Ich kann dir darlegen weshalb ich da Bedenken habe, dazu würde mich deine Einschätzung interessieren.
Ich habe sie aus zwei Gründen als theoretische Sachwerte bezeichnet.
Am offensichtlichsten ist natürlich dass die Unternehmensbeteiligung erst einmal "nur" auf dem Papier steht, anders als ein Sachwert den ich in den Händen halten und zur Not im Garten vergraben oder sonst wie verstecken kann. Will heißen, wenn (mal wieder) beschlossen wird dass alle Produktionsmittel verstaatlicht werden sollen ist es weg.
Stimmt! Das gilt aber für fast alle Sachwerte. Auch Immobilien könnte der Staat enteignen. Das Misstrauen gegenüber Aktien ist -wie du implizierst- oft darin begründet, dass man Aktien nicht anfassen kann und für viele Menschen das Konstrukt Aktie zu abstrakt scheint.
Gold kann verboten werden. Und selbst wer sagt "ich verstecke mein Gold dann eben", wird kaum noch was für sein Gold bekommen. Der Goldpreis ist erst so stark gestiegen seitdem die USA privaten Goldbesitz erlaubt hat. Gold ist zudem kaum nützlich. Rund 80% des weltweites Goldbestandes ist Spekulationsobjekt und industriell nicht notwendig.
Nichts gegen Sachwerte wie Gold und Immobilien als Beimischung! Rennpferde im Stall sind für mich aber Aktien.
Der andere Grund ist die kommende Währungsreform und dass die EZB jetzt unbegrenzt Geld raushaut. Viele Firmen sind jetzt in einer finanziellen Notlage und teilweise, obwohl sie normalerweise ausgezeichnet laufen würden, gefährdet. Ich denke da z.B. an Reise- und Gastronomiebetriebe.
Ohne Unterstützung wird es viele davon erwischen. Das bedeutet: Es entscheiden jetzt Beamte bzw. Politiker mit neu gedruckten Geldflüssen, wer überleben darf und wer nicht. Und eben nicht etwa, oder nur zum Teil, die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.
Politiker denken leider viel zu oft lieber an ihr eigenes Image und die nächste Wahl, wenn es darum geht Geld zu verteilen.
Als Aktionär in einem Unternehmen involviert zu sein welches nicht gerettet wird kann ein Totalverlust sein (Streuung und so, ich weiß. Es geht mir um die Sachwertdefinition). Es wird daher teilweise zu einem Ratespiel was die Politik rettet und was nicht. Wir erinnern uns auch an den Begriff "Systemrelevant", für mich eines der Unwörter des damaligen Jahres. Rangiert für mich irgendwo in einer Liga mit "Alternativlos". Alternativlos ist nur der Tod, und selbst da würde ich nicht auf ewig drauf wetten.
Bei einem Sachwert welchen ich physisch vorliegen habe fühle ich mich weit weniger wie ein Spielball politischer Interessen.
Politische Einmischung sehe ich ebenfalls mit Argwohn. Eine Idealwirtschaft würde sich selber regulieren und schlechte Unternehmen würden pleite gehen. Das kann durchaus selbstreinigende Kräfte für den Markt haben.
Ich sehe es allerdings nicht als Wette darauf welche Firmen von Politikern gerettet werden. Eine gute Firme übersteht eine Krise. Und es werden immer nur einige Firmen pleite gehen, nie alle. Wie du sagst deswegen die Streuung, insbesondere auch über Branchen damit man nicht zB just heute alle Äpfel im Korb der Reisebranche hat.
Politik ändert nicht langfristig die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen. Die Lufthansa wird vielleicht heute gerettet aber langfristig überlebt sie nur wenn sie profitabel ist und profitabler als die Konkurrenten. Ein fauler Apfel hingegen bleibt ein fauler Apfel, kurzfristige Rettung hin oder her.
Das maximale Risiko bei alle dem ist im Grunde ja auch nur, dass die Politik wider Erwarten nicht hilft. Dann wird die Krise größer, es gehen mehr Unternehmen pleite, aber was macht das langfristig?
Die überlebenden Unternehmen (von denen dein breites Depot auch welche hat) werden danach wieder wachsen und vielleicht sogar vom Wegsterben der Konkurrenz profitieren. Ja sogar die Lufthansa könnte lachender Sieger ohne Staatshilfen sein, denn erstmal melden alle kleineren Firmen Konkurs an und nach der Krise hat die Lufthansa vielleicht mehr Marktanteil als heute, wer weiß?
Ich habe mir viele Gedanken gemacht wie ich meine Spargroschen vor dem Crash retten kann und bin eben hauptsächlich neben physischen Werten auf ein paar Aktien, Fonds und ETFs gekommen. Ich hatte allerdings mit dem Crash erst im Mai gerechnet und wollte daher im April verkaufen, aber gut, man erwischt nie den perfekten Zeitpunkt.
Jetzt ist mein Depot von +20 auf +1% gefallen, allerdings habe ich, neben aus meiner Sicht krisenfesten Anlagen, auch eine Risikoaktie mit höherer Rendite mit rein genommen die mit -24% den Schnitt natürlich deutlich runter zieht. Ich glaube aber immer noch dass sie wieder steigen wird 😛
Außerdem existiert das Depot noch nicht einmal seit einem Jahr, würde mich also als Anfänger bezeichnen. Habe halt recht lange mit dem Einstieg gewartet, weil mir andere Dinge und Investitionen wichtiger waren und es neben einem Vollzeitjob halt doch Zeit frisst sich damit zu beschäftigen.
Schätze für die meisten Vorsorgemöglichkeiten ist es fast zu spät, aber wenn noch jemand Anregungen hat bin ich nach wie vor interessiert. Auch glaube ich dass man gerade ein paar richtig gute Schnäppchen machen kann, wenn man zu den Glücklichen gehört die auch in der Krise noch was investieren können.
Du hast wirklich Pech gehabt relativ kurz vor der Krise mit deinem Investment angefangen zu haben.
Ich habe aber auch nichts verkauft sondern jeden Cent zusammengekratzt um noch nachzukaufen je weiter es runter ging. Insgesamt habe ich vom Höchststand meines Depots bis zum Tiefstand 21% verloren.
Die Börsenbuchautorin Beate Sander übrigens nach eigenen Angaben 25% (von 2 Mio auf 1,5 Mio.). Ja solche Probleme möchte man haben
😀
Du hast meistens nur zwei Möglichkeiten.
A) Geld vor dem Crash retten - dann darfst du aber nur sehr wenig in volatile Anlagen wie Aktien investieren. Am besten sowas wie 50% Tagesgeld, 10% je Aktien, Gold, Staatsanleihen, Immobilien usw.
B) Rendite wollen - dann musst du jeden Crash mitmachen und aussitzen, manchmal Jahre. Mit viiiiel Glück schaffst du ein günstiges Timing; schafft aber fast niemand
Zu den Schwankungen am Markt aber noch eine Bemerkung:
Wer eine Immobilie besitzt, ist auch den Schwankungen am Immobilienmarkt ausgesetzt. Ein haus kostet heute 300.000 €, in einer Woche 310.000 €. Aber der Besitzer sieht es nicht, weil sein Haus nicht täglich an der Börse gehandelt wird. Außerdem will er es ja auch gar nicht verkaufen.
Deswegen die kleine Aufmunterung: Was kümmern uns Kurseinbrüchen am Aktienmarkt, solange wir die Aktien nicht verkaufen wollen? Für mich sind meine Aktien nicht weniger wert nur weil ein Teil der Marktteilnehmer sie gerade in Panik verkauft
🙂