Ich muss meinen Beitrag leider in 2 Teile aufteilen, da er sonst zu lang ist.
Hallo erst mal,
ich vermute mal, dir wäre es lieber, dass dir gesagt werden würde, dass du dir das alles nur einbildest, aber leider wird das zumindest von meiner Seite aus nicht passieren.
Erstmal möchte ich löblich anerkennen, dass du Realistin bist und im Gegensatz zu deinen Eltern die Existenz möglicher "ungeliebten" Szenarien anerkennst. Die eigene Weltanschauung ist ungleich Realität, das verstehen leider die wenigsten. Ja, auch Oma Hildegard kann das Kind genüsslich anal mit dem Besen penetrieren, wenn ihr keiner zusieht. Frei nach dem Motto: "Was ich nicht mit eigenen Augen sehe, existiert nicht." Dazu muss man gar nicht pädophil sein, das kann einfach nur ein Genießen der Überlegenheit gegenüber eines Schwächeren, in dem Fall ein Kind, darstellen, das machen ja auch heute noch Eltern auf der ganzen Welt mit den Worten "Meine Eltern haben das auch gemacht" aka "Weil ich gelitten habe, musst du es auch"
Dennoch werde ich dir, als Kindergarten-/Grundschulkind (ich hab das genaue Alter selbst verdrängt), welches selber regelmäßig von seinem 6 Jahre älteren Bruder und manchmal auch dessen Freunden "gerufen" wurde, um auszuprobieren, was man in Pornos gesehen hat, sagen müssen, dass deine Annahme sehr wahrscheinlich ist. Gerade wenn man dazu noch die Tatsache berücksichtigt, dass er sich nur dafür interessiert, wenn sie alleine sind.
Und jetzt werde ich noch ein bisschen frech und wage es, deinen Eltern einen Vorwurf zu machen, nicht um dir Schuldgefühle einzureden, sondern um dir klarzumachen, weshalb so etwas passiert (und auch bei mir passiert ist) und/oder einschätzen kannst, wie realistisch es für deine Situation ist. Dabei möchte ich auf folgende Punkte eingehen, die viele (leider) Eltern als pädagogische "selbstverständliche Erziehungsregeln" erachten.
1. Kinder haben ihre Fresse zu halten und den Erwachsenen bzw. generell Älteren gefällig zu sein. Was diese sagen, wird getan, denn man ist ein kleines, unwissendes Scheißkind, das nichts vom Leben versteht und die Älteren haben IMMER recht, keine Widerworte...PSSST du hältst jetzt die Schnauze, sonst kannst du was erleben, Fräulein!
Meine persönliche Erfahrung: Wenn Bruder mit drohenden, erhobenen Zeigefinger "Sag das nicht der Mama" droht, wird die kleine Schwester es dir nicht erzählen, auch nicht wenn Mama nachfragt. Schon gar nicht, wenn sie selbiges Verhalten ja von Mama kennt, weil sie es "wagt", zu sprechen. Er ist 6 Jahre älter, also ist das, was er macht, vollkommen ok und da muss man halt durch, wie durch die anderen Dinge, die man nicht gut findet, auch. Sie hat ja auch Angst vor Mama, wenn sie "den Mund aufmacht".
2. Kinder haben nichts über Sexualität zu wissen, "weil sie ja Kinder sein sollen". Ach, und das sind sie nicht mehr, wenn sie wissen, wie sie entstanden sind? Und JA, ich rede auch von Kleinkindern.
Wer nichts darüber weiß, kann auch nicht einordnen, was mit ihm geschieht, wenn ein sexueller Missbrauch stattfindet, also auch nicht kommunizieren, was geschehen ist. Es fehlt ja alleine schon das Vokabular dafür, besonders wenn Mama der Meinung ist, dass MuschMusch ein geeignetes Wort für Vagina wäre. Kinder gehören so früh wie möglich aufgeklärt, damit so etwas nicht passiert bzw. sie es ggf. kommunizieren können. Ich weiß, dass mit 3 die Artikulation begrenzt ist, aber aufklärende Bilderbücher versteht man in diesem Alter auch. Niemand wird "geschützt", indem man ihn dumm lässt. Ich bezweifle, dass eure Eltern jemals ein aufklärendes Gespräch mit deinem 15-jährigen Bruder geführt haben, das werde ich auch gleich im nächsten Punkt nochmal aufgreifen. Und damit meine ich nicht "Die Samenzelle trifft auf die Eizelle" sondern die Überschreitung von persönlichen Grenzen und deren Folgen für den Betroffenen, den fehlenden Realismus der Pornographie etc. Der biologische Prozess ist vollkommen irrelevant, sofern es nicht das Ziel ist, das Kind auf seinen Facharzt mit Fachrichtung GY näkologie vorzubereiten.
Ein unwissender Mensch ist ein gefährdeter Mensch, das ist gerade bei Kindern noch relevanter als bei Erwachsenen. Um das mal eben anhand eines Erwachsenenbeispiels deutlich zu machen:
Wenn ich nicht weiß, dass auf dem Joggingweg, den ich nutze, täglich 40 Frauen entführt werden, um sie irgendwohin zu verschiffen und sie dort anschaffen zu lassen, werde ich den Joggingweg trotzdem bestreiten. Wäre ich dort gejoggt, wenn ich es gewusst hätte? NEIN! Habe ich dadurch ein Risiko vermieden? JA!
Meine persönliche Erfahrung: Mutter hat das Thema totgeschwiegen und als sie in der 3. Klasse meine Schulsachen durchgegangen ist, eine Riesenwelle daraus gemacht, dass wir SCHON mit 9 lernen, was eine Scheide ist. Es handelte sich wirklich einzig und allein um eine Skizze von Junge und Mädchen, bei denen man die Körperteile benennen sollte. Wie du dir sicher schon denken kannst, ist das viel zu spät, wenn man Aufklärung als Prävention sieht. Die Täter haben ja keinen Verband gegründet, in dem sie beschlossen haben, nur Jugendliche ab 13 Jahren zu ihren Opfern zu machen.
Ich habe mich dann auch für Bravo und Co. interessiert, die sie mir sehr widerwillig gekauft hat und jedes Mal wenn ein (ihrer Meinung nach) ungeeignetes Gadget dabei war, ist sie regelrecht ausgerastet. ich kann mich noch daran erinnern, wie sie wieder ins Auto kam und 10 Minuten lautstark darüber geraget hat, was für ein "tolles" Gadget das für ne 9-jährige sei (es war dieses Mal ein Kondom drin), ein anderes Mal hat sie mich wie so oft ignoriert, als ich fragte was das auf der Kette (auch Bravo-Gadget) bedeutete. Es stand age und sex drauf, die Frau kann halt kein Englisch und hat nicht gepeilt, dass mit sex einfach nur das Geschlecht gemeint war. Richtig Ärger gab es dann aber mit dem hellblauen String, der 1 mal dabei war. Mir wurde aus Gründen, die ich nicht verstehe, selbst verboten ihn in meinem Zimmer unter meiner Bettdecke zu tragen. (Ich hatte den String aber an, weil ich es so entspannend fand mich daran zu reiben, er hatte ein sich gut anfühlendes Material und hat mir strategisch dabei geholfen, meine aggressive Mutter zu ertragen, quasi wie eine Massage). Demnach wollte ich ihn natürlich nicht ausziehen und meine Mutter hat jede Gelegenheit genutzt, in meine Privatsphäre einzudringen und mich zu demütigen, weil ich nicht auf sie höre. (bspw. das Klo öffnen, während ich drauf sitze und die Hose runterziehen, während wir auf dem Aldi-Parkplatz sind).
Allgemein gab es bei allem, was irgendwie ein "Pubertätszeichen" ist, eine Riesenverleumdung seitens meiner Mutter. 10-11- Jährige brauchen keine Rasierer, 10-11-Jährige brauchen keine BH's, es hätte mich nicht erstaunt, wenn sie der Meinung gewesen, dass ich keine Binden bräuchte, aber diese Verleumdung wäre der werten Ordnungsfanatikerin wohl zu viel "Sauerei" gewesen. Ein halbes Jahr später hat sie mir im C&A übrigens mit den drohenden Worten "Sag mal hast du keinen BH an?" den Ausschnitt meines Oberteils runtergezogen (hatte so welche mit Fake-Körbchen, also noch keine richtige BH-Größe, aber auch kein Bustier, die aber inzwischen viel zu klein waren). Und ich dachte, 11-jährige bräuchten keine BH's...
Im Endeffekt lief es darauf hinaus, dass ich noch viele Jahre dachte, Kondome seien in erster Linie zum Wasserbomben bauen da und ich ein völlig gestörtes Bild von Sexualität habe und es hasse, wenn mir jemand nur zu nahe kommt. Vorher hatte ich trotz Missbrauchserfahrung gar kein Problem damit, ich war nur interessiert und neugierig. Das Verhalten meiner Mutter hat mich hochgeradig verstört. In jüngster Vergangenheit war ich übrigens das annormale Kind, weil ich es ekelhaft fand, sie und ihren Macker jedes Mal beim Pimpern zu hören, während mir gedroht wurde, weil ich nachts die Toilette benutzte und sie davon wach wurde. Zitat: "Unglaublich, ne 19-Jährige, die sowas eklig findet *vogel zeig*, du bist NICHT normal".
Bei meinem Bruder hat sie, als er mit 16 seine erste Freundin hatte, erst mal erklärt, dass sie Kondome benutzen müssen, kannste dir nich ausdenken. Da kann man's auch gleich lassen.
3. Mädchen werden erzogen, Jungs geliebt. Es herrscht die Überzeugung, dass man Mädchen ja besonders behüten müsse, da sie so leicht zu manipulieren und ja viel gefährdeter für jegliche Dinge seien als Jungs. Diese Überzeugung leben Eltern dann in offensichtlicher Ungleichbehandlung aus. 50% von allem, was man nicht darf, wird damit begründet, dass man ein Mädchen sei. Die Jungs seien ja ohnehin nicht gefährdet. Mal abgesehen davon, dass das überhaupt nicht stimmt und gerade bei sexuellem Missbrauch im Kleinkindalter Jungs viel häufiger von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Jedenfalls läuft es dann darauf hinaus, dass dem Mädchen alles verboten und dem Jungen alles (oder vieles) erlaubt wird, worauf das weibliche Kind mit von Natur aus ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn natürlich ausrastet. Anschließend wird es von den Eltern abgewertet, weil es sich ja nicht "benehmen" kann und sich mal ein Beispiel am Bruder nehmen soll. *kotz* Es sei dann besonders dramatisch, im schönsten Fall wird noch abgewertet "dieses Weib etc. hat wieder ihre 5 Minuten etc." Mit dem eigenen Verhalten hat das natürlich überhaupt nichts zu tun. Selbstreflexion und Eltern sind i.d.R. zwei Konzepte, die sich untereinander noch nie begegnet sind.
Gefahr für ihn? Niemals! Er, was verbrochen? Niemals!
Während die Eltern damit beschäftigt sind, ihr Mädchen vor x-möglichen Gefahren zu "schützen"(tatsächlich aber eher ins offene Messer laufen lassen), indem sie ihm alles verbieten und es "dumm" lassen, verbringen sie keine EINZIGE Minute mit der Idee, ihren Jungen vorm "Täter werden" zu schützen.