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Vorsicht könnte triggern, "es gibt eine Zeit nach den Taten"

Beate

Sehr aktives Mitglied
Es ist uns angetan worden. Als er wegen anderer Delikte in U-Haft war habe ich den Mut gehabt ihn anzuzeigen. Bei der Kripo waren die Menschen sehr feinfühlig, aber ich war nach 3 Stunden Protokoll-Aufnahme völlig fertig. Dann kam lange Zeit nichts. Irgendwann flatterte ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft ins Haus. Erster Verhandlungstag 1.Dezember. Zwischenzeitlich hat meine kleine Tochter gesagt das sie ähnliches erlitten hat, auch sie war bei der gleichen Kripobeamtin. ---------
Wir haben unterschiedliche Anwältinnen genommen, daß war gut - denn jeder hatte seine Verletzungen. Die Anwältinnen kannten sich, beide waren sehr erfahren und harmonierten sehr gut zusammen. Sie gaben uns ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Wir hatten Angst vor dem 1. Dezember, dieser Tag kam. Meine Kleine und ich waren kurz vor 9 im Gericht; Sicherheitskontrollen, Handys abgeben usw., - die Angst wurde größer. Wir gingen zur Zeugenbetreuung (wenn jemandem Flügel zustehen dann diesen Menschen) und warteten. Nach einer Stunde musste Melinda in den Verhandlungsraum, sie hatte ihren Teddybären im Arm. Auf dem Weg in den Raum begegneten ihr Schüler die an Verhandlungen teilnahmen und lachten sie wegen des Teddies aus. Melindas Miene war versteinert. Er war nicht mit im Verhandlungsraum, ich hatte das beantragt. Als Melinda aus dem Zeugenbetreuungsraum draussen war fing ich bitterlich an zu weinen.
Melinda kam nach gut 2 Stunden wieder, sie hatte ein anderes Gesicht.
Sie hatte vieles noch einmal in Gedanken durchlitten.
Es folgten für uns noch mehrere Verhandlungstage; bei meinen Aussagen war er anwesend. Ich hatte Angst. Nachdem die Aussagen getätigt waren, erfuhren wir das ein Gutachter uns befragen will. Einer solchen Begutachtung braucht man nicht zustimmen, aber ich befürwortete es. Er, der Schänder hat alles abgestritten. Anfang des neuen Jahres fuhren wir in die Stadt in der meine deutsche Freundin, die ich in Tunesien kennengelernt hatte, lebte. Ich rief sie an und fragte ob wir zu ihr kommen könnten. Sie sagte ja, aber sie würde an unserem Ankunftstag in Krankenhaus müssen, da ihr Gehirntumor rausoperiert werden soll. Der Vater meiner Freundin empfing uns am Bahnhof und gab uns die Wohnungsschlüssel. Wir sollten einen Tag Untersucht werden bei dem Gutachter, es wurden 2 Tage. Meiner Freundin ging es nach der OP gut, aber die Ärzte haben nichts herausoperieren können - es war aussichtslos. Nach den 2 Untersuchungstagen beim Gutachter fuhren wir wieder heim. Der Gutachter bescheinigte uns unsere Glaubwürdigkeit, der Verteidiger legte Revision ein, die wurde abgelehnt - es blieben für ihn 10,5 Jahre.
Meiner Freundin ging es eine Weile noch gut, im Sommer fiel sie rapide in sich zusammen und im Herbst verstreute ihr Vater ihre Asche.
Es war nicht nur Missbrauch und Vergewaltigung, es war so unendlich viel Trauer um uns. Und bald ist wieder der 1.Dezember. Ich werde dann wieder Kerzen anzünden und an Euch denken denen es genauso erging. Ich drück Euch. Ihr seid nicht alleine.
Bitte erzählt mir nicht ich brauche Therapie, die hatte ich. Es ist mein Recht mich zu erinnern.
Ich wünsche Euch Kraft diese Kreaturen anzuzeigen.
Beate
 
M

MagicSun

Gast
Bei meiner 1. Vergawaltigung: habe mich weinend und verzweifelt an "Freunde" gewand - man hat mir nicht geglaubt
Bei meiner 2. und 3. Vergewaltigung: still gehalten und Mund gehalten

Bin vom Freund meines damaligen Velobten zusammengeschlagen worden, weil er ihm 100 Mark schuldete und er für ihn nicht greifbar war - bin von der 2. Etage, die Treppen runter bis zum Keller geprügelt worden: habe daraufhin die Polizei gerufen "Wir sollten das gefälligst unter uns regeln" war ihre Antwort.
(Der Typ war Vorbestraft, wegen schwerer Körperverletzung und war einmal Bezirksmeister im Boxen - dementsprechend sah ich auch aus - anschließend durfte ich mich ihm monatelang zur Verfügung stellen - wurde sogar genötigt, mit ihm und seiner Frau, zu seinen Schwiegereltern in Urlaub zu fahren - dort hat er abwechselnd mit seiner Frau, seiner Schwiegermutter und mit mir geschlafen)Seine Frau, hat dazu auch geschwiegen - aus Angst vor Prügel.
 
L

Lilian

Gast
einfach erschüttert und wortlos bin .....

es gibt für jeden eine Zeit danach aber wie die wohl aussehen wird.......



Rosenblüte
 

Beate

Sehr aktives Mitglied
Für jeden gibt es eine Zeit danach.---------
Auch für den Täter. Entweder wurde er bestraft, dann sitzt er seine Strafe ab und gut ist -, oder er läuft weiter frei rum, was häufiger der Fall ist. Denen ist es Sch....egal, ich wünschte sie würden diese quälenden Erinnerungen haben. Es gibt nicht genügend Wasser um den ganzen Dreck abzuwaschen.---------
@MagicSun,
Du könntest ihn noch anzeigen, die Fristen sind recht lang. Wenn Du unter www.Schotterblume nachschaust, erfährst Du näheres.
Eine Anklage macht nichts ungeschehen, aber es ist ein Teil der Verarbeitung.
Lieben Gruß
Beate
 
N

Nobody is perfekt

Gast
Hallo,

ich wünsche Dir viel, viel Kraft, am 1. Dezember und auch für die weitere Zeit danach.
Hier im Forum zeigst Du soviel Mitgefühl und vermittelst anderen Kraft & Zuversicht - davon möchte ich Dir an dieser Stelle etwas zurückgeben!

Ich wünsche euch allen, die dies erleben mussten die Kraft und den Schutzengel, der Euch auf Eurem Weg begleitet!

*Ich fühle mich, als wären mir die Hände gebunden, ich würde Euch so gern helfen und ein guter Zuhörer sein, versuchen ein bischen von der Last ein Stückchen mitzutragen, damit Ihr ruhe habt um zu verarbeiten, denn vergessen kann man nie.
 

Beate

Sehr aktives Mitglied
Hallo Nobodyisperfekt,
das ist lieb von Dir. Wichtig wäre es für alle, wenn sich mehr Opfer (männlich und weiblich) zu Worte melden würden. Vielleicht würde dann auch der Letzte begreifen was tagtäglich immer und immer wieder geschieht. Es muß sich etwas ändern, grundlegend ändern; die Menschen müssen wachgerüttelt werden.
Im Prozess von Stephanie sieht man, dass der Vater des Mädchens versucht die Menschen wach zu rütteln.
Es ist ein schwieriger Schritt aus der Isolation heraus zu kommen.
Beate
 
S

Sophie2604

Gast
Beate du hast recht, es wird zu viel geschwiegen. Und dieses Schweigen ist die Sicherheit die die Täter haben. Aber es gibt Beispiele von Leuten, wie Stephanies Vater z.B., die dieses Schweigen brechen, davon brauchen wir viel mehr.

Ich wünsche dir/euch alles Gute, schicke euch liebe Gedanken, vergesst nicht, ihr seid nicht allein. Wir alle hier haben, jeder für sich, unser schweres Schicksal aber wir haben es gemeinsam zu ertragen und das verbindet uns auf eine Weise.

LG
Sophie
 

Beate

Sehr aktives Mitglied
Hallo Sophie,
keiner von uns ist alleine. Wir müssen nur reden, immer wieder erzählen. Mit der Zeit ist es nicht mehr so schwer. Wir müssen anderen Mut machen. Wir stützen uns gegenseitig und das macht uns stark. Die Sprachlosigkeit derjenigen muß aufgelöst werden - das ist nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Schwierig ist das bei Kindern, sie brauchen viel mehr Aufmerksamkeit und Zeit.
Beate
 
D

dreamer468

Gast
Liebe Beate,

ich werde am 1.Dezember wieder in Bayern sein, fahre am Dienstag hin und bleibe bis Samstag. Wieder zur Traumatherapie, die mir schon einmal so sehr geholfen hat. Ich werde eine Kerze mitnehmen und sie für dich an diesem Tag ins Fenster stellen. Damit jeder sie sehen kann. Für dich, für mich, für uns alle, die wir wissen, wie es ist.

dreamer
 

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