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Unsere Tochter schiebt ihr Scheitern auf eine "Behinderung"!

R

Rosamaria

Gast
Guten Tag, liebes Forum,

ich bin 57 Jahre alt und habe eine Tochter, die fast 34 ist. Sie ist ein echtes Sorgenkind und ich habe manchmal den Eindruck das sie ihr Leben nie auf die Reihe kriegen wird.
Ich gebe zu, mein Mann (wir leben sind seit mehreren Jahren getrennt) und ich haben sie oft zu sehr verwöhnt, ihr zu viel abgenommen. Aber wir haben ihr auch Druck gemacht wenn sie sich in der Schule zu sehr hängen ließ und keinen Ehrgeiz zeigte. Sie wirkte auf mich oft so das sie anders war als die Kinder von Freunden und Verwandten. Sehr ruhig und in sich gekehrt, konnte sich stundenlang allein beschäftigen, war sehr verträumt und langsam. Legte nie viel Wert auf Freundschaften. Sie war eine mittelmäßige Schülerin, die in manchen Fächern total versagte, in wenigen aber gut war.
Als sie in der 6. Klasse in der Realschule war sagte mir ihr Klassenlehrer knallhart, wir Eltern sollten mit unserer Tochter mal zu einem Psychater oder Neurologen gehen. Es täte ihm leid sich so ausdrücken zu müssen, aber er hätte noch nie jemanden so "Lahmarschiges" erlebt.

Psychater hatte für mich so etwas von "nicht richtig im Kopf sein" und so ging ich mit ihr zu einem Neurologen. Es war ein sehr netter und gründlicher Arzt, der feststellte das meine Tochter an einer leichten Form von Epilepsie leidet. Sie weinte und ich war geschockt aber er beruhigte mich und sagte, mit Tabletten würde sich das bis zum Erwachsenenalter rauswachsen.
Ich sorgte dafür das die Tabletten regelmäßig genommen wurden, hatte aber nie das Gefühl das sich groß was änderte. Manchmal war meine Tochter richtig müde und wurde noch träger. Auch an ihrem mangelnden Ehrgeiz änderte sich nichts. Sie schaffte aber einen mittelmäßigen Realschulabschluss. Bei manchen Noten hatten die Lehrer beide Augen zugedrückt.

Als sie 17 war, meinte der Neurologe, sie könnte die Tabletten gegen Epilepsie jetzt absetzen. Das EEG würde nur noch ganz leichte Abweichungen zeigen. Natürlich war sie richtig glücklich, fühlte sich endlich nach ihren Worten "normaler".

Sie machte eine Lehre als Arzthelferin, wo sie anfangs gemobbt wurde. Es hieß, zu langsam, zu begriffsstutzig, zu unkonzentriert. Sie wechselte nach einem halben Jahr die Praxis und beendete die Lehre in der Praxis eines Nachbarn von meiner Schwester. Er hielt seine schützende Hand über sie, wie er sagte.

Für meine Tochter stand fest, sie wollte in dem Beruf nicht mehr arbeiten. Sie fühlte sich ständig überfordert durch den Stress. Da sie Kinder liebt, wollte sie eine Lehre als Familienpflegerin machen. Doch nach einem Jahr stellte sich bei den Praktikumsstellen raus das sie es nicht packen würde. Sie konnte sich nicht durchsetzen und war nicht umsichtig genug, stand oft verträumt in der Gegend rum. Sie brach ab.
Seitdem sind über 10 Jahre vergangen und sie tingelt durchs Berufsleben, hatte immer nur Hilfsjobs zu denen sie vom Arbeitsamt oder Jobcenter hin vermittelt wurde. Überall hieß es das sie zu langsam, zu wenig flexibel und vergesslich ist.

Ich habe schon einige Male ein ernsthaftes Wort mit meiner Tochter gesprochen. Sicher, sie ist lange erwachsen, aber ich mache mir Sorgen wie es weitergehen soll. Immer nur Niedriglohnsektor und sie bekommt es doch nicht hin. Wie soll später mal ihre Rente aussehen?
Jobs wie bei zalando oder Amazon, wo sie wenigstens anständig verdienen könnte, traut sie sich nicht zu.

Sie hat mir jetzt gesagt das sie für all das nichts könnte. Sie wäre eben behindert, denn ihre Epilepsie hätte sich anscheinend nicht ausgewachsen. Sie hätte immer noch dieselben Probleme wie früher. Sie hätte keine Lust mehr, sich um einen Job zu bemühen. Es würde sie zu viel Kraft kosten. Es werden Leistungen erwartet, die sie nicht bringen kann. Das kam mit einer gewissen Wut.

Ich bitte um Meinungen was ich tun kann!
Kann es sein das meine Tochter es sich zu einfach macht? Welche Möglichkeiten hat sie?

Gruss
Rosamaria
 

Knirsch

Sehr aktives Mitglied
Anhand dieser Informationen ist es recht schwierig irgendetwas über eine Behinderung zu sagen.
Das mit der Epilepsie macht mich allerdings stutzig. Ich würde da noch eine zweite Meinung von einem anderen Neurologen einholen. Wenn das EEG auffällig war und dann nur noch leichte Abweichungen sichtbar waren, sind doch immerhin noch Abweichungen sichtbar. Dem sollte nachgegangen werden. Außerdem wurde denn die Wirksamkeit der Tabletten überprüft oder jetzt nachkontrolliert, wie sich das Absetzen auswirkt? Es gibt ja ganz viele verschiedene Formen der Epilepsie und die genau Bezeichnung wäre hier wichtig. Er gibt gewissen Formen, die im Erwachsenenalter verschwinden können, diese sprechen aber oft auf Medikamente nicht gut an. Aber das muss ein Arzt vor Ort mit einer gründlichen Diagnostik feststellen und eine Aussage darüber treffen, wie sich das auswirkt.
Auf jeden Fall kann eine Epilepsie eine Behinderung darstellen, auch aufgrund einer Schädigung des Gehirns auftreten oder Schädigungen hervorrufen, die eine Behinderung darstellen bzw sich durch Stress verschlechtern und vieles mehr. Hier festzustellen, wie sich das auf Lernerfolg oder Berufsfähigkeit auswirkt, wäre eigentlich Aufgabe eines Arztes. Man kann mit einem Anfallsleiden ja auch nicht jeden Beruf sicher ausüben.
 

Frau Rossi

Aktives Mitglied
Einen Grund zu haben warum etwas so ist wie es ist hat seinen Reiz.
Bei der Schilderung würde ich dringend von Versandhändlern abraten.

War sie seit dem EEG den mal wieder bei einem Facharzt für Neurologie und Psychiatrie um ihren Einschränkungen näher zu beleuchten und eventuelle Lösungsansätze zu finden?

Die Sorgen und Wut kann ich nachvollziehen.
Macht sich die Tochter auch Sorgen?

Vielleicht wäre Tier oder Gartenpflege etwas.

Denke aber ohne Fachärztliche Einschätzung ist es fischen in trüben Gewässern.
 
P

Pinguin

Gast
Wart ihr denn in den all den Jahren nach der Schule bei keinem Arzt mehr?

Langsamkeit, Lernschwierigkeiten und Introversion klingen für mich danach, dass sie in ihrer Lage wirklich sehr ausgelastet oder etwas überfordert ist. Mit der richtigen Unterstützung kann man seine Belastungsgrenze auch erhöhen.
Eine Störung auf dem Autismusspektrum ist natürlich auch möglich aber es gibt wirklich viele Probleme und Erkrankungen, biologisch wie erlernt/psychisch, die sich so äußern. Es kann ja auch eine depressive Störung oder eine Lernbehinderung sein. Denkt daran, dass eine Diagnose nichts schlimmes ist und es sehr beruhigend sein kann, wenn man endlich weiß, was das Problem ist.

Lasst euch doch mal von eurem Hausarzt beraten und stellt euch je nachdem bei einem Psychotherapeuten vor. Für eine Gesprächs- und Verhaltenstherapie muss man nicht "verrückt" sein. Man kann sie auch als Lebensberatung nutzen.
 
G

Gelöscht 65548

Gast
Der Werdegang deiner Tochter erinnert mich sehr stark an meinen eigenen in meiner Schul/ Arbeitszeit.
Ermutige sie zu einem Psychiater/Psychologen zu gehen. Hier könnten tatsächlich Störungen wie ADHS/Autismus etc. dahinter stecken. Das sollte überprüft werden.

Unterstütze sie und setze sie nicht unter Druck.
 
G

Gelöscht 55145

Gast
Ich denke sie ist einfach nicht für die Berufswelt und deren Anforderungen geeignet. Menschen sind nun mal verschieden. Nicht jeder kann so viel leisten. Aus meiner Sicht bringt es auch nichts sich da reinzuquälen. Sie soll lieber schauen, wie sie sich und ihr Leben so arrangiert, dass es ihr gut tut.
 
G

Gelöscht 116802

Gast
Kann es sein das meine Tochter es sich zu einfach macht? Welche Möglichkeiten hat sie?
Dein Beitrag klingt, alles in allem, nicht besonders wertschätzend und ich frage mich, ob du deine Tochter jemals bestärkt hast. Psychologische Unterstützung wäre sicher nicht verkehrt gewesen, dass du das mit "nicht richtig im Kopf" verbindest, spricht Bände – über dich.
 
G

Gelöscht 117641

Gast
Hört sich nach Sluggish Cognitive Tempo an. Aber ob es das auch ist, kann ich natürlich nicht sagen. Kann auch einfach nur ADS oder was ganz Anderes sein. Auf jeden Fall dürften Jobs bei Zalando oder Amazon für sie der völlig falsche Weg sein. Da muss sie fix sein und das kann sie scheinbar ja gar nicht leisten. Statt ihr Vorwürfe zu machen solltest du deine Tochter lieber unterstützen. Es dürfte für sie alles andere als schön sein, dass sie so langsam ist und sie wird das bestimmt nicht toll finden.
 

CasperH

Aktives Mitglied
Sorry, mir geht gerade die Galle hoch 😡 Wieder mal so ein Klassiker. Warum kann man den Menschen, gerade das eigene Kind, nicht einfach so lieben und akzeptieren wie es nunmal ist mit all seinen Stärken und Schwächen.

Ich würde ihr sagen, das Sie so wie sie ist, genau richtig ist und ich sie liebe. Ich begegne Ihr mit Wertschätzung und biete ihr meine Hilfe an, wenn sie diese dann von mir haben möchte.

Das primäre Ziel sollte erstmal sein ihren Selbstwert/ vertauen wieder aufzubauen, vielleicht mit Hilfe einer Therapie.

im 2, Schritt kann man dann an einer realistischen beruflichen Perspektive arbeiten...

Just my 2 cents ...

Casper
 
D

Die Queen

Gast
Ihr hättet eure Tochter besser zueinen erfahrenen Kinder- und Jugendpsychologen geschickt. Die Epilepsie Geschichte war wohl ne Fehldiagnose von Arzt.

Allgemein tut mir deine Tochter leid, da sie von allen nur gesagt bekommen kriegt, dass sie nicht gut genug ist. Sogar von ihrer eigenen Mutter. Wundert es dich wirklich, dass sie nur noch frustriert ist und ihre Anstrengung runtergefahren hat?

Du kannst eigentlich nichts mehr machen, der Schaden ist bereits gemacht. Du kannst höchstens mit ihr zu einen Therapeuten gehen, der noch mal abcheckt was wirklich bei ihr los ist.
 

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