Weinen lernen?

Hallo, ich kann schon seit ca. 5 Jahren nicht mehr richtig weinen. Ich bin auch schon recht lange (genau weiß ich es nicht mehr, aber es hat vor ca. 4 Jahren angefangen) depressiv und ich kann auch irgendwie nicht richtig trauern oder irgendwas verarbeiten. Ich will mich nicht im Nichts, in diesem unbedeutenden Verhalten verlieren, ich will dringend weinen, dringend trauern lernen!
Habt ihr Ideen, an wen ich mich richten oder wie ich vorgehen könnte?
Ich denke, dann könnten auch andere Menschen und vor allem ich selbst, besser mit mir klar kommen, wenn ich Gefühle zeigen kann. Aber dafür müsste ich erstmal welche haben... sind sie weg? Kommen sie wieder? Könnt ihr mir helfen?

Nimmst Du Antidepressiva? Es gibt da durchaus welche, die einen so gefühlslos machen, dass man nicht mehr weinen kann.

Meine Idee ist: Trauere um deine Gefühle, weine darüber, dass du nicht weinen kannst .. Das könnte der Anfang sein, oder das ist vielleicht die einzige Tür zu deiner Seele, die du zur Zeit öffnen sollst und kannst.

Der Verlust der Gefühle und der Fähigkeit zu weinen könnte also dein Mitgefühl mit sich selbst erwecken. Zuerst müssen wir uns selbst fühlen, glaub ich, um auch mit den anderen fühlen zu können.

Vertraue darauf, dass sie wieder kommen wollen und können, denn sie gehören zu uns.

Liebe Grüsse

Ich kenne das Gefühl sehr gut. Ich weine extrem selten, obwohl ich kein besonders glücklicher Mensch bin.
Allerdings ist mir gestern in meiner Therapiestunde etwas passiert, was den Damm gebrochen hat. Vielleicht kommst du da auch irgendwie hin.

Ich habe mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, dass ich oft lache, wenn ich eigentlich weinen will oder sollte und dass ich Angst habe, dass diese Gefühle jetzt wie eine Flut über mich kommen und ich sie deshalb eigentlich gar nicht zulassen will. Das war mir die ganze Zeit klar, aber darüber zu sprechen, hat die Spannung so gelöst, dass ich keine 20 Minuten im Sprechzimmer war, da liefen die Tränen schon wie nix Gutes. Danach ging es mir viel besser.
Wenn du nicht in Behandlung bist, würde ich dir generell empfehlen, das zu ändern. Wenn du sagst, du bist 4 Jahre depressiv, ist das verdammt lange und das musst du nicht ertragen. Damit schadest du dir vielleicht sogar selbst.

Aber für den Moment hilft es vielleicht, dich an einen engen Freund oder deine Eltern zu wenden und so ein Gespräch anzuzetteln. Vielleicht kennst du jemanden, von dem du weißt, dass er die richtigen Fragen stellt und bei dem du das Gefühl hast, dich auch fallen lassen zu können? Oder hast du schon mal versucht, das einfach mal aufzuschreiben? Konkreter als in deinem Thread? Vielleicht hilft auch das.

Logisch betrachtet, war es bei mir die Erkenntnis, dass die Gefühle da waren und ich sie nicht zulassen wollte. Wenn es bei dir so ähnlich ist, musst du versuchen, irgendwie an so einen Punkt zu kommen.