Abgesehen davon, dass der Thread aus dem Jahre 2010 ist:
Der Begriff der Ratio hat (im deutschen Sprachgebrauch) wohl etwas Schimmerndes, Unklares an sich. Manche verstehen darunter eher den Verstand, andere die Vernunft. Beiden Begriffen gemeinsam ist, dass sie ein Teil des menschlichen Erkenntnisvermögens sind und sich deutlich vom Gefühl abgrenzen lassen.
Der Verstand baut auf dem Stoff auf, den ihm die Sinne geben. Er vereinheitlich die Erfahrung. Im Prinzip versucht der Verstand, ein einheitliches widerspruchsfreies Abbild der Wirklichkeit zu schaffen. Sein Objekt ist die Natur (das, was ist).
Die Vernunft baut auf den Erkenntnissen des Verstandes auf und fragt danach, was sein soll (nicht, was ist).
"Irrational" würde demnach bedeuten, dass man sich außerhalb der Einheit der Erfahrung begibt. So mein vager Vorschlag. Man leugnet dann quasi die als gesetzmäßig erkannten Erscheinungen der Wirklichkeit (nicht die Wirklichkeit selbst). Häufig ersetzt zB Wunschdenken die Ratio ("Ich kann fliegen, wenn ich mich nur ganz darauf konzentriere" etc.). Und so führen wohl auch Lust und Unlust zu irrationalen Verdrehungen.
Meines Erachtens sollte man immer versuchen, sich im Rahmen von Verstand und Vernunft zu bewegen. Das Gefühl ist auch wichtig, sollte sich aber der Ratio unterordnen. Wenn zB zwei Bewerber aufgrund rationaler Überlegungen als gleichwertig betrachtet werden, so kann vielleicht das Gefühl am Ende entscheiden.