Hallo Elfenstaub,
der beste Hafen den man finden kann liegt in einem selber...sich da ausschliesslich auf andere Menschen zu verlassen macht zu verletzbar und abhängig.
Ich selber wurde in meiner Kindheit von meinen Eltern geschlagen, terrorisiert und klein gemacht...ich habe jedoch schnell gelernt mich abzugrenzen...und habe es geschafft meinen eigenen Willen zu entdecken, mir selber sicherer Punkt im Leben zu sein...der einzige WEg erwachsen zu werden und ein glückliches Leben zu führen. Seine Eltern kann man sich schliesslich nicht aussuchen und wenn die pädagogische Nieten oder übellaunige Soziopathen sind hat man leider Pech gehabt, was nicht bedeutet das das ganze Leben damit versaut sein muss...im Gegenteil: aus erlebtem Übel lernt man um es mal selber besser zu machen! Ich hatte damals die Wahl: mich hängen lassen, selber bemitleiden und meine Eltern ewig die Schuld geben, anzuhaften...wie die Buddhisten sagen würden oder zu sagen: ist vorbei, jetzt bin ich erwachsen und nehme die Zügel für mein Leben selber in die Hand. Ich hatte mich für letzteres entschieden und mit zufrieden mit der Wahl. War nicht immer leicht, aber machbar und hat letztlich große Fortschritte gebracht. Schliesslich sollte einem das eigene Leben genug wert sein, und dafür muss man sich manchmal ein wenig anstrengen...manche Menschen mit Vorbelastungen oder Erkrankungen etc. müssen sich ggf. ein wenig mehr bemühen...was natürlich ein wenig ungerecht ist, ist aber nunmal so und damit muss man leben.
Das mit den Scham- und Schuldgefühlen kannte ich anfangs in meiner Kindheit auch...mir war es immer megapeinlich die blauen Flecken im Sportunterricht verbergen zu müssen...bis es eines TAges klick machte und ich aufgehört hab mit dem Quatsch...ich hatte eingesehen, dass ich mich für nix schämen muss und schon gar nicht schuldig fühlen für etwas, was mir jemand anderes angetan hatte...das war der entscheidende Abgrenzungsschritt und von da an ins bergauf und alles war viel einfacher...ich hatte fortan und auch bis heute kein Problem damit offen über erlebte Traumata zu reden..womit die Macht des Traumas an sich besiegt ist. Schamgefühl kenne ich so gut wie gar nicht mehr...will nicht heißen, dass ich nackt über die Strasse renne...sondern bezieht sich aufs Seelische...habe gelernt, dass es anerkannt und positiv bewertet wird wenn man offen mit allen Dingen umgehen kann...Ich hatte damals auch erkannt: wenn dir jemand krumm kommt nutzt derjenige oft schamlos die generell öfters Mädchen/Frauen andressierte Schamgefühle oder auch Schuldgefühle (Erbsünderin Eva etc...das Christentum hat Weiblichkeit ja auch stigmatisiert und ein recht flachdimensionales Frauenbild Frau= entweder jungfräuliche Christusbrutmaschine oder Hure od.ä.) aus....und sowas mache ich halt nicht mit...da bin ich lieber kein "liebes Mädchen" oder eine brave Frau, sondern manchmal lieber Kratzbürste, jemand der auch auf den Tisch hauen kann und die Dinge offen beim Namen nennt, um sich von den Eigeninteressen anderer Menschen abzugrenzen um selber nicht zu kurz zu kommen, um mich durchzusetzen und v.a. auch selber zu schützen und meine Selbstwert zu erhalten, aktiv mitzubestimmen und nicht zu sehr von anderen bestimmen zu lassen..was oft schiefgehen kann.
Wichtig ist für dich wie du ja selber geschrieben hast über erlebte Traumata zu reden..Foren sind recht gut dazu...aber ersetzen keine Therapie mit echtem Therapeuten und auch nicht zu lernen mit Freunden oder Bekannten, mit den Menschen um einen herum Kontakt zu knüpfen, zu pflegen und auch dort seine Probleme offen auszuspreche...ständige Seelenhygiene zu halten...indem man Belastendes regelmäßig ausspricht und rausräumt aus seiner Seele.
Jammern hin und wieder ist o.k. solang es nicht nur beim Jammern bleibt. Man darf und sollte ruhig mal sagen: mir geht's Sch***Aber man sollte natürlich auch aktiv was dagegen tun...die letzte Verantwortung für das eigene Leben und dessen Qualität liegt ja letztlich immer bei einem selber...Und man kann auf jeden Fall ne Menge tun, damit man sein Leben so gestaltet, dass es einem besser geht. Wenn man sich nicht wohl fühlt muss man mal andere Wege gehen und neue Dinge probieren um zu gucken ob man anders nicht vielleicht weiter kommt. Man kann auch trotz Vorbelastungen und erlebter Traumata durchaus wieder glücklich werden, wenn man sich ne Chance dazu gibt.
Manchmal schafft man es nicht alleine diesen Punkt zu erreichen selbstbewusst zu werden, sich abzugrenzen, zu einer Lebenseinstellung zu kommen wie: hier bin ich, ich bin wer, bin was wert..und diesen Wert bestimme ich allein und lass mir den nicht kleinreden oder ausprügeln von anderen...und niemand hat das Recht mir weh zu tun...und wer's dennoch wagt, kriegt direkt was auf die Mütze und fertig....Aber dahingehend gibt es schon recht gute Therapien, Verhaltenstherapie z.b. und auch z.B. nen Kampfsport zu erlernen, hebt das Selbstbewusstsein und man lernt sich selber dabei kennen, oder sich einfach im Leben immer wieder über anfängliche Zweifel und Selbstzweifel hinwegzusetzen um zu erkennen: geht ja mehr als ich dachte, sich halt einfach mal trauen und ins Leben stürzen.
Du schaffst es im Alltag zu funktionieren, arbeitest den ganzen Tag...solltest dabei aber auch immer gucken, dass seine Seele nicht zu kurz kommt...der Mensch lebt nicht von der Arbeit allein...Arbeit ist schon recht wichtig, um irgendwo dazuzugehören...aber eben nicht alles. Was ist mit deiner Freizeit? Hast du Kontakt zu anderen Menschen, Freunde oder Bekannte, mit denen du was unternimmst, Menschen mit denen du dich auch face to face austauschst? So was ist auch wichtig..
Du schriebst du bist Borderlinerin...ich finde in Hinsicht auf psychische Erkrankungen Sport wichtig...mens sana in corpore sanum...häää? oder so ähnlich heißt es ja..in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder GEist d.h. man kann schon ein wenig tun um sich auch psychisch zu stabilisieren...mittels Sport, Laufen ist sehr gut...hat mir in schwierigen Zeiten geholfen mich zu finden...Ruhe zu finden, Kraft zu entwickeln...die Endorphine, als Glückshormone die man beim Langlauf kriegt, bringen echt Power und auch SElbstbewusstsein...man gewinnt Abstand und Seelenfrieden, kann ich also nur empfehlen. Zusätzlich lernt man auch unterwegs andere Läufer kennen...kann in einer Laufgruppe laufen und findet so auch ein paar Bekannte oder Freunde...Es gibt aber je nach Geschmack natürlich noch zig andere Sportarten..wichtig ist dabei nur sich auch körperlich zu aktivieren um sich mal zu spüren, an Grenzen zu kommen, zu lernen mit seiner Energie umzugehen, sich insgesamt mal körperlich ausführlich kennenzulernen. Grad bei Menschen mit psychischer Erkrankung sieht man sich ja oft zu sehr reduziert auf das Psychische, was das SElbstbild ggf. verzerren kann.
Wer weiss schon ganz genau wie man ist? Ein bißchen weiss man das schon, aber man ändert sich ja ständig auch ein wenig, lernt dazu etc. Das ganze Leben ist eine Suche und Entwicklung und Formung des ICH, dessen was man ist...was man sein will. Du bist du so wie du bist, und das ist o.k. so..akzeptiere dich und steh zu dir, dann werden es auch andere tun. Verkapsel dich nicht in dir, sondern nimm teil am Leben und auch wenn es dir schwer fällt zu anderen Menschen Vertrauen zu fassen, gib dir und anderen ne Chance dich näher mit allen Eigenarten und Macken (niemand ist mackenfrei, oder perfekt etc. jeder hat seine Zipperlein und Schattenseiten!) kennenzulernen und auch Beziehungen zu dir aufzubauen. Trau dich, dann klappt das schon!
Viel Glück dabei!!
LG
Tyra
LG
Tyra