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Vergangenheit loslassen

G

Gelöscht 105698

Gast
Hallo,

Ich leide seit Jahren unter Depressionen und bin fast am Ende meiner zweiten Therapie. Je mehr ich wieder zu mir finde, desto mehr wird mir bewusst, wieviel Mist mir passiert ist, was immernoch in mir ist und wobei ich mich hilflos fühle und mir dumm vorkomme. Ich würde diese Dinge gerne loslassen, aber es fällt mir sehr schwer. Natürlich sehe ich auch, was ich alles geschafft habe, ich bin trotz meiner Kindheit die voll von Misshandlungen und Entwertungen war (aus dir wird nie was usw) meinen Weg gegangen, habe eine Ausbildung absolviert, mein Abi nachgeholt und studiere jetzt, habe einen Hund und einen Freund.
Trotzdem gibt es Momente, in denen ich unfassbar traurig bin, weil die Vergangenheit immer wieder hochkommt und ich nicht weiß, wie ich diese Themen loslassen soll und wieweit ich mich noch "wehren" kann. Je stärker mein "Ich" durch die Therapie wird, desto mehr habe ich das Bedürfnis im Nachhinein doch noch für mein Recht einzustehen und mich zu wehren

1. Meine Mutter
Sie hat mich emotional zerstört, mich immer unter Druck gesetzt und mich entwertet. Mir erzählt, mein leiblicher Vater hätte mich nie gewollt und sie hatte ja eigentlich für ein Cabrio gespart. Sie ist Manipulativ ohne Ende und hat mir immer versucht, Steine in den Weg zu stellen. als ich mit einem Selbstmordversuch ins Krankenhaus eingeliefert würde, sagte sie zu den Sanitätern nur: "jaja, nehmen sie sie ruhig mit" und hat sich weggedreht.
Und das ist nur ein kleiner Teil von dem, was sie mir angetan hat. Ich war nie genug, meine Freunde passten ihr nie, in der Schule war ich nicht gut genug wenn ich bereits eine 3 geschrieben habe wurde mir gedroht, ich käme auf die Hauptschule usw. Mein Stiefvater hatte da auch seinen Teil beigetragen, inklusive körperliche Gewalt.

2. Fast vergewaltigt worden
Ich sage bewusst fast weil es sich für mich so angefühlt hat, der Sex jedoch freiwillig war.
Ich bin an einem Abend nach einer Party mit jemandem nach Hause, den ich schon länger attraktiv fand. Wir haben uns ziemlich betrunken (heute trinke ich keinen Alkohol mehr). Mir ging es dadurch nicht gut und ich wollte dann plötzlich doch nach Hause, weil ich kein gutes Gefühl mehr hatte. Darauf hätte ich besser hören sollen. Er hat auf mich eingeredet und ich bin geblieben. Wir hatten daraufhin einvernehmlich Geschlechtsverkehr MIT Kondom, welches er sich aber währenddessen abzog. Ich hab es gemerkt und wollte dass er aufhört, hat er aber nicht. Ich hab mich wirklich miserabel gefühlt, denn ohne Kondom hätte ich sicher nicht mit ihm schlafen wollen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, habe ich meine Kette bei ihm vergessen, die mir viel bedeutet hat. Über die Kondomsache haben wir nicht mehr geredet, er hat mich dann auch immer in der Bar, in der wir beide manchmal waren, ignoriert. Als ich ihm drei Mal drauf angeschrieben habe, dass meine Kette auf dem Nachttisch liegt, hat er behauptet, er hätte keine gesehen. Ich bekomme das wirklich nicht mehr aus dem Kopf, ich bin so wütend darüber und über mich selbst.

3. Betrogen worden
Über was ich noch manchmal sehr sehr wütend bin. Ich hatte, als ich 18 war, einen Kumpel. Ich mochte ihn sehr (er stand auf Männer, also nur freundschaftlich). Er war noch 17 und bat mich eines Tages ihm einen Gefallen zu machen. Er wollte ein neues Handy und bräuchte nur eine Unterschrift von jemandem, der 18 ist. So naiv und dumm wie ich war, ließ ich mich überreden. Ein paar Wochen später hörte ich nichts mehr von ihm und sein Betreuer (Sozialarbeiter) meldete sich bei mir.
Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nichtmal, dass er einen hat. Er sagte mir, dass er Post bekommen hätte, dass Tim seine Telefonrechnungen nicht gezahlt hätte und weshalb ich für ihn unterschrieben hätte. Tim war untergetaucht, nichtmal der Betreuer wusste wo er sich aufhielt. Natürlich waren das am Ende gute 1000 euro die ich zahlen durfte. Vor einiger Zeit habe ich ihn auf Facebook gefunden und ihn zur Rede gestellt. Er sagte mir er würde es zurückzahlen und hat mich blockiert.

Ich weiß, das meiste ist meine eigene Schuld. Ich hätte weder mit dem Typ nach Hause gehen sollen noch diesen sämtlichen Vertrag unterschreiben dürfen. Ich weiß aber nicht mehr wie ich mit dem ganzen Berg umgehen soll. Vielleicht habt ihr Tipps? Danke fürs Zuhören....
 

tork

Aktives Mitglied
Ich weiß, das meiste ist meine eigene Schuld. Ich hätte weder mit dem Typ nach Hause gehen sollen noch diesen sämtlichen Vertrag unterschreiben dürfen. Ich weiß aber nicht mehr wie ich mit dem ganzen Berg umgehen soll. Vielleicht habt ihr Tipps? Danke fürs Zuhören....
Viele Traumatisierte denken, dass es die eigene Schuld wäre. Eine spezielle Traumatherapie hilft oft dabei die Dinge zu verstehen und man kommt oft zum Schluss, dass es doch nicht die eigene Schuld wäre.

Ich lese gerade das Buch "Verkörperter Schrecken" vom renommierten amerikanischen Psychiater und Traumaforscher Bessel van der Kolk und habe selbst bei traumatisierten Vietnamverteranen Parallelen zu eigenen entwicklungstraumatischen Erfahrungen ziehen können. Er gibt in dem Buch einen guten Einblick darin wie Traumata entstehen und wie sie im Gehirn verarbeitet werden. Außerdem nennt macht er Vorschläge wie man Traumata auflösen kann. Vielleicht wäre das auch ein Buch für Dich?
 
G

Gelöscht 105698

Gast
Viele Traumatisierte denken, dass es die eigene Schuld wäre. Eine spezielle Traumatherapie hilft oft dabei die Dinge zu verstehen und man kommt oft zum Schluss, dass es doch nicht die eigene Schuld wäre.

Ich lese gerade das Buch "Verkörperter Schrecken" vom renommierten amerikanischen Psychiater und Traumaforscher Bessel van der Kolk und habe selbst bei traumatisierten Vietnamverteranen Parallelen zu eigenen entwicklungstraumatischen Erfahrungen ziehen können. Er gibt in dem Buch einen guten Einblick darin wie Traumata entstehen und wie sie im Gehirn verarbeitet werden. Außerdem nennt macht er Vorschläge wie man Traumata auflösen kann. Vielleicht wäre das auch ein Buch für Dich?
Vielen Dank für den Tipp! Ich denke ich versuche es mal mit dem Buch. Therapie mache ich schon. Ich wünsche dir viel Kraft bei der Bewältigung deiner Traumata. Liebe Grüße
 

Komel95

Neues Mitglied
Hey ..
ich habe mir gerade das ganze durchgelesen weil ich exakt das selbe Problem habe wie du.
Ich kann die Vergangenheit nicht loslassen.
Magst du vielleicht mit mir darüber reden und wir tauschen uns darüber aus ? Wäre echt cool wenn du dich melden würdest
Lg | w | 21 Jahre
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Das Praktische an der Vergangenheit ist ja,
dass sie nur noch in unseren Köpfen (oder
in Büchern etc.) existiert und wir frei sind,
das Erlebte so oder so zu deuten.

Das Erlebte hat ja an sich keine Bedeutung,
wir geben sie ihr. Und da liegt der Sinn von
Psychotherapie, ob nun mit einem Therapeu-
ten, einem Buch oder auf andere Art: der
eigenen Vergangenheit eine sinnvolle und
für die Gegenwart und Zukunft (!) passende
Bedeutung zu geben.

Ich kann mir zum Beispiel sagen:
a) ich hatte eine miese Kindheit weil ... oder
b) ich hatte als Kind viele Herausforderungen
zu meistern, die mich stärker gemacht haben
als andere, die in weichen Kissen gebettet
waren

Unser Gehirn reagiert auf solche "Erzählungen",
auch auf neue Deutungen des bereits gespei-
cherten. Das sind keine gedruckten Bücher in
unserem Kopf, eher Tafeln mit Kreide beschrie-
ben, die darauf warten, abgewischt und neu
beschrieben zu werden.

Manchmal sage ich mir etwa im Hinblick auf
blöde Erlebnisse in der Vergangenheit: Da habe
ich aber etwas daraus gelernt, offenbar hat es
diese Geschichte gebraucht.

Wichtig ist, hier die Deutungshoheit zu gewin-
nen und nicht anderen (etwa den Eltern) das
Recht einzuräumen, unseren Erlebnissen auch
noch die Bedeutung zu geben, die ihnen passt.

Ist eine längere Arbeit, aber sie lohnt sich!

Alles Gute,
Werner
 

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