Hallo Maya,
ich habe einige deiner Beiträge hier im Forum gelesen und möchte dir nunächst mal gratulieren, dass du eine Anzeige gemacht hast! Darauf kannst du sehr stolz sein, denn es ist ein sehr wichtiger Schritt um dich aus diesem Trauma zu befreien.
Du fragst nach dem WArum? Diesbezüglich kenne ich mich durch Verhaltensforschung, Anthropologie etc. ein wenig aus....und die Antwort darauf fällt leider nicht sehr kurz aus:
Aus biologischer Sicht sind Menschen hochsexualisierte Tiere, haben Triebe...aber Menschen sind auch fähig zur Moral, und halten sich normalerweise an moralische Regeln und auch Gesetze, aber manche tun es halt nicht. Ich nenne solche Regelbrecher oft Soziopathen, das sind Menschen, die sich nicht an die allgemeinen Regeln von Anstand und Moral und die Gesetze halten...und zwar ganz bewußt und absichtlich nicht, um rein egoistisch wie im Falle von sexuellem Mißbrauch ihren Sextrieb auszuleben. Ihre Opfer werden entpersonifiziert, verobjektiviert, zu reinen Objekten der Triebbefriedung erniedrigt. Auch Schläge dienen dazu die Opfer klein und gefügig zu halten, sie mit Gewalt einzuschüchtern und sie zum Schweigen zu bringen. Der Selbstwert der Opfer wird ganz gezielt klein gehalten...manchmal klein geprügelt ihnen wird damit vermittelt: du bist nix wert, du bist mein Sklave und hast zu tun was ich sage ansonsten drohen weitere Prügel oder andere STrafen oder sogar der Tod...Eine echt miese Einschüchterungstaktik....Sexueller Mißbrauch ist deshalb so verachtenswert, da der Umstand der Abhängigkeit der Opfer vom Täter schamlos ausgenutzt wird...das kindliche Vetrauen wird mißbraucht, den Kindern oft ein sehr perverser Begriff von Liebe suggeriert...ich liebe dich...also prügle und vergewaltige ich dich...so in der Art...Kinder brauchen Zuwendung und daher denken sie diese Art der Zuwendung sei normal...bis irgendwann das böse Erwachen kommt...Es geht hier also wie bereits gesagt um Triebbefriedigung und um Macht... der Täter dominiert Mädchen oder Frauen...oft sind die Täter krasse Frauenverachter. Sehr gut nachzulesen übrigens in einem Krimi von Lee Martin: Der Tag als Dusty starb...die Autorin wurde selber in ihrer Kindheit mißbraucht, ist dann Polizistin geworden und später eine ziemlich berühmte Kriminalromanautorin mit einer Krimireihe mit einer weiblichen Serienheldin, Polizistin wie sie, die z.T reale Fälle in ihren Krimis verarbeitet hat..in dem Dusty-Krimi die Thematik sexuellen Mißbrauch...erinnert mich immer ein wenig an meine Cousine, die Oberhauptkommissarin oder sowas im Ruhrgebiet ist...Drogenfahndung so weit ich weiss....ein Püppchen von Person aber kampfgeschult wiene Löwin, haut ein Dutzend Jungs locker auf die Matte! Echt klasse. Ich bin zwar kein Püppchen sondern eher halbe Walküre und kann daher auch mit weniger Technik und mehr Kraft arbeiten...mit demselben Ergebnis...aber in den paar brenzligen Situationen in denen ich gesteckt hatte habe ich immer mit Bluff und Schnelligkeit gearbeitet und das reichte schon...Dabei muss man verstehen, dass ich mich von einem total unsicheren vom Vater klein geprügelten Püppi, einer Angstbuxe ohne gleichen, erst Stück für Stück in diese Richtung entwickelt habe...und was ich kann....kann jeder...bzw. jede, denke ich. Ist nicht so schwer. Man hat da so seine Aha-Eerlebnisse und plötzlich fluppts...nur wollen muss man's natürlich, dann finden sich auch Wege...ich habe mit mir selber in meiner Kindheit den Deal gemacht: nie wieder Prügel, nie wieder Demütigungen und das war ein großer Ansporn gewesen sehr schnell zu forschen und zu lernen wie Menschen funktionieren, was man machen kann um sich selber zu schüzten etc.
Das Thema Macht und Gewalt ist so alt wie die Menschheit selber...daher sollten grad Frauen als immer noch zu häufig als schwach definierte (real kann das anders aussehen, wenn man dran glaubt, also etwas anarchistisch denkt und fest dran glaubt dass man auch stark sein kann) lernen wie sie sich wehren können..allgemein aber gerade für Mißbrauchsopfer empfehle ich immer Kampfsport: hebt das Selbstbewusstsein, macht der eigenen Stärke bewusst -weg von dem andressierten/anerzogenem Gefühl: du bist schwach und abhängig...hin zum emanzipierten : ich bin stark und selbstständig...eine sehr wichtige Sache die im Kopf passieren muss, manchmal eine Kleine Revolution in der Ansicht über sich selber....damit der Opferhabitus verschwindet. Ein Habitus ist das äußere Erscheinungsbild eines Menschen. Man erkennt in einem Blick auf einen Menschen, an dessen Körperhaltung, Gestik, Mimik, wie laut oder leise jemand spricht etc. ob dieser unterwürfig, ängstlich, verzagt oder aber selbstbewusst und auch zu einer gewissen Aggressivität fähig ist und so suchen Sexualstraftäter auch immer nach ihrer Beute...sie suchen die, die sie einschüchtern können...Mißbrauchstäter auf die krasse Weise sich an tatsächlich körperlich schwächeren Kindern, aus Bequemlichkeit an den eigenen Kindern, zu vergreifen..
Diesen Habitus lernt man gezielt in Selbstverteidigungskursen..es gibt da sogar spezielle Kurse für Mädchen und Frauen wo diese auch in die Psychologie der inneren und äußeren Körperhaltung eingeführt werden...sehr lehrreich, extrem nützlich im Alltag..egal ob in der Schule, Beruf oder sonstwo...überall ist ja irgendwie manchmal Kampfzone in der man sich durchsetzen muss...das ist halt das ganz normale menschliche Leben...und grad Frauen müssen als jahrhundertelang beherrschte Menschen gucken, wie sie sich da behaupten können. Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft, die so langsam anfängt ihre Machtgefüge weg von einzig männlicher Herrschaft (nicht nur in der Politik, sondern auch bis in die Familien hinein!) eine wenig zu ändern und auch weibliche Macht zuzulassen, gesellschaftsfähig zu machen, und jeden einzelne Frau ist da mit gefragt aktiv ihre eigene Macht zu entdecken und auch auszuüben....weg vom früheren Rollenmodell: Frau= passiv, duldend, hat wenig eigene Ansprüche und ihre Hauptaufgabe ist es sich den Ansprüchen anderer zu opfern....hin zu: Frau ist aktiv, übt ihre Stärken aus, hat eigene Ansprüche und fordert sie ein, herrrscht selber über ihr Leben anstatt sich ständig nur von anderen (erst Eltern, Vater, dann oft Partner) nur beherrschen zu lassen....
Man sollte im Alltag mal ganz genau beobachten...ich habe das im Laufe der Jahre gelernt und damit sehr viel Erfahrungen über das menschliche Verhalten machen...und v.a. auch über mich selbst...und habe stets darauf geachtet, dass auch meine Wünsche beachtet werden, ich nen guten Schnitt mache im Leben. Von allein kriegt man das nicht...auch eine gute Partnerschaft passiert nicht aus Zufall oder reinem Glück...allenfalls äußerst selten in der Realität und eher in Hollywoodfilmen...nee..das ganze ist harte Bewusstseinsarbeit an sich selber und auch einem Willen zur Macht über sein eigenes Leben, aktiv mitzubestimmen was man will und wie weit andere mit ihrem Eigennutz gehen können. Alle Menschen funktionieren nach dem Prinzip Eigennutz sagen die Soziobiologen...das stimmt...und man muss in einem aktiven Prozess der Auseinandersetzung..der natürlich zivilisiert ohne Gewalt und so passieren sollte..immer wieder Grenzen bestimmen...wie weit der Partner, Eltern, Chefs, Vermieter, Freunde mit ihrem Eigennutz gehen dürfen. Eigennutz ist nicht gut oder böse ...sondern einfach da...mehr oder weniger kontrolliert durch sich selbst, die einzelnen Personen, er ist sowohl gut als manchmal schlecht und hinderlich..die WElt und alle Dinge sind eh nie nur Schwarz oder WEiß..es gibt zig Schattierungen dazwischen und es kommt auch immer auf die jeweilige Situation an.
Menschen sind wie sie sind aber wir leben ja in relativ sicheren Zeiten und hierzulande auch in einem friedlichen und sozial gesicherten Eckchen auf diesem Planeten...und es gibt zum Glück vergleichsweise zur Gesamtpopulation nicht sehr viele Verbrecher...aber immerhin genug um zumindest Achtsamkeit und ein wenig Wachsamkeit auszubilden und im Zweifelsfall zu wissen wie man sich seiner Haut wehren kann. Reine Trainingssache mit der Zeit wächst das Selbstbewusstsein und zeigt sich auch nach außen....ein aufrechter Habitus ist schon ein gutes Schutzschild...
Das betone ich hier so, da statistisch gesehen Mißbrauchs- oder Vergewaltigunsopfer leider häufiger einem Verbrechen zum Opfer fallen, wenn sie nicht gezielt daran arbeiten ihren Opferhabitus abzulegen...sich selber aufzubauen und wehrhaft zu machen...sich in einigen wichtigen Dingen zu schulen...mit Therapie als Analysewerkzeug, mit Kampfsport oder ähnlichem.
Für ein Mißbrauchsopfer ist es meiner Ansicht nach fürs weitere Leben von entscheidender Wichtigkeit diese Macht des Täters zu brechen, durch Anzeige, dadurch dass man das vom Täter auferlegte Schweigegebot bricht und sich zur Wehr setzt, sich abgrenzt, kein Schuldgefühl für sich selber akzeptiert, sondern die gesamte Schuld dahin schiebt, wo sie hingehört: auf den Täter! Das ist Abgrenzung die zeigt: hier stehe ich das Opfer und jenseits der Trennlinie steht der Täter der die Gesetzeslinie überschritten hat und dafür zur Verantwortung gezogen + bestraft wird. Sehr wichtig für das Opfer um Genugtuung zu erhalten...zwar sind die Strafen des Rechtssystems meiner Ansicht nach zu lasch, aber es kommt psychologisch ja eher auf den Gestus an, darauf dass überhaupt was läuft und passiert.
So ich hoffe du kommst einigermaßen mit meinem Roman zurecht und verdaust das Ganze erstmal...hier habe ich zumindest ansatzweise mein komprimiertes Wissen wie Menschen so ticken wiedergegeben...hoffe es ist hilfreich und verwirrt nicht zu sehr...ich denke es ist wichtig das richtige Menschenbild zu haben...nicht zu idealistisch zu denken, dass der Mensch von Grund auf gut ist oder so....ist er nicht..er ist in meinen Augen und aus Augen der aktuellen Wissenschaft über den Menschen weder gut noch schlecht...klingt komisch oder? Auch Verbrechen werden wissenschaftlich betrachtet nicht nach gut oder schlecht bewertet, sondern nach dem Grund: Egoismus, Habgier, Sextrieb etc...kühle Betrachtung für Themen die wenn sie einem persönlich begegenen emotional ziemlich umwerfen...aber diese kühle Betrachtungsweise hat den Vorteil dieses Wissen gezielt anwenden zu können um auch im Alltag besser klarzukommen. In jedem Menschen sind alle Facetten sogenannter guter oder böser Eigenschaften enthalten...und jeder Mensch muss Tag für Tag entscheiden wie er sein will, ob er sich an die allgemeinen Sitten und Gesetze hält oder nicht...wenn nicht sollte er mit Konsequenzen rechnen.....
daher finde ich es KLASSE, dass du einem Mängelexemplar an Mensch durch deine Anzeige konsequent zur Verantwortung ziehst! Damit tust du nicht nur dir selber sondern auch der Menschheit einen Gefallen, daher DANKE + Hut ab + weiter so!
Gruß
Tyra
