Hallo Sophia-Bella45,
was Du beschrieben hast, ist leider garnicht so selten. Ist man mit jemandem zusammen, ist man unsicher und ängstlich, weiß nicht so recht, was man tun soll und ist man es nicht, fehlt sie/er einem. Ihr seid beide noch jung und mit der Komplexität einer Beziehung noch unerfahren, denn im Grunde ist das von Dir beschriebene Verhalten ja irgendwie "verrückt".
Die Ursachen für ein solches Verhalten können sehr vielfältig sein. Es fängt schon damit an, ob ihr gemeinsame Interessen habt. Gibt es Dinge, die euch beiden Spaß machen? Worüber unterhaltet ihr euch? Ja, das hört sich etwas zu "selbstverständlich" an, aber so ganz unwichtig ist es nicht.
Und dann sind da noch die womöglich gegensätzlichen Gefühle, die einen verunsichern können. Dein Freund freut sich womöglich auf Dich, hat Pläne, Hoffnungen und Erwartungen, aber wenn er bei Dir ist, weiß er nicht, wie er dies alles "anfangen" soll, hat Angst, dass Du seine Ideen nicht gut finden könntest, dass Du Dich mit ihm langweilst. Also ist er sehr vorsichtig und vielleicht auch zu zögerlich und flüchtet sich zu Freunden, von denen er weiß, wie sie "ticken". Und das sieht dann wie "Desinteresse" aus, aber dabei ist es eine Flucht, aus der Angst heraus, alles zu vermasseln.
Und da wäre auch noch die Sache mit dem Selbstbewusstsein. So viele Menschen wünschen sich eine "Beziehung", aber wenn diese dann "wahrscheinlich" wird, können manche es kaum glauben und bekommen wiederum Angst, verletzt zu werden. Also schiebt man den Partner von sich weg, um ihm nicht zu nahe zu kommen. Aber schiebt man "zu viel", passiert ja genau das, was man befürchtet und ist auch noch selbst schuld. Wie bescheuert ist das denn? Und dann zweifeln viele, dass sie es wert sind geliebt zu werden. Auch das macht Angst, denn was passiert, wenn man sein Herz öffnet, sich so richtig verliebt und das Gefühl hat, darauf keinen Einfluss mehr zu haben, den anderen so sehr zu vermissen, dass es weh tut? Auch das kann einen überrollen, einen traurig machen. Was kann man tun, wenn einem der größte Wunsch erfüllt wird und einem das eine Heidenangst macht?
In jungen Jahren geht man dieses Risiko einfach ein, findet manchmal die richtigen Worte, manchmal nicht. Mit der Zeit bekommt man mehr Übung, lernt, verwirrende Gefühle besser auszuhalten, für mehr Klarheit in diesem Chaos zu sorgen. Aber das braucht Zeit, den Mut zu versagen und das Vertrauen, nicht einfach "entsorgt" zu werden, wenn man die Erwartungen nicht gleich erfüllt. Das ist ganz schön viel für den Anfang und kommt einem oft vor, wie ein 1.500-teiliges Puzzle ohne Vorlage. Irgendwas fehlt immer, passen tut es selten, aber wenn es passt, dann ist es der Himmel.
Ich kann Dir nur eines raten: lerne dieses menschliche Chaos der Gefühle zu unterscheiden und auszuhalten und finde heraus, was Du willst und brauchst und dann "kommuniziere" es. Wenn Du in den Arm genommen werden willst, dann sag das. Wenn Du Zeit für Dich brauchst, dann sag es. Wenn Du Angst hast, seine Reaktion(en) nicht verstehst, dann sag es. Lasst euch Zeit und gesteht euch selbst und dem anderen Fehler zu, denn die passieren unweigerlich und viel zu oft. Ich kenne keinen Menschen die/der sich nicht sehnlichst wünscht, so geliebt zu werden, wie man wirklich ist. Aber zeigen wir uns, wie wir wirklich sind? Geben wir dem anderen die Chance, uns zu erkennen?
Mit seinen Gefühlen umgehen zu lernen, sie aushalten, erkennen und verarbeiten zu lernen, ist ein lebenslanges Mammutprojekt, denn hinter der Angst kann sich Trauer, Wut und Freude verstecken, hinter der Freude Angst und hinter der Wut noch größere Angst und das Timing ist meistens großer Mist. Deswegen hab für Deine eigenen Gefühle ein Lächeln und für die Deines Gegenübers auch und hör auf zu lächeln, wenn es ernst wird und das wird es. Finde heraus, wer Du bist, wie Du sein willst und was ihn Dir vor sich geht, denn daraus ergibt sich, was Du gerade aushalten kannst und erleben willst. Wie gesagt: 1.500 Teile und keine Anleitung.
Hab das Vertrauen in Dich, dass Du Deinen Weg finden wirst, denn das wirst Du, aber erwarte nicht, dass es ohne Blessuren, Verwirrung und Schmerz abgehen wird. Wer liebt, muss ein mutiger Mensch sein und sollte sich vor Schmerz und Trauer nicht fürchten, aber auf wen trifft das immer zu, wenn es gerade nötig ist? Leider genau darin versagen wir allzu oft. Und dann hilft leider nur noch Humor ("Du Dummschädel!"), ein Lächeln und die Fähigkeit, sich selbst und dem anderen zu vergeben. Und die Hoffnung auf morgen und ein besseres Timing.
Also: falls Du bis hier her gelesen haben solltest ... tief durch atmen, ein wenig genervt sein ist völlig ok und dann redet darüber, sucht euren Weg und lernt aus euren Schritten. Schätzt diese gemeinsam Zeit, sie ist wertvoll und geht dieses Stück mutig und mit wachem Verstand. Und wenn es enden sollte, nun ja, alles endet einmal. Deswegen ist es nicht weniger wertvoll.
Ob das "Kindergarten" ist? Wohl eher Nein, denn es braucht Mut, Vertrauen und ein immer wieder offenes Herz, sich und dem anderen die richtigen Fragen zu stellen und zu den Antworten stehen zu können. Dafür muss man alt und tapfer genug sein. So klar und offen, wie Du eure Situation beschrieben hast, trifft beides auf Dich zu.