Ich finde man muss da intuitiv handeln. Man merkt was gewünscht ist. Es kann durchaus passieren, dass manche nicht umarmt werden möchten obwohl sie weinen, einfach weil sie eigentlich gar nicht vor einem weinen möchten, egal ob Unbekannter, Freund oder Familie und wenn man sie umarmen würde, es sofort aus ihnen richtig herausbrechen würde. Ich kenne das von mir selber und hab das auch schon bei anderen erlebt, dass sie meine Umarmung genau aus diesem Grund zurückwiesen. Mit der Zeit lernt man, wann es ok ist und wann nicht gewollt.
Vor ein paar Wochen, hatte ich wieder mal erlebt, dass sich Trauernde mir anvertrauten (passiert mir irgendwie öfter mal, keine Ahnung warum) und weinten. Beides mal verschiedene Damen, zu unterschiedlichen Zeitpunkten, die eine einen Sohn verloren die andere ihren Bruder und beide Frauen kannte ich nicht. Ich hab versucht mit Worten zu trösten, denn eine Umarmung wäre eindeutig Zuviel gewesen. Ein anderes Mal auf einer Beerdigung, wieder die Mutter des Verstorbenen, die ich nicht gut kannte, die wollte definitiv von mir in den Arm genommen werden.
Bei mir ist das so, wenn alles ganz schlimm ist und ich wieder ein mega Tief habe, dann brauche ich eine ganz feste Umarmung meines Partners. Von Freunden will ich jedoch dann nur eine Umarmung, wenn ich weiß, ich breche dadurch nicht komplett in Tränen aus.
Und was bei anderen das gerade Gegenteil bewirkt ist bei mir anders: ich raste innerlich aus wenn jemand sagt, ich bin für dich da und hör dir zu. Denn ich weiß ganz genau, das kann niemand, denn niemand fühlt meinen Schmerz und kann helfen dass er vergeht, nur weil er zuhört oder mich umarmt. Ich muss da allein durch, selbst wenn jemand neben mir ist.
Im Gegensatz dazu wirkt ein, alles wird gut, besser bei mir. Mein Partner macht das ganz gut, in dem er sagt, „du malst dir gerade alles schlimmer aus als es ist. Es ist doch alles gut.“ Und dann zählt er auf was alles gut läuft und sagt, dass die Sachen die eben noch nicht gut sind sicher auch bald gut werden. Wenn ich widerspreche und sage, von wegen, das und jenes ist nicht gut, dann relativiert er es, bis ich selber erkenne ich übertreibe und alles ist wirklich nur halb so schlimm. Und genau das ist das Richtige für mich.
Wenn ich von der Vergangenheit angefange zu grübeln, sagt er, das war früher und jetzt ist jetzt.
Manchmal versinke ich so tief in meine Trauer, dass ich alles andere um mich ausblende und man selbst mit Worten nicht mehr zu mir durch dringt. Dann ist es wichtig, wenn mich jemand wieder in die Realität, ins hier und jetzt, zurück holt. Mit Berührung, mich zwingen dem anderen in die Augen zu schauen, oder richtig schütteln kann helfen.
Mutmachende Worte sind finde ich immer besser als tröstende Worte, auch wenn letztere ganz gut zur Einleitung sind, jemandem zu helfen.