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Vater vor meinen Augen gestorben.

Schneesternchen

Neues Mitglied
Ihr Lieben,

ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll.

Mein Vater ist im August 2017 im Alter von 60 Jahren gestorben. Er war mehrere Jahre aufgrund einer Hirnblutung, die großen Schaden hinterlassen hat, ein schwerer Pflegefall. Er war gelähmt und hatte Sprachstörungen, jedoch konnte er noch geistig allen Gesprächen folgen.

Letztendlich ist er im Krankenhaus gestorben, da er erneut eine Hirnblutung bekommen hat und er nicht mehr zu retten war. Er lag in der Sterbephase, ich war tagelang bei ihm im Krankenhaus und habe mit ihm gesprochen. Ich wollte nicht, das er in dieser Situation alleine ist. Sterbende sollen ja die Anwesenheit eines geliebten Menschen spüren. Eines Abends, nachdem ich ihm gesagt habe, es geht mir gut und er darf ruhig loslassen und "weitergehen", ist er dann vor meinen Augen eingeschlafen. Er hat noch einmal tief Luft geholt und ausgeatmet, bevor sein Herz aufhörte zu schlagen. Das war der intensivste und tränenreichste Moment in meinem ganzen Leben.

Dies ist nun fast zwei Jahre her und in den Momenten, in denen ich alleine bin, kommt oft ein tiefes Gefühl der Sehnsucht nach meinem Vater, nach meinem alten Leben in mir hoch. Es sind soviele schöne Erinnerungen. Mein Vater war meine wichtigste Bezugsperson und jeder Gedanke an ihn, löst einen Stich in mir aus, denn ich weiß, mein Vater wird nie wieder zurückkommen. Nie wieder mit mir sprechen, nie wieder werden wir zusammen lachen, nie wieder gemeinsame Unternehmungen machen. Es schmerzt so sehr.
Tagsüber bin ich abgelenkt durch meinen Job im Büro, jedoch ist es auch in dieser Zeit so, als wäre die ganze Zeit ein dunkler Schatten um mich herum, eine schwere Last, weil etwas wichtiges in meinem Leben fehlt. Mein Vater.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er nicht mehr zurückkehrt. Mir sind heute Abend wieder die Tränen gekommen. Die letzten Jahre haben mich sehr verändert. Ich bin viel ernster geworden und lache kaum noch. Wenn ich lache, ist es eher ein schwermütiges Lachen. Ich bin schon seit 2 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung (nicht nur wegen der Trauerbewältigung, Existenzängste etc. kamen auch dazu) und trotz allem, gibt es immer noch Tage, an denen ich mich einfach nur leer fühle. Ich würde alles dafür geben, meinen Vater wieder gesund und lebendig wiederzusehen, oft erhoffe ich mir das, auch wenn es natürlich Schwachsinn ist.
Ich mag immer noch nicht glauben, dass dieser Tag im Krankenhaus der letzte Tag war, an dem ich meinen Vater lebendig gesehen habe.

Ich bin einfach traurig ...

Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben, meinen Text zu lesen ... ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich mir davon erhoffe, aber ich hatte das Gefühl, etwas loswerden zu müssen ...
 

pecky-sue

Aktives Mitglied
Hallo Schneesternchen,
Du hast mein Mitgefühl. Auch weil ich sowas auch erlebt habe, aber mit meiner Omi. Das ist jetzt 8,1/2 Jahre her. Und mir geht es immer noch wie am ersten Tag des Verlustes.
Du kannst dich glücklich schätzen so viele liebe Erinnerungen an deinen Vater zu haben.
Das einzige was durch meinen Schmerz gedrungen ist, zum heute, das ist, das ich mir denke Omi hat sich immer gewünscht das ich zufrieden bin und das Beste aus meinem Leben mache. Und das ich nicht an meiner Trauer um sie vergehe.

Ich vermute, dein Vater hatte sich auch viel liebe Gedanken um dich gemacht. Und sicher wünscht er sich das du dein Leben weiterlebst und das Beste daraus machst.
Geliebte Menschen wünschen sich sowas für ihre Liebsten.

Es hört sich so schön an, das du bei ihm warst als er ging, und ihm gut zusprachst.


Liebe Grüße Pecky
 
G

Gelöscht 5176

Gast
Wir Menschen gehen immer nur ein gewisse Wegstrecke gemeinsam und irgendwann trennen sich unsere Wege.
Wichtig ist doch nicht wie lange diese Strecke war, sondern wie intensiv.
Sei dankbar über die schönen Jahre die ihr gemeinsam erleben durftet.

Ich habe meinen Vater durch einen Autounfall mit 15 Jahren verloren. Ich war sein Augenstern und wir hatten eine unheimlich innige Beziehung. Er war nicht nur mein Vater, er war mein bester Kumpel, mein Vorbild - man konnte mit ihm Pferde stehlen. Meine Freunde beneideten mich alle um diesen coolen Typen. Zum Ärgernis meiner Mama machte er, wie ein großer Junge, jeden Unsinn mit uns mit.
Noch heute denke ich mit einem Lächeln im Gesicht an unsere Schabernacks.
Als er so unerwartet durch einen tragischen Unfall starb, brach für mich eine Welt zusammen.

Um meinen Schmerz auszuhalten half mir folgendes:
Ich habe mir einen schönen Stern am Himmel auserkoren - so als Sinnbild für meinen Vater.
Jahrelang lag ich nachts im Garten, habe zu meinem Stern hochgeschaut und mich mit ihm unterhalten.
Auch heute, 43 Jahre später schau ich noch oft hoch zu meinem Stern, zwinker ihm zu und sag Hallo Paps.

Wichtig ist einen geliebten Menschen im Herzen zu bewahren.
Alles Liebe
 

Asozialarbeiter

Aktives Mitglied
wow gig, das hat mich jetzt zu tränen gerührt. es klingt zwar ein wenig kitschig, wie in einem film, aber wenn du wirklich so damit umgehst finde ich das mega schön...

mein vater ist jetzt über 60 und ich mache mir große sorgen das in naher zukunft etwas gesundheitliches auftritt. er hat es mit dem herzen und arbeitet immernoch viel und regt sich viel auf. wir sind nicht die besten freunde.. haben uns oft und heftig gestritten, sind aber immer zusammen geblieben. und er ist mein vater. als mann ein vorbild für immer und immer. jemand an dem ich mich festhalten kann, der immer zu mir steht und mir das gefühl gibt stolz zu sein.

vor euch beiden habe ich riesigen respekt und ihr werdet mir irgendwann ein vorbild sein. ich bewundere euch für eure stärke und wünsche euch, das ihr wieder inneren frieden und glück empfinden könnt. natürlich ist es ohne vater schwerer (ich will gar nicht wissen, was bei mir dann los ist), aber ich wette, er hätte es sich für euch so gewünscht. und ist er nicht immer bei euch? in euch? egal wohin ihr geht? hat er euch nicht mit eurer mutter auf die welt gebracht und seinen charakter an euch weitergegeben? seine gute seiten die heute eure guten seiten sind? oder gibt es noch gute seiten von eurem vater, die ihr übernehmen könnt? hat er euch dinge beigebracht, die vieleicht nicht allen menschen so bewusst sind wie ihm, dir, euch? was ist das und wie wendet ihr es an? wie hat euch euer vater gestärkt und euch hoffnung gegeben? macht es genau so!

eure gefühle sind ein beweis für eure menschlichkeit. man kann im grunde genommen nichts anderes tun, als sie zu akzeptieren.

lg
asozialarbeiter
 

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