Ja, ich bin schwer depressiv auch wenn es mir schwer fällt das zu akzeptieren. Ich war mental immer sehr stark und habe Freunden regelmäßig in Krisen geholfen und bei Depressionen unterstützt. Mir fällt es sehr schwer anzunehmen, dass es mich jetzt auch erwischt hat. Mein Selbstwert war sehr stark durch meine berufliche Seite und durch meine mentale Stärke definiert.
Ich glaube eine normale Therapie hilft bei mir auch nicht mehr. Ich habe mich selbst in die Psychiatrie eingewiesen aber habe einen zu guten Eindruck hinterlassen, deshalb wollten sie mich nicht da behalten. Habe gesagt, dass ich Suizidgedanken habe, aber es nicht tun würde. Ein paar Minuten später war ich wieder draußen. Sie sagten, dass sie nichts für mich tun können. Das hat mich dann auch erstmal motiviert und ich dachte dann dass ich es vielleicht so schaffe ins Leben zurück zu kommen. Ich bin sehr reflektiert und habe viele Ursachen bereits sehr ausführlich ergründet. Mein Therapeut meinte zu mir, dass meine Intelligenz ein großes Hindernis bei der Genesung ist. Außerdem meinte er, dass ich nach Außen einen viel zu guten Eindruck hinterlasse im Kontrast dazu wie es in mir drin aussieht. Ich nehme Dinge nicht einfach an. Ich muss sie hinterfragen, kritisch analysieren, Alternativen durchdenken. Viele Strategien, die mir mein Therapeut vorschlägt erscheinen mir zu simpel. Dabei ist es wohl genau das was ich brauche. Einfachheit und nicht Kompliziertheit. Kindheitstraumata aufarbeiten und teilweise Genogrammarbeit habe ich auch gemacht. Bei der Genogrammarbeit kam auch einiges an Erkenntnis bei rum. Es ist nicht unbedingt so, dass mir Wissen oder Erkenntnis fehlen. Ich hatte viele Aha-Momente. Was mir fehlt ist Akzeptanz und eben der Sinn. Ich stecke fest zwischen meinem alten Leben und einer Idealvorstellung wie mein Leben sein sollte. Ich kann nicht loslassen. Nicht akzeptieren was war. Nicht akzeptieren, dass meine Zukunft anders sein wird als gedacht. Dass meine Pläne nicht zu Stande gekommen sind. Dass Freunde von mir genau auf dem Kurs unterwegs sind, den ich mir gewünscht hatte. Sie haben es geschafft, aber ich hänge im Vakuum. Bin in einem tiefen Loch. Weiß nicht mal mehr was ich überhaupt noch kann oder nicht kann. Wie ich mich mit der Depression verhalten soll. Ich schaffe den "Absprung" von der Depression nicht. Mein Hirn durchdenkt alles was passiert ist und was in Zukunft sein könnte. Das macht müde und erschöpft. Was mir wirklich helfen könnte ist besser zu lernen meine Gedanken zu kontrollieren und mich wieder Sachen zu trauen. Zu akzeptieren. Dankbar zu sein. Das Leben zu umarmen. Risiken einzugehen. Aktuell versuche ich Risiken und alles was mir schaden könnte zu vermeiden. Ich bin auf die Vermeidungshaltungsschiene gekommen. Ich bin häufig unterwegs. Bei Freunden, bei Verwandten. Immer wieder Ortswechsel, aber ich nehme mich mit. Will mal irgendwo ankommen. Irgendwie das Leben finden. Ich versuche es "richtig" zu machen. In den Dingen einen Sinn zu sehen. Finde dann aber keinen Sinn. Ich fühle mich verloren in der Welt. Ich wünschte mir dumm zu sein. Märchengeschichten glauben zu können. Sagen zu können, dass wenn der Therapeut etwas sagt, es einfach annehmen zu können. Eventuell belügt sich mein Hirn auch selbst. Vielleicht betrüge ich mich selbst, sabotiere mich selbst. Ich drehe mich im Kreis. Wenn ich einfach sagen könnte "Ich akzeptiere dieses und jenes und denke nicht mehr an dies und das", dann wäre ich ein riesiges Stück weiter.