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Trauerphasen?

julia19

Neues Mitglied
Hallo,

vor einen Monat ist mein Freund bei einem schweren Autounfall ins Koma gefallen. Seitdem hat er zwar schon einige Fortschritte gemacht, ist leider aber immer noch nicht wach und die Ärzte können mir auch nichts genaues sagen. Ich versuche ihn so oft es geht zu sehen, da er aber in Frankreich wohnt, geht es nur 2mal im Monat für ein Wochenende.

Die ganze Sache frisst mich auf :( am Anfang war ich zwar auch total fertig, aber ich hab immer noch Hoffnung gehabt.Momentan hab ich aber das Gefühl, das es keine Hoffnung mehr gibt und selbst wenn er wach wird, ist er dann schwerstbehindert? Ich kann nachts schon nicht mehr schlafen und reagiere immer gereizter auf meine Freunde und Familie.

Kann mir jemand sagen, was ich machen soll? Tipps wären sehr lieb!


Liebe Grüße
Julia
 

Clarissaja

Aktives Mitglied
Hi Du,

ich habe vor einem halben Jahr meine Mutter begleitet, die ebenfalls ins Koma gefallen ist, allerdings durch einen Schlaganfall bedingt. Ich kann daher sehr gut nachfühlen wie es Dir geht.

Könntest Du es irgendwie finanziell und beruflich schaffen länger dort zu bleiben (mind. 1-2 Wochen) für mehrere Stunden am Tag? Ich frage Dich das, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass man beim Kranken selbst ein viel deutlicheres Gefühl bekommt. Ich habe 3 Monate täglich für mehrere Stunden auf der Intensiv am Bett meiner Mutter gessen und hatte irgendwie ein ganz klares Gefühl davon, dass sie zurück kommen wird (das war dann Gott sei Dank auch so). Das war wirklich seltsam, aber dieses deutliche Gefühl kam tief aus meinem Bauch. Obwohl ich furchtbare Angst um sie hatte. Doch wenn ich diese Nähe nicht gehabt hätte, dann wäre ich vermutlich ins zweifeln gekommen, weil mir die Verbindung zu ihr gefehlt hätte. Denn der Kranke gibt auf einer anderen Ebene Signale, eine Ebene die man nur erspüren kann. Der Kopf redet einem so manches ein, aber da gibt es ein klares Gefühl im Bauch, dem man vertrauen kann.
Laß Dich ganz auf ihn und die Situation ein, mit all dem Schmerz und der Angst die dazu gehört, dann wirst Du vielleicht erspüren wie es um ihn wahrhaft steht. Und dann hast Du die Chance zu Hoffen, oder Abschied zu nehmen.

Ich wünsche Dir von Herzen das sich alles zum Guten wendet!
sei lieb gegrüßt
Claris
 

julia19

Neues Mitglied
Danke für deine lieben Worte! Ich war nach Weihnachten für eine ganze Woche bei ihm, hab ihn auch jeden Tag im Krankenhaus besucht und ich geb dir recht, man spürt eine viel deutlichere verbindung und auch wie es dem Menschen geht. Ich rede zwar jeden Tag mit den Eltern, aber leider hilft das nicht viel und ich vermisse ihn sehr!! :(
Für weitere Wochen dahin kann ich leider nicht, da ich in meinem letzten Ausbildungsjahr stecke. Dabei würde ich am liebsten alles hinschmeißen und zu den Eltern ziehen um bei meinem Freund zu sein.

Danke nochmals,
Liebe Grüße

Julia
 
G

Gast

Gast
Hallo Julia,

Den Beitrag hier schreibe ich mal als Gast, denn ich will nicht dass die Leute allzu viel über mein familiäres Umwelf wissen.

Mein Bruder ist Alkoholiker. Seit einiger Zeit versucht er, trocken zu werden aber es gibt immer wieder Rückfälle. Hin und wieder muss er ins Krankenhaus, um sich entgiften zu lassen wenn er merkt, dass er zu viel getrunken hat und vor einer Alkoholvergiftung steht.
Mir hat das auch sehr zugesetzt.

Momentan bin ich ruhiger geworden, was das angeht, denn ich weiß dass ich ihn das nächste mal zu einer Terhapie schleppe, wenn er sich wieder betrinken sollte. Ein Rückfall wäre ungünstig, aber eine Möglichkeit, ihn zum nächsten Schritt zu "zwingen". Und falls er es aus eigenem Antrieb schaffen sollte, trocken zu bleiben ist es ja umso besser.

Du solltest das ähnlich sehen:
Dein Freund ist in einer schlimmen Lage, keine Frage. Aber er ist auf dem Weg der Besserung.
Bis er aufwacht, ist es eine Frage der Zeit und mehr nicht. Du meinst selber, dass er Fortschritte gemacht hat, also braucht er nur seine Zeit, bis er wieder auf die Beine kommt.
Vielleicht können Dir die Ärzte nicht sagen, wann er zu sich kommt, aber äußern sie denn Zweifel, dass er überhaupt aufwacht?

Auch, wenn er Probleme nach dem Aufwachen haben sollte, gilt dasselbe Prinzip:
Er, und auch Du werdet beide lernen mit der Situaion umzugehen. Sie mag noch so schlimm sein, ihr werdet trotzdem Tag für Tag einen kleinen Schritt nach vorne machen, und wenn ihr euch ranhaltet, ist es dort auch nur eine Frage der Zeit, bis ihr mit den Problemen klarkommt, und glücklich sein könnt.

Es geht jeden Tag ein bisschen vorwärts. Grade auch an Tagen, an denen man das nicht sehen kann.
 

Clarissaja

Aktives Mitglied
Lässt sich Dein letztes Ausbildungsjahr nicht auf Grund der besonderen Situation strecken? Hast Du mal mit Deinen Ausbildern über solche Möglichkeiten gesprochen? Ich würde das versuchen.
Du lebst in einer Ausnahmesituation und ich würde Dir so wünschen, dass es einen Weg gibt um bei ihm zu sein. Das ist nicht "nur" für Dich wichtig, auch für ihn!
Wenn das alles nicht geht, dann besinne Dich auf Dein Gefühl was Du hattest, als Du an seinem Bett gesessen hast.


ganz lieben Gruß zurück
Claris
 

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