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Wenn man eine Sprache nicht fließend beherrscht...

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Sheerie

Mitglied
Hallo liebes Forum! 🙂

Heute ist mir etwas passiert, dass mich so sehr vor den Kopf gestoßen hat, dass ich mir den Ärger und die Wut darüber einfach mal von der Seele schreiben muss...

Ich bin vor ziemlich genau 4 Monaten ausgewandert, nach Schweden. Für mich war alles neu. Neuer Job aber vor allen Dingen natürlich auch die Sprache.
Bevor ich her gezogen bin, habe ich online und mit einer App so gut es ging meine Sprachkenntnisse trainiert. Aber es ist eben doch etwas anderes, wenn man vor Ort die Sprache im direkten Klang mit all ihren Dialekten etc. hört.
Dennoch beherrschte ich relativ viele Vokabeln.

Ich würde sagen, dass ich ein recht gutes Talent, was Sprachen angeht, habe.
Meine heutige Chefin (selbst in Schweden lebende Österreicherin) war jedenfalls so sehr von meinen Kenntnissen überzeugt, dass ich schon Anfang September einen Job zugesichert bekam.
Ich arbeite im Handel und habe deswegen sehr viel Kundenkontakt.
Anfangs habe ich die Kunden öfter beten müssen ihre Frage nochmal zu wiederholen und habe meine Arbeitskollegen öfter nach bestimmten Wörtern gefragt. Aber alles kein Problem! Viele meiner Kollegen sind aus dem Ausland zugezogen und sprechen selbst nicht fließend Schwedisch. Jeder war bisher begeistert, wenn ich erzählt habe, dass ich erst im August hier her gezogen bin und dachten, dass ich schon mindestens 2-3 Jahre hier lebe. Es gab nur postives Feedback.
Auch wenn ich natürlich noch viel, viel besser werden möchte und mich manchmal über Grammatikfehler ärgere...

Aber heute ist mir echt der "Knaller" passiert!

Eine ältere Dame betrat unseren Laden und nachdem sie sich eine Weile umsah, bin ich als erste und einzige von allen anderen Mitarbeitern auf sie zugegangen und bot Hilfe an.
Sie schilderte mir, dass sie gern eine Bluse, die eine Schaufensterpuppe trug, anprobieren wollte. Es war leider auch die letzte Bluse in dieser Variante. Ich sagte ihr, dass es mir leider untersagt ist das Schaufenster zu betreten und die Puppen zu entkleiden, da dies schlichtweg Unternehmensvorschrift sei. Die Puppen werden akribisch genau eingekleidet und gehören zum "Image" des Ladens.
Daraufhin wurde sie ziemlich sauer, wollte mir das nicht glauben, schimpfte über dieses "System" und drohte nie wieder bei uns einkaufen zu kommen.
Ich zeigte ihr sogar eine Alternative zu der Bluse, aber sie war wütend, lehnte ab und verließ das Geschäft.

Nach etwa 3 Stunden kam sie wieder. Ich erkannte sie auf den ersten Blick nicht wieder, weil es heute sehr stressig war. Wieder bot ich als einzige ihr meine Hilfe an.
Dann erklärte sie, dass sie vorhin schon mal hier war und die Bluse von der Schaufensterpuppe anprobieren wollte. Sie meinte auch, dass sie glaubte mit mir gesprochen zu haben.
Ich bestätigte ihr das und wiederholte mich, indem ich ihr erneut erklärte, dass es leider einfach nicht ginge.
Sie ließ mich gar nicht mehr ausreden und sagte:
"Ich hätte gern eine andere Kollegin, die auch wirklich Schwedisch spricht und versteht! Vielleicht verstehen Sie mich hier einfach nicht! Was ist denn mit der Kollegin da drüben? Kann die Schwedisch?"

Ich zog empört die Augenbrauchen hoch und schüttelte nur entrüstet mit dem Kopf. Ich konnte die Situation kaum fassen und meinte, dass ich sie sehr wohl verstehe und innerlich dachte ich mir meinen Teil...
Ich rief dann aber meine Kollegin, da ich absolut keinerlei Lust mehr hatte auch nur ein weiteres Wort mit dieser Kundin zu wechseln. Gern wäre ich auch etwas schlagfertiger, aber das fällt mir selbst auf meiner Muttersprache schon schwer.
Meine Kollegin erklärte ihr das Gleiche - auf perfektem Schwedisch. Auch hier wurde die Kunden erst sauer. Meine Kollegin konnte sie aber ganz gut besänftigen, sodass sie dann relativ gut gelaunt den Laden verließ.

Meine Kollegin hat das alles auch mitbekommen und mich danach etwas aufgebaut... Ich bin trotzdem immer noch echt schockiert, da ich der Dame als einzige überhaupt aktiv Hilfe angeboten habe und mir dann quasi vor den Kopf gestoßen wird, ich sei zu dumm? Nur weil ich einen Akzent habe und die Grammatik sicherlich keine Auszeichnung verdient hätte.

Tatsächlich habe ich auch oft in Deutschland erlebt, dass meine Kolleginnen, die einen Akzent hatten und schon über 15 Jahre in Deutschland lebten, oft von Kunden als fast schon "leicht geistig behindert" eingestuft wurden.
Man bekommt den Eindruck die Intelligenz wird an der Sprache bemessen, obwohl ja deutlich zu hören ist, dass derjenige eine Sprache spricht, die nicht seine Muttersprache ist.

Mich würde interessieren, ob ihr auch schon so etwas mal selbst erlebt habt oder ob ihr ähnlich denkt wie ich...
Wie hättet ihr in meinem Falle reagiert?
 
Zuletzt bearbeitet:
Du machst dir zu viele Gedanken/Sorgen. Es ist bzw. war einfach nur ein Ausnahmefall, dem man keine all zu große Bedeutung schenken muss, würde ich sagen.

Eine Sprache bzw. Mentalität korrekt zu "beherrschen", ist natürlich immer ein Vorteil.
 
[...]
Aber dennoch ist es so, dass es ab einem gewissen Alter einfach extrem schwer bis kaum möglich ist eine Fremdsprache so gut zu erlernen, dass man einen Akzent nicht mehr heraus hört.
Das "einfach" lernen hat schon irgendwo seine Grenzen... Selbst wenn man Grammatik und Schrift sicherlich nahezu perfektionieren kann, ist es doch meist die Aussprache bzw. der Akzent, was einen "verrät".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke die Kundin war einfach nur Sauer das sie die Bluse nicht anprobieren durfte und das wo der Kunde ja König ist. Sie wird das als Niederlage empfunden haben. Viele sind doch ein" Nein "schon gar nicht mehr gewohnt und dann brauchte sie natürlich einen anderen an dem sie ihren Frust auslassen konnte und dem sie eine Niederlage ähnlich der ihren beibringen konnte, so das ihr Seelenfrieden wieder hergestellt ist.

Das geht doch nicht das ihr ein Wunsch nicht gewährt wird und das auch noch von einer Verkäuferin aus einem anderen Land, tztztz.😉 😛

Leider gibt es solche Menschen nun mal rund um den Globus man sollte sich aber von solchen nicht die Stimmung vermiesen lassen das wäre nämlich zuviel der Ehre.😉 Du hast sehr viel erreicht und das ist was am Ende zählt und nicht die miese Stimmung einer Kundin.
 
Hey Ondina,

ich schätze, da hast du wohl vermutlich einfach Recht.
Ich dachte auch schon, dass es sie ja ganz schön gewurmt haben muss, wenn sie nach mehreren Stunden wieder zurück in den Laden kommt. Und dann wieder direkt an mich gerät, von der sie schon beim ersten Mal enttäuscht wurde 🙄
 
Englisch ist für mich die einzige Sprache, die heutzutage jeder halbwegs ordentlich beherrschen sollte. Andere Sprachen gehen bei mir bruchteilhaft.

In Tschechien hab ich mit den Menschen rumgestikuliert. Am Ende hat man sich immer irgendwie verstanden. 😀
 
@TE
Richtig, zwei mal von ein und derselben Verkäuferin eine Abfuhr zu bekommen, können manche Menschen nun mal schwer verkraften. Da muss man doch zum Gegenschlag ausholen um den eigenen Seelenfrieden wieder herzustellen.😉
Deswegen sollte man sich keine Schlaflosen Nächte holen.🙂
 
Gruesse aus dem Nachbarland, in dem ich fast 10 Jahre wohne.

Ich bin mit maessig guten Sprachkenntnissen ausgewandert. Mir ist Vergleichbares nicht passiert. Im Gegenteil: von Beginn an sind die Sprachkenntnisse sehr gelobt worden. Dieses Lob sollte man zwar annehmen, aber es dennoch nicht allzu ernst nehmen, denn sowohl die Schweden als auch die Norweger sind ausgesprochen hoefliche, positive Menschen.

In beiden Laender wird grundsaetzlich nur gelobt. Du wirst selten mal ein boeses Wort, schon gar keinen aggressiven Tonfall hoeren. Wenn man tatsaechlich etwas auszusetzen hat, ist die Mentalitaet so, dass man es so vorsichtig wie moeglich und trotz allem noch leicht positiv, schon gar nicht verletzend oder laut sagt.

Ich schreibe dir das, weil du es bedauert hast, nicht schlagfertiger gewesen zu sein. Das mag vielleicht in Deutschland ueblich sein, ist aber in Schweden ein absolutes no go.

Dass die Dame ein angebliches Verstaendnisproblem angenommen hat und nach einer sprachkompetenteren Kollegin fragte, kommt in letzter Zeit in Staedten, in denen viele nicht-Schweden wohnen, leider haeufiger vor. Die Toleranzschwelle und damit auch sprachlich das ueberaus freundliche Entgegenkommen der Einheimischen ist leider teilweise stark gesunken. Du solltest dir da nicht allzu viel bei denken. Vom Hoerensagen ist mir etwas Aehnliches wie dir passiert ist von Servicekraeften in Oslo bekannt.

Wie ich reagiert haette? Ich haette nach ihrer Telefonnummer gefragt und ihr abgeboten, wenn neu dekoriert wird oder nach Absprache mit der Chefin sie anzurufen, dass sie zum Anprobieren vorbeikommen kann. Auf das Sprachproblem haette ich gar nicht reagiert, obwohl ich mich sicher etwas geaergert und verunsichert gefuehlt haette.

Kopf hoch, du machst das schon!
 
Der Dame/Kundin wird schon klar gewesen sein, dass nicht immer "alles geht" und ein "Nein" auch zu akzeptieren ist.

Im "Kundenservice" - im weiteste Sinne - ist doch eigentlich klar, dass sich so gut wie möglich um die Anliegen des Kunden gekümmert wird. Und wenn eine Firmenrichtline eine klare Grenze vorgibt, dann gibt es da nicht viel zu rütteln. Sicherlich auch ein bisschen Ermessensfrage, aber eben auch nur ein bisschen.

Mal angenommen, die Bluse hätte der Kundin beim Anprobieren gefallen, aber sie hätte der Kundin nicht verkauft werden dürfen, da wäre das "Geschrei" ja noch viel größer. Nur mal so ins Blaue gedacht.

Im Zweifel muss man bzw. kann man beim Chef/Chefin nachfragen, aber die Sprache ist wohl eher nicht das ausschlaggebende. Manchmal muss man wohl ganz einfach sagen: "So gerne ich Ihnen auch behilflich bin, DAS geht leider nicht."

~~~

Gleichfalls: Man sollte nicht längerfristig oder öfter Dinge in seinem Schaufenster ausstellen, die man nicht auch verkauft.
 
Meine Güte man muss doch daraus jetzt keine Staatsaffäre machen, die Kundin war schlecht drauf und hat einen Blitzableiter gesucht. Nichts worüber man sich graue Haare wachsen lassen sollte. 🙂
 
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