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Wieso muss man sich als "Nichttrinker" so oft rechtfertigen?

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Ozymandias

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

habe heute morgen etwas erlebt, dass mich tierisch aufregt und dass ich mal los werden möchte. Die meisten Menschen würden sagen "was soll's, ignorier es und fertig.", aber diese Fähigkeit fehlt mir leider und mich regen gewisse Sachen einfach so sehr auf, dass sie mich deutlich länger beschäftigen als andere.

Ich fahre jetzt seit 9 Jahren Auto und bin heute zum ersten Mal von der Polizei zur Kontrolle angehalten worden. Wie einer der 3 Beamten sagte wird zur Zeit hier in der Gegend nach einem Wagen gesucht, der meinem ähnelt. Also muss das kontrolliert werden. Ist ja auch alles kein Problem. Das muss halt gemacht werden. Worum es genau ging durften sie natürlich nicht sagen, aber dem Verhalten nach zu urteilen (Frage nach der letzten Reparatur und Sichtkontrolle von Lackschäden) würde ich auf Unfall mit Fahrerflucht tippen. Das ist jedoch nur zweitrangig.
Was mich dabei aufgeregt hat war viel mehr folgendes. Als die übliche Frage kam nach Alkohol- und Drogenkonsum antwortete ich, dass ich keine Drogen konsumiere und auch der letzte Alkoholkonsum mehr als 1 Jahr zurückliegt, da ich so gut wie nie trinke. Als Reaktion darauf erntete ich verdrehte Augen und ein verächtliches Grinsen. Ich sagte dann nur, dass mir bewusst sei, dass man als Polizeibeamter diese Antworten sehr häufig hört, es aber bei mir halt so sei und ich nicht nur, weil es bei der Mehrheit die Regel sei, sagen werde, dass ich mich regelmäßig voll laufen lasse. Den Rest habe ich mal runtergeschluckt, weil er ansonsten auch fair und respektvoll war.
Es geht mir nicht explizit darum, dass es ein Polizist war, der so reagiert hat. Es geht mir mehr darum, dass das ein sehr gutes Beispiel für die allgemeine Reaktion ist, die man bekommt, wenn man sich als Nichttrinker "outet". Gedanken sind frei und was er glaubt oder nicht ist ihm überlassen, aber diese Reaktion habe ich nicht zum ersten mal erlebt. Sogar im Verwandschaftskreis bin ich schon auf so eine Reaktion gestoßen. "Du trinkst gar nicht? Warum das denn? Sowas gibts doch gar nicht."

Ich frage mich was das über eine Gesellschaft aussagt. Jemand, der sich jedes Wochenende die Kante gibt wird als "normaler" Mensch mit unauffälligem Verhalten angesehen und nicht weiter hinterfragt. Jemand, der zugibt keinen Alkohol zu trinken, wird als unglaubwürdig hingestellt und muss mit verachtenden Reaktionen rechnen.

Bei sowas bekomme ich einfach zuviel. :mad: Klar, eigentlich sollte es mir egal sein, was irgendwer darüber denkt, aber das fällt mir extrem schwer mich nicht darüber aufzuregen.
 
... und auch der letzte Alkoholkonsum mehr als 1 Jahr zurückliegt, da ich so gut wie nie trinke. Als Reaktion darauf erntete ich verdrehte Augen und ein verächtliches Grinsen.

Du weißt doch gar nicht was der da gedacht hat. Vielleicht hat er nur gegrinst mit dem Hintergrund "ohje was für eine Labertasche... ein Nein hätte doch genügt! Hoffentlich erzählt er jetzt nicht noch mehr aus seiner Lebensgeschichte...."

😉
Nicht böse gemeint! Aber du solltest echt nicht in jede Reaktion irgendwas reininterpretieren, nur um dich aufregen zu können 🙂
 
Alkohol ist eben eine gesellschaftlich anerkannte Droge und in gewissen Situationen ist es die Norm welchen zu trinken, also beispielsweise beim Anstoßen. Wenn man aus dem Rahmen fällt und aus Prinzip nichts trinkt, fällt das eben auf. Für viele Menschen gehört es eben auch zu einem geselligen Abend. Merkwürdig ist es aber schon, wenn man kritisiert wird, weil man nichts trinkt. Das wird mit der Zeit aber abnehmen. Viele verzichten auch immer mehr aus gesundheitlichen Gründen, nicht nur weil es ihnen nicht schmeckt.

Dass der Polizist so reagiert hättest du dir aber trotzdem denken können, der hat sich wahrscheinlich wirklich verarscht gefühlt.
 
Du weißt doch gar nicht was der da gedacht hat. Vielleicht hat er nur gegrinst mit dem Hintergrund "ohje was für eine Labertasche... ein Nein hätte doch genügt! Hoffentlich erzählt er jetzt nicht noch mehr aus seiner Lebensgeschichte...."

So sehe ich das ganze auch.

Grundsätzlich erlebe ich das selbe mit meinem Freund. Er trinkt NIE, auch nicht ausnahmsweise, nein, nie. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Ich trinke ab und zu mal gerne einen Schluck Sekt, aber auch nur weil es schmeckt, nicht wegen dem Alkohol (alkoholfreier ist mir auch gut).

Er wollte, aufgrund des Nichttrinkens, nicht mit auf die Firmenfeier. Kann ich auch sehr gut verstehen, denn am Ende nüchtern zwischen lauter Besoffenen zu sitzen ist nicht schön. Dafür hat er auch sehr viel Ablehnung geerntet "Du musst doch nicht trinken" usw. Die haben einfach keinerlei Verständnis. Meiner Meinung nach können sie sich das einfach nicht vorstellen, würden sich wohlmöglich aus ihrem sozialen Umfeld ausgeschlossen fühlen.

Ich war früher mal mit jemandem zusammen der täglich getrunken hat und nicht gerade wenig! Am Wochenende war er auf jeden Fall immer total dicht (soweit, dass ich ihn sogar schon ins Krankenhaus bringen musste). Er hatte keine Freunde, bzw. nur die, mit denen er saufen gegangen ist. Und die wollten ihn auch nur dabei haben, weil er (zum Teil) den Alkohol bezahlte. Das finde ich schrecklich. Hätte er jetzt mal einen Abend gesagt, nee, ich hab heute nicht genug Geld, kann mal wer vorstrecken, dann wäre er alleine geblieben. Ich weiß nicht, ob er sich dessen bewusst war, vom Hirn kann ja nach den ganzen Alkoholexzessen nicht mehr viel übrig sein...

Außerdem, ich glaube, wenn die alle mal wen kennen würden, der richtig abhängig ist, dann würden die vielleicht mal über sich nachdenken. Weil Alkohol macht wirklicht soooo viel kaputt.. Leider ...
 
Ich meine das jetzt nicht ironisch; aber alles, was irgendwo von der Norm abweicht, wird irgendwo als komisch empfunden. 😉

Das ist ähnlich wie mit Leuten, die kaum auf Party gehen, viel Bücher lesen, die auch gerne zu Hause lernen (speziell bei SchülerInnen) oder was auch immer.

Also ich würde mir dabei nichts denken und weiterhin mein Ding durchziehen. 🙂🙂🙂

Aber an sich ist es schon so, dass Männern generell eher der Hang zu bechern nachgesagt wird. Bei Frauen wird da gar nicht so komisch geguckt, wenn man sagt, man trinke eher mäßig (also bei mir juckt das keinen irgendwo...). 😀 Was mir mehr auffällt ist, dass die Leute "strange drein blicken", wenn die mitbekommen, dass jemand kaum weggeht.
 
Ehrlich gesagt: Ich beneide Menschen wie Dich, die in solche Kontrollen geraten. Das ist doch super. Vorallem, wenn Du weißt, daß Du selbst nichts trinkst. Da könntest Du doch mal beiläufig erwähnen: Ich trinke nie Alkohol, aber ich sehe daß Sie trinken. Das kommt immer an. Leider bin ich hier in der Sprache etwas beschränkt ( in Frankreich ) d.h. ich verstehe nicht hundertprozentig alles, was Gendarm ( auf deutsch Landjäger ) von mir will. Wenn ich aber sehe das sie mit dem Blasebalg dastehen, anworte ich wie aus der Pistole: Nein, kein Alkoho, keine Drogen, keine Prostitution. Und dann beobachte ich genau, ob einer der ansonsten total reservierten Flics nicht doch ein Grinsen zeigt. Das klappt meistens! Klar, ums blasen komme ich dann ( wie jeder andere auch ) nicht herum. Aber da ich sowieso nie trinke ( Alkohol ) ist das Grinsen immer auf meiner Seite.
 
Könnte man ergänzen um Fleisch/ kein Fleisch essen; rauchen/ nicht rauchen; fernsehen/ nicht fernsehen, an Gott glauben/ nicht an Gott glauben usw.

Mich nervt es tierisch, wenn sich Leute über so einen Pillepalle aufregen. Rechtfertigen muss sich niemand für seine Gewohnheiten. Wenn es von der Norm abweicht, wird eben öfter nachgefragt. Damit muss man leben.

Es hat aber immer etwas von Selbsterhöhung, wenn man sich mit seinem Verzicht so klasse vorkommt und ihn thematisiert. Und bei Rückfragen dann genervt zu tun, als trüge man nun die Last der Welt und werde dafür von den Niederen geächtet.

Je selbstverständlicher man mit seinen Gewohnheiten umgeht, umso unproblematischer, umso weniger Fragen. Aber mir deucht, das will man ja nicht. Weiß man ja nicht, worüber man sich sonst aufregen und toll finden könnte.

Wahrscheinlich hat er tatsächlich die Augen verdreht, weil ein simples "Nein, ich habe nichts getrunken." völlig ausgereicht hätte. Aber nein, es muss ja dann ein "Ich trinke nie!" sein, als müsste der Herr Polizist Dir das doch gefälligst ansehen können.
 
Hallo Ozymandias,

ich finde, dass du dich zu recht aufregst, und es ist einfach Unrecht, die Unschuldsvermutung seitens der Polizei zu negieren.
Ein Polizist sollte sich insoweit unter Kontrolle haben, dass er das weder mit Gesten, noch mit Worten kommentiert. Sonst ist sein Verhalten falsch.

Allerdings ist es wirklich so, dass man möglichst wenig bei einer Kontrolle sagen sollte.

Zudem neigen dem Alkohol zusprechende Personen, darunter sind auch Polizisten, anzunehmen, dass man sich über sie erhöhen möchte, wenn man erklärt, dass man generell keinen Alkohol trinkt.
Das hat was damit zu tun, ihre persönlichen Handlungen (gegen sich selbst) zu rechtfertigen.

Das führt so weit, dass man penetrant in Gesellschaft andere dazu animieren möchte, doch auch Alkohol zu trinken, um seine eigene Ausfallerscheinung und Sucht zu egalisieren.

Im Nüchternzustand plagen diese Menschen starke Schuldgefühle, die sich nach außen mit Verachtung zeigen, gepaart mit dem Versuch, Gleichgesinnte ebenfalls zur Ausgrenzung des Nichttrinkers zu bewegen.

Also lasse dich nicht beirren, deine Handlungen sind weder zu kritisieren noch zu rügen, zeigt aber deutlich, wie beim Alkohol in der Gesellschaft (und Polizei) eine Werteverschiebung stattgefunden hat.
Ich kenne übrigens das Alkohol und Drogenproblem innerhalb der Polizei.
 
Das sind einfach nur Standardfragen, es gehört zu ihrem Job diese zu stellen, vermutlich müssen sie das.
Ich sehe für mich keinen Grund, da näher drüber nachzudenken.

Klar, die Fragen und die Kontrolle störten mich ja auch nicht. Die müssen halt ihren Job machen. Es ging mir halt nur um diese Reaktion.

Du weißt doch gar nicht was der da gedacht hat. Vielleicht hat er nur gegrinst mit dem Hintergrund "ohje was für eine Labertasche... ein Nein hätte doch genügt! Hoffentlich erzählt er jetzt nicht noch mehr aus seiner Lebensgeschichte...."

Kann natürlich sein. Aber ein einfaches "Nein" hätte ja dieselbe Wirkung, da er ja fragte "konsumieren Sie Drogen oder Alkohol?". Das war ja nicht nur auf heute bezogen sondern auf einen allgemeinen Zeitraum. Da hat ein Nein dieselbe Aussage wie ein "Nein, ich trinke so gut wie nie."

Mich nervt es tierisch, wenn sich Leute über so einen Pillepalle aufregen.

Und regst dich selbst über meinen Pillepalle auf.

Dass der Polizist so reagiert hättest du dir aber trotzdem denken können, der hat sich wahrscheinlich wirklich verarscht gefühlt.

Tja, er kommt sich verarscht vor und ich fand seine Reaktion unhöflich, hab mir aber auch ein Augendrehen und ein zweideutiges Grinsen verkniffen. Es juckt mich ja nicht, dass er es mir nicht glaubt, aber es ist eine andere Sache jemanden dann so zu begegnen. Einfach eine Form der Höflichkeit in meinen Augen.
Meine Lebensgeschichte hab ich ihm nun nicht wirklich erzählt. Ich habe ja nicht angefangen und gesagt "tjaaaa, also als ich 14 Jahre alt war da...". Er fragte mich, ob ich Alkohol konsumiere und ich sagte "Nein, ich trinke fast nie."

Es hat aber immer etwas von Selbsterhöhung, wenn man sich mit seinem Verzicht so klasse vorkommt und ihn thematisiert. Und bei Rückfragen dann genervt zu tun, als trüge man nun die Last der Welt und werde dafür von den Niederen geächtet.

Wo sehe ich mich denn bitte als etwas Besseres als andere? Ich hab doch gesagt, es kann jeder denken und machen was er will. Wenn mir jemand sagt, dass er sich jedes Wochenende einen hinter die Binde kippt, oder um eines deiner Beispiele aufzugreifen, 3 mal am Tag sich zum Gebet hinkniet, würde ich, egal was ich persönlich davon halte, auch nicht die Augen verdrehen und zweideutig Grinsen. Sich seinen Teil denken steht jedem zu, aber es ist etwas anderes dann mit einer Körpersprache zu zeigen, dass man es für Lächerlich hält. Das ist einfach unhöflich und in meinen Augen respektlos.

Ein Polizist sollte sich insoweit unter Kontrolle haben, dass er das weder mit Gesten, noch mit Worten kommentiert. Sonst ist sein Verhalten falsch.

Genau das meine ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich darf momentan keinen Alkohol trinken (bzw. hab es mir selber verboten), weil ich Antidepressiva nehmen muss. Der Arzt meinte zwar, es sei kein Problem ab und zu mal ein Glas Bier oder Wein zu trinken, allerdings setzen die Medis die Toleranz für Alkohol erheblich herab und ich weiß ganz einfach nicht, wie mein Körper dann reagiert. Also lasse ich für den Moment die Finger von jeglichen alkoholischen Getränken.
Natürlich binde ich aber nicht jedem auf die Nase, dass ich aufgrund von Antidepressiva nichts trinke und habe dementsprechend auch schon den einen oder anderen dummen Blick bekommen, wenn ich Alkohol abgelehnt habe…hauptsächlich in der Familie, meine Freunde nehmen es mehrheitlich einfach so hin.
Dass die Menschen so komisch reagieren kann ich mir nur damit erklären, dass es eben weit verbreitet ist, Alkohol zu trinken- wohl weitaus mehr, als ihn komplett abzulehnen. Das kommt vielen dann wohl einfach spanisch vor, wenn sich jemand (wie du jz zB) so „anders“ verhält. Anders sein bzw. sich anders verhalten fällt doch nahezu immer auf und wird dementsprechend beäugt.

 
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