Ich habe Schmetterlinge in meinem Bauch - zur Masterfrage : Ich weiss es nicht.
was ist Liebe ?
Spontan würde ich sagen, mit einem Menschen das eigene Leben teilen zu wollen - ihn auf seinem Weg zu begleiten in der Erkenntnis das dieser manchmal beschwerlich sein wird. Vielleicht auch ein bischen diesem Menschen den Himmel auf Erden bereiten zu wollen - in schlechten Zeiten der "Fels in der Brandung" zu sein.
Körperliche Nähe als etwas ausserordentliches zu erleben - nach fünf Jahren neben diesem Menschen morgends aufzuwachen und sich freuen sagen zu können : ..... Guten morgen - ich liebe Dich und freue mich auf den Tag mit Dir .... Beantwortet mit Blicken die zeigen - " das wollte ich dir auch gerade sagen..."
Frei von jedem Gefühl ständig um diese Liebe kämpfen zu müssen.
Wie gesagt - Spontan würde ich sagen; das ist Liebe.
Mattes
Ich habe nun 20 Seiten Deines Leidens gelesen, lieber Matthes, und auch das der anderen Betroffenen, und dabei stellte sich mir immer wieder die Frage, was versteht Ihr unter LIEBE.
Das, was Du hier geschrieben hat kommt dem Wort LIEBE wohl noch am nächsten, wenn da nicht der vorletzte Satz wäre ...um die Liebe kämpfen zu müssen.
LIEBE ist selbstlos, ist ein stetes Geben ohne nach einem Gegenwert zu fragen, ich glaube es gibt in unserem Leben das, was der wahren Liebe am nächsten kommt, nur zwischen Eltern und Kindern. Unsere Kinder lieben wir selbstlos, von Ihnen erwarten wir nichts, wie lieben sie so wie sie sind. Für unsere Kinder geben wir, solange wir leben, selbst dann, wenn auch im Erwachsenenalter nichts zurückkommt.
Was aber ist dann dass, was wir DEM geliebten Menschen entgegenbringen? Ist das auch Liebe? Wenn es Liebe wäre, dann würden wir uns im Falle von Untreue, Seitensprung, Fehlern anders verhalten. Hier wird Besitz oft mit Liebe verwechselt.
Matthes, was trifft Dich am meisten? Versuche mal ganz ehrlich mit Dir zu sein! Ist es nicht die Angst, Deinen "Besitz" zu verlieren, Deinen "Besitz" mit jemandem teilen zu müssen, nicht mehr der alleinig Angebetete zu sein? Was in Dir vorgeht ist purer Egoismus, verletzte Eitelkeit, verletzter Stolz, hat aber mit enttäuschter "LIEBE" wenig zu tun.
Ich behaupte, wahre Liebe kann man nicht enttäuschen und kann man auch nicht verlieren.
Matthes, das soll nicht heißen, dass ich Deinen Schmerz nicht verstehen kann, auch ich habe ihn einmal gefühlt.
Im Laufe meines Lebens habe ich viel über Beziehungen und Liebe nachgedacht. Und ich fand unsere Art zu leben eigentlich ziemlich bescheuert.
Sag doch mal, wo gibt es auf der Welt den Menschen, der mir all das geben kann, was mich glücklich machen würde? Der muss doch erst gebacken werden. Wäre es nicht viel vernünftiger und für unser Wohlbefinden auch sinnvoller, wenn wir, da ja ein Partner nicht alle Eigenschaften haben kann, die exakt zu mir passen, mit dem Partner, der in uns die stärksten Gefühle auslöst (und das ist ja meist der, mit dem wir auch ein erfülltes Sexleben haben) zusammenleben würden, mit einem anderen Menschen tanzengehen dürften, wenn der Partner selbst es nicht möchte, und mit einem anderen in Konzerte oder ins Theater gehen könnten, falls der eigene Partner sich dafür nicht interessiert? Mein Partner widerum könnte sich für seine Hobbies, falls sie mich nicht interessieren, das gleiche Recht herausnehmen. Keinem würde dadurch etwas weggenommen, sondern jeder hätte das, was ihn glücklich macht. Und wer liebt will doch den anderen glücklich sehen, oder?
Verstehst Du, was ich damit sagen will? Wir erwarten von unseren Partnern eigentlich fast Unmenschliches und nennen das Liebe.
Frei sein und sich aus freien Stücken für etwas entscheiden kann nur der, der auch gelernt hat loszulassen.
Mein langjähriger Lebensgefährte hat mich zweimal betrogen. Das erste mal tat sehr weh, aber ich konnte verzeihen und es auch als erledigt hinter mir lassen. Beim zweiten mal, kam ich aus dem Urlaub mit meinen beiden Töchtern zurück und stellte beim Betreten des Schalfzimmers fest, dass jemand Fremdes in meinem Bett gelegen haben musste. Ich fragte meinen Partner , als ich wieder ins Wohnzimmer kam, nur: Na, wars schön? Er schaute mich nur erstaunt an. Darauf sagte ich: Ich meine die Nacht mit Deinem Gschbusi in unseren Betten. Ihm fiel vor Entsetzen fast das Gesicht auseinander und er stammelte: Woher weißt Du.... In dem Moment fing ich an schallend zu lachen und hielt ihm prustend vor Lachen vor, wie dumm er sich verhalten hat, dass ich es einfach merken musste und er solle doch das nächste mal nicht so saudumm sein.
Glaubt mir, er ging nie wieder in den folgenden 20 Jahren fremd. Ich glaube es ist schlimm, wenn man für einen Seitensprung ausgelacht wird anstatt in Tränen auszubrechen. Er wusste eben nicht, dass ich bereits nach seinem ersten Seitensprung gelernt hatte loszulassen und ihn trotzdem zu lieben. Aber dieses Loslassen machte mich frei. Ich konnte nicht mehr verletzt werden, denn es gab für mich keinen Besitz, um den ich Angst haben musste, über den ich eifersüchtig wachen musste. Unsere Liebe zueinander besteht auch nach 23 Jahren noch, auch wenn wir nicht mehr zusammenleben, und sich die Liebe etwas gewandelt hat. Heute sind wir die allerbesten Freunde und immer einer für den anderen da, wenn er gebraucht wird. Wir haben es geschafft, uns rechtzeitig räumlich zu trennen, bevor der Alltag die Liebe völlig zerstörte und in Hass umschlagen ließ.
Liebe kann eine Erfüllung ohne Ende sein, wenn man den Besitzanspruch daraus entfernt.
Solange es Euch nicht gelingt, innerlich loszulassen, werdet ihr Eure Wunden lecken und Euch vor Euch selbst zum Affen machen, dafür aber dann nicht Euch verantwortlich machen, sondern anfangen, den vermeintlich Schuldigen dafür zu hassen.
Vielleicht kann das, was ich hier geschrieben habe, dem einen oder anderen von Euch dabei helfen, aus einem anderen Blickwinkel heraus besser mit dem Schmerz umzugehen und ihn letztendlich durch eine veränderte Einstellung zu besiegen.
Das wünsche ich Euch von Herzen.