Wie kommst du denn darauf, dass es wäre wie wenn man z.B. den Geschirrspüler einräumen muss? Woher kommen diese negativen Eindrücke?
Das weiß ich leider nicht so genau. Ich denke, diese Einstellung hat sich im Laufe meiner Jugend im konservativen Bayerischen Wald entwickelt. Da war es immer so, dass der Mann alles gemacht hat um eine Frau irgendwie zum Sex zu bringen. Das hat sich immer mehr wie eine Überzeugungstat oder ebene eine "Haushaltsaufgabe" angefühlt. Weil es immer den Eindruck gemacht hat, dass Frauen Sex nie genießen und nur die Männer daran ihren Spaß haben. Deswegen fühlt es sich für mich auch heute noch so an, als wäre Sex in einer Beziehung für die Frau etwas, was sie halt irgendwie hin und wieder über sich ergehen lassen muss, weil der Mann eben seine Triebe hat.
Da war nie von Lust die Rede und wenn mal eine Frau von Sex erzählt hat, dann war es in der Regel ein gemeiner Seitenhieb dem Ex gegenüber: "Also er war echt schlecht im Bett. Ich will da jetzt gar nicht gemein sein - ich rede ja sowieso immer ganz ungern über andere wenn sie nicht anwesend sind - aber befriedigen konnte der mich nie. Der wusste einfach nicht, was eine Frau will." Was dabei immer komisch war: Wenn dann gefragt wurde, was einer Frau den Befriedigung gibt, wurden dann wieder die Augen verdreht und ein: "Ihr Männer seid doch alle gleich!" rausgeballert.
Was dir da verklickert wurde ist größtenteils enormer Bullshit.
Wenn dich eine Frau nicht zum Orgasmus bringen könnte, warum auch immer, wärst du ihr böse? Wäre sie dann egoistisch oder sexistisch? Nein, oder? Warum solltest es dann du sein? Wo ist der Unterschied?
Mich hat bisher auch noch nie eine Frau zum Orgasmus gebracht - was vielleicht auch daran liegt, dass ich bisher nur ein einziges Mal Sex hatte - und natürlich war ich ihr dafür nicht böse. Die Idee hinter dem Artikel, aus dem ich diese Aussage interpretiert habe, ist glaube ich, dass der männliche Orgasmus im Zentrum steht und Männer sowieso immer beim Sex kommen. Deswegen ist es Sexistisch, wenn Frauen nicht ebenfalls genauso oft kommen wie Männer.
Wer den Artikel lesen will: Ihr findet ihn
hier. Er ist Teil einer Kolumne von Kathrin Weißling auf Bento mit dem Namen "Wir müssen reden" - welche ich im übrigen sowieso richtig scheußlich finde! In ihren Texten geht es in der Regel um eines: "Eure Meinung ist schlecht, solange sie nicht mit meiner übereinstimmt! Deswegen ändere sie!!" oder "Ich bin viel netter/schlauer/freundlicher/fortschrittlicher als ihr, weil ...".
Du zeigst hier ganz klar, dass du keiner von diesen Typen sein möchtest, weshalb ich es wage zu bezweifeln, dass du so einer bist. 😉
Männliche Sexualität ist nicht schlecht. Manche "nutzen" sie falsch, das stimmt und das durfte ich auch schon selbst merken. Aber deshalb alles verteufeln? Nein. Sexualität ist Natur und etwas Gutes. Wenn man etwas schlechtes daraus macht ist es dem schlechte Charakter dieses Menschen geschuldet. Eines kann ich dir aber versichern, allein durch das, was du geschrieben hast: Du hast definitiv keinen schlechten Charakter.
Das freut mich zu hören. Danke!
🙂
Ich werde da nicht ganz schlau aus dir, willst du jetzt nur Sex oder mehr?
Ja, ich will Liebe und nicht nur Sex! Aber ich muss ganz ehrlich sagen: Ich bin jetzt 22 Jahre alt und hatte in meinem ganzen Leben genau eine sexuelle Erfahrung, die mich nachhaltig sehr verletzt hat. Ich suche mir keine Frau, weil ich nur mit ihr Sex haben will und hätte auch gar kein Interesse an einem One Night Stand, einer Affäre oder Freundschaft+. Da würde mir die emotionale Komponente fehlen - auch beim Sex haben.
Und trotzdem dreht sich ein großer Teil meiner Gedanken genau um dieses einen Thema: Sex. Weil es einfach ein Bedürfnis ist, dass ich mein ganzes Leben noch nie erfüllen durfte. Ich hatte genau ein Mal Sex, konnte dabei keine Erektion halten, bin nicht gekommen, habe nach ihrem Geständnis erst mal lange gar nichts mehr gefühlt. Durch meinen Körper strömen aber die Hormone und sowohl aus mein Kopf, als auch aus meinem Intimbereich kommt ständig die Aufforderung, doch endlich Sex zu haben und die eigene Sexualität zu entdecken.
Ich will nicht einfach nur jemanden finden und schnell irgendwie Sex haben. Aber dieses Bedürfnis werde ich auch nicht los und an manchen Tagen beherrscht es mich so sehr, dass ich wirklich nicht an viel anderes denken kann und das belastet mich natürlich. Weil man auch nirgends darüber reden darf, es in meiner Therapie irgendwie nie als ernstes Thema aufgenommen wird und ich mich selbst für meine Lust und mein Bedürfnis schäme.
Deswegen ist Sex so ein zentrales Thema, auch wenn ich eigentlich nach Liebe suche..
Versuche ein besseres Gefühl für die Situation zu entwickeln, aber vielleicht läuft es ja auch demnächst und du bist in festen Händen.
Ich werde es auf jeden Fall mal ein wenig probieren und versuchen, ein Gefühl dafür zu entwickeln. Das klappt bei irgendwelchen Tinder Dates sicherlich besser als bei Frauen, die ich schon kennenlernen durfte. Denn wenn ich jemanden durch eine Dating Seite kennenlernen und diese Person treffe, dann kann ich ja irgendwie davon ausgehen, dass sie auch auf eine Beziehung aus ist, wenn sie flirtet. Bei Frauen, die ich spontan treffe, habe ich da eher Probleme zu deuten, ob sie jetzt aus romantischem bzw. sexuellem Interesse flirtet oder einfach nur Spaß am Flirten hat, eigentlich aber gar kein Interesse an mir hat.
Ich hatte das schon ein paar Mal, dass ich Frauen auf Parties kennengelernt habe, mir ziemlich sicher war, dass sie auch Interesse an mir zeigt und deutlich mit mir Flirtet .. nur dass sie mir eine halbe Stunde später ihren Freund vorstellt. So ein Risiko will ich eigentlich nie wieder eingehen..
Danke!
🙂