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Warum sind andere Wiesen immer grüner!?

P

Plonk!

Gast
Es zieht sich schon durch mein ganzes Leben, dass ich mich minderwertig fühle. In letzter Zeit nimmt dieses Problem aber immer mehr Raum ein und es macht mir zu schaffen, dass ich deshalb oft mit meinem Freund aneinander gerate und endlose Diskussionen führe. Ich ziehe mich zurück und nehme mir selbst dadurch eine Menge Freude am Leben.

Kurz zu mir: Ich bin 24 und habe bisher ein recht "geradliniges" Leben geführt. Nie Ärger in der Schule, Abi gemacht, jetzt fast fertig mit dem Medizinstudium. Mit 18 traf ich meinen ersten Freund und er ist auch heute, nach 6 Jahren, meine große Liebe. Wir sind beide sehr glücklich und führen eine absolut harmonische Beziehung, eben bis auf mein kleines Problem :eek:

Woher mein Problem rührt, kann ich mir nicht so richtig erklären. Ich hatte eine wunderbare Kindheit in einer heilen Familie und meinen Eltern ist absolut kein Vorwurf zu machen. Ich bin Einzelkind und leider gab es in meiner Wohngegend (eher ländlich) keine Kinder, mit denen ich hätte spielen können. Auch in der Grundschule war ich die einzige, die niemanden kannte, weil ich schlicht aus einer anderen Gegend kam und die anderen Kinder sich in ihren Dörfern schon vorher angefreundet hatten.
Auch wenn dann im Zeugnis stand, ich hätte trotz dieser schwierigen Startbedingungen sehr schnell Anschluss gefunden, hatte ich doch das Gefühl, nie richtig dazu dazu zu gehören.
Das hat sich auch auf dem Gymnasium und im Studium nicht geändert: Ich war zwar nie das Ziel von Mobbing oder ähnlichen Dingen, aber wirklich dazugehört habe ich auch nie.
Ich komme mir vor wie ein Nebelhauch; bin ich da, ist das zwar in Ordnung, aber wenn nicht, vermisst mich niemand. Ich bin offensichtlich nicht interessant, ein Kontakt mit mir scheint von anderen Menschen als nicht "lohnenswert" erachtet zu werden.
So war ich zwar zum Klönen in der Pause gut, auf Parties hat mich aber trotzdem kaum jemand eingeladen. Ich gehörte nicht zu diesen "coolen" Leuten, die nach dem Wochenende mit ihren Alkohol-Eskapaden geprahlt haben.

Seit ich denken kann, ziehe ich im Vergleich mit anderen den Kürzeren. Sie sind klüger, hübscher, sportlicher, begabter, was auch immer.
Dementsprechend unwohl fühle ich mich auch in Gruppen, da ich in meinen unterschwellig gezogenen Vergleichen permanent schlecht wegkomme. Ich fühle mich klein und schäbig, ja fast unverschämt, dass ich die Leute mit meiner Anwesenheit belästige. So erwarte ich gar nicht erst Interesse an meiner Person und nehme es den Leuten auch nicht übel, dass es nicht vorhanden ist.

Wenn solche Empfindungen ständig präsent sind, sinkt natürlich auch die Motivation, für etwas zu kämpfen.
Aktueller Fall: Vor gut einem halben Jahr habe ich mit einem Kampfsport angefangen. Mein Freund und sein Bruder waren vorher schon dabei und es hat mich mächtig Überwindung gekostet, es auch zu versuchen. Denn auch wenn ich es wollte, die Befürchtung, "abzustinken", der belächelte Gruppen-Depp zu sein, ist mein ständiger Begleiter.
Nun überlege ich, wieder aufzuhören, weil ich das Gefühl habe, keine Fortschritte zu machen. Dazu kommt, dass ich aufgrund des Studiums ohnehin nicht jedes Training wahrnehmen kann und deshalb umso mehr das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten.
Andere würden das vielleicht als Ansporn sehen, sich mehr anzustrengen. Ich aber denke bloß, dass es eh keinen Zweck hat, weil mir einfach das Talent fehlt. Es ist mir schon regelrecht unangenehm, weil ich das Gefühl habe, den Trainern wertvolle Zeit zu stehlen, die sie besser bei den anderen Schülern einsetzen sollten.
So verleide ich mir selbst etwas, was ich eigentlich immer wollte, denn der Sport als solches ist prima! Nur ich leider nicht :p

Mein Freund wirft mir vor, ich hätte eine völlig verzerrte Wahrnehmung, würde mich ungerecht behandeln und gleichzeitig bei anderen viel toleranter sein.
Ich nehme ihm das nicht übel, er meint es nur gut. Aber für ihn ist es einfach nicht zu begreifen, dass ich so anders empfinde und das auch tatsächlich glaube!
Ich würde ihm so gern seine Argumente abnehmen und mich eines Besseren belehren lassen können, aber es klappt einfach nicht :(
Meine Wahrnehmung ist meine Wahrheit und ich weiß nicht, wie ich dieses über viele Jahre gewachsene Verhalten durchbrechen kann.

Ich weiß nur, dass ich damit mir und meinem Freund das Leben schwerer mache, als es sein müsste und das tut weh, denn ich möchte das nicht! Über jeden Tag, jede Minute, die ich mir mit diesen blöden Gedanken versaue, ärgere ich mich.
Und noch viel mehr ärgere ich mich, dass ich mit meinem Verhalten meinen Freund verletze. Ihm setzt es zu, dass ich etwas, was er so liebt, ständig runtermache und kein gutes Haar daran lasse.

Ich will aufhören damit! Ich will nicht perfekt sein oder irgendwelche utopischen Ideale erreichen, ich will mich einfach so nehmen können, wie ich bin. Sagen können, dass ich genauso wertvoll bin wie alle anderen, dass man mich so mögen kann, wie ich bin, dass ich genauso ein Recht auf Respekt habe, wie alle Menschen.

Laaange Rede, kurzer Sinn:

Wie zum Teufel stelle ich das an!? Sagen kann ich viel, aber wirklich fühlen tue ich es leider nicht :mad:
 

orange-blaue-blume

Aktives Mitglied
Hey :)

Also, als Erstes kannst du dir gewiss sein, dass du da nicht die Einzige bist. Sich "kleiner als die Anderen" zu fühlen, kennen sicher viele Leute - hier, sonstwo & zum Beispiel ich :) Hatte grade ein langes Gespräch mit einer Freundin darüber.

Meine Vermutungen zu deiner Situation: -Vielleicht hast du dir mit deinem Freund, mit dem du ja auch schon lange zusammen bist, eine Art eigener Welt aufgebaut. Nicht abgeschottet, aber doch sehr vertraut und gleichförmig; und so, dass sie hauptsächlich euch beide einschließt. Da ist weniger Raum für Anderes, Neues als bei jemandem, der (als extremes Gegenbeispiel) z.B. sehr extravertiert und ungebunden ist. Und u.U. hat man weniger zu erzählen oder generell weniger Anteil an der Welt der Anderen.

Das zweite, was mir einfällt, ist die Situation beim Kampfsport: Du hast nun auch etwas gewählt, was schon jemand aus deinem engeren Umfeld macht. Damit bist zu schneller in der Position, dich mit ihm zu vergleichen und -aufgrund der Umstände- den Kürzeren zu ziehen. Gibt es vielleicht einen Bereich, in dem du, was deine Bekannten angeht, "neu" bist und unbelastete Erfahrungen machen kannst? Das ist sicher besser, als wenn jemand schon eine schwer zu erreichende Vorlage gegeben hat.

Und im Allgemeinen: Du strahlst auch aus, was du von dir denkst. Und die Menschen behandeln dich dementsprechend. Wenn du dich also für "minderwertig" hälst und eher am Rand stehst, wird man auch nicht schnell auf dich aufmerksam.

Man kann sich auch selbst zu Parties einladen! Oder einfach hingehen, wenn sich etwas öffentlicher sind. Wieviel Initiative ergreifst du, um Teil des Geschehens zu sein?

Wenn du glücklich und mit dir zufrieden* bist, strahlst du das aus... und es färbt automatisch auf deine Beziehungen ab.

*Dabei helfen meiner Erfahrung nach wirkliche Interessen (Hobbies, für Perfektionisten ideal: Bereiche, in denen man auch gut ist oder werden kann; ansonsten einfach etwas, das Spaß macht und in dem man versinken kann), stabile Beziehungen (die zu deinem Freund ist ja schonmal da, glaub ihm ruhig) - und ansonsten eine gute Gesundheit... darüber weißt du schon alles, am Ende des Studiums ;)

Liebe Grüße!
Orbbl
 
P

Plonk!

Gast
Liebe orange-blaue-blume,

danke für deine Antwort, da waren interessante Gedanken dabei :)

Also mit der "Welt" meines Freundes und mir hast du teilweise Recht. Es ist so, dass wir beide keine Pary-Tiere sind, aber gerade mein Freund ist trotzdem durchaus Kontaktfreudig. Wir stehen beide einfach nicht so darauf, tausend oberflächliche Kontakte zu haben, sondern wir haben stattdessen einen zwar eher kleinen, aber sehr beständigen Freundeskreis, mit dem wir auch regelmäßig etwas unternehmen. Außerdem haben wir jeder auch eigene Freunde / Bekannte aus dem Studium (er studiert was komplett anderes).
Auch ich bin schon in der Lage, Kontakte zu knüpfen (geht ja nicht nur auf Parties), allerdings achte ich dabei eben immer darauf, mich nicht aufzudrängen und mache mir (definitiv zu viele :p) Gedanken darüber, ob ich den anderen nerve, blöd rüberkomme usw.
Es klingt paradox, aber ich kann mich meist zusammenreißen und versuche, meine Selbstzweifel im Umgang mit anderen in den Hintergrund zu drängen.
Ich kann auch auf meine Patienten zugehen und werde da als offen und fröhlich wahrgenommen. Meist kommt irgendein Gespräch zustande, man scherzt ein wenig (natürlich je nach Situation) und es hat sich noch niemand beschwert, ich würde in der Ecke stehen und die Zähne nicht auseinander kriegen :)
Ich bin eigentlich auch eine unverbesserliche Frohnatur und schaffe es in den allermeisten Fällen, so auch von anderen Wahrgenommen zu werden. Ich glaube, die meisten wären überrascht, wie es manchmal tatsächlich in mir aussieht :D

Auch mit dem Kampfsport hast du Recht, das war auch mein Gedanke. Deshalb habe ich auch eine Weile gezögert, ich wollte etwas "eigenes" machen!
Allerdings ist es so, dass es eine relativ exotische Sache ist, die es hier in weitem Umkreis nur einmal gibt. Alternativen sind nicht so leicht zu finden, einerseits wegen der Trainigszeiten (Studium...), andererseits habe ich recht empfindliche Gelenke und bin damit im Laufe der Jahre leider schon bei so mancher Sportart gescheitert, weil sie es nicht mitgemacht haben :mad:
Letztlich habe ich mich also trotzdem dafür entschieden und im Moment empfinde ich die Anwesenheit der beiden nicht als Hindernis. Vergleichen tue ich mich ohnehin mit allen, vielleicht noch weniger mit ihnen, weil sie ja länger dabei sind. Sie bieten mir auch an, mir zu helfen, mir "Nachhilfe" zu geben, wenn ich mal eine Weile nicht zum Training kommen konnte etc.
Überhaupt ist die ganze Gruppe nett, es herrscht (von einzelnen Freaks mal abgesehen) kein Konkurrenzkampf oder ähnliches.
Das ist ja das blöde: Der ganze negative Kram wird eigentlich nur in meinem Kopf generiert!
Gut, ich bin vielleicht nicht das talentierteste Wesen unter der Sonne, aber das sind die wenigsten. Warum mache ich mir so viele Gedanken darüber, wenn ich doch eigentlich Spaß haben möchte!?

Ich habe das Gefühl, mich aus irgendeinem -vermutlich höchst dämlichen- Grund selbst zu sabotieren.
Wenn ich schon vorher sage "das klappt nicht, ich kann das nicht, der / die mag mich sowiso nicht" und dann in meiner idiotischen Art daran arbeite, dass es auch so kommt (oder Tatsachen einfach verleugne, z.B. dass sich trotzdem jemand für mich interessiert), dann bewege ich mich in einem vermeintlich vertrauten Umfeld. Egal, wie es läuft, am Ende kann ich auf jeden Fall sagen "ich habs doch gesagt!"
Es mal anders zu probieren erscheint mir irgendwie...unheimlich. Ich habe Angst, zu versagen (wobei ich "Versagen" wohl ganz anders definiere als mein Umfeld, man geht mit sich selbst eben härter ins Gericht) aber fast noch mehr Angst habe ich, es nicht zu tun!
Wenn ich in etwas gut bin, vielleicht sogar besser als andere, denke ich, man hält mich möglicherweise für eingebildet. Und wenn man erstmal gut ist, will man es natürlich auch bleiben.
Anstatt sich über den momentanen Erfolg zu freuen, kreisen meine Gedanken schon wieder darum, was wäre wenn...

Ich beneide da z.B. meinen Freund und seinen Bruder, sie gehen -was das betrifft- sehr unbeschwert durchs Leben. Sie definieren ihren Wert nicht über Leistungen, finden sich einfach vollkommen okay so wie sie sind, können darüber lachen, wenn mal etwas nicht so toll klappt und machen weiter, in der Überzeugung, dass sie es schon hinkriegen.

Ich sollte mir mal ne Scheibe abschneiden von den beiden Pappenheimern ;)
 

Eisherz

Sehr aktives Mitglied
Liebe Plonk, ich habe Deinen Beitrag gelesen ... Weißt Du, Du bist kaum älter als mein Jüngster (22), als Mutter würde ich ihm sagen, dass ich stolz auf ihn wäre, wenn er so wäre, wie Du. (Und: ich bin auch mächtig stolz auf ihn.)
Du bist noch jung im Leben, aber Du hast für mich eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Vielleicht lief alles ein kleines bisschen zu gut ... Aber das muss doch nichts negatives sein, ich habe so das Gefühl, Dir fehlt ein wenig Kampf im Leben ... So richtig für etwas kämpfen müssen ... Das macht stark und stolz, Grenzen zu überschreiten, Berge zu überwinden ...
Und Du machst Dir viel zu viele Gedanken, die unnütz sind und Dich/Euch nur belasten. Ich brauche ja nicht die Ratschläge der anderen zu wiederholen und im Grunde genommen weißt Du ja vieles selbst.
Die Wiesen erscheinen nur immer grüner von weitem, wenn man dann da ist, sind sie genau nicht anders als die anderen ...

Lg Eisherz
 
P

Plonk!

Gast
Danke Eisherz für deine lieben Worte :)

Du hast Recht, so richtig kämpfen musste ich tatsächlich noch nie, sicherlich fehlt mir dadurch auch einiges an Erfahrungen, die die Einstellung zu sich selbst mit beeinflussen.

Aber am meisten wurmt mich -wie du total richtig erkannt hast-, dass ich vieles eigentlich schon weiß! Es geht sogar so weit, dass ich Freunden mit sehr ähnlichen Problemen Tipps gebe (oder auch einfach nur zuhöre) und das lustigerweise sogar recht erfolgreich :eek:

Nur leider tue ich mich bei mir selbst unheimlich schwer, diese Sachen umzusetzen. Ich erzähle anderen, dass sie wertvoll sind, dass ich sie um ihretwegen mag und nicht, weil sie etwas bestimmtes studieren, in einem großen Haus wohnen oder tolle Klamotten anhaben.
Irgendwie lege ich da zweierlei Maß an, mit anderen bin ich toleranter, sehe über Dinge hinweg (oder bemerke sie gar nicht), die ich bei mir selbst überdeutlich wahrnehme und denke, so einen Menschen kann man doch überhaupt nicht mögen!
Dazu kommt, dass ich rationale Argumente sofort relativiere:
Mein Freund sagt: "Beim Training haben sie nach dir gefragt, siehst du, die Leute interessieren sich wohl für dich!", dann kann ich das nicht einfach so stehen lassen. Ich fange sofort an, Gründe zu suchen, warum das nicht so ist: Das war nur Höflichkeit, die erinnern sich nur an mich, weil ich so eine Lachnummer bin, schulde ich einem von denen noch Geld?? ;)

Es ist eine ganz doofe Situation, sich selbst irgendwie (zumindest ansatzweise) zu durchschauen, aber trotzdem nicht von diesen dummen, selbstzerstörerischen Gedanken lassen zu können.

Ich glaub, ich bin gaga :D
 

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