Jeder kannte jeden. Die Familie meines Vaters war dort seit Generationen verwurzelt. Dort wurde ich getauft, konfirmiert. Heute ist mein Vater dort beerdigt, und auch mein Bruder, der mit gerade 49 starb, hat dort seine letzte Ruhe gefunden.


Der Friedhof ist ein ganz besonderer Ort für mich. Ich kann nicht nur die Gräber von Vater und Bruder dort besuchen, sondern „begegne“ dort auch den Menschen aus meiner Vergangenheit.
Da ist mein Patenonkel Walter mit seiner Frau bestattet, ganz in der Nähe vom ehemaligen Grab meiner Großeltern, deren Grab ich bis weit in die 60iger Jahre mit meinem Vater oft besuchte.


Gehe ich dann über den Friedhof, was absolut nicht Schweres für mich hat, dann „treffe“ ich sie wieder. Martin, ein Jugendfreund, der sich im Alter von nur gerade 25 selbst aus dem Leben verabschiedete, genau wie Gudrun, an deren Beerdigung nach ihrem Selbstmord fast unser komplettes Gymnasium teilnahm.


Kaum ein Name auf den Gräbern, der mir nicht etwas sagt, mit dem sich nicht Erinnerungen verbinden. Da ist die alte Kirche aus dem 17. Jhr, die ich als Konfirmand Sonntag für Sonntag besuchte, in der ich konfirmiert wurde. Dann taucht auch die Erinnerung an meinen alten Pfarrer wieder auf, der uns damals als letzte Konfrimanden-Gruppe zur Konfirmation führte. Sein und das Grab seines Sohnes, der mir ein väterlicher Freund war, befinden sich auch dort.


Aber nicht nur die „schweren“ Orte kann ich dort aufsuchen. Verlasse ich den Vorplatz der alten Kirche, die erhoben über der tieferliegenden Dorfmitte thront, dann stoße ich noch heute auf jenen Imbiss, in dem ich mit meiner Jugendliebe die ersten Pommes Frites verzehrte.


Da sind die alten Hohlwege, über die ich mit einem Jugendfreund ging, wenn wir nachmittags die Probleme mit unseren Vätern diskutierten und über unsere ersten erotischen Versuche sprachen.


Es ist noch nicht so lange her, da traf ich mich mit meiner hochbetagten Mutter und meiner Schwester in meinem Heimatort, um Vaters und das Grab meines Bruders zu besuchen. Wir reisten aus entgegengesetzter Richtung an und ich wartete in einem kleinen Dorf-Café in Ortsmitte. Plötzlich kam eine Frau auf meinen Tisch zu, sah mich an und sagte dann im unnachahmlichen, heimischen Dialekt: „Du bist doch der Sohn vom Fritz?“ Obwohl ich kaum Gelegenheit habe, unseren heimischen Dialekt zu pflegen, gelang es mir, ihr wie erwartet zu antworten. Alles Andere hätte die gute Frau als arrogant empfunden.


Und da war dieses Gefühl, dass ich irgendwie immer noch dazu gehöre. Da ist meine Heimat, dort sind meine Wurzeln. Das ist ein rundum beruhigendes, sehr tröstliches Empfinden. Seit einigen Monaten wächst in mir der Beschluss, an den Ort meiner frühen Jahre zurückzukehren.


Da bin ich zu Hause, wie ich sonst nirgendwo zu Hause war.


Hans


Danke für deinen Beitrag Burbacher.

Ich würde mich auch an einem Ort heimisch fühlen, wo ich wieder erkannt werde. Wo man "meine" Sprache spricht und wo ich gute Gefühle empfinde.
Da kann ich dich so gut verstehen. Es bringt dich zu deinen Wurzeln zurück!
Das ist schön, das du die Möglichkeit hast, zurück zu gehen.🙂

Würde ich in meiner Geburtstadt auf den Friedhof gehen, würde mich dies nur unendlich traurig machen.
Auch würde mich niemand wieder erkennen in dieser Großstadt.
Alle sind gestorben, niemand mehr da.
 
Liebs Mangi,

das frage ich mich manchmal auch.

Solange du dich selbst nicht annehmen kannst als einen tollen und liebenswerten Mensch, nicht bei dir selbst ankommst wirst du nirgendwo eine Heimat finden.
Deine Heimat ist in dir drin.
Du bist toll, Mangi, komm´bei dir an, sei bei dir zu Hause

LG
Omana

Danke dir du Liebe! Deine Worte tun mir gut!:blume:

Aber, ich denke, auch wenn ich mich noch so sehr annehme wird mir doch immer im Herzen "meine" Heimat fehlen.

Hmm, vielleicht kann ich es mit einem Beispiel besser erkären.
Ich habe eine ganz charmante Arbeitskollegin. Sie kommt aus Österreich. Da ist ihre Familie, da sind ihre Wurzeln, ihre Sprache, ihre Berge---alles Vertraute und für sie Gute!

Diesen Ort wird es einfach nie mehr für mich geben. Ja sicher, ich kann ihn mir schaffen. Mir hier diese Insel vertrauter machen, mir liebe Menschen einladen (besonders😉 den Einen :herz🙂,
Kontakte knüpfen zu den "Einheimischen" und Zugezogenen.

Und Weiterlernen mich anzunehmen so wie ich bin!



Aber diesen Ort, ....Heimat.....wird es für mich so nicht mehr geben. Das ist mir jetzt auch dank eurer Beiträge und eurer Ausseinandersetzung mit diesem Thema bewusst geworden.

Und ich durfte lesen, das es doch Vielen so geht.
Danke für eure Offenheit! :blume:
 
Mangi, ich verstehe dich doch so gut!

Meine Eltern sind tot, meine Geschwister in der Welt verstreut....
meine Heimat ist aber trotzdem da wo mein Herz ist und das kann sich immer wieder ändern, oft ist es einfach nur ein Platz wo ich sitzen kann und die Welt annehmen kann wie sie ist, nämlich nicht perfekt, aber das Gefühl der Ruhe kann mir keiner nehmen, was ich manchmal habe, wenn ich einfach nur irgendwo sitze und laufe oder eben bin.

Manchmal bin ich traurig und fühle mich alleine und verlassen.
Oft sage ich mir Worte, die ich dir vorhin selbst geschrieben habe.
Ich muss es mir selbst immer wieder sagen.

Aber was bringt es uns, wenn wir Dingen nachheulen, die es nicht gibt?
Wir dürfen traurig sein, ja.

Da ich recht hart zu mir bin erlaube ich mir das nicht oft.

Aber es gibt den einen oder anderen Menschen, der mir ein Gefühl von Heimat vermitteln kann, weil er mich nimmt wie ich bin.

Mangi, ich freue mich, dass du EINEN hast, der dir gut tut.

Und es gibt auch viele, die gut an dich denken :herz:
 
Hallo magnolia, die Frage nach Heimat hat mich oft beschäftigt, ein Heimatgefühl habe ich - wenn überhaupt - nur in Momenten empfunden, nie dauerhaft. Deine Geschichte kenne ich nicht, ich weiß nicht, woher dein Heimatverlust rührt.
Vielleicht besonders daran, das ich mit ca. 10 Jahren meine Heimat verloren habe und ab da niemals mehr "gewollt" war. Das wurde erst wieder mit 18 Jahren besser, wo ich meine erste eigenen Wohnung hatte. Aber Heimat..... .

Früher habe ich auf die Frage, woher ich komme, oft gesagt: "Von nirgendwo, ich bin einfach mal vom Himmel gefallen und war dann halt da". Vielleicht kannst du mit dem einen oder anderen Gedanken etwas anfangen:

Mein Mann und ich leben seit rund 7 Jahren in Brandenburg nahe Berlin. Ein Heimatgefühl habe ich hier bis heute nicht entwickeln können, trotz netter Kontakte, trotz Haus und Garten (war meine Sehnsucht - ein "fester Platz").
Das verstehe ich nur zu gut. Meine Sehnsucht ist auch ein fester Platz. Fast schon eine irrationale Sehnsucht!


  • Mentalität, Sprache, selbst Sprechgeschwindigkeit und Betonung und sogar Körpersprache hier sind immer noch "fremdartig" für mich.
  • Landschaft, Natur sind hier ganz anders als im süddeutschen Raum - sehr schön zwar, aber auch nach Jahren noch nicht vertraut.
  • Orientierungssinn: ist bei mir schlecht ausgeprägt, d.h. anders als in München, wo ich "gefühlsmäßig" wußte, daß am Stachus hinter mir die Fußgängerzone losgeht, wenn ich den Brunnen sehe, und rechterhand eine große Osram-Reklame oben und darunter eine Passage mit Kinos versteckt ist - kurz: sich beheimatet fühlen hat für mich auch etwas damit zu tun, sich auszukennen, zu wissen, wo welche Läden sind, welche Preise "normal" sind (hier rechne ich immer noch rum, weil alles billiger ist als in München - zwar nett, aber schwierig zu kalkulieren, fühlt sich immer fremd an)
  • im Urlaub fühle ich mich nie heimatlos: ob in Barcelona oder an der Ostsee, die Erwartung nach "Heimat" scheint dann nicht da zu sein. Da reicht es mir, ein Gebäude wiederzuerkennen, um ein Gefühl von Vertrautheit herzustellen
  • im April waren wir in der Region, in der ich aufgewachsen bin (Baden-Württemberg, Ostalb): es fühlte sich alles vertraut, heimelig und wunderschön an, obwohl ich mit der Gegend dort absolut schlimme Erinnerungen verband. Beim Anblick der sanften, hügeligen Landschaft, der Vegetation dort (Mischwälder), beim Hören des Dialekts sind mir manchmal die Tränen gekommen, weil's so vertraut war. Diese Intensität hat mich selbst überrascht, ich lebe schon seit über 30 Jahren nicht mehr dort.
  • ich erinnere mich an eine Klassenkameradin aus meiner Kinderzeit. Sie war Schaustellertochter, sie war nur über den Winter in unserer Klasse. Sie sprach oft von "Heimweh". Sie hatte ein Spieleckhaus, das sie überall, wo sie ankam, aufgebaut hat: sah immer gleich aus, es waren immer dieselben Spielfiguren drin. Ich weiß nicht, ob ihr das geholfen hat - ich könnte mir vorstellen, daß Bezugspunkte - Gegenstände, Bücher, Bilder - ein bißchen "Heimatgefühl" vermitteln können.
Verbundenheit mit einem oderer mehreren Menschen vermittelt mir ein Gefühl von Geborgenheit - nicht aber Heimatgefühl. Ja, so empfinde ich dies auch!

Es war verschiedentlich auch die Rede von: sich selbst annehmen, bei sich ankommen. Ist mir im Lauf der Jahre auch oft gesagt worden. Es stimmt einerseits: es ist ein wunderschönes Gefühl, "bei sich" anzukommen und mit sich selbst einig zu werden, daraus kann eine besondere Ruhe entstehen. Aber ehrlich gesagt: "Heimat" hat sich für mich daraus nicht entwickelt.

Anders als früher leide ich nicht mehr so sehr unter meiner Heimatlosigkeit, mir sind auch Menschen begegnet, die darunter trotz unstetem Leben über alle Welt nie darunter gelitten haben. Aber eine Art Sehnsucht, die empfinde ich nach wie vor. Es ist so erholsam, wenn um einen herum alles vertraut ist und man intuitiv weiß, wie sich um einen herum alles anhört, welche Geräusche da sein werden, welcher Dialekt gesprochen wird, wie bestimmte Bemerkungen gemeint sind, wie das Wetter bei bestimmten Lichtverhältnissen "weitergehen" wird und die Gerüche um einen herum vertraut sind (ist dir schonmal aufgefallen, daß jede Wohnung anders duftet? Jeder Ort, jede Landschaft hat ganz eigene Gerüche).
Oh Gott ja, die Gerüche...! Das ist mir sehr aufgefallen, das jeder Ort, jede Gegend usw. einen anderen Geruch hat. Ich bin ein absoluter Geruchsmensch und Gerüche und Düfte oder auch Undüfte können so viele Gefühle und Erinnerungen vermitteln.


Vielleicht ist es gut, wenn man die empfundene Heimatlosigkeit annimmt, indem man nicht so sehr das Fehlen von, sondern mehr die Sehnsucht nach Heimat ins Bewußtsein holt. Nur so'n Gefühl, ich finde Sehnsucht weniger schmerzhaft als das Gefühl, etwas nicht zu haben.

Hmm, das muss ich noch für mich herausfinden, ob die Sehnsucht nicht so schmerzhaft ist, wie das Gefühl etwas nicht zu haben.

Danke dir fritzie für deinen Beitrag und die vielen Gedanken, die du dir gemacht hast.

Manchmal kam mir sogar der Gedanke, das meine Heimat da ist, wo ich fast ein Jahr lang (mit Unterbrechungen) in der Klinik war. Es war eine schwere Zeit, aber auch eine Wunderschöne. Ich liebe den Duft der Natur dort. Ich kenne dort jeden Stein.
Auch konnte man von dort die Berge sehen.........

Ach, meine Sehnsucht gallopiert grade mit mir davon. Ich werde mich erstmal sammeln!
 

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