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Mein Ex- Freund will sich umbringen

M

Mietzekatze

Gast
Hallo,

ich bin nun seit ca. 9 Monaten von meinem Ex- Freund (40) getrennt. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander.

Ich habe seit Kurzem einen neuen Partner - das ist alles noch recht frisch.

Mein Ex- Freund hat mir schon vor langer Zeit gesagt, dass er mich gern zurückhätte.

Für ihn ist sein Leben nicht mehr lebenswert - er flüchtet sich in die Arbeit (dort ist er jedoch auch unzufrieden und sieht er keine Perspektive / Aufstiegsmöglichkeit mehr - hat das Gefühl stillzustehen). Er hat sich selbst ein Ultimatum gestellt, dass sich bis zum Jahreswechsel was ändern muss. Da er Weihnachten und Silvester alleine war und sich nichts geändert hat, hat er für sich den Entschluss gefasst, seinem Leben ein Ende zu machen. Er hat "alles erledigt" und hinterlässt keine "Schulden", hat in der Arbeit alles vorbereitet, dass jemand anderes seinen Job machen kann und besucht "nocheinmal seine Freunde" - die Gott sei Dank in ganz Deutschland verstreut sind, sodass er etwas Zeit braucht.

Er hat sogar psychologische Hilfe aufgesucht. Hier gab man ihm den Ratschlag etwas mehr nach dem Bauch und weniger nach dem Kopf zu handeln. Er empfindet das als für ihn nicht umsetzbar. Er hat mir auch ein paar Beispiele genannt, bei denen er tatsächlich die Zähne zusammen beißen muss und eine Handlung so wie er gerne würde, nicht möglich wäre.

Ich dachte mir, er müsste mehr unter Menschen, nur er hat in der Arbeit immer mit Menschen zu tun und hat keine Lust wegzugehen. Auch ist er zugezogen und hat wenige Kontakte hier. Wenn ich mit ihm weggehe, dann bestärke ich ihn in dem Gefühl, dass er nur mit mir glücklich sein kann und dass ohne mich nichts geht.

Ich möchte ihm helfen, weiß aber nicht was ich tun soll. Als ich mit ihm geredet habe, war alles schon so durchdacht - das ist keine Kurzschlussreaktion, sondern ein in 9 Monaten gereifter Gedanke.

Was kann ich tun?

Vielen, vielen Dank.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Ich möchte ihm helfen, weiß aber nicht was ich tun soll.
Hallo Mietzekatze,
ich glaube, dass ich dich einigermaßen verstehen kann. Mein Vater und mein jüngerer Bruder haben sich vor vielen Jahren "auf Ankündigung" das Leben genommen und im Fall meines Bruders musste ich ab einem gewissen Zeitpunkt auch hilflos mit ansehen, wie es immer weiter bergab ging, trotz therapeutischer Versuche, ihn aufzuhalten.
Wie du dir denken kannst, hat mich das die folgenden Jahre beschäftigt und ich habe versucht zu verstehen, was da passierte und ob es Möglichkeiten gibt, solche Dinge aufzuhalten. Ich habe u.a. ehrenamtlich mit Suizidüberlebenden und -gefährdeten gearbeitet und danach eine psychologische Ausbildung gemacht. Drei Punkte würde ich dir gerne aufschreiben, die ich als Hauptergebnisse meiner Studien sehe - vielleicht bekommst du oder dein Freund dadurch einen Hinweis, was zu tun.

1. Menschen haben das Recht, sich freiwillig aus dem Leben zu verabschieden. Dies anzunehmen und zu respektieren ist zwar schwer, aber es eröffnet dem Betroffenen und seiner Umwelt die Option, aus dieser "Freiheit" heraus auch die Wahl für eine Fortführung des Lebens zu treffen oder nach Gründen zu suchen, warum es Sinn macht, weiter zu leben. Manchmal bekommt man über die Frage "Was in deinem Leben müsste sich ändern, damit du weiterleben könntest?" einen Ansatzpunkt für Veränderung.

2. Viele "Überlebende" berichten, dass es letztlich in der kritischen Zeit die Anwesenheit eines vertrauten Menschen war, die half, den Entschluss nicht umzusetzen. Dies deckt sich mit psychotherapeutischen Forschungen, die sagen dass letztlich "die Beziehung" das Heilsame in solchen Prozessen ist. Auch kann der anhaltende Kontakt und der Austausch mit einem Vertrauten dazu führen, dass sich kleine Risse des Zweifels in der Gewissheit des Abschiedsentschlusses auftun, die dann geweitet werden können, bis aus dem großen "Block" an Unlösbarem viele kleinere, lösbare Einzelprobleme werden. Was nicht bedeuten soll, dass du dich in eine Zwangsbeziehung einlassen solltest - aber Beziehung zu halten und auch deine Liebe und Zuneigung in geeigneter Weise zu zeigen, wenn sie vorhanden ist, das würde ich durchaus für sinnvoll halten.

3. Was leider immer noch viel zu wenige Betroffene und Ärzte wissen (obwohl es gut dokumentiert ist): Bestimmte Nahrungsbestandteile, vor allem die Mineralien Lithium und Zink, können bei zu niedriger Aufnahme Suizidtendenzen auslösen oder vorhandene verstärken. Bei meinem Vater und Bruder war vermutlich ein länger bestehender Zinkmangel (einseitige Ernährung, Stress, genetische Zinkaufnahme-Schwäche, vgl. www. zinktest .de) der Hauptgrund. Leider habe ich das erst viele Jahre später herausgefunden. Für dich und deinen Bekannten könnte das heißen, dass versucht werden könnte, ob eine gezielte Zufuhr dieser Mineralien einen Unterschied in seiner Befindlichkeit ausmacht. Gerne stelle ich dir weitere Informationen zu Verfügung, wie das einfach und sehr preiswert gehen kann - sowohl Zink als auch Lithium lassen sich in geeigneten Mengen rezeptfrei in der Apotheke besorgen. In der Psychiatrie werden übrigens extrem hohe Lithiumdosen erfolgreich eingesetzt, um Suizidtendenzen zu blockieren. Manchmal kann daher eine vorübergehende (Selbst-)einweisung in eine Klinik hilfreich sein - allerdings nur, wenn auch die Ursachen behoben werden (z.B. der Zink- oder Lithiummangel, falls vorhanden). Ansonsten kann das sogar noch riskanter sein - mein Vater und mein Bruder haben sich beide während eines Klinikaufenthalt suizidiert ...

Ich wünsche dir für dich sowohl den Mut zur Nähe als auch zur Distanz und - egal wie die Geschichte weitergeht - dass du nicht mehr Verantwortung auf dich nimmst, als du sie hast (nämlich maximal 49,9 Prozent). Denen auch das habe ich - lange nach den Ereignissen - gelernt: Mehr als mein Bestes kann ich nicht geben, die letzte Entscheidung liegt immer beim Betroffenen selbst, und auch die Verantwortung für sein Leben oder Sterben.

Gruß, Werner
 

Tyra

Sehr aktives Mitglied
Hallo,


Es könnte sein dass dein Freund ggf. depressiv ist...er gehört dann in Therapie, im Akutfall erst einmal in eine geschlossene Klinikabteilung. Bei einer Depression ist dein EX unfrei in der Birne und kann keine freie Entscheidung zu sterben treffen...er gehört dann eher für die Zeit in der er aufgrund der Erkrankung suizidgefährdet ist 24 Stunden am Tag unter fachärztliche Beobachtung und in Behandlung und zwar in einer Klinik. Notfalls per Zwangsüberweisung, aber versuchen ihn zu überreden, dass er freiwillig geht wäre natürlich besser.

Generell solltest du deinem Freund mal klar machen, dass es dir nicht behagt dass du sein einziger sozialer Bezugspunkt bist..damit bist du überfordert und wirst in eine Rolle gedrängt die du gar nicht haben willst (oder etwa doch? schmeichelt es deinem EGO?)

Du kannst ihm helfen indem du dich ausreichend abgrenzt (also etwas distanzierter ran) und Hilfe zur Selbsthilfe gibst...Mitarbeit von seiner Seite forderst indem er anfängt sich selbst zu helfen. Indem er als erstes flott in Therapie (im Akutfall in eine Klinik) geht und dort an seiner Depression arbeitet, Fordern, dass er anfängt anderweitige Sozialkontakte auf zu bauen....aufhört an dir zu klammern und es v.a. unterläßt mit Selbstmord zu drohen..sowas geht absolut nicht.

Du solltest von der Schiene runterkommen ständig Kindermädchen für ihn zu spielen. Er ist erwachsen und muss selber aus den Hufen kommen...wie Werner bereits schrieb ist es letztlich seine Entscheidung ob er sich ab isoliert und krank wird und ggf das Leben nimmt...er allein ist verantwortlich für sein Leben.
Mach ihm jedoch klar, dass es dir nicht egal ist ob er sich das Leben nimmt oder nicht, sondern du ihn für einen wertvollen Menschen hältst, der sich allerdings mal mehr um sein Leben kümmern sollte anstatt seine Umwelt mit Planung zum Sterben zu schocken.
Mach ihm klar dass er sich unfair verhält auch dir ggü wenn er sein Leben einfach so wegschmeißt und das ggf. vor dem Hintergrund irgendeiner fadenscheinigen Ausrede...über ominöse Änderungen in seinem Leben bis zu Jahresende...klingt irgendwo schräg und ggf. wahnhaft-psychotisch??

Was genau sollte sich an seinem Leben denn bis Jahresende geändert haben? Kann es sein, dass seine Erwartungshaltung da etwas unrealistisch war? Klingt das nicht ziemlich krank..depressionskrank?

In Hinsicht auf seine Selbstmordabsichten würde ich mich an deiner Stelle mal umgehend mit seinem Psychologen in Verbindung setzen und mal in Sachen eventueller Depression mit suizidalen Anteilen nachhaken und nachfragen ob der Psychologe auch von den 9monatigen Selbstmordabsichten wusste. Mir scheint dass dein Freund da ggf. gar nicht beim Psychologen war oder dort nur Däumchen gedreht hat anstatt mal offen zu reden und mit zu arbeiten...er hat offenbar seine psychische Erkrankung sorgsam verborgen...das kommt sehr oft vor bei Depressiven.

Allerdings weisst du ja nun Bescheid, dass Lebensgefahr besteht und ich würde dir raten zu handeln.

Tyra

hat er weitere Angehörige? Was ist mit den Eltern? Geschwister?

ich würde nicht selber an dem Freund rumdoktorn mit Lithium oder sonstwas...sondern höchstens nach ärztlichem Check und Mangelbestätigung per Blutbild und auf Anraten eines Arztes...Werners Infos zu dem Mangel finde ich als Ergänzung jedoch hilfreich...allerdings gibt es für Depressionen mit Suizidabsichten immer sehr viele Auslöser...u.a. spielt dabei auch ein Hormonungleichgewicht im Gehirn ne Rolle und nie am Mineralienmangel allein....sodaß es oft mit Lithiumgaben allein nicht getan ist sondern auch zusätzlich Psychopharmaka mit eingesetzt werden müssen für einige Zeit. Dein Freund braucht bei Depression fachärztliche Behandlung und dort sollte eine Medikation sehr sorgfältig durchgeführt werden...immer alles in Absprache mit den Fachärzten. Dort kann man das mit dem Mineralienmangel ja auch gleich mit abklären.
 
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